Alles zum ersten digitalen Eintracht Fan-Talk

Premiere geglückt!

Am gestrigen Mittwoch wurde aus der großen Loge des EINTRACHT-STADIONs der erste digitale Eintracht Fan-Talk: „Eure Fragen an…“ live übertragen. Jannis Nikolaou, Torwart Jasmin Fejzic, Chef-Trainer Daniel Meyer sowie Geschäftsführer Sport Peter Vollmann stellten sich den im Vorfeld eingereichten Fragen unserer Fans, welche von Moderator Robin Koppelmann gebündelt an das Podium übermittelt wurden. Wer den 90-minütigen Talk versäumt hat, sich aber gern persönlich ein Bild von dem besonderen Flair dieser Veranstaltung machen möchte, kann dies über unseren Youtube-Kanal tun. Unter anderem sprachen die vier Löwen über…

…den 1:0-Erfolg über Sandhausen:
Fejzic: “Nein, den hätte ich auch nicht gehalten (lacht). Der war mehr als perfekt geschossen. Von hinten hatte ich eine komplett andere Perspektive. Ich wusste erst nicht, ob er rausspringt oder reingegangen ist. Dass das Tor dann in der 90. Minute gefallen ist, war umso schöner. Die Gefühle sind dann explodiert. Ich denke, dass wir verdient als Sieger vom Platz gegangen sind.“

Nikolaou: “Das sind dann schon die ganz besonderen Momente. Wir wussten, dass es ein sehr enges Spiel wird und ein sehr wichtiges für uns. Ich glaube, dass sich ein Tor so kurz vor Schluss doppelt geil anfühlt. Dann weißt du, dass du nicht mehr viel Zeit zum Überbrücken hast und den drei Punkten so nah bist. Der Zeitpunkt für solch ein Tor war perfekt.“

…Martin Kobylanski:
Nikolaou: “Koby ist ein ganz normaler Teil unserer Mannschaft. Wir alle wissen um seine Qualitäten, die er gerade in der abgelaufenen Saison eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Wir unterstützen ihn auch und versuchen, dass alles so klappt, wie er sich das vorstellt. Er hat gegen Hertha gezeigt, dass er Spiele entscheiden kann.“

Meyer: “Martin hat in Braunschweig zurecht ein hohes Ansehen, weil er in der vergangenen Saison in der entscheidenden Phase mit seinen Tore maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Eintracht wieder in der 2. Bundesliga spielt. Durch den Respekt, den er sich auch bei uns als neuem Trainer-Team, erarbeitet hat, hat er zur neuen Spielzeit nicht bei null angefangen, sondern hatte einen Vorsprung gegenüber den anderen Jungs. Aber die zweite Liga ist nicht die dritte Liga. Man kann die Quote an Toren und Vorlagen nicht so einfach übertragen. Das sieht man ja auch bei Fabio Kaufmann, der vergangene Saison der Topscorer der 3. Liga war. Daran sieht man, dass es keine Selbstverständlichkeit ist diese Zahlen auch eine Klasse höher zu bestätigen. Sowohl Koby als auch Fabio sind keine Talente mehr, sondern im besten Fußballeralter. Für beide ist es nahezu die letzte Chance sich in der zweiten Liga festzubeißen. Fabio gelingt mit Sicherheit auch nicht immer alles. Durch seine Aktionen und Aktivitäten kann er uns viel geben. Währenddessen Koby ein Künstler ist. Die Verletzung, die ihn aus der Bahn geworfen hat, hat ihn natürlich auch zurückgeworfen. Danach haben wir die Statik in unserem System verändert. Für ihn ist das nicht einfach. Dennoch ist er jemand, der über eine gute Abschlussqualität verfügt.“

…die Rolle als Torhüter:
Fejzic: “Am liebsten habe ich, wenn ich gar nichts zu tun habe. Das bedeutet dann, dass wir einen guten Job machen und alles wegverteidigen. Nürnberg war beispielsweise eine derartige Partie, wo ich nur einen Schuss aufs Tor bekommen habe und wir alles andere bereinigen konnten. Ich habe da nichts gegen. Das bedeutet, dass wir ein gutes Spiel machen. Es gibt dann auch andere Begegnungen, wo ich mich mehr auszeichnen darf oder muss. Dafür bin ich aber auch Torwart. Das mache ich gerne. Ich versuche da zu sein und mein Bestes zu geben, wenn meine Vorderleute mal eine Situation nicht geklärt bekommen.“

…die Situation ohne Zuschauer:
Fejzic: “Ich versuche immer im Spiel zu bleiben. Ich verfolge den Ball und rede teilweise mit mir selber, was manchmal die Auswechselspieler dann auch hören. Zwischendurch rege ich mich natürlich auch über manche Dinge auf. Ich freue mich sehr darauf, wenn die Fans wieder ins Stadion dürfen. Ich vermisse das unheimlich. Immer, wenn wir ein Tor schießen, muss ich alleine jubeln. Sonst konnte ich mich immer in die Kurve drehen und mit den Fans jubeln.“

Nikolaou: “Wir alle vermissen die Fans sehr. Wir hätten gerne das ausverkaufte Stadion. Es kann natürlich für die Kommunikation ein Vorteil sein, weil Proschi auf einmal hört was Jasi zu ihm sagt. Aber die negativen Aspekte überwiegen natürlich deutlich. Mit Sicherheit macht die Corona-Situation die Bindung der Neuzugänge mit den Fans schwieriger. Ich bin leider noch nicht in den Genuss gekommen hier vor einem vollen Stadion zu spielen. Eintracht lebt durch die Fans. Das ist ein Verein, der über die Stadtgrenze hinaus für seine Fans bekannt ist. Man kann unserer Mannschaft sicherlich die eine oder andere Sachen vorwerfen. Ich glaube aber, dass wir in vielen Partien unsere Moral gezeigt haben, vor allem in den vergangenen Begegnungen. Wir kämpfen, werfen uns in jeden Schuss rein. Die Niederlagen haben auch nicht an der fehlenden Identifikation mit dem Verein gelegen, sondern andere Gründe. Es ist einfach schwerer in dem Klub anzukommen, wenn keine Fans da sind.“

…Fejzic' auslaufenden Vertrag:
Fejzic: “Ich bin in guten Gesprächen mit dem Verein. Ich will natürlich hier bleiben. Ich habe schon immer gesagt, dass der Verein mit viel gegeben hat und ich dem Klub so viel wie möglich zurückgeben will. Die Tendenz geht dahin, dass ich hier bleibe und meinen Vertrag verlängere. Ich werde nirgendswo mehr hin wechseln.“

Vollmann: “Bei Jasmin Fejzic stehen wir nicht beim ersten Gespräch, sondern ziemlich nah an dem letzten Gespräch, wenn wir das überhaupt noch führen müssen.“

…das Freistoß-Tor von Felix Kroos:
Meyer: “Ich hatte noch einen gut von ihm. Ich habe mein Profi-Debüt als Trainer damals in Aue gegen Union Berlin gemacht, was richtig gut lief, bis Felix kurz vor Schluss eingewechselt wurde und uns in der 89. Minute ein ähnliches Ding eingeschenkt hatte. Wir haben damit 1:0 verloren. Das war das Erste, was er auf dem Platz am Sonntag zu mir gesagt hat, dass wir jetzt quitt sind. Von daher war es die klare Erwartungshaltung, dass er den Freistoß reinmacht (lacht). Es war ein total wichtiger Sieg gegen einen direkten Konkurrenten. Wir haben einmal mehr die Nervenprobe bestanden.“

…den veränderten Spielstil:
Meyer: “Wir sind transparent damit umgegangen, dass es nötig sein wird, in der laufenden Saison flexibel zu reagieren und uns auf die sportliche Situation anzupassen. Wir sind mit vielen Variablen und Fragezeichen in die Saison gegangen und hatten schon die Hoffnung, in der Hinrunde das eine oder andere Spiel mehr gewinnen zu können. Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen ist nicht ad acta gelegt. Wir mussten Dinge vereinfachen und der Mannschaft ein Gerüst geben, was sie im Moment leisten kann, auch unter dem nervlichen Druck unter dem wir stehen. Ich denke, es ist eine Stärke einen Schritt zurück zu machen und alles dem großen Ziel Klassenerhalt unterzuordnen. Mir ist es dabei nicht wichtig, dass auf der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, mein Name drauf steht. Unsere Hauptverpflichtung ist es, dieses Jahr die Klasse zu halten und nächste Saison wieder zweite Liga zu spielen. Es ist im Moment nicht schön anzusehen. Ich teile diese Ansicht, das ist auch nicht das, was wir am Ende des Tages in unseren Köpfen haben. Der Zweck heiligt die Mittel. Wenn wir die Klasse gehalten haben, können wir uns gerne über den Spielstil unterhalten. Das wäre dann der nächste Entwicklungsschritt.“

…die Kaderplanung im vergangenen Sommer, speziell die Position des Innenverteidigers:
Vollmann: “Wir hatten einen klaren Plan. Im Fußball ist es aber so, dass manche Sachen nicht funktionieren. Niko Kijewski ist früh ausgefallen, den wir in irgendeiner Form ersetzen mussten. Das hat Lasse Schlüter teilweise gut gemacht, aktuell Nico Klaß. Nikolaou kann auch Innenverteidiger spielen, das hat er selbst ja eben auch gesagt. Mit Michael Schultz haben wir gedacht, nehmen wir den besten Spieler aus der 3. Liga auf dieser Position. Da sind wir dann auch in eine Situation gekommen, weil er sehr unruhig gespielt hat und nicht zu der Ruhe gekommen ist, die man in der 2. Bundesliga braucht. Dazu hat er unglücklich agiert, sodass das Selbstvertrauen immer geringer geworden ist. Und dann mussten wir eben auch neu konstruieren und situativ handeln. Dominik Wydra, der eigentlich nur in der Dreierkette die zentrale Position bekleiden kann, musste dann in die Innenverteidigung in der Viererkette rücken. Und so mussten wir die Pläne im Winter ändern. Wir haben auch immer gesagt, dass Jannis Nikolaou ins Mittelfeld muss.“

…die Verpflichtung von Manni Abdullahi:
Vollmann: “Wir haben uns natürlich die entsprechenden Gedanken gemacht und sind bei Manni hängen geblieben, weil auch die Alternativen gefehlt haben. Aufgrund der wirtschaftlichen Fähigkeiten hatten wir keine Möglichkeit auf dem Markt zu handeln und einen Spitzenstürmer zu holen. Wir haben beispielsweise auch mit Guido Burgstaller gesprochen, aber am Ende des Tages sind Daniel und ich vom Stuhl gefallen bei den Forderungen, die gestellt wurden. Wir waren uns um der Situation von Manni bewusst. Wir haben mit Union Berlin gesprochen, wir hatten alles im Kopf, was Manni hier in der Vergangenheit gut und schlecht gemacht hat. Über seine Knieproblematik wussten wir. Ich weiß nicht, wie viele MRTs wir zur Sicherheit gemacht haben. Von den Ärzten haben wir uns das Go geholt, dass das auch funktionieren kann. Was wir nicht wissen konnten, ist, dass er sich in Hannover am Knie verletzt. Dann ging die Situation von vorne los: Muss er operiert werden? Er war bei Spezialisten. Am Ende wurde sich für die konservative Behandlungsmethode entschieden. Das waren alles Dinge, die wir nicht vorhersehen konnten. Manni hat gegen Hertha BSC sein Potenzial, das er hat, gezeigt. Wir sind natürlich auch nicht zufrieden, wir sind enttäuscht. Wir hätte uns von der Leihe deutlich mehr von versprochen, weil er natürlich, wenn er fit und gut drauf ist, eine Spieler in der 2. Liga ist mit großen Potenzial.“

Meyer: “Bei ihm ist es kompliziert. Manni ist fast drei Monate ausgefallen. Diese Zeit muss man aufarbeiten mit der Hypothek, dass es keine zweite Vorbereitungszeit im Winter und keine Testspiele gibt, um ihn wirklich richtig heranzuführen. Es hat immer mal wieder Rückschläge gegeben. Wenn wir ihn zu viel belasten und wir hätten ihn mehr belasten müssen als die anderen Spieler, weil er etwas aufzuholen hat, reagiert das Gelenk. Wir mussten da einfach eine Balance finden. Wir haben uns dazu entschieden ihn nicht für jedes Wochenende spielfit zu bekommen. Das bedeutet, dass wir die nächsten Partien etwas ausgeblendet haben und wir versuchen werden, ihn mit einem speziellen Aufbauprogramm heranzuführen, sodass er besten Falls gegen St. Pauli am Ostermontag wieder eine Option sein kann. Wir haben die Hoffnung, dass er uns dann in der entscheidenden Saisonphase mit noch acht Begegnungen helfen kann. Rein von der Qualität her ist er mit Abstand unser bester Spieler. Manni ist zurecht ein Bundesligaspieler. Wenn er gesund ist, macht er den Unterschied in den Spielen. Wenn er sich nicht verletzt hätte, bin ich davon überzeugt, dass wir einige Punkte mehr auf dem Konto haben würden.“  

…Marco Antwerpen:
Vollmann:
“Wenn man ehrlich ist, dann hat es ja nicht nur positive Stimmen während seiner Zeit in Braunschweig gegeben, sondern auch negative. Wir haben auch in dieser Zeit überlegt, ob die damalige Einstellung von Marco Antwerpen die Richtige gewesen ist. Am Ende der Saison haben wir dann gesehen, dass er einfach viele Leute verloren hat. Er hat auf der Geschäftsstelle und in der Mannschaft an Rückhalt verloren. Inhaltlich hat er einen wirklich sehr guten Job gemacht, den bezweifle ich auch überhaupt nicht. Trotzdem muss man bei einem Trainer auch die Dinge betrachten, an denen er rundum arbeitet. Wenn man bei den nachfolgenden Stationen in seiner Karriere schaut, war das Thema in Würzburg ähnlich. Das ist eine klare Entscheidung, die wir getroffen haben. Dazu stehen wir auch. Es war für uns richtig, Marco Antwerpen nicht weiter zu verpflichten. Es gab nicht genug Argumente dafür.“

…die Jugendarbeit und das NLZ:
Meyer:
“Als ich angefangen habe, waren wir im Austausch um den Zustand und die Rahmenbedingungen im NLZ festzuhalten. Durch die Corona-Pandemie gibt es jetzt natürlich ein Problem, das auch die anderen Vereine haben. Die Jungs haben teilweise ein ganzes Jahr schon keinen Ligabetrieb. Losgelöst vom normalen Status, ist das nochmal eine besondere Lage. Kombiniert mit unserer sportlichen Situation macht es das nicht ganz so einfach. Im Moment können wir nur die Jungs, die am Übergang stehen, einbinden und das haben wir in der Sommervorbereitung auf Empfehlung gemacht. Mehr ist momentan natürlich schwierig zu erarbeiten. Sonst geht es natürlich erstmal darum, wieder in einen Regelbetrieb einzusteigen. Wenn du wirklich einen guten Übertrag haben willst, müsste man schon wahnsinnig viel Geld in die Hand nehmen. Ich weiß, dass auch in der Zeit in der 3. Liga vieles auf ein niedrigeres Niveau heruntergefahren werden musste. Die Mitarbeiter im NLZ machen einen großartigen Job, aber es gibt aber einfach limitierende Faktoren. Dabei geht es nicht nur um die monetäre Seite, sondern auch um einen kleinen Standortnachteil. Ich denke, es wird ein Langzeitprojekt sein, sich anders aufzustellen und sich abzuheben. Du musst einen anderen Weg gehen und es dauert natürlich eine gewisse Zeit, ehe du davon profitieren kannst. Das was wir aktuell haben sollten wir im Auge behalten und gut beobachten, damit wir unsere Talente frühzeitig erkennen. Wir wollen Ihnen Wertschätzung geben und ihnen die Möglichkeit offen halten, sich dann auch in der Profimannschaft zu zeigen. Es geht dann auch darum, sie an das Niveau ran zu führen. Gute Beispiele sind Jannis Kleeberg und Lennart Schulze-Kökelsum, die vielleicht schon im kommenden Jahr zum Profikader gehören. Wir müssen aber auch ehrlich, sein dass das nicht jedem gelingen wird. Es kann einfach nicht jeder 2. Bundesliga spielen, es ist sehr elitär und ein großer Unterschied zur 3. Liga.“

…Verzahnung mit dem Nachwuchs:
Meyer:
“Dennis Kruppke hat mit seinen Trainern im NLZ-Bereich alles im Blick. Die interessanten Spieler kommen dann im ersten Schritt bei Peter Vollmann an. Es gibt dann auch Einschätzungen und haben die relevanten Spieler alle schon begutachten können. Ich maße mir durch meine langjährige Arbeit mit Top-Talenten auch an, nach zwei bis drei Wochen Einschätzungen abzugeben, wo die Reise hinführen kann. Ich hab da natürlich auch gute Vergleiche zu U-Nationalspielern und guten Jungs auf dem Niveau. Wenn es Sinn macht, dann sind wir immer dabei. Im Moment leben wir aber echt vom Austausch, tiefgreifende Veränderungen hervorzurufen ist schwer. Wir drehen im Lizenzbereich und auf der Geschäftsstelle jeden Euro um. Da sind wir an einem Punkt, wo wir Dinge vorbereiten können. Aktuell stecken wir das nötige Geld aber eher in Möglichkeiten, die uns kurzfristig helfen können.“

Vollmann: “Wir müssen aber auch handeln, wenn eine Anpassung nicht funktioniert. Da können wir zum Beispiel auf Matthias Heiland blicken. Diese Anpassung hat nicht geklappt, zukünftig hat er leider keinen Wert für uns. Dann musst du in so einem Fall eben auch diese Entscheidung treffen.“

…die Scouting-Arbeit der Eintracht:
Vollmann:
“Grundsätzlich versuchen wir mit all unseren Mitteln diese Dinge zu bearbeiten. Man muss da immer wieder differenzieren, ob man Talente scouten möchte oder Spieler, die schon irgendwo unterwegs waren. Da werden uns immer so ein Stück weit Nachlässigkeiten vorgeworfen. Das ist aber definitiv nicht so. Wir sind in Datenbänken unterwegs, die auch in der Nähe der Champions League spielen und haben gute Beziehungen, die wir alle versuchen zu nutzen. Aktuell fehlen uns allerdings die Möglichkeiten so zu arbeiten, wie man in diesem Bereich eigentlich erfolgsversprechend arbeiten müsste. VW macht Daten von Autos, die brauchen aber auch Leute die vom Auto fahren Ahnung haben. Da gibt es auch in unserem Sport genug, die sich mit Daten super auskennen, denen aber im Fußballerischen so ein wenig die Kompetenz fehlt, die benötigt wird. Man muss auf beiden Ebenen einordnen. Du kannst auch bei VW bei allen Daten super ausgestattet sein, aber am Ende brauchst du den Testfahrer, den Menschen dahinter. Das Überleben in der 2. Liga ist natürlich die Voraussetzung, dass wir uns auf dieser Ebene noch besser weiterentwickeln können. Wir können das alles aber auch nicht amateurhaft machen, sondern müssen das professionell strukturieren. Die Arbeit mit gelernten Scouts kann nicht von heute auf morgen umgestellt werden. Die braucht einen Aufbau und eine echte, wirtschaftliche Grundlage. Diese Grundlage können wir uns nur holen, wenn wir in der zweiten Liga bleiben.“

…Nico Klaß:
Meyer:
“Ich werde ja auch auf der PK immer wieder gefragt, ob die Situation es nicht zulässt, dass wir unsere jungen Spieler einsetzen. Eigentlich haben wir auf der Position fest mit Niko Kijewski geplant, Lasse war der feste und Nico nur so ein halber Back-Up-Plan, weil er ja eigentlich gelernter Innenverteidiger ist. Wir haben durch den Ausfall von Kiwi zwei völlig unterschiedliche Spielertypen. Ich ziehe meinen Hut vor Lasse Schlüter, der uns offensiv viel gibt und sehr clever Fußball spielt. Mit Nico Klaß haben wir jemanden, der die 3. Liga übersprungen hat, aber mit seiner Schnelligkeit und seinem Pass- und Kopfballspiel unfassbare Voraussetzungen hat. Er macht das auf dieser ungewohnten Position sehr ordentlich. In den Drucksituationen hat er dann vielleicht etwas mehr zu tun, als der eine oder andere erfahrenere Spieler. Ich finde aber, dass es sich lohnt und man dafür dann eben aushalten muss, dass es hier und da mal ein paar Wackler gibt. Gegen Nürnberg fand ich Nico echt stark, da war keine Problematik zu sehen. Die Entwicklungseinschätzung ist sehr hoch, wenn er sich stabilisiert und das Vertrauen bekommt. Macht er noch mehr Erfahrungen auf dem Niveau, ist der Mehrwehrt so groß, dass ich dieses sehr überschaubare Risiko gerne eingehe. Er kann eine ganz prägende Rolle übernehmen.“

…die Identität der Eintracht:
Vollmann:
“Ich beziehe Identität immer auf ein Individuum. Das bezieht sich dann beispielsweise auf ein Gesicht des Vereins. Das haben wir in diesem Fall mit Marc Pfitzner gehabt. Ich würde es aber personenunabhängig machen. Natürlich kann man Personen haben, die die Identität des Vereins sowohl auf der Ebene des Geschäftsführers, als auch auf Trainerebene darstellen. Das wünscht man sich ja. Mit dem SC Freiburg gibt es in Deutschland ja auch Vereine, die immer wieder auf Kontinuität setzen und eine eigene DNA entwickelt haben. Jürgen Klopp hat mal in einem Interview gesagt: „Wir können uns unsere Philosophie leisten.“ Ich glaube, dass es sehr viel damit zu tun hat, was man sich leisten kann. Wir mussten in vielen Dingen Kompromisse eingehen und können uns nicht Top-Talente holen, dass er am Ende zig Millionen generiert. Wir würden das gerne machen, aber das ist sehr schwierig. Das Thema ist auch die Spielweise. Wir merken das besonders an unserem Ballbesitzfußball. Es geht im Moment darum, dass wir Spiele gewinnen. Dann geht man auch von seiner eigenen Philosophie ab. Unser Trainer hat eine Spielidee, die ist uns auch bekannt. Es gibt nicht viele Vereine, die Kontinuität aufweisen können. Mit dem 1. FC Heidenheim und Holstein Kiel gibt es in unserer Liga nicht viele Vereine, die das geschafft haben. Der Weg zur Kontinuität ist hart, aber wenn man diesen steinigen Weg erstmal gegangen ist, dann kann man die Identität leben. Auch Nachfolger müssen überlegt geholt werden, die dann genau in diesen Weg reinpassen. Wir haben deshalb auch unseren Trainer hier, weil er eben eine gute Philosophie hat.“

…den Vertrag des Chef-Trainers für die 3. Liga:
Meyer:
“Die jüngere Historie war schon sehr bewegt und du kannst nicht davon ausgehen, dass sofort alles besser wird. Es kann auch schon passieren, dass es einen Rückschlag gibt. Die Basis, auf der wir uns im Sommer unterhalten haben, war der Fokus auf eine rote Linie und Kontinuität. Wir wollen versuchen Dinge, die in den vergangenen Jahren aufgekommen sind, abzuarbeiten und stimmig zu machen. Da kannst du nun mal nicht sagen, dass du bei Erfolg bleibst und dich bei negativen Zeiten zurückziehen. Das war nie der Ansatz. Die Voraussetzung ist immer, dass das alle wollen. Die Bereitschaft ist aber da und übergeordnet gehen wir davon aus, dass wir auch im kommenden Jahr 2. Bundesliga spielen.“

Vollmann: “Der Trainer hat den Vertrag für die 3. Liga und wenn wir absteigen hat er immer noch Vertrag und dann wird er auch bleiben. Wir versuchen diese Kontinuität umzusetzen. Irgendwann mag der Punkt kommen, an dem man überlegen muss, ob das noch möglich ist. An diesem Punkt sind wir aber noch lange nicht angekommen.“

…die aktuell fehlende Torgefahr:
Meyer:
“Gegen Sandhausen haben wir schon mutig aufgestellt, in dem wir Ji als hängende Spitze und mit unseren schnellen Außenbahnspielern Bär und Kaufmann auch relativ viele von unseren offensiven Jungs auf dem Platz hatten. Es war ein sehr wildes Spiel, aber ich denke, man konnte vor allem in der zweiten Halbzeit schon klar erkennen, welche Mannschaft die Partie auf ihre Seite ziehen wollte. Wir reden viel darüber. Mit Fabio Kaufmann haben wir jemanden, der über seine Außenbahn viel bewegt, aber in der finalen Aktion immer noch ein bisschen Luft nach oben hat. Ich finde schon, dass wir besser, häufiger und strukturierter ins letzte Drittel kommen. Aber am Ende trauen wir uns auch zu wenig. Wir schießen zu wenig aus der zweiten Reihe, um mal Dinge zu provozieren oder mit der Hoffnung, das mal ein abgefälschter Ball reinrutscht. Man sieht es auch im Training, in dem wir bei bestimmten Spielformen mit Abschlusssituationen eben am Ende ein 2:1 stehen haben, bei denen andere Teams die Übung mit 7:6 beenden. Wir schärfen aber immer wieder die Sinne und zeigen die Szenen, in denen mehr drin gewesen wäre. Uns fehlen dann am Ende einfach die klaren Abschlusshandlungen und die letzte Konsequenz. Ich finde trotzdem, dass eine Entwicklung erkennbar ist. Besonders, weil wir hinten jetzt besser stehen, haben die Jungs auch mehr Mut nachzurücken. Ulf Kirsten sprach da einst von der „Mentalität der Staubsaugervertreter“: Du musst immer wieder anklopfen, auch wenn sie die Tür nicht aufmachen.“

Am Ende des Fan-Talks hatten Daniel Meyer und Peter Vollmann noch ein paar direkte Worte für die Fans der Blau-Gelben:
Meyer:
“Ich finde es manchmal schade, dass man uns nicht zutraut, Probleme zu erkennen und zu lösen. Ich würde mir da manchmal wünschen, auch wenn es nicht so einfach ist, weil ich erst in meiner ersten Saison hier bin, dass so ein Grundvertrauen da ist. Ein Vertrauen darin, dass die Leute, die hier tagtäglich für die Eintracht arbeiten immer ihr Bestes für den Verein geben und wir uns viele Gedanken um die Situation machen. Wir packen die Probleme an, natürlich arbeiten wir aber auch aus einem anderen Blickwinkel. Wir können nach einem Spiel nicht auf unsere Mannschaft eindreschen, weil wir wissen, wie wichtig mentale Stabilität ist. Entscheidend ist, dass wir manche Dinge nicht verändern können, weil uns die finanziellen Mittel fehlen. Es gibt dann einfach Unterschiede zu der Betrachtungsweise von außen. Dann wird unterstellt, dass die Identifikation, die Lust oder die Kompetenz nicht da ist, die Dinge zu bearbeiten. Ich glaube, es macht Sinn dieses Team zu unterstützen. Ich kann das gar nicht teilen, wenn gesagt wird, dass sich die Mannschaft nicht reinwirft. Das gilt auch für alle Leute, die ringsherum um das Team arbeiten. Es wird alles dafür gegeben, dass es wieder bergauf geht.“

Vollmann: “Wir arbeiten daran, dass wir es am Ende ohne Relegation schaffen und die innere Ruhe gewinnen können. Ich würde mir auch hin und wieder mehr Verständnis wünschen. Wir sehen nicht extra alles positiv, sondern betrachten die Lage auch kritisch. Jeden Tag sitzen wir ab 8 Uhr bei einem Kaffee zusammen und besprechen den Tag und die Probleme. Wir müssen aber trotzdem unsere Mannschaft positiv begleiten, um sie weiterhin zu stärken.“