Achterbahn der Emotionen in Fürth
Löwen spielen 3:3-Remis gegen die Spielvereinigung
Der 32. Spieltag hielt für die Eintracht einiges bereit. Bei der SpVgg Greuther Fürth sicherten die Löwen am Ende mit einem 3:3 (1:2)-Remis einen Punkt im Abstiegskampf. Nach einem überragenden Start der Blau-Gelben, die durch Thórir Helgason (13') und Rayan Philippe (15') nach einem Doppelschlag mit zwei Treffern in Führun gingen, kamen die Fürther im ersten Durchgang durch Tim Lemperle noch einmal ran (33'). Kurz vor dem Pausenpfiff dezimierten sich die Löwen dann selbst, als Robin Krauße die Rote Karte sah (45'+4). Die Überzahl gab den Grün-Weißen Aufwind und sie drehten zunächst durch Robert Wagner (67') und Armindo Sieb (74') das Spiel, ehe Rayan Philippe mit seinem zweiten Tor des Tages wieder auf Remis stellte (79').
Ausgangslage:
Noch drei Saisonspiele bleiben übrig, um das gemeinsame Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Die Löwen wollten die herbe 0:4-Heimniederlage gegen den Hamburger SV am vergangenen Wochenende vergessen machen und etwas Zählbares aus dem Frankenland entführen. Bei nur zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz, wäre „ein Sieg ein Riesenschritt“, betonte Cheftrainer Daniel Scherning auf der Pressekonferenz vor dem Duell. „Wir haben seit November viel investiert, uns deutlich verbessert und aufgeholt. Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem wir uns belohnen wollen.“ Doch auch, wenn es für den heutigen Gegner tabellarisch nur noch um eine höhere Punktzahl ging, gab auch SGF-Trainer Alexander Zorniger den Kurs vor, nichts herschenken zu wollen: „Wir wollen uns zum einen nichts vorwerfen lassen Richtung Abstiegskampf und zum anderen uns im Heimspiel etwas Gutes tun.“
Aufstellung:
Scherning setzte auf zwei Veränderungen im Vergleich zum Heimspiel gegen den HSV. So durfte sich Anderson Lucoqui über seinen zweiten Startelfeinsatz seit seinem Wechsel zur Eintracht freuen, Anton Donkor nahm für ihn vorerst auf der Bank Platz. Ebenfalls kehrte Robert Ivanov erstmals seit seiner Gehirnerschütterung für Jannis Nikolaou zurück in die Anfangsformation der Abwehrkette. Die Hausherren tauschten derweil ebenfalls zweimal: Der gelbgesperrte Simon Asta wurde durch Oualid Mhamdi ersetzt und der zuletzt angeschlagen pausierende Robert Wagner begann nach seinem Comeback im Kader der Fürther im Mittelfeld für Philipp Müller.
Die Partie:
Gerade einmal 20 Sekunden waren gespielt, da kamen die Löwen zum ersten Abschluss. Johan Gómez legte im Strafraum der Fürther für Rayan Philippe auf, der direkt abzog. Sein Versuch rutschte jedoch rechts knapp am Tor vorbei und landete am Außennetz (1‘). Nach fünf gespielten Minuten musste Alexander Zorniger dann schon das erste Mal wechseln: Maximilian Dietz musste nach einer Verletzung ohne gegnerische Einwirkung raus, Damian Michalski kam für ihn sehr früh für ihn in die Partie (6‘). Dann folgte ein Glanzmoment von Thórir Helgason. Der Isländer fand Marvin Rittmüller auf der rechten Seite mit einem wunderbaren Seitenwechsel, dieser legte sich das Leder noch einmal vor und spielte zurück ins Zentrum. Im Rückraum erreichte das Spielgerät wieder Helgason, der direkt abschloss und die frühe Führung markierte (13‘). Das Kleeblatt wollte sofort eine Reaktion zeigen, doch eine geklärte Angriffsaktion ließ sie nur wenige Sekunden nach dem 0:1 in einen Konter der Löwen laufen. Gómez schickte Philippe auf die Reise, der völlig frei seinen Bewachern blitzschnell entwischte und vor Schlussmann Jonas Urbig wie schon in Osnabrück eiskalt blieb. Das 0:2 per Doppelschlag war gefallen (15‘)! Ein großartiger Start aus Braunschweiger Sicht, der die Gastgeber nun unter Druck setzte. Die Fürther blieben in der Folge offensiv zielstrebiger, probierten mit einigen Aktionen wieder den Anschluss an die Partie zu finden. Doch die Abwehr der Eintracht ließ wenig zu, stand kompakt und ging auch in den Zweikämpfen rigoros zu Werke. Zwischenräume boten sich dem Kleeblatt zunächst nicht. Nach einem Eckball lag der Ball dann zwar im Kasten von Ron-Thorben Hoffmann, doch dem Treffer war ein Offensivfoul vorangegangen. Die Blau-Gelben versuchten unterdessen vor allem nach Ballgewinn wieder schnell umzuschalten und suchten in Umschaltsituationen ihre Chancen. Nach einer halben Stunde folgte dann die kurze kalte Dusche. Die Mannschaft von Daniel Scherning ließ Tim Lemperle an der eigenen Strafraumgrenze zu viel Platz, die Leihgabe des 1. FC Köln suchte den Torabschluss und traf aus dem Nichts zum 1:2. Sein flacher Schuss schlug unten links im Netz ein, Hoffmann kam nicht mehr an das Spielgerät (33‘). Der Treffer verschaffte den Fürthern wieder Hoffnung, die Löwen mussten nun ihre gute Sortierung in der Defensive halten. Fehler beider Teams im Mittelfeld und kleinere Fouls ließen in den Minuten darauf wenig im Angriff zu. Kurz vor dem Pausenpfiff vergab Armindo Sieb dann per Kopf die beste Möglichkeit der Fürther auf den Ausgleich, als er nach einer Ecke das Leder knapp über die Latte setzte (45‘+3). Doch der größte Schock folgte für die Eintracht auf dem Fuße. Nach einem Foulspiel am Mittelkreis ging Robin Krauße aus der Sicht des Schiedsrichters zu hart zu Werke und sah glatt rot (45‘+4). Zu zehnt ging es also mit der Führung in die Kabine und ein guter Plan für die zweite Hälfte musste her.
Die Überzahl der Spielvereinigung machte sich direkt im Spiel bemerkbar. Die Löwen stellten sich hinten rein, die Fürther hatten sehr viel Ballbesitz und suchten Lücken. Der Fokus lag für die Eintracht voll und ganz auf dem Verteidigen. Ein paar Entlastungsangriffe brachten vorerst keine Gefahr. Im Gegenteil Fürth blieb weiter am Drücker und Hoffmann war gefordert: Der 25-Jährige parierte einen Schuss aus der Drehung von Dennis Srbeny nach einer guten Stunde sehr stark und hielt so die Führung fest (59‘). Nur zehn Minuten später konnte er beim Schuss von Robert Wagner aber auch nichts machen. Der Fürther Mittelfeldmann bekam von Srbeny den Ball aufgelegt und schloss schwungvoll aus gut 18 Metern ab. Hoffmann flog dem Leder zwar hinterher, konnte den Einschlag aber nicht verhindern (68‘). Der Ausgleich für die Gastgeber bestätigte das Spiel in eine Richtung. Nach einem Freistoß von Philippe kam der eingewechselte Niklas Tauer an den Ball. Die Direktabnahme im Strafraum verfehlte sein Ziel aber um zwei Meter (72‘). Bis dato blieb es zunächst die einzige Chance für die Eintracht, das Kleeblatt sorgte offensiv weiter für Gefahr und belohnte sich für den Aufwand. Michalski fand Armindo Sieb am Fünfmeterraum, der per Volleyschuss aus kurzer Distanz das Spiel drehte (74‘). Eine ganz bittere Pille, die der Partie aber umso mehr Aufschwung gaben, denn nur Minuten darauf lag das Leder schon wieder im Netz. Dieses Mal aber auf der Seite des Kleeblatts. Philippe bekam auf der linken Angriffsseite von Helgason das Spielgerät serviert und mit dem ersten ernsthaften Abschluss im zweiten Durchgang traf der Franzose zum 3:3. Sein Abschluss auf das lange Eck ließ Urbig keine Chance und war erstklassig (79‘). Es roch nach Remis im Sportpark Ronhof, doch noch war nicht Schluss. Fünf Minuten vor dem Ende ging Srbeny nach einem Kontakt mit Ermin Bicakcic im Braunschweiger Sechzehner zu Boden. Schiedsrichter Hempel schaute sich die Situation mit Videobeweis an und zeigte auf den Punkt. Torschütze Lemperle trat an, scheiterte aber am glänzend parierenden Hoffmann, der das Unentschieden in letzter Minute sicherte (88‘).
Die Löwen sichern in einer Achterbahnfahrt der Emotionen und einem verrückten Spiel einen Zähler in Fürth. Am kommenden Wochenende geht es nun ins letzte Heimspiel der Eintracht in der laufenden Saison gegen Wehen Wiesbaden (Sonntag, 12. Mai, 13.30 Uhr).
Das Spiel im Stenogramm:
Fürth
Urbig – Mhamdi (L. Petkov, 46‘), Srbeny (Pfaffenrot, 90‘+2), Hrgota (C), Consbruch, Meyerhöfer, Lemperle, Wagner, Jung (Haddadi, 80‘), Sieb, Dietz (Michalski, 6‘).
Eintracht
Hoffmann – Ivanov, Bicakcic, Philippe (Nikolaou, 82‘), Lucoqui (Donkor, 77‘), Rittmüller, Helgason, Kuruçay (Krüger, 78‘), Kaufmann (Tauer, 46‘), Krauße (C), Gómez (Griesbeck, 64‘).
Tore:
0:1 Helgason (13‘)
0:2 Philippe (15‘)
1:2 Lemperle (33‘)
2:2 Wagner (68’)
3:2 Sieb (74’)
3:3 Philippe (79‘)
Besondere Vorkommnisse:
Robin Krauße (45‘+4/Rote Karte nach Foulspiel)
Ron-Thorben Hoffmann hält Foulelfmeter von Tim Lemperle (88‘)
Gelbe Karten:
Pfaffenrot / Kuruçay, Lucoqui
Schiedsrichter:
Richard Hempel
Zuschauer im Sportpark Ronhof | Thomas Sommer:
16.626
Fotos: imago images/Zink