Die Würzburger Kickers im Fokus
Unterfranken stehen als erster Absteiger fest
Seit der 1:3-Niederlage gegen den VfL Osnabrück am 32. Spieltag steht es für die Kickers fest: die 3. Liga ruft. In der vergangenen Saison stiegen sie gemeinsam mit den Löwen in das Deutsche Unterhaus auf, nun heißt es wieder Abschiednehmen und auf die kommende Saison blicken. Für den Defensivmann der Rot-Weißen, Tobias Kraulich, ist es besonders ärgerlich, "dass wir nun mit solch einer Leistung absteigen". Nichtsdestotrotz wollen die Würzburger die 2. Bundesliga "mit Würde verlassen", wie der Sportdirektor des FWK, Sebastian Schuppan, verlauten ließ.
Die Unterfranken blicken auf eine unruhige Saison zurück, in der sie augenscheinlich nie wirklich angekommen sind. Mit einer kurzfristigen Ausnahme bildeten sie seit Beginn der Saison das Schlusslicht und konnten bis zum heutigen Tag nur 21 Punkte zum Dallenberg mitnehmen. Dass sie ebenso viele Niederlagen wie Punkte auf dem Kerbholz haben, erklärt wohl die Position in der Tabelle. Auf den Tabellenvorletzten Osnabrück fehlen neun Zähler. Der letzte Sieg ist einen Monat her, als die Kickers mit einem 2:1-Erfolg auswärts gegen Hannover 96 das bislang letzte Mal drei Punkte einfahren konnten. Seitdem holten sie aus ihrer Sicht aus den vergangenen fünf Aufeinandertreffen mit dem 1. FC Nürnberg (1:1), dem FC St. Pauli (0:4), dem SV Darmstadt 98 (1:3), dem Karlsruher SC (2:2) und zuletzt dem VfL Osnabrück (1:3) zwei Punkte nach Unterfranken. Das Fazit nach der jüngsten Niederlage, die zudem den sicheren Abstieg besiegelte, fällt vom Würzburger Abwehrspieler Kraulich nüchtern aus: “Wir wollten so lange wie möglich um den Klassenerhalt mitspielen. Das können wir leider nicht mehr, was sehr traurig ist." Dennoch lässt sich die Mannschaft von Interimstrainer Ralf Santelli nicht durchhängen: "Wir müssen jetzt aufstehen und die letzten beiden Spiele seriös zu Ende spielen", so Kraulich weiter.
Fehlende Konstanz auf der Trainerbank
Seitdem Michael Schiele, der die Kickers drei Jahre trainierte und mit ihnen vergangene Saison aufstieg, gleich zu Beginn der Saison den Platz räumen musste, hat sich kein nachfolgender Trainer so wirklich in Würzburg einleben können. Nach Schiele folgte der ehemalige Eintracht-Trainer Marco Antwerpen, der drei Monate bei den Rot-Weißen verweilte und nur einen Punkt in den fünf Ligaspielen an der Seitenlinie verzeichnen konnte. Nach dem Wechsel zum neuen Coach Bernhard Trares folgte endlich der erste Sieg in der laufenden Saison. Damals musste sich Hannover 96 mit einer 2:1 Niederlage aus Unterfranken verabschieden. Zu Beginn der Rückrunde feierte das Team vom Dallenberg, mit dem 3:2 über den Hamburger SV, den größten Erfolg dieser Saison. Der nächste Abschied auf der Trainerbank folgte dann jedoch nach Ostern. Die Zusammenarbeit wurde beendet und Interimstrainer Ralf Santelli nimmt nun den Chefsessel ein, bis ein Nachfolger gefunden ist, der den FWK in der dritten Liga zu neuer Stärke bringen kann.
Neben Arne Feick, dem Kapitän der Rothosen, könnten mit Top Torschütze Ridge Munsy (sieben Tore) und Marvin Pieringer (vier Tore) zwei Leistungsträger auf dem Platz stehen, die es den Löwen defensiv noch einmal schwer machen können. Im zentralen Mittelfeld der Kickers weist Routinier Patrick Sontheimer eine gewisse Spielintelligenz auf. Die Leihgabe der SpVgg Greuther Fürth hat unter jedem Trainer diese Saison gespielt und dem FWK zwei Tore und eine Torvorlage beschert.
Ein dynamisches Duo bilden außerdem Innenverteidiger Lars Dietz (vier Tore) und Rechtsverteidiger und Routinier Rolf Feltscher (vier Torvorlagen), die in den vergangenen Partien überwiegend für die Tore der Würzburger verantwortlich waren.
Im Winter kam Rajiv van la Parra zu den Kickers. Der Stürmer bringt sowohl Champions-League- (Roter Stern Belgrad) als auch Premiere-League-Erfahrung (FC Huddersfield Town) mit an den Main. Im Kader der Rot-Weißen ist mit Erik Verstappen auch ein Ex-Löwe vertreten. Seine Einsätze in der Saison lassen sich allerdings an einer Hand abzählen. In der vergangenen Partie gegen den VfL spielte er zum ersten Mal die vollen 90 Minuten, konnte die drei Buden für die Gäste jedoch nicht verhindern.
Am Sonntag treten bei den Löwen auch zwei ehemalige Rothosen an. Fabio Kaufmann wechselte zu Beginn der laufenden Saison vom FWK zu den Blau-Gelben und war mit seinen 15 Treffern und 15 Vorlagen maßgeblich am Würzburger Aufstieg beteiligt. Mit einem Zwischenstopp bei Drittligist Dynamo Dresden vor seinem Wechsel an die Hamburger Straße, hat auch Defensivspieler Jannis Nikolaou für ein Jahr Spielpraxis und Erfahrung beim Klub vom Dallenberg gesammelt.
Bisher wenige Aufeinandertreffen
Vor dem turbulenten 0:0-Hinspiel in dieser Saison, mit zwei Platzverweisen auf Braunschweiger Seite, überwogen in den neun Aufeinandertreffen ebenfalls die Remis-Ergebnisse. Vier Mal trennte man sich, ohne einen Sieger auszuhandeln, drei Mal konnten die Blau-Gelben die Partie für sich entscheiden. Der höchste Sieg der Eintracht war das 5:2 an der Hamburger Straße in der Saison 2019/2020, in der beide Klubs gemeinsam von der dritten in die zweite Liga aufstiegen. Im Rückspiel ebendieser Saison holten die Kickers dann mit einem 3:1 den zweiten Erfolg gegen die Löwen. Mit dem ersten Sieg, einem 1:0 nach Verlängerung, warf der FWK im Jahr 2016 die Eintracht in der ersten Runde aus dem DFB Pokal.
Auch am Sonntag werden es die Würzburger Kickers den Blau-Gelben trotz des vorzeitigen Abstieges nicht leicht machen. In ihrer letzten Zweitliga-Partie für mindestens eine Saison treffen sie dann noch am 23. Mai auf den SC Paderborn.
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