Meyer: „Wir müssen auf der Hut sein“
Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den 1.FC Nürnberg
Für die Löwen geht es nach der 0:3-Niederlage in Regensburg am Samstag um 13 Uhr im Traditionsduell gegen den Club aus Nürnberg. Im EINTRACHT-STADION an der Hamburger Straße, will die Eintracht die nächsten Punkte einfahren und die ungeschlagene Heimserie fortsetzen. Vor der Partie gegen die Franken standen Chef-Trainer Daniel Meyer und Defensivspieler Patrick Kammerbauer auf der Pressekonferenz Rede und Antwort. Dabei sprachen sie über…
…die Heimserie ohne Niederlage:
Meyer: “Wir haben uns mit Nürnberg im Laufe der Woche beschäftigt und uns die vergangenen Spiele angeschaut. Natürlich haben wir auch daran gearbeitet, aus unserer personellen Situation eine gute Idee zu entwickeln und einen Plan zu erarbeiten, wie wir dem FCN begegnen wollen. Da ist es nicht so wichtig, ob das Spiel im heimischen Stadion oder auswärts stattfindet. Grundsätzlich wollen wir jedes Spiel gewinnen. Wir sind optimistisch, dass wir am Samstag wieder wettbewerbsfähig sind und wollen mit den Fans im Rücken zuhause den Heimnimbus bewahren.“
…den Kontakt zu FCN-Trainer Robert Klauß:
Meyer: “Wir hatten zuletzt weniger Kontakt. Im Grunde nur zu Saisonbeginn, weil wir uns gegenseitig zu den neuen Aufgaben gratuliert haben. In der Zeit davor war es etwas regelmäßiger ausgetauscht. Zum Beispiel habe ich ihn auch mal in Leipzig besucht. Jetzt gerade vor dem Spiel gibt es allerdings keinen Kontakt.“
…die Erwartungen von der Partie:
Meyer: “Nürnberg hat nach der vergangenen Saison in den entscheidenden Positionen Wechsel vorgenommen. Dabei haben sie mit der Wahl von Robert Klauß als Chef-Trainer einen anderen Ansatz gewählt. Nürnberg war im vergangenen Jahr eher eine Ballbesitz-Mannschaft. Man sieht mittlerweile, dass es ein Team ist, das schnell umschalten will und keine großen Ballbesitzpassagen mehr hat. Fakt ist aber, dass sie eine hohe individuelle Qualität im Kader haben und da müssen wir auf der Hut sein.“
Kammerbauer: “Ein umkämpftes und schweres Spiel. Nürnberg ist eine gute Mannschaft mit einer großen, individuellen Qualität. Ich glaube, wir müssen uns trotzdem nicht verstecken. Gegen Regensburg haben wir beim Stand Elf gegen Elf gezeigt, wie gut wir spielen können und, dass wir auch dem Gegner Probleme bereiten können. Hinten raus wurde es zu Zehnt schwierig, das ist klar. Grundsätzlich glaube ich aber, dass wir gut Paroli bieten können.“
...die Personalsituation:
Meyer: “Die Langzeitverletzten fallen weiterhin aus. Suleiman Abdullahi, Iba May, Niko Kijewski und Leon Bürger spielen im Moment keine Rolle. Leandro Putaro und Matthias Heiland befinden sich nach muskulären Problemen im Aufbau. Nico Klaß ist aufgrund der gelb-roten Karte gesperrt. Dafür sind Felix Dornebusch (Sperre) und Michael Schultz (Magen-Darm-Infektion) wieder mit dabei.“
…Kammerbauers Verletzung und der verpasste Saisonstart:
Kammerbauer: “Es war schon schwer. Das war für mich eine der ersten Verletzungen in meiner Karriere. Es war ein unglücklicher Zeitpunkt. Man freut sich nach dem Aufstieg auf die 2. Bundesliga, macht die ganze Vorbereitung mit und muss dann schon gegen Hertha BSC im Pokal zuschauen. Das tat schon weh. Jetzt bin ich aber wieder fit und hatte gegen Jahn Regensburg schon meine ersten Einsatzminuten.“
…Kammerbauers Einsatzchancen gegen den FCN:
Meyer: “Für uns ist es erstmal wichtig, dass Patrick wieder mit dabei ist, weil er eine sehr gute Vorbereitung gespielt hat. Die Verletzung hat länger gedauert, als wir eigentlich gehofft haben. Für ihn war der erste Einsatz vergangene Woche gut, da er nicht mehr nur in den Trainingseinheiten auf dem Platz steht. Er ist jetzt wieder eine vollwertige Option für Samstag, ihm fehlt aber noch der Spielrhythmus.“
…taktische Wechsel nach dem Platzverweis von Nico Klaß:
Meyer: “Das ist nach der Verletzung von Niko Kijewski unsere Position, die noch vakant ist. Mit Nico Klaß haben wir eine gute interne Lösung gefunden. Durch die Sperre ist jetzt natürlich Nicos Entwicklung ein bisschen unterbrochen. Wir werden diese nächste Woche aber wieder aufnehmen. Der Kader gibt noch die eine oder andere Variante her. Wir haben beispielweise die Möglichkeit, mit Lasse Schlüter zu spielen oder Danilo Wiebe auf die linke Seite ziehen. Ein Wechsel im System ist aber nicht unser Ansatz.“
…die Torwartfrage:
Meyer: “Ich bin ein bisschen irritiert, dass die Diskussion wieder aufgekommen ist. Wir haben uns klar positioniert und unsere Entscheidung für Felix Dornebusch begründet. Der Platzverweis war unglücklich und er hat vorher in keiner relevanten Szene unsicher gewirkt oder etwas gemacht, was ihn und seine Position in Frage stellt. Als Jasmin Fejzic gegen Bochum reinkam, hat er das richtig gut gemacht. Er hat gezeigt, dass wir uns auf ihn als starke und erfahrene Nummer Zwei verlassen können. Das ist uns auch aufgefallen, ändert aber nichts an der Grundsatzentscheidung und dem Ranking, zu dem wir gekommen sind. Wir haben diese bewusste Entscheidung getroffen und zu der stehen wir auch.“
…Frage nach der fehlenden Konstanz:
Meyer: “Wir haben vor der Saison sehr stringent versucht zu erklären, in welcher Situation wir uns befinden und welche Möglichkeiten wir in der Kaderzusammenstellung hatten. Eine große Thematik war, dass uns durch diesen großen Umbruch die Erfahrung und die Automatismen fehlen. Wir können gar keine Stabilität haben. Stabilität bedeutet für uns, dass wir mit Ausnahme des Derbys nie das Gefühl hatten, nicht auf Augenhöhe agieren können. Wir sind in den vergangenen Spielen nicht vom Spielglück verfolgt worden. Wir haben gegen Regensburg das Gegentor gut weggesteckt und ich habe nicht gesehen, dass wir zusammengesackt sind. Der Knackpunkt war der Platzverweis. Wir wussten, dass es Rückschläge geben wird und deswegen ist der bisherige Saisonverlauf auch nicht wirklich überraschend. Wir wissen genau, welche Themen auf uns zukommen und bearbeiten diese mit aller nötigen Ruhe. Wir wissen, wo wir bis Weihnachten stehen wollen und wir sind der Überzeugung, dass wir mit der Zeit besser werden.“
Kammerbauer: “Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen. Es kommt darauf an, dass wir unserer Linie treu bleiben und weiter unser Ziel verfolgen. Wir müssen weitermachen und schauen, dass wir dann das Spielglück mal wieder auf unserer Seite haben.“
…die Unterzahl gegen Bochum und Regensburg:
Meyer: “Beide Situationen sind nicht ganz vergleichbar. Gegen Bochum stand es schon unentschieden. Da konnte man durch gutes Verteidigen schon etwas mitnehmen. Für uns war das eine Rückkopplung nach dem Derby. Die Erkenntnis aus dem Spiel war, dass wir mit schwierigen Spielsituationen gut umgehen können. Wir haben in beiden Begegnungen gesehen, dass wir trotz der Platzverweise am Ende richtig gute Laufwerte hatten und das war in der Länderspielpause eine große Diskussion. Das sind die Erkenntnisse, die wir trotz einem Mann weniger auf dem Feld aus diesen Begegnungen rausziehen können. Wir haben auch drei Jungs eingewechselt, die sonst noch nicht viel gespielt haben, um ihnen diese Einsatzminuten zu geben. Viel mehr kannst du in der Situation in Regensburg auch nicht mehr rausholen. Die Frustration ist danach natürlich groß und ein 0:3 liest sich auch nicht gut. Für uns ist aber entscheidend, dass wir nicht auseinander fallen, viel unterwegs sind und ruhig bleiben. Wir sprechen die Fehler an und sind nicht naiv, aber wir sehen auch die Dinge, die besser werden.“
…Meyers Verbindung zu Robert Klauß und die möglichen Vorteile:
Meyer: “Bei mir ist es wirklich nur die persönliche Verbindung, die ich aus der Vergangenheit zum Trainer habe. Klar, wir kennen uns ein bisschen, aber die Kreuzung der Wege liegt schon eine Weile zurück. Wir sind nicht mehr so nah dran, dass man vom jeweils anderen die Arbeitsweise kennt. Ich weiß, dass er durch den RB-Leipzig-Kosmos geprägt ist, was es vielleicht ein bisschen vorhersehbarer machen könnte. Wir sind aber sowieso auf einem Level, auf dem jeder seinen Gegner durchleuchtet. Da passieren nicht mehr so viele überraschende Dinge. Vorher dem Spiel ruhen die Kontakte. Aber man freut sich, wenn man danach nochmal ein paar Worte wechseln kann.“
…die Entwicklung von Robert Klauß zum Profi-Trainer:
Meyer: “Robert war zwischen seinem 17. und 19. Lebensjahr mein Spieler. Auffällig war bei ihm, dass er sich schon ein paar Gedanken mehr gemacht hat, als andere Spieler. Er war gerade auch für taktische Themen empfänglich. Eine These konnte ich da aber nicht aufstellen, weil ich in der Phase selber noch nicht wusste, dass ich mal beruflich im Fußball landen werde. Am Ende ist es schon eine kuriose Geschichte. Im Nachhinein kann man natürlich schlau reden, aber ich denke schon, dass er viele Dinge mitgebracht hat, die ihn dazu befähigt haben.“
…die Kalkulation des Spielverlaufs:
Meyer: “Es ist immer schwierig. Wenn du den Fokus auf etwas legst, dann passiert es ja meistens erst recht. Deswegen gehen wir das Spiel ganz normal an und fokussieren uns nicht explizit darauf, kein frühes Gegentor zu kassieren. Man hat auch durch die fünf Auswechselmöglichkeiten noch die Chance ein Spiel zu verändern, weil du andere Spielertypen bringst oder nochmal umstellen kannst. Das ist aber vorher schwer vorherzusagen. Wir haben eigentlich für alle Situationen eine Idee im Kopf und können entsprechend reagieren. Eine detaillierte Besprechung mit der Mannschaft vorher macht durch die Unvorhersehbarkeit aber keinen Sinn. Die Spieler sollen sich auf den grundlegenden Fahrplan konzentrieren und der variiert ja auch immer je nach Gegner.“
...Kammerbauers Hoffnung auf die Startelf:
Kammerbauer: “Ich brenne schon auf das Spiel, aber grundsätzlich geht es in erster Linie nicht um mich. Es geht darum, dass wir als Mannschaft ein gutes Spiel abliefern und erfolgreich sind. Wenn der Trainer Bedarf sieht, bin ich umso glücklicher. Wenn es nicht sein sollte, ist das aber auch okay. Ich nehme das so, wie es kommt.“
Fanfragen:
Michael S. möchte von Daniel Meyer wissen, ob es in der Länderspielpause Testspiele geben wird.
Meyer: “Ein Testspiel machen wir auf jeden Fall. Wir hoffen, dass auch dann der eine oder andere verletzte Spieler wieder dabei ist. Wir haben natürlich auch ein paar Jungs, die bislang nicht so viel zum Einsatz kamen. Wir sind mit den Planungen relativ weit. Ein Amateurklub wird es nicht werden, weil es jetzt zu Corona-Zeiten mit den Testungen schwierig ist, also eher eine Mannschaft aus dem Profifußball.“
Foto: Nina Stiller