Mit Philipp Kunz zurück auf den Platz
Unser neuer Reha-Trainer gewährt Einblick in seinen Arbeitsalltag
Mit dem Jahreswechsel veränderte sich auch der Wohnort von Philipp Kunz, der seither als neuer Reha-Trainer stolzer Bürger der Stadt Braunschweig ist. Der gebürtige Wertheimer wechselte im Januar von Admira Wacker in die Löwenstadt und unterstützt seitdem die Eintracht, um angeschlagene und verletzte Profis wieder fit zu bekommen. Ein Grund für seinen Wechsel war auch ein alter Bekannter, denn Chef-Trainer Michael Schiele kennt er schon länger.
Genauer gesagt seit Sommer 2018, denn da lernte der studierte Lehrer und Sportwissenschaftler unseren heutigen Coach bei den Würzburger Kickers kennen. „Ich war bei den Kickers als Student bereits im Jugendbereich tätig, es wurden im Laufe der Zeit immer mehr Aufgaben. Nach meinem Studium habe ich Micha kennengelernt, wir haben uns einige Male unterhalten und dann hat er mich zur Spielzeit 2018/2019 zu den Profis hochgezogen.“ Weil der Kontakt in den Folgejahren nie abriss, arbeiten beide nun zum zweiten Mal zusammen. Aus der Zeit in Würzburg kannte Kunz ebenfalls Co-Trainer Matthias Lust, auch dieser Kontakt hat den Einstieg bei der Eintracht erleichtert. Aber auch die Mannschaft ermöglichte eine reibungslose Integration. „Das Team ist eine total homogene Einheit, dies hat es mir ebenfalls leicht gemacht. Als ich vom Interesse erfuhr, wusste ich sehr schnell, dass ich den Job übernehmen möchte.“
Kunz sieht Behrendt und Strompf auf einem guten Weg
Durch die Verpflichtung von Kunz veränderte sich auch die Aufgabenverteilung innerhalb des Trainer-Teams, denn zuvor verantwortete Janning Michels sowohl die Bereiche der Athletik als auch die der Reha. Damit ist seit Januar Schluss, denn zwischen beiden gibt es eine klare Trennschärfe im Aufgabengebiet. „Janning kümmert sich um das komplette Tagesgeschäft des Teams, also alles, was mit der Arbeit auf dem Platz zu tun hat. Warm-up auf dem Rasen, Datenerfassung und Datenauswertung. Das sind alles Themen, die in seinen Händen liegen. Kurz- und langfristige Verletzungen, also alle Spieler, die aus dem Teamtraining rausfallen, übernehme ich“, skizziert Kunz die Rollen. Das Ziel und die Hauptaufgabe des 33-Jährigen besteht dabei darin, die angeschlagenen und fehlenden Spieler schnellst- und bestmöglich wieder an das Teamtraining heranzuführen.
Seit Wochen betreut er nun Brian Behrendt und Philipp Strompf intensiv auf dem Weg zum Comeback, und die Innenverteidiger machen in der Reha Fortschritte. „Mit Pippo und Brian bin ich nun schon länger auf dem Platz. Beide sind fast so weit, dass sie Teile des Teamtrainings mitmachen können. Da wird es anfangs um das gemeinsame Warm-up und Ballbesitzformen ohne Gegnerkontakt gehen. Bei beiden haben wir auf dem Platz in meinem Bereich fast alles abgearbeitet.“ Dennoch ist immer auch ein Stück Geduld gefragt, denn der lange Weg zurück auf den Platz ist mitunter steinig und nicht immer vorhersehbar. „Ein Reha-Prozess verläuft niemals linear, es gibt immer Wellenbewegungen. Man muss sensibel reagieren und kurzfristig denken.“
Reha-Training umfasst eine ganze Palette an Komponenten
Besonders wichtig ist dabei eine gute Kommunikation und ein enges Arbeiten mit der medizinischen Abteilung, auch deshalb sind die Physiotherapeuten wichtige Ansprechpartner. „Den engsten Austausch habe ich mit den Physiotherapeuten Christian Degenhardt und Florian Horn, wir besprechen uns jeden Morgen über den Stand einzelner Spieler. Da geht es unter anderem darum, ob ich bei jemandem die Belastung steigern kann oder wir den Spieler in Richtung Mannschaftstraining bringen können.“
Erst wenn die Grundlagen geschaffen und das fußballspezifische Training ohne Probleme absolviert werden konnte, kann Kunz die Spieler für das Teamtraining freigeben. „Wir nehmen die einzelnen Bausteine des Fußballs heraus und bilden diese isoliert ab. Die Spieler brauchen beispielsweise Geschwindigkeit, Richtungswechsel, Abbremsbewegungen, längere sowie wechselnde Belastungen und Sprints. Man versucht, alle Komponenten zusammenzubringen, aber der letzte Schritt ist und bleibt die Teilnahme am Mannschaftstraining.“
In der Löwenstadt schnell angekommen
Und auf diesem Weg wird er die Spieler auch in Zukunft begleiten. Dennoch bleibt natürlich zu hoffen, dass sein Arbeitsalltag in Zukunft weniger intensiv ausfällt, denn das würde im Umkehrschluss auch bedeuten, dass die Spieler dem Mannschaftstraining zur Verfügung stehen. Und dann bliebe auch wieder Zeit für die begonnene Promotion, die aktuell aber eher ruht.
Genug Ruhe dürfte er dafür in seiner eigenen Wohnung finden, denn die fand der Reha-Trainer schnell. Zuvor soll aber erst noch seine neue Heimat genauer erkundet werden, auch wenn sich Kunz von Braunschweig positiv überrascht zeigt. „Als wir mit Würzburg in Braunschweig gespielt haben, bin ich am Abend vor dem Spiel in die Stadt spaziert, damals war ich schon positiv überrascht. Der Eindruck von damals hat sich nun bestätigt, die Altstadt mit viel Fachwerk finde ich wirklich schön.“