Osnabrück in schwierigen Gewässern
Aufsteiger sucht Kontakt zum rettenden Ufer
Schaut man auf die Bilanz aus den vergangenen sechs Pflichtspielen ist der VfL aus der viergrößten Stadt Niedersachsens eigentlich im Moment gar nicht so schlecht drauf. Nur zwei dieser Duelle wurden verloren, zudem gelang ein 2:1-Erfolgserlebnis im Heimspiel gegen den Hamburger SV. Doch beim Blick auf die Tabelle zeigt sich, dass der Aufsteiger als Tabellensiebzehnter genau wie die Löwen aus Braunschweig dringend drei Punkte benötigt, um den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze herzustellen.
Es war einer dieser Nachmittage an der Bremer Brücke, der sich nur mit einem Wort beschreiben ließ: Bitter. Die Lila-Weißen hatten am vergangenen Samstag Holstein Kiel zu Gast und führten dabei über weitere Strecken der zweiten Halbzeit. Doch eine Unachtsamkeit in der Nachspielzeit des zweiten Durchgangs sorgte für späte Ernüchterung. Kiels Benedikt Pichler machte den Hausherren in der 94. Minute einen Strich durch die Rechnung und traf für die Störche doch noch in allerletzter Sekunde zum 1:1. Die Hoffnung auf den zweiten Heimsieg der Saison war spät zerstört. Da wurde auch Coach Tobias Schweinsteiger nach der Partie am Mikrofon deutlich: "Es kotzt mich brutal an. Es fühlt sich wie eine Niederlage an." Statt auf zwei Pleiten gegen Wiesbaden und Fürth mit einem Erfolg zu kontern, mussten die Osnabrücker den Rückschlag trotz fast 40-minütiger eigener Führung hinnehmen. Doch der VfL nahm diesen erneuten Nackenschlag als Motivation mit in die neue Woche. Diese stand nun laut Schweinsteiger unter einer Devise: "In Braunschweig wollen wir keinen Meter weniger machen!"
Rückkehr für den Chef
Die Fahrt an die Oker wird für den Chef an der Seitenlinie dabei eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Von 2006 bis 2007 kickte der heute 41-Jährige an der Hamburger Straße, konnte in 19 Spielen drei Tore und eine Vorlage beisteuern. Das erste Wiedersehen zwischen der Eintracht und dem alten Akteur wird es aber nicht. Bereits als Aktiver war er 2008 und 2010 mit der SpVgg Unterhaching als Gegner nach Braunschweig zurückgekehrt. Zweimal gab es für ihn damals in der 3. Liga eine Niederlage gegen die Blau-Gelben (0:4 und 0:1). Er bringt nach dem Aufstieg in der vergangenen Saison eine umstrukturierte Mannschaft des VfL mit ins EINTRACHT-STADION. 14 Neuzugänge gab es seit dem Sommer. Mit namhaften Verpflichtungen von Leihgabe Michaël Cuisance, der Bundesliga-Erfahrung vom FC Bayern München mitbringt, und Torhüter Lennart Grill, der ebenfalls per Leihe vom 1. FC Union Berlin kam, machten die Lila-Weißen auf sich aufmerksam. Doch zuletzt fehlte einfach das Spielglück und die letzte Konsequenz in der anfälligen Defensive, die aktuell die meisten Gegentreffer der 2. Bundesliga aufweist. Einer der Defensivspieler, die genau das verhindern sollen, ist Oumar Diakhite. Dieser kennt die Hamburger Straße ebenfalls bestens, war er doch in der Saison 2020/2021 Teil der Eintracht-Mannschaft von Coach Daniel Meyer. Nach dem Abstieg der Löwen zog es ihn zum SV Sandhausen, von dem er dieses Jahr den Weg zum VfL fand.
Heimstark gegen Osnabrück
Gegen Osnabrück zeigten sich die Löwen bisher immer traditionell heimstark. Zwar bröckelte die Fassade in den vergangenen Jahren, nachdem der VfL 2018 und 2020 gleich zweimal in Folge im Wohnzimmer der Eintracht siegen konnte. Doch davor gelang das dem VfL seit 1963 in keinem der 23 anderen Versuche. Es wird erst das achte Heimspiel der Blau-Gelben gegen die Lila-Weißen unter dem Banner der 2. Bundesliga sein. Gut in Erinnerung blieb dabei ein starker 6:1-Sieg im Mai 1992. Doch am häufigsten trennte man sich jeweils immer nur mit einem Tor Unterschied an der Hamburger Straße. Nur ein Ergebnis gab es noch häufiger als die knappen Siege: Sieben Mal stand am Ende ein 1:1 auf der Anzeigetafel. Es wird also eine spannende und intensive Partie, wenn die Eintracht auf Osnabrück trifft. Die schwächste Offensive empfängt die schwächste Defensive. Es geht um ganz wichtige drei Zähler für beide Mannschaften. Auf geht's, Löwen!
Foto: DFL/Getty Images/Oliver Hardt