Der blau-gelbe Jahresrückblick - Teil 2

Von Pokalhelden und Jubiläen

Die Löwen waren also zurück in der 2. Bundesliga! Nach dem die Freude und der Jubel in der Region etwas abgeklungen waren, wurde klar, dass man vor keiner einfachen Saison stand. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren auch im August des Jahres deutlich spürbar und so wurde schnell offensichtlich, dass auch in der nun folgenden Zweitligasaison der Eintracht kein ausverkauftes EINTRACHT-STADION mehr möglich sein wird. Zusätzlich zu der weiter bestehenden Corona-Lage, wurde in der Mannschaft personell etwas verändert.

Nach dem ehemaligen Chef-Trainer Marco Antwerpen, wurde im Juli der gebürtige Hallenser Daniel Meyer an der Hamburger Straße vorgestellt. Der inzwischen 41-Jährige sammelte bereits einiges an Erfahrung als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Köln und fungierte außerdem schon als Zweitliga-Trainer vom FC Erzgebirge Aue. Mit ihm hat die Eintracht den Klassenerhalt am Ende der Saison fest im Blick. Neben dem Chef-Trainer konnten die Blau-Gelben auch die Dienste von Thomas Stickroth als neuen Assistenztrainer und Marc Lorius als Athletiktrainer gewinnen.

Auch im Kader der Löwen tat sich Einiges. So durften die Fans des BTSV Stürmer Suleiman Abdullahi zurück begrüßen. Der Nigerianer lief bereits zwei Jahre für die Eintracht auf und kehrte im Sommer vom 1.FC Union Berlin zurück zu den Blau-Gelben. Ebenfalls neu im Trikot der Eintracht waren Verteidiger Nico Klaß, Torhüter Felix Dornebusch, Mittelstürmer Njegos Kupusovic, Verteidiger Michael Schultz, Mittelfeldakteur Yassin Ben Balla, sowie der 22-Jährige Iba May, Innenverteidiger Dominik Wydra, Offensivspieler Fabio Kaufmann und Jannis Nikolaou, der von Dynamo Dresden zum BTSV wechselte. Zusätzlich zu den Neuzugängen vor der Saison, konnten die Löwen auch Mittelfeldstratege Felix Kroos vertraglich binden. Der 29-Jährige bringt durch seine Zeit bei Werder Bremen und Union Berlin 80 Spiele Bundesliga-Erfahrung mit nach Braunschweig.

Die erste Aufgabe nach dem Umbruch der Mannschaft war die 1. Runde des DFB-Pokals. In einem Heimspiel am Freitagabend ging es vor zugelassenen 500 Zuschauern gegen den Bundesligisten Hertha BSC Berlin. Dieser 11. September 2020 sollte als denkwürdiger Abend in die Geschichtsbücher der Eintracht eingehen. In einem spektakulären Spiel gewann der BTSV am Ende mit 5:4 und konnte seinen lange verloren gegangenen Ruf als Pokalschreck neu aufleben lassen. Held des Abends war Kapitän Martin Kobylanski, der alleine drei Treffer erzielte und die Löwen auf die Siegerstraße brachte. Er wurde verdientermaßen zum "Man of the Match" gewählt. 

Doch nach der Kür, folgte die Pflicht. Die Blau-Gelben starteten in den Liga-Alltag. Am vierten Spieltag gelang den Löwen dann der erste Heimsieg in der 2. Bundesliga seit etwas mehr als zwei Jahren. Gegen den VfL Bochum drehten die Löwen einen frühen 0:1-Rückstand in Unterzahl und holten mit einem 2:1-Sieg die ersten drei Punkte der Saison. Auffällig dabei war, dass die Löwen seit November 2019 kein Heimspiel mehr verloren hatten. Diese Serie hielt vorerst auch gegen den 1.FC Nürnberg, als man in einem verrückten Spiel durch ein Traumtor von Danilo Wiebe 1:0 in Führung ging, dann 2:1 zurück lag und in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit durch einen Elfmeter von Nick Proschwitz zu einem 3:2-Heimsieg kommen konnte. Allgemein wurden die Löwen in dieser bisherigen Saison als Comeback-Monster bekannt. Auch gegen Sandhausen holte man ein 0:2 auf und konnte durch Yari Otto's Kopfballtreffer noch einen Punkt mitnehmen. Das gleiche Spiel wurde beim Heimerfolg gegen den FC St. Pauli gespielt. Wieder ging man in den Anfangsminuten in Rückstand, fing sich aber wieder und zeigte Kampfeswille und Moral. In dieser Partie konnten die Löwen sogar noch drei Punkte mitnehmen. Auch am zwölften Spieltag der 2. Bundesliga lag der BTSV durch zwei Gegentore in der ersten Halbzeit gegen den SC Paderborn 07 mit 0:2 zurück. Am Ende entschied Matchwinner Fabio Kaufmann die Partie durch seinen Treffer zum 1:2 und seine traumhafte Flanke, die zur Torvorlage für Nick Proschwitz wurde, der in der Schlussphase der Begegnung einköpfte. Vor der Weihnachtspause stehen die Löwen mit zwölf Punkten über dem Strich und haben einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. 

Zu Beginn der Spielzeit 2020/2021 war es den Vereinen der höchsten deutschen Spielklassen noch erlaubt, Zuschauer in den Stadien zuzulassen. So waren bei der Partie gegen Holstein Kiel und den VfL Bochum noch insgesamt knapp 8.000 Menschen im EINTRACHT-STADION. Doch nachdem sich die Infektionszahlen erneut erhöhten, das Risiko anstieg und in vielen Teilen der Nation der Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50 deutlich überschritten wurde, zogen die DFL und die Bundesregierung erneut die Reißleine. Nach der Partie gegen den 1.FC Nürnberg, bei der das vorerst letzte Mal 2.800 Fans unter strengen Hygienevorschriften im Stadion Platz nehmen durften, wurde der Fußball erneut zu einer Sportart ohne Zuschauer. Wenige Wochen danach wurde bekannt, dass sich auch drei blau-gelbe Profis mit dem COVID-19-Virus infiziert hatten. Da sie allerdings zur damaligen Reha-Gruppe gehörten und nicht mit dem ganzen Team trainierten und Kontakt hatten, konnte der Spielbetrieb normal fortgesetzt werden. Seit dem siebten Spieltag herrscht in der Liga also wieder Stille in den Stadien. Die Geisterspiele sind zurückgekehrt. Ein erneuter Umschwung, hin zu Fans auf den Tribünen, lässt sich aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens nicht vorhersagen. 

Nach dem letzten Zweitligspiel des Jahres gegen Fürth, wurde den Löwen am Dienstag vor Weihnachten noch ein besonderes Schmankerl serviert. In der zweiten Runde des Pokals reiste der Deutsche Vizemeister Borussia Dortmund an die Hamburger Straße. Die Blau-Gelben zeigten eine couragierte und kämpferische Leistung, die Hoffnung für die kommenden Spiele machte, verloren aber dennoch mit 0:2 gegen den BVB, obwohl der BTSV mehrere Male den Ausgleich zum möglichen 1:1 auf dem Fuß hatte. Es reichte zwar nicht für das Achtelfinale, trotzdem präsentierte man sich gegen einen 600 Millionen Euro teuren Kader der Dortmunder sehr gut und hielt das Spiel lange offen. 

Zum Abschluss dieses verrückten Jahres 2020, gab es für jeden Fan mit rotem Löwen auf der Brust ein absolutes Highlight. Am 15. Dezember zelebrierten alle Löwinnen und Löwen den 125. Geburtstag des BTSV. Im Rahmen des Ehrentages wurde die ganze Region in die Vereinsfarben getaucht. Über eine Social Wall auf der Homepage der Eintracht konnten die Fans unter dem Hashtag #125JahreBTSV aller Welt zeigen, wie sie das Jubiläum feierten und den Verein hochleben ließen. Anlässlich der Feierlichkeiten wurde im Beisein von Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth, dem BTSV-Präsidenten Christoph Bratmann sowie den Mitgliedern des Präsidiums vor dem Gründerhaus von Eintrachts Ehrenpräsidenten Sebastian Ebel und Gerhard Glogowski feierlich eine Gedenktafel enthüllt. In der Leonhardstraße 11 gründete der spätere Dr. Karl Schaper am 15. Dezember 1895 in seiner elterlichen Wohnung gemeinsam mit jungen Schülern und Lehrlingen den Cricket- und Fußballclub Eintracht Braunschweig. Um den Geburtstag auch in der 2. Bundesliga gebührend zu feiern, lief das Team von Chef-Trainer Daniel Meyer im Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth in Traditionstrikots auf, die an die erste blau-gelbe Spieltracht aus den Jahren 1907/1908 erinnerten. Leider musste die am 15. Dezember angedachte, gemeinsame Feier mit den Fans in der Volkswagen Halle aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Aufgeschoben ist jedoch bekanntlich nicht aufgehoben! Der neue Termin für die Show wurde auf den 1. Juli 2021 gelegt.

So blicken wir dem kommenden Jahr positiv entgegen und hoffen, dass wir so bald wie möglich im 125. Jahr des Braunschweiger Turn- und Sportvereins, das EINTRACHT-STADION an der Hamburger Straße mit Euch zusammen bis zum letzten Platz füllen und den Geburtstag der Löwen so richtig nachfeiern können. Bis dahin, bleibt Ihr bei jedem Heimspiel im Herzen bei uns. Auf ein neues, sportlich erfolgreiches, blau-gelbes Jahr für uns alle. Wir sind Eintracht.

Was sonst noch so los war:

  • Marc Pfitzner beendete nach dem Aufstieg seine Profikarriere bei der Eintracht. Er übernahm das Co-Trainer-Amt bei der U19 der Blau-Gelben und arbeitet aktuell mit dem Nachwuchs im NLZ zusammen. Vielen Dank für alles, Pfitze!
  • Auf der Mitgliederversammlung 2020 wurde Christoph Bratmann als neuer Präsident des BTSV gewählt. Der ehemalige Vizepräsident Bratmann hatte nach dem Ausstieg von Sebastian Ebel die Amtsgeschäfte bereits kommissarisch geführt und wurde nun offiziell als Kandidat vorgeschlagen und mit der benötigten Stimmenmehrheit bestätigt.
  • Im Rahmen einer Vorstandssitzung des BTSV Eintracht von 1895 e.V. wurde Sebastian Ebel auf Vorschlag des Präsidiums einstimmig zum Ehrenpräsidenten des Vereins ernannt. Der 57-jährige Braunschweiger führte den BTSV seit 2007 als Präsident an. Im Juli dieses Jahres legte er neben dem Mandat des Aufsichtsratsvorsitzenden der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA auch das Amt des Präsidenten nieder. Er folgt damit dem 2007 aus dem Amt ausgeschiedenen, bisher einzigen Ehrenpräsidenten, Gerhard Glogowski.
  • Nach dem von der Bundesregierung ein weiterer Lockdown als Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie angekündigt worden war, sind auch wieder die blau-gelben Einkaufshelfer unterwegs, um Einkäufe und Rezeptbeschaffungen für Personen von Corona-Risikogruppen zu übernehmen.
  • Die U21-Länderspiele, die zu Beginn des Jahres leider ausfallen mussten, wurden nachgeholt. Leider ohne Unterstützung der Zuschauer und der tollen Atmosphäre im EINTRACHT-STADION. Die DFB-Auswahl erkämpfte sich trotzdem am 12. November ein 1:1 gegen Slowenien und gewann fünf Tage später in der EM-Qualifikation 2:1 gegen das Team aus Wales.
  • Seit dem Sommer besitzt der BTSV ein eigenes eFootball-Team, das in der bevestor Virtual Bundesliga auf Punktejagd geht. Die eLöwen, bestehend aus Alex „Czapi“ Czaplok, Can „Quare7ma“ Kayhan, Luca „Beast-Army99“ Schulze, Mert „Nando“ Maltepe sowie Dominik Schwerdtfeger, trainieren gemeinsam mit Coach Lukas Hennig und starteten furios als bester Nordklub in die ersten Spieltage der VBL. Aktuell kämpfen die eLöwen um jeden Punkt und wollen sich als Neuling in der Liga beweisen und gut präsentieren. Die Spiele der Mannschaft gibt es immer auf dem Twitch-Kanal der Braunschweiger Eintracht zu sehen.
  • Am 23. Dezember wurden die Eintracht und ihre Fans von einer traurigen Nachricht ereilt. Der Kapitän der Meistermannschaft von 1967, Achim Bäse, verstarb tags zuvor nach kurzer und schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren in einem Braunschweiger Pflegeheim. Der Abwehrspieler spielte 14 Jahre an der Hamburger Straße, bestritt 321 Spiele und erzielte dabei 31 Tore. Ruhe in Frieden, Achim!
  • Das Tor von Danilo Wiebe zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung der Löwen im Heimspiel gegen den 1.FC Nürnberg wurde von der Redaktion der „ARD Sportschau“ für das Tor des Monats im Oktober nominiert. Nilo’s 30-Meter-Kracher war damit seit 2017 die erste Nominierung für einen Spieler der Eintracht.
  • Das Aktionsbündnis „Eintracht hilft“ hat im Oktober 3000 selbstgenähte Masken an das Klinikum Braunschweig übergeben. Dabei handelt es sich um echte Unikate. Zahlreiche ehrenamtliche Näherinnen und Näher hatten die Mund-Nasen-Schutze aus von Eintracht Braunschweig zu diesem Zweck gespendeten Trikots der Saisons 17/18 und 18/19 zugeschnitten und genäht. Vielen Dank für Euren Einsatz!
  • Durch das Verbot von Zuschauern bei den Spielen der 2. Bundesliga, müssen die Fans weiterhin ihrer geliebten Eintracht fernbleiben. Um trotzdem blau-gelbes Spieltagsfeeling auf der eigenen Couch zu bekommen, bieten die Löwen seit Ende November ein Fanradio an, dass die Spiele der Blau-Gelben in die heimischen Wohnzimmer überträgt. Als Teil dieser neuen Möglichkeit, die Eintracht zu verfolgen, wurde ebenfalls ein Radio für sehbehinderte Fans eingeführt.

Fotos: Eintracht, Agentur Hübner, imago/HMB-Media, imago/Sascha Janne

Jahresrueckblick 2020 - Teil 2