"Für alle eine komplett neue Situation"

Benjamin Kessel im Interview

Es dauert noch wenige Tage, bevor die Löwen am Samstag wieder in der 3. Liga auf Punktejagd gehen. Vor dem Spiel gegen Viktorian Köln spricht Dauerbrenner Benjamin Kessel, der sich gerade mit dem gesamten Team im sogenannten Quarantäne-Trainingslager befindet, im Interview mit eintracht.com über die Vorfreude, Hygienemaßnahmen und Spiele ohne Zuschauer:

Benny, am Samstag geht es nach fast zwölf Wochen Pause endlich wieder um Punkte in der 3. Liga. Wie wichtig war es, endlich Klarheit zu haben?

Benjamin Kessel: „Die ersten Wochen im Training waren für uns alle eine komische Situation. Keiner wusste, ob und wann es weitergeht. Es gab kein konkretes Ziel, auf das man hinarbeiten konnte. Für uns war es wichtig und schön zu hören, dass es weitergeht.”

Was überwiegt jetzt, vier Tage vor dem Re-Start? Vorfreude oder Anspannung?

Kessel: „Die Vorfreude, denn wir sind jetzt schon seit fünf Wochen zusammen im Training und es geht endlich los. Die Anspannung wird jetzt sicherlich auch von Tag zu Tag mehr werden, insgesamt überwiegt aber die Lust aufs Fußballspielen.”

Trainingslager mit der Eintracht sind für Dich eigentlich seit Jahren Routine, ein Quarantäne-Trainingslager bringt aber zahlreiche Besonderheiten mit sich. Welche Unterschiede werden Dir besonders in Erinnerung bleiben?

Kessel: „Es ist natürlich nicht wie sonst, wenn man mit der Mannschaft ins Hotel fährt. Statt in Doppelzimmern zu übernachten, hat jeder Spieler ein Einzelzimmer, außerhalb des Platzes müssen wir immer eine Maske tragen und Abstand halten. Außerdem ist es natürlich komisch, nicht mit Pfitze auf einem Zimmer zu sein. Auch das Essen ist mit einigen Auflagen verbunden. Insgesamt sind viele Sachen zeitintensiver. Das Training ist wieder wie sonst auch. Im Endeffekt machen wir das sehr gerne mit dem Wissen, dass es dann wieder möglich sein wird, Fußball zu spielen.”

Wie sieht ein Tag in Barsinghausen aktuell aus? Und welche Möglichkeiten habt Ihr, um Euch im Hotel die freie Zeit zu vertreiben?

Kessel: „Gestern haben wir zweimal trainiert, heute nur einmal und entsprechend ist der Nachmittag frei. Wir sind hier auf der Hotelanlage komplett abgeschottet. Die Zeit können wir aber nutzen, um Massagetermine wahrzunehmen oder uns mit den Jungs einfach mal zu unterhalten. Manche bleiben aber auch auf dem Zimmer und spielen Playstation, jeder wie er mag. Natürlich werden auch viele Gespräche geführt, der Trainer spricht mit jedem Einzelnen oder in Kleingruppen. Insgesamt lässt sich die Zeit also ganz gut nutzen.”

Am Samstag stellt sich Viktoria Köln an der Hamburger Straße vor, wie gestaltet sich die Vorbereitung auf den Gegner nach einer Pause von mehreren Monaten?

Kessel: „Es ist natürlich schwieriger. Für uns alle ist das eine komplett neue Situation. Klar, die einen haben etwas früher anfangen können zu trainieren und die anderen später. So, wie es ist, müssen wir die Situation am Samstag annehmen. Die Vorfreude auf das Fußballspielen überwiegt aber”.

Im EINTRACHT-STADION könnt Ihr Euch normalerweise Heimspiel für Heimspiel auf die Unterstützung der Fans verlassen. Bis zum Saisonende werden die Partien  unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Wie sehr wird Euch der Support von den Rängen fehlen?

Kessel: „Ich bin gespannt wie es wird, ins EINTRACHT-STADION einzulaufen und einfach keine Zuschauer zu sehen. Das hatten wir noch nie und werden es auch hoffentlich nicht mehr lange haben. Unsere treuen Fans haben immer zu uns gestanden, aber da müssen wir jetzt durch. Man muss sich nur unsere letzten beiden Heimspiele anschauen, da war die Stimmung einfach nur überragend. Fans gehören einfach zum Fußball dazu, all die Emotionen, das Pushen und die Gesänge von den Rängen werden fehlen. Jetzt sind wir als Mannschaft gefordert.”

Das Restprogramm wird mit Spielen im Rhythmus von drei bis vier Tagen extrem kräftezehrend. Worauf wird es im Saisonendspurt mit der hohen Belastung ankommen?

Kessel: „Wir haben den Vorteil eines sehr breiten und ausgeglichenen Kaders. Es kann uns zugutekommen, dass wir durchwechseln können, ohne dass die Qualität auf dem Platz groß nachlässt. Es wird noch jeder Spieler aus unserem Kader gebraucht werden, um diese Belastung wegzustecken. Elf Spiele in fünf Wochen zu haben, kennen wir nicht, aber wir werden uns durchbeißen und dann ist noch einiges möglich.”

Benny, vielen Dank für das Interview!

Foto: Agentur Hübner