Meyer: "Die Vorfreude ist riesig"
Pressekonferenz vor der DFB-Pokal-Partie gegen Hertha BSC
Die Vorbereitungszeit hat endlich ein Ende. Nach knapp sechs Wochen steht für das Team von Chef-Trainer Daniel Meyer das erste Pflichtspiel vor der Tür. Im DFB-Pokal treffen die Löwen, wie auch vor zwei Jahren, auf den Bundesligisten Hertha BSC Berlin. Geburtstagskind Meyer und Martin Kobylanski sprachen auf der Pressekonferenz vor der Begegnung über...
...das Personal:
Meyer: "Wir hatten einen kleineren Trainingsunfall: Ein Mitspieler ist Patrick Kammerbauer auf den Arm gefallen. Wir müssen schauen, ob er morgen ohne irgendwelche Einschränkungen spielen kann. Ansonsten sind alle fit und warten gespannt auf die Kaderbenennung. Felix Kroos wird morgen nicht im Kader stehen, weil es einfach keinen Sinn macht. Er hat jetzt vier Tage trainiert, davor zwei Monate kein Mannschaftstraining gehabt. Ansonsten werden wir die Jungs auf den Platz stellen, von denen wir überzeugt sind. "
...die Frage, ob er nervös ist oder sich auf die Partie gegen Berlin freut:
Meyer: "Definitiv überwiegt die Vorfreude. Wir haben in den vergangenen Wochen viel probiert, haben viel Bewegung im Kader gehabt. Wir freuen uns jetzt ganz einfach, dass es losgeht, dass wir fokussiert sind. Die Mannschaft brennt auch drauf, sich unter Wettkampfbedingungen zu beweisen. Sie wollen sich auch jetzt an den Gegnern reiben und wissen, wo sie nach der langen Vorbereitung stehen. Wir freuen uns auf einen sehr, sehr guten Gegner in der ersten Runde, sind voller Vorfreude und wollen endlich loslegen."
...die Erwartungen an die Hertha:
Meyer: "Ich habe mir eben die Pressekonferenz von Bruno Labaddia angeschaut und habe ein paar Themen vernommen, die uns ähnlich gehen. Er sagt selber, dass sie auch in einem gewissen Umbruch sind, dass sie sich auch in einem Entwicklungsprozess befinden, sich zum Ende der vergangenen Saison von dem einen oder anderen etablierten Spieler getrennt haben und nun auch ein Stück weit im Neuaufbau sind. Er hat auch um Geduld gebeten. Das einige Parallelen zu uns. Trotzdem sind die Ansprüche natürlich groß. Hertha will morgen eine Runde weiterkommen. Der Gegner hat eine suboptimale Vorbereitung hinter sich, was die Testspielergebnisse und Personalien angeht. Auch durch die Abstellung der Nationalspieler in so einer wichtigen Phase lief unglücklich. Unabhängig davon sind die Mannschaften von Bruno Labaddia dafür bekannt, keine Nachlässigkeiten in Sachen Motivation zeigen. Sie werden das Pokalspiel nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir erwarten einen sehr konzentrierten, sehr motivierten Gegner morgen und sind trotzdem der Meinung, dass wir etwas entgegen setzen können."
...die Einstellung für die morgige Partie:
Meyer: "Wir werden nicht taktieren oder jemanden schonen, das ist Quatsch. Das ist ein Pflichtspiel, was wir unbedingt gewinnen wollen. Das hat auch für den Verein und für jeden Club in der jetzigen Zeit eine große Bedeutung, weil eine Runde weiter zu kommen auch rein wirtschaftlich einen Mehrwert hat, den jeder Verein gebrauchen kann. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, völlig losgelöst von der sportlichen Aufgabe und dementsprechend werden wir die beste Elf auf den Platz bringen.“
...die Frage nach dem Kapitän:
Meyer: "Ich habe ja relativ frühzeitig gesagt, dass die Kapitänsbinde kein Wanderpokal ist. Wir haben uns für diese Variante mit dem vorläufigen Mannschaftsrat entschieden. Aus diesem Kreis trägt auch jemand die Binde, das war jetzt zuletzt immer Martin Kobylanski und das wird auch morgen der Fall sein. Ihm traue ich das zu."
Kobylanski: "Natürlich sind viele Spieler zum Team gekommen und aus der vergangenen Saison hab ich auch das Selbstvertrauen, um vielleicht die Mannschaft zu führen. Natürlich ist das letzte Wort nicht gesprochen, aber ich fühl mich gut dabei und brauche jetzt nicht die Binde, um trotzdem der Leader der Truppe zu sein. Natürlich gibt das nochmal noch ein Stückchen Selbstvertrauen, aber es müssen elf Leute auf dem Platz stehen, die die Verantwortung übernehmen und sich für die Mannschaft aufreißen. Es ändert trotzdem an der Situation nichts, dass ich vorangehen und der Mannschaft in jedem Spiel helfen möchte."
...die möglichen Berührungspunkte aufgrund der Geburtsorte von beiden:
Meyer. "Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe gar nicht so viele Berührungspunkte mit Hertha BSC gehabt, weil ich genau vom anderen Ende von Berlin komme und mein Einzugsgebiet eher Unioner-Land ist. Ich war jetzt in der Zeit nach meiner Tätigkeit in Aue oft bei Union im Stadion und habe sehr viele Spiele gesehen. Ich mag die Atmosphäre dort und habe definitiv Sympathien für den Club. Mit Koby sitzt hier zudem noch ein ehemaliger Unioner hier auf dem Podium, das heißt wir kommen vielleicht eher aus der anderen Ecke."
Kobylanski: "Natürlich hab ich ein sehr schönes Jahr bei Union Berlin gehabt und hatte mit Hertha nicht ganz so viel zu tun. Aber wenn ich für die Eintracht spiele, versuche ich 100 und ein paar Prozent mehr zu geben. Ich gebe jedes Mal mein Bestes. Ich habe ganz viele Freunde in Berlin, meine Schwester lebt in Berlin, also ich habe durchaus viele Leute, die morgen für uns und für mich persönlich die Daumen drücken werden."
In dieser Saison haben die Fans der Löwen das erste Mal die Chance ihre Fragen an Chef-Trainer Daniel Meyer und dem jeweiligem Spieler, der mit an der Pressekonferenz teilnimmt, zu stellen. Die ersten fünf Fragen der Spielzeit 2020/2021 gingen allesamt an den Coach.
…die Fan-Fragen:
Kevin K. möchte wissen: "Wie viele Spieler sollen regelmäßig rotieren? Der Kader ist ja relativ groß.“
Meyer: "Das kann man vorher immer relativ schwer sagen. Wir haben den Kader schon deswegen ein bisschen größer gestaltet, weil es in der 2. Bundesliga die Möglichkeit gibt, 20 Leute in den Kader zu berufen. Das ist schon einmal ein Unterschied zur 3. Liga. Wir werden weiterhin die Möglichkeit zu haben, fünfmal zu wechseln. Zudem gibt es fast gar keine Winterpause und dementsprechend müssen wir in der Lage sein auf Themen wie Ermüdungserscheinungen bei den Jungs zu reagieren. Wir haben auch viele junge Spieler mit dabei, bei denen man auch nicht weiß, ob sie über ein Jahr hinweg konstant Leistung abrufen können. Deswegen haben wir versucht, viele Dinge von vorne herein in der Kaderstruktur abzusichern und auch ein paar Szenarien zu durchdenken. Ansonsten geht es gerade in der ersten Phase darum, dass wir uns finden. Wir werden kein wildes Casting veranstalten und alles wieder durcheinander werfen, sondern eher versuchen, die Breite des Kaders zu nutzen. Es wird sicher mal punktuelle Veränderungen geben, aber nicht auf vier, fünf oder sechs Positionen.“
Die Blau-Gelbe Datenwelt möchte wissen: "Wie sieht es mit der Verpflichtung eines Video- und Datenanalysten aus?“
Meyer: "Wir sind da in der letzten Phase und können relativ schnell Vollzug melden. Wir haben uns bei der Entscheidung sehr viel Zeit gelassen. Jetzt stehen wir vor einer guten Lösung.“
ZweitligaLennard möchte wissen, welche Erkenntnisse du für die Offensivabteilung du aus den Testspielen gezogen hast?
Meyer: "Es wurde immer ein bisschen in den Raum gestellt, dass wir in dem Bereich noch nicht komplett sind bzw. dass uns etwas fehlt. Ich habe vor kurzen schon einmal versucht zu erklären, dass ich da mittlerweile sehr gelassen bin. Wir mussten schauen, wie wir Dinge auch mit Spielern im Kader abbilden, die auf den ersten Blick die Position vielleicht gar nicht bekleiden können. Am Anfang haben wir die Überlegung gehabt, Koby vorne in die erste Linie zu schieben. Wir haben mittlerweile festgestellt, dass Marcel Bär und Fabio Kaufmann sich dort sehr wohl fühlen, obwohl sie eher als Außenbahnspieler oder Halbspitze bekannt sind. Das gibt uns mehr Optionen. Wir werden versuchen, unser Spiel auf diese Jungs abzustellen und sie richtig in Szene zu setzen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, in die Abschusspositionen zu kommen. Wir sind wirklich auf einem guten Weg. Ich denke, das hat die Entwicklung in den Testspielen gezeigt. Wir hatten am Anfang schon Probleme, ins letzte Drittel zu kommen und Torchancen rauszuspielen. Das war zuletzt, insbesondere in den Doppeltests gegen die holländischen Mannschaften, ganz anders und die Jungs brauchen auch ein bisschen Zeit.“
McLovin setzt an die Frage an, die wir eben schon einmal hatten: "Wie würden Sie die aktuelle Stimmung in der Mannschaft anhand der Vorbereitung beschreiben und lief die Vorbereitung nach Ihren Vorstellungen ab?“
Meyer: "Die Vorbereitung war aufgrund von Corona und des Umbruchs, den wir vorgenommen haben, natürlich besonders. Das waren Faktoren, die man sowieso nicht verändern kann. Unter diesen Umständen war es relativ perfekt. Wir sind sauber durchgekommen, hatten keine Verletzungen, Es gab nur ganz wenige Situationen, in den Spieler pausieren mussten und haben sehr gute Rückmeldung bekommen – gerade auch von den Spielern, die letztes Jahr schon da waren – was die Integration der Neuzugänge angeht. Ich glaube, die Jungs verstehen sich gut. Wir bekommen ein Gefühl für unsere Abläufe. Die Jungs wollen sich jetzt mit guten Mannschaften messen. Sie wollen zeigen, was sie können. Sie brennen und das ist die beste Voraussetzung. Wir haben jetzt diese Woche im Training auch ein paar taktischen Bereich gearbeitet, logischerweise im Hinblick auf Hertha BSC. Man merkt, wie sie sich damit beschäftigen, wie danach noch darüber gesprochen wurde, wie sich immer wieder auch Mannschaftsteile zusammensetzen und besprechen. Für mich eine sehr motivierte und sehr fokussierte Mannschaft. Viel besser kann es nicht sein.“
Philipp K "Mit Krzysztof Piatek fällt ein wichtiger Stürmer im Angriff der Hertha aus. Nach dem Abgang von Ibisevic fehlt der alten Dame damit ein weiterer Neuner: Was erwarten Sie von der Berliner Offensive? Wie wird Labaddia diesen Ausfall kompensieren?“
Meyer: "Die Berliner sind vorne trotzdem nicht so schlecht besetzt Man hat in den Testspielen gesehen, dass sie auch mit anderen Stürmertypen arbeiten. Das sind alles Jungs -teilweise sehr, sehr junge Spieler - mit einer enormen Geschwindigkeit, die eigentlich eher aus der Halbposition kommen. Man sieht die Qualität, wenn sie Schnittstellen anlaufen können. Wir erwarten schon, dass Hertha auch das Spiel insofern verändert, dass sie eben jetzt nicht im Sekundentakt Flanken vor’s Tor schlagen, weil natürlich der Zielspieler Piatek fehlt. Es wird bei ihnen darum gehen, die Qualitäten ihrer Offensivleute entsprechend einzusetzen. Wenn man sieht, mit welcher Qualität, mit welcher Geschwindigkeit und mit welchem guten ersten Kontakt im letzten Drittel gearbeitet wird, ist es jetzt nicht gerade so, dass wir uns erleichtert in den Sessel fallen lassen. Wir haben sehr wohl wahrgenommen, dass sie Lösungen suchen.