Der Hamburger SV im Fokus
Bundesligarückkehr geplatzt
Nach einer vielversprechenden Hinrunde der laufenden Saison war die Hoffnung des Hamburger Sportvereins groß, bald wieder erstklassig spielen zu können. Nun steht es für den Nordklub seit der 2:3-Niederlage gegen den VfL Osnabrück fest, dass sie ein weiteres Jahr im Deutschen Unterhaus verbringen werden. Seit dem Abstieg aus der Bundesliga in der Saison 2017/18 schrammten die Hamburger jedes Jahr knapp an den Aufstiegsrängen vorbei und fanden sich auf dem vierten Platz der Tabelle wieder. Auch mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen die Löwen wäre eine höhere Platzierung in der laufenden Saison nicht mehr erreichbar.
Die Rothosen begannen diese Saison mit einer Reihe von Erfolgserlebnissen und holten aus den ersten 17 Spielen elf Siege und drei Unentschieden, also 36 Punkte. Diese Spielstärke bescherte den Hamburgern lange die Tabellenführung. Als Zäsur kann die zweite Hälfte der Rückrunde gesehen werden. Nach dem Stadtderby, bei dem man sich mit einem 0:1 gegen den FC St. Pauli geschlagen geben musste, war die Tabellenführung immer weiter in die Ferne gerückt. Doch der Aufstieg war zumindest noch greifbar, wenn man die wichtigen Spiele gegen die Teams aus dem unteren Tabellendrittel gewonnen hätte. Dies war nicht der Fall. Man trennte sich in den vergangenen Partien mit einer 1:2-Niederlage vom SV Sandhausen (15.) und zwei 1:1-Remis gegen Jahn Regensburg (14.) und den Karlsruher SC (8.). Parallel dazu zog ein erstarktes Team von Holstein Kiel in einer grandiosen Aufholjagd an den Elb-Kickern vorbei und machte ihnen auch den Relegationsplatz strittig. Final vergab man die Aufstiegschancen dann am vergangenen Spieltag gegen den VfL Osnabrück (17.), der sich seinerseits im direkten Abstiegskampf mit den Braunschweiger Löwen befindet.
Eine Legende soll die Mentalität stärken
Als in den Rückrundenpartien gegen den 1. FC Heidenheim (2:3), den FC Erzgebirge Aue (3:3) und Hannover 96 (3:3) jedes Mal die Führung verspielt wurde, zogen die Verantwortlichen aus dem Volksparkstadion die Konsequenzen und entließen Chef-Trainer Daniel Thioune. Nach dem Ende der Zusammenarbeit holten sich die Rothosen mit Horst Hrubesch eine HSV-Legende auf die Trainerbank zurück, der die Nordlichter im Kampf um den Aufstieg noch einmal auf die rechte Bahn bringen sollte. Mit viel Elan und Expertise versuchte das Hamburger Urgestein die Mentalität und die Qualität der Rothosen noch einmal zu stärken. Umso größer die Enttäuschung, als der Aufstieg am vergangenen Spieltag auf den letzten Metern verspielt wurde. „Die Osnabrücker haben alles in die Waagschale geworfen, das wussten wir vorher. Warum tun wir es nicht?“, hinterfragt Hrubesch die Leistung seiner Elf nach der 2:3-Pleite an der Bremer Brücke.
Als Interimstrainer wird Hrubesch nun bis zum Saisonende an der Seitenlinie des HSV bleiben und sich dann wieder seiner gewohnten Arbeit im Nachwuchsbereich der Hamburger widmen.
Namhafter Kader
Auch in der laufenden Saison spielen leistungsstarke Spieler in der Elf von Interimstrainer und seinerzeit Europapokalsieger Horst Hrubesch. Der Kapitän Tim Leibold ist seit 2019 einer der Leistungsträger in der Defensive der Rothosen, der bei fast jeder Partie mit auf dem Rasen stand. Mit ihm bringt auch Routinier Simon Terodde, der mit 23 Toren nebenbei noch Anwärter für den Titel des Torschützenkönigs dieser Saison ist, eine gewisse Sicherheit auf den Platz. An ihnen können sich die jungen, aufstrebenden Spieler wie Josha Vangoman und Amadou Onana orientieren und ihrerseits mit Toren und Assists für die Hamburger punkten.
Die Rauten in der Vergangenheit überlegen
Ein Blick auf die gemeinsame Historie der beiden Traditionsvereine spricht eine klare Sprache. In den 55 Aufeinandertreffen gewann der HSV mehr als die Hälfte aller Partien (28 Mal) gegen die Löwen, die wiederum 16 Mal als Sieger vom Platz gingen. Dabei erzielten die Löwen insgesamt 72 Tore, kassierten von den Nordlichtern jedoch auch 108 Gegentreffer. In den aller wenigsten Partien fielen keine Tore, in den meisten Fällen waren es immer mindestens zwei Buden. Die vergangenen Partien waren ohnehin sehr torreich. Aus Hamburger Sicht gewann man das Hinspiel dieser Saison mit einem 4:2. In den vorherigen Aufeinandertreffen in der 1. Bundesliga 2013/14 legten die Rothosen mit einem 4:0 vor, bekamen die Retourkutsche dann allerdings im Rückspiel an der Hamburger Straße, als die Löwen einen grandiosen 4:2-Heimsieg feiern konnten.
Am Sonntag um 15:30 Uhr geht es für die Löwen in der Hansestadt um die letzte Chance auf den Klassenerhalt. Im Volksparkstadion haben die Blau-Gelben zwar zuletzt in der Saison 1976/77 mit einem 2:0-Sieg drei Punkte an die Hamburger Straße mitnehmen können, aber im Fußball ist ja wohl bekanntlich alles möglich.
Foto: Agentur Hübner