Bratmann: "Die Weichen für die Zukunft"

Präsident und Mitglied des Aufsichtsrates im Interview zur aktuellen Situation

Die vergangenen Tage waren bei den Löwen ziemlich turbulent. Um die Ereignisse einschätzen zu können, beantwortet Präsident und Aufsichtsratsmitglied Christoph Bratmann die wichtigsten Fragen rund um den Rücktritt der Aufsichtsratsmitglieder Frank Fiedler, Tobias Rau und Thomas Ritterbusch, die Rolle von Geschäftsführer Sport Peter Vollmann sowie die nächsten Schritte. 

Aktuell hat man den Eindruck, dass es  im Aufsichtsrat ganz schön turbulent zugeht. Mit Frank Fiedler, Tobias Rau und Thomas Ritterbusch sind drei Aufsichtsräte zurückgetreten. Zudem ist zu Beginn des Jahres ja auch Julien Mounier aufgrund beruflicher Veränderungen ausgeschieden. Was bedeutet dies?

Christoph Bratmann: "Wenn nach einem Abstieg mehrere Gremienmitglieder zurücktreten, dann wirkt das nach außen natürlich immer ein wenig besorgniserregend. Die Rücktritte haben sicherlich unterschiedliche Gründe und wir bedauern diese Entscheidungen. Alle haben sich in den vergangenen Jahren mit hohem Zeitaufwand ehrenamtlich eingebracht und engagiert. Wie wir uns hier zukünftig aufstellen, werden wir in den nächsten Wochen erarbeiten. Für Julien Mounier steht mit Jens-Uwe Freitag, der auch bei BS Energy seine Position übernommen hat, ein Nachfolger bereit. Fakt ist, dass der Aufsichtsrat mit fünf amtierenden Mitgliedern voll handlungs- und beschlussfähig ist. Hier werden wir in den nächsten Tagen die Weichen für die Zukunft stellen. Die tägliche operative Arbeit wird ohnehin von unserer Geschäftsführung um Wolfram Benz und Peter Vollmann geleistet. Dabei steht aktuell natürlich die Planung der kommenden Saison im Vordergrund."

Volkswagen ist ein extrem wichtiger Partner für die Eintracht. Wie wird sich der Rücktritt von Frank Fiedler in diesem Bereich auswirken?

Bratmann: "Auf die Sponsoring-Aktivitäten hat dies keinen Einfluss. Das hat Volkswagen Financial Services betont und auch klar kommuniziert. Die Unterstützung wird gemäß der getroffenen Vereinbarungen auch in der kommenden Saison fortgesetzt. Das ist für uns ein ganz wichtiges Signal und dafür sind wir sehr dankbar."

Sie haben die Arbeit der Geschäftsführung bereits angesprochen. Auch Peter Vollmann steht in der Kritik. Wie wichtig ist er in der aktuellen Situation?

Bratmann: "Peter Vollmann hat in dieser Phase eine ganz wichtige Aufgabe. Er ist ein absoluter Kenner der 3. Liga  und ist mit all seiner Erfahrung und seinem Netzwerk in der jetzigen Situation extrem wertvoll für uns. Betrachtet man seine Transferbilanz aus den vergangenen Jahren, so kann sich diese durchaus sehen lassen. Er wird hier viel zu häufig für Dinge kritisiert, die er bei seinem Amtsantritt übernommen hat und die natürlich auch nicht unerheblich etwas mit der sportlichen Entwicklung nach dem Abstieg 2018 zu tun hatten. Viele Verträge haben sich im vergangenen Jahr mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga automatisch verlängert, dadurch wurden wertvolle finanzielle Ressourcen und Kaderplätze gebunden. Leider gab es aufgrund der Rahmenbedingungen kaum eine Möglichkeit, diese Spieler an andere Vereine abzugeben. Diese Verträge hat aber nicht Peter Vollmann zu verantworten. Zudem ist die Kaderplanung in den vergangenen Transferperioden auch immer in enger Abstimmung mit den jeweiligen Chef-Trainern erfolgt, deren Wünsche auch dementsprechend berücksichtigt worden sind. Aktuell arbeiten Peter Vollmann und Dennis Kruppke gemeinsam nahezu rund um die Uhr daran, die Eintracht sportlich für die nächste Saison bestmöglich aufzustellen, dabei haben sie unsere uneingeschränkte Unterstützung."

Wie sehen jetzt grundsätzlich die nächsten Schritte aus?

Bratmann: "Die wichtigsten Themen liegen aktuell im sportlichen Bereich. Peter Vollmann und Wolfram Benz befinden sich auf der Zielgeraden in der Auswahl, was die Nachfolge von Daniel Meyer angeht. Es gilt einen Trainer zu finden, der zu uns passt und da bin ich sehr optimistisch. Parallel läuft natürlich auch die Kaderplanung auf Hochtouren. Zum einen die Gespräche mit Spielern, die wir gerne bei der Eintracht halten möchten, deren Verträge aber zum Saisonende auslaufen. Auf der anderen Seite stehen die potenziellen Neuzugänge. Da werden viele Dinge schon unabhängig davon vorbereitet, wer unser neuer Trainer sein wird."

Eine weitere Entscheidung ist bereits gefallen. Mit Dennis Kruppke wird der sportliche Bereich zukünftig breiter aufgestellt…

Bratmann: "Die Idee dahinter ist, dass wir die Aufgaben im sportlichen Bereich zukünftig wieder auf mehreren Schultern verteilen wollen. Viele andere Vereine machen das bereits seit Jahren. Nach der Auflösung der Scouting-Abteilung vor zwei Jahren gilt es jetzt, moderne und zeitgemäße Strukturen zu schaffen. Die Aufgaben und Anforderungen sind mittlerweile extrem komplex, so dass sie von einer Person alleine kaum mehr zu bewältigen sind. Dennis Kruppke, der den Verein seit vielen Jahren bestens kennt, ist aus unserer Sicht ideal für diese Aufgabe. Durch seine bisherige Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum kennt er sich im Bereich Talentförderung bestens aus, darüber hinaus absolviert er aktuell eine Fortbildung in den Bereichen Spielanalyse und Scouting. Er wird sich in den nächsten Wochen und Monaten in diese komplexen Themen einarbeiten und sich so zu einer wertvolle Unterstützung für Peter Vollmann entwickeln. Die beiden ergänzen sich optimal. Peter Vollmann mit seiner jahrelangen Erfahrung und Dennis Kruppke mit seinem Knowhow im Nachwuchs- und Scouting-Bereich werden ein gutes Team sein, zudem kennen und schätzen sie sich sehr."