Philippe: "Ich spüre dieses Vertrauen"

Wie der Franzose sich eingelebt hat und warum sein Torriecher gerade so gut funktioniert

32 Tore und 26 Vorlagen. Eine beeindruckendere Statistik kann man in 30 Liga-Spielen eigentlich nicht verbuchen. Das gelang Löwen-Stürmer Rayan Philippe in der vergangenen Spielzeit bei seinem Ex-Verein Swift Hesperingen in Luxemburg. In den vergangenen Wochen hat sich bei dem Torjäger auch in Braunschweig ein Lauf entwickelt. In den vergangenen vier Pflicht- und Testspielen hat er immer mindestens einmal genetzt und unter Beweis gestellt, dass er weiß, wo das Tor steht. Dabei arbeitet er jeden Tag genauso hart im Training, wie an seinen Deutschkenntnissen. So stand uns Teamkollege und Übersetzer Saulo Decarli im persönlichen Interview mit Rayan zur Seite und hat für uns den Dolmetscher gemimt.

Hi Rayan, Du bist mittlerweile seit etwas über einem halben Jahr in Braunschweig. Wie hast Du Dich in Deutschland und der Löwenstadt eingelebt?

Rayan Philippe: „Ich habe mich hier in Braunschweig gut eingelebt. Es haben mich alle gut aufgenommen und bei der Eingewöhnung viel unterstützt. Für mich ist es wichtig, dass ich jeden Tag mit dem Deutschkurs die Sprache besser kennenlerne, das hilft mir beim Integrationsprozess.“

Du lernst neben dem Training fleißig die deutsche Sprache. Wie geht es da für Dich voran und wie kommunizierst Du mit den Jungs?

Philippe: „Es läuft mit der Zeit schon deutlich besser, als ich am Anfang dachte (lacht). Ich verstehe zwar in der Gruppe schon immer mehr, grundsätzlich spreche ich mit den Jungs aber weitestgehend auf Englisch, wobei sich mein Deutsch stetig in eine positive Richtung entwickelt.“

Wie verbringst Du privat Deine Zeit, wenn Du gerade nicht auf dem Trainingsplatz stehst?

Philippe: „Ich habe schon viel von der Stadt gesehen und bin in meiner Freizeit auch gerne in Braunschweig unterwegs. Zum Start bei der Eintracht habe ich auch einen Monat lang Wolfsburg kennengelernt, da ich dort eine Übergangslösung für eine Wohnung gefunden hatte. Ansonsten bin ich so auch gerne in Deutschland auf Reisen und war auch schon auf einem Städtetrip in Berlin. Ich mag es gerne neue Sachen zu entdecken, ob in der Region oder weiter weg.“

Zuletzt hast Du in Luxemburg Deine Schuhe für Swift Hesperingen geschnürt. Was hat Dich an der Herausforderung in Braunschweig fasziniert?

Philippe: „Es war für mich seit Jahren ein Ziel in Deutschland spielen zu können. Als die Anfrage von der Eintracht kam, musste ich gar nicht lange überlegen. Ich habe mich sehr schnell entschieden, diese neue Aufgabe und Chance anzunehmen.“

Als die Eintracht damals 2022 im Schwarzwald im Trainingslager war, hast Du im Testspiel mit Hesperingen schon gegen einige der Jungs gespielt. Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Eindruck und das Spiel erinnern?

Philippe: „Ich erinnere mich an eine gute Begegnung zwischen den beiden Teams. Die Intensität und das Tempo waren damals wirklich sehr beeindruckend. Es war ein weiteres Zeichen für mich, dass ich gerne nach Deutschland gehen wollte. Meine Qualitäten passen gut zur Spielweise im deutschen Fußball.“

Der Schritt von der luxemburgischen ersten Liga in die 2. Bundesliga ist ja kein gewöhnlicher. Wie groß sind die Unterschiede aus Deiner Sicht?

Philippe: „Die große Differenz ist die Intensität und Wucht im Training und Spiel. In Luxemburg gibt es Vereine, in denen die Spieler neben dem Fußball auch noch einem normalen Job nachgehen. Es ist dort bei manchen Klubs nur teilprofessionalisiert. Das ist hier natürlich vollkommen anders und daher ist es hinsichtlich der Intensität auch kaum vergleichbar.“

Als Du gegen Kaiserslautern das erste Mal vor einem vollen EINTRACHT-STADION getroffen hast. Was war das für ein Gefühl?

Philippe: „Sicherlich sorgt jedes Tor für ein großartiges Gefühl. Natürlich ist es aber aber etwas besonderes vor so einer Kulisse an der Hamburger Straße zu treffen. Ich hatte in den Monaten zuvor eine komplizierte Zeit, damit im Rücken war der Treffer zuhause unglaublich.“

Ein Tor und eine Vorlage gegen Wiesbaden, ein Tor und eine Vorlage gegen Kaiserslautern und jetzt hast du auch zwei Treffer in den Testspielen verzeichnen können. Wie erklärst Du Dir Deinen aktuellen Lauf? Woran liegt es, dass es vor dem Kasten gerade so gut klappt?

Philippe: „Es spielt schon eine Rolle, wenn man aus dem Ausland kommt, in einer anderen Liga gespielt hat und die Sprache nicht so gut kennt. Man braucht manchmal einfach Zeit, um anzukommen und sich voll einzugliedern. Das betrifft eine neue Spielphilosophie, neue Ideen und auch das neue Land. Auch bei mir ist das so gewesen. Dennoch habe ich immer hart gearbeitet und mit Daniel Scherning haben wir einen Trainer, der mich schätzt und mir die Möglichkeit gibt, auf dem bestmöglichen Niveau zu performen. Ich spüre dieses Vertrauen und das ist für mich sehr wichtig.“

Vor allem mit Deinen Teamkollegen im Angriff wie Fabio Kaufmann und Johan Gómez hat deine Spielweise zuletzt super funktioniert. Wie würdest Du Euer Zusammenspiel auf dem Feld beschreiben?

Philippe: „Seit einigen Wochen funktioniert nicht nur das Spiel im Angriff besser, sondern das gesamte Team tritt anders auf. Das macht es für uns vorne einfacher. Dabei ist es auch egal, wer mit wem zusammenspielt, wir passen uns dort immer an. Wir adaptieren uns gegenseitig und können uns dadurch auch besser unterstützen. Das hat zuletzt bei der ganzen Mannschaft gut geklappt und darüber freue ich mich sehr.“

Die Rückrunde ist natürlich noch lang. Was hast Du Dir persönlich und mit der Mannschaft neben dem Klassenerhalt für Ziele gesteckt?

Philippe: „Persönliche Ziele habe ich mir nicht gesteckt. Ich habe mir da keine speziellen Erfolge rausgesucht, die man mit Daten messen kann. Ich will einfach nur jedes Spiel gewinnen, von der ersten bis zur siebzehnten Partie. Mit dieser Einstellung arbeite ich jeden Tag und versuche Treffer und Vorlagen beizusteuern.“

Am Freitag wartet nun Holstein Kiel, der Tabellenführer und Herbstmeister der laufenden Saison, auf Euch. Was erwartest Du von der Partie?

Philippe: „Anhand der Tabelle sieht man, dass Kiel eine sehr gute Hinrunde gespielt hat. Mein Ziel ist es aber natürlich auch dort, die Begegnung zu gewinnen. Das bleibt auch so, wenn wir auswärts gegen den Tabellenführer spielen. Ich werde alles für die drei Punkte geben. Das ist das, was für mich zählt.“

Merci, Rayan! Wir drücken die Daumen für Freitag!

Fotos: imago images/Christian Schroedter/Jan Huebner, Stephanie Zerbe