Krauße: "Zufriedenheit bedeutet Stagnation"

Der 27-jährige Löwe im Interview

Für Robin Krauße läuft es aktuell bei den Löwen. Der Defensivspieler der Eintracht ist gesetzter Stammspieler im Mittelfeld und hat einen großen Anteil daran, dass die Mannschaft von Michael Schiele aktuell auf dem zweiten Tabellenrang steht. Im Interview mit eintracht.com spricht der Vizekapitän über seine bisherige Zeit in Blau-Gelb, sein Verständnis mit Jannis Nikolaou auf dem Rasen und den Teamgeist in der Mannschaft.

Moin Robin, die Hinrunde habt Ihr formidabel auf Platz zwei beendet. Im ersten Spiel der Rückrunde konntet Ihr ein 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern erringen. Wie zufrieden bist Du mit der ersten Hälfte der Saison?

Robin Krauße: “Es heißt ja immer: Zufriedenheit bedeutet Stagnation. Klar sind wir prinzipiell mit unserer Entwicklung sehr zufrieden. Das Wichtigste ist, dass wir uns nach dem Hinspiel gegen Viktoria Berlin in der Hinrunde gefangen haben. Das war ein gutes Zeichen. Damit können wir zufrieden sein, andererseits hätten uns in manchen Spielen ein paar Punkte mehr nicht geschadet.“

Du bist am Anfang der Spielzeit zum Vizekapitän gewählt worden, hast dich im defensiven Mittelfeld festgespielt und fünf Mal einen Treffer auflegen können. Dein erstes halbes Jahr in Blau-Gelb verlief für Dich persönlich doch sehr erfolgreich, oder?

Krauße: “Absolut. Das erträumt man sich bei der Unterschrift des Vertrages, insbesondere bei so einem Traditionsverein. Es macht mich extrem glücklich, dass es hier so gut für mich läuft. Ich empfinde da schon eine Menge Stolz, dass ich mit der Mannschaft gemeinsam unsere Erfolge kreieren kann.“

Wie läuft das Zusammenspiel mit Jannis Nikolaou auf dem Platz? Ihr schaltet Euch beide immer wieder offensiv ein. Gebt Ihr Euch gegenseitig Impulse?

Krauße: “Von Anfang an hat man gemerkt, dass es gut passt. Wir haben letztens erst darüber gesprochen und fanden die Situation eigentlich verrückt. In so einer kurzen Zeit kann man schon fast von blindem Verständnis sprechen. Wir können uns auf den jeweils anderen verlassen. Schaltet sich einer einmal vorne ein, dann bleibt der andere hinten und haut sich rein, wir ergänzen uns gut. Es macht viel Spaß neben Jannis zu spielen.“

Zuletzt habt Ihr mit der Mannschaft immer wieder auf dem Feld Moral bewiesen, beispielsweise im Duell mit Viktoria Köln. Wie sehr stärken solche Erfolge Euer Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben?

Krauße: “Enorm. Solche Spiele sind sehr wichtig, wir wollen diese Erfolge ins neue Jahr mitnehmen. Fakt ist, dass wir da weitermachen wollen, wo wir aufgehört haben. Diese Spiele haben uns in der Entwicklungsphase vielleicht noch gefehlt. Das ist ein Faktor, der uns hoffentlich viel Schwung für die nächsten Begegnungen gibt.“

Ihr habt einen starken Teamgeist und versteht Euch auch neben dem Platz alle sehr gut. Wie wichtig ist diese Eigenschaft der Mannschaft für den aktuellen gemeinsamen Erfolg?

Krauße: “Es ist nicht nur wichtig, dass wir miteinander auskommen. Den Erfolg zeichnet viel mehr aus, dass wir uns auch mal gegenseitig die Meinung sagen oder auch mal anecken können und es danach wieder verziehen ist. Nur so entwickelst du dich als Mannschaft weiter, wenn du von jedem Einzelnen das Maximale verlangst. Das wir einen guten Teamgeist haben bedeutet auch, dass wir eben gut miteinander arbeiten können. Wir reden über alles und Fehler werden klipp und klar angesprochen, das hat uns ebenfalls sehr vorangetrieben.“

Abseits des sportlichen Alltags lebst du mittlerweile knappe 7 Monate in der Löwenstadt. Hast Du Dich gut eingelebt?

Krauße: “Sehr gut. Wir als ganze Familie haben uns gut eingelebt und fühlen uns sehr wohl. Meinem Sohn gefällt es auch im Kindergarten. Fühlst du dich wohl, dann kannst du auch deine Leistung bringen und das ist bei uns definitiv gegeben.“

Durch die Corona-Pandemie konntest Du ja bisher leider kein ausverkauftes EINTRACHT-STADION erleben. Was hast Du bis jetzt trotzdem von der Stimmung und den blau-gelben Anhängern mitbekommen?

Krauße: “Man nimmt natürlich trotzdem eine Menge mit. Ich bin zu einem Zeitpunkt gekommen, da war die Stimmung nach dem Abstieg nicht gut. Was ich bis jetzt allerdings mitbekomme und was ich so erleben darf, zeigt mir, dass wir als Mannschaft vielleicht ein bisschen dazu beitragen konnten, dass sich das verändert hat. Wenn ich mich an Duelle wie gegen den HSV und Osnabrück erinnere, die vielleicht nicht ausverkauft waren, aber trotzdem eine tolle Kulisse hatten. Das ist schon sehr geil und macht Lust auf mehr!“

Der gute Tabellenplatz und die leidenschaftliche Leistung der Mannschaft lässt natürlich viele Fans euphorisch werden. Bist Du jemand, der nach dem Spiel auch mal auf die Tabelle schaut und den Kicker liest, oder zählt das für Dich alles erst am letzten Spieltag?

Krauße: “Die Tabelle zählt am letzten Spieltag. Der zweite Platz bedeutet daher nicht so viel. Natürlich fühlt man sich dort oben wohl. Eine Euphorie finde ich gut, weil es trägt und uns helfen kann. Letztendlich zählt es aber, bis Ende März und Anfang April weiter dranzubleiben. Dann beginnt die heiße Phase. Du musst kontinuierlich punkten, um am Ende auch die Ernte einfahren zu können. Deswegen denke ich im Moment von Spiel zu Spiel.“

Am Sonntag reist Ihr nun zum Pflichtspielauftakt 2022 nach Berlin und trefft dort auf den FC Viktoria. Im Hinspiel gab es eine bittere 0:4-Heimniederlage zu verdauen. Geht Ihr jetzt mit einer Extra-Portion Motivation in die Revanche?

Krauße: “Ich denke nicht. Wir wissen, dass wir etwas gut zu machen haben. Unser Anliegen und oberstes Ziel ist es, jedes Spiel zu gewinnen. Das wir es dieses Mal besser machen wollen als in der Hinrunde, ist von Anfang an klar. Das hat aber nichts mit einer Extramotivation zu tun, sondern ist der reine Anspruch an uns selbst.“

Wie hast du die Vorbereitung auf die Begegnung trotz der Unwägbarkeiten durch Corona wahrgenommen?

Krauße: “Wir sind sehr professionell damit umgegangen. Im Umfeld des Trainings haben wir sehr auf unsere Hygienevorschriften aufgepasst. Es ist zwar nicht einfach, aber in der gesamten Gesellschaft ein Thema. Fakt ist, dass wir in keiner Blase leben. Wir sind als Spieler auch Teil dieser Gesellschaft. Im ganzen Fußball und der gesamten Liga wird es sicherlich immer mal wieder Fälle geben. Wir müssen allerdings weiter unsere Vorkehrungen beibehalten und uns auf so eine Situation vorbereiten. Ich hoffe sehr, dass wir da gut durchkommen.“

Danke, Robin!

Foto: Agentur Hübner