Der TSV Havelse im Fokus

Aufsteiger mit Anpassungsproblemen

Während viele andere Regionalligisten darauf verzichteten, einen Antrag auf Lizenzierung für die 3. Liga zu stellen, entschied sich der TSV Havelse anders. Der Aufsteiger beantragte die Lizenz, qualifizierte sich sportlich für die 3. Liga und ist nun erstmals in seiner Vereinshistorie Mitglied in der dritthöchsten Spielklasse im deutschen Fußball. Wir nehmen dabei Mannschaft und Verein einmal unter die Lupe und erklären auch, warum der TSV seine Heimspiele nicht im eigenen Stadion austragen darf.

Die Spielzeit 2020/2021 stand in der Regionalliga Nord ganz im Zeichen der Corona-Pandemie, entsprechend war auch die Aufstiegsrelegation eine Besondere. Der TSV Havelse absolvierte zehn Regionalliga-Spiele, ehe die Saison wegen eines erneuten Lockdowns abgebrochen wurde. Das letzte Pflichtspiel der Hannoveraner lag somit fast neun Monate zurück, ehe die beiden Aufstiegsspiele gegen den 1. FC Schweinfurt 05 stattfanden. Beide Spiele entschied der TSV jeweils mit 1:0 für sich, am Ende einer komplizierten Spielzeit stand damit der umjubelte Aufstieg in die 3. Liga fest. Maßgeblich dazu beigetragen hat Jan Zimmermann, von 2018 bis 2021 Trainer und sportlicher Leiter in Personalunion. Nach dem erreichten Aufstieg verließ er den Verein jedoch in Richtung Hannover 96, ist dort nun Chef-Trainer der Zweitliga-Mannschaft.

Ziehl gibt die Richtung vor, mit Düker gibt es ein Wiedersehen
Dafür übernahm Rüdiger Ziehl das Kommando auf der Trainerbank, der Fußball-Lehrer unterschrieb einen Vertrag bis zum Sommer 2022. Vorher verantwortete Ziehl die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg, mehr als ein Jahrzehnt war er den Grün-Weißen in verschiedenen Funktionen treu geblieben. Beim TSV musste er direkt einen kleineren personellen Umbruch voranbringen. Mit Kevin Schumacher verlor die Aufstiegsmannschaft einen absoluten Leistungsträger auf der linken Außenbahn, seine Dienste sicherte sich Zweitligist Hansa Rostock. Weitere wichtige Stützen aus der Aufstiegssaison konnten jedoch gehalten werden. Auf der Zugangsseite wurde versucht, dem Kader Qualität und Erfahrung zuzuführen. Der bekannteste Neuzugang dürfte für Eintracht-Fans Julius Düker sein, der in seiner Karriere für verschiedene Leistungsmannschaften der Löwen insgesamt 72 Pflichtspiele absolvierte, in denen dem Stürmer 20 Tore gelangen. Auch Kianz Froese und Florian Riedel können als Neuzugänge Erfahrung in der 3. Liga vorweisen.

Der TSV fühlt sich noch nicht heimisch
Neben der neuen Liga und einem punktuell veränderten Kader muss sich der Verein auch in einem neuen Stadion zurechtfinden. Aufgrund der Ligastatuten des DFB darf der TSV nicht im heimischen Wilhelm-Langrehr-Stadion spielen, weil diese nur Platz für 3.500 Zuschauern bietet. Vorgeschrieben sind mindestens 10.001 Plätze, daher wird seit Saisonbeginn in der HDI-Arena gespielt. Diese bietet Platz für 49.000 Zuschauer und ist damit für den Aufsteiger eigentlich viel zu groß. Bisher liegt der Zuschauerschnitt bei 1.611 pro Spiel. Dies schlägt sich auch auf die Statistik nieder, bisher konnten die Havelser aus sechs Heimspielen nur drei Punkte holen, hinzu kommen weitere vier Zähler, die auf fremden Plätzen eingefahren werden konnten. Damit steht der Aufsteiger momentan auf dem letzten Tabellenplatz. Zuletzt unterlag das Team mit 3:5 beim SC Verl.  

Foto: Carsten Eggers