Meyer: "Viele Zwischenschritte auf dem Weg zum Klassenerhalt"

Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen

Bevor am Sonntag mit dem SV Sandhausen ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf an der Hamburger Straße zu Gast ist, sprachen Chef-Trainer Daniel Meyer und Schlussmann Jasmin Fejzic auf der virtuellen Pressekonferenz vor der Begegnung über...

…die zwei ungeschlagenen Spiele:
Meyer:
“Zu Null Spielen hilft natürlich immer. Wir hatten viele Diskussionen über unsere defensive Stabilität und haben viele Spiele weggeschenkt. Es ist mittlerweile eine positive Tendenz, dass wir auch mit unseren personellen Wechseln diese wichtige Stabilität erlangt haben und in 2021 fünf Mal ohne Gegentor geblieben sind. Das ist ein guter Wert und die Basis für das Sammeln der notwendigen Punkte. Für den Start einer Serie, würde ich aber das Duell gegen Sandhausen noch mit dazu nehmen.“

…den Gegner Sandhausen:
Meyer:
“Bei Sandhausen gab es natürlich auch die eine oder andere Veränderung, sowohl personell als auch auf der Trainerposition. Da haben wir auch hingeschaut, wie sich die Dinge durch die Arbeit von Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits verschoben haben. Die Fokussierungen auf die Basistugenden sind ganz klar erkennbar. Es werden aus einem sehr kompakten System heraus viele Zweikämpfe geführt. Wir kennen das System eigentlich ganz gut, weil wir es auch lange gespielt haben. Wenn ich in den Kader gucke, habe ich das Gefühl, das ist körperlich eine der größten Mannschaften der 2. Bundesliga. Sie haben einige Spieler über 1,90 Meter. Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass sie bei Standards besonders stark sind. Das wird auch am Sonntag eine wichtige Geschichte sein. Es wird kein angenehmer Nachmittag und ein sehr umkämpftes Spiel mit intensiven Zweikämpfen. Ich denke aber auch, dass wir gute Lösungen dafür haben.“

Fejzic: “Sandhausen ist eine der robustesten Mannschaften. Von daher rechne ich mit einem harten und umkämpften Spiel. Wir müssen uns alles abverlangen, aber wenn wir unsere Leistung aus den vergangenen Wochen abrufen, ist auch da definitiv alles möglich.“

...die gute Abwehrleistung:
Meyer:
“Ich stelle zumindest fest, dass unsere guten Leistungen immer daran liegen, dass der Gegner es schlecht macht. Das ist eine Betrachtungsweise, die sich durch das ganze Jahr zieht. Die Tatsache, dass die anderen Mannschaften wenige Chancen hatten, liegt auch daran, dass wir es vorher gut verteidigen. Regensburg hat das nächste Spiel gewonnen und war vorher fünf Spiele ungeschlagen. Die haben durchaus Tore erzielt. Dass sie gegen uns nicht getroffen haben, liegt sicher nicht daran, dass sie offensiv schlecht sind, sondern eher daran, dass wir das gut verteidigt haben.“

Fejzic: “Ich hab die Entwicklung der vergangenen Wochen als positiv wahrgenommen. Ich denke auch, dass es für uns die Basis ist, zu Null zu spielen. Wenn wir das Schaffen, dann nehmen wir immer was mit. Ich bin sehr froh, dass wir jetzt hinten eine stabile Kette haben. Davor waren immer Notlösungen durch Sperren oder Verletzungen ein Thema. Jetzt haben wir uns eingespielt und ich hoffe, dass es auch so positiv weitergeht.“

…die Mentalität der Löwen:
Meyer:
“In der Mannschaft steckt eine gute Mentalität. Wenn es gegen die Teams von unten geht, brauchst du die nervliche Stabilität und Klarheit. Die sehe ich bei uns. Wir versuchen, das auch über das Jahr hinweg im Auge zu haben. Auf dem Weg zum Klassenerhalt gibt es viele Zwischenschritte. Aus meiner Sicht gibt es keine Not zu verkrampfen oder an Dingen zu zweifeln. Wir sind uns bewusst, was wir können und sind der Überzeugung, dass wir zuhause ganz schwer zu schlagen sind. Wir glauben, dass wir jedes Spiel in unsere Richtung drehen können.“

…die Einschätzung der Mannschaft:
Meyer:
“Wir haben in den vergangenen Wochen unterschiedliche Perspektivwechsel in der Außenwahrnehmung erlebt. In Bochum wurde festgestellt, dass wir nur noch den Relegationsplatz erreichen können. Das habe ich zu dem Zeitpunkt schon verneint. Gegen Regensburg haben wir gewonnen und in Nürnberg einen Punkt geholt und eine Minute nach dem Schlusspfiff, werde ich gefragt, ob der Punkt in Anbetracht des Sandhäuser Sieges nicht zu wenig ist. Fakt ist, dass wir zwei Spieltage vorher einen großen Rückstand hatten, jetzt haben wir uns eine andere Ausgangsposition erarbeitet. Mit einem Sieg zuhause können wir auf einen Nichtabstiegsplatz springen und das wollen wir am Ende auf der Tabelle sehen.“

Fejzic: “Wir sind von Anfang an davon ausgegangen, dass es schwer wird. Wir hatten am Anfang eine ziemliche junge, unerfahrene Mannschaft mit wenig Zweitliga-Erfahrung. Jetzt haben wir einige Spieler dazu bekommen, die auch eine gewisse Reife haben. Das hilft der Mannschaft definitiv. Wenn wir diese Mentalität auf dem Platz zeigen und sich die jüngeren an den erfahrenen Akteuren orientieren können, dann ist für uns alles drin. Die Partien vor den vergangenen zwei Wochen waren sehr schwere Spiele, weil du nur gegen Mannschaften gespielt hast, die oben dabei sind. Es war schwer aus diesem Loch rauszukommen, aber vor dem Regensburg-Spiel hat man gemerkt, dass die Mannschaft durch diese Extra-Motivation und dem Druck brennt und genau weiß, dass es auf diese Partien ankommt. Die Konzentration und der Fokus im Training ist hoch. Wir probieren alles reinzuwerfen und das sieht man auch auf dem Platz. Die Mannschaft ist heiß und will so viele Punkte sammeln, wie möglich. Jeder aus dem Team ist wild auf einen Sieg am Sonntag.“

…das Personal:
Meyer:
“Niko Kijewski ist weiterhin unser Langzeitverletzter. Zudem hatte Njegos Kupusovic Probleme im Adduktorenbereich und hat sich extern behandeln lassen. Für ihn wird es zum Wochenende knapp. Suleiman Abdullahi hat jetzt die vergangenen beiden Tage wieder mittrainiert. Von daher können wir aus den Vollen schöpfen. Dominik Wydra fehlt gelbgesperrt.“

…den Ersatz für Dominik Wydra:
Meyer:
“Ich denke schon drüber nach, wie wir ihn ersetzen. Wir haben mit Yassin Ben Balla und Patrick Kammerbauer zwei Spieler, die noch im Spielrhythmus sind. Wir schauen dabei auch auf den Gegner, weil es unterschiedliche Spielertypen sind. Letztendlich werden wir denjenigen aufstellen, der am besten zum Gegner passt und auch zeigt, dass er die Dinge in die richtige Richtung bewegt.“

…Martin Kobylanski:
Meyer:
“Wir sind eine Mannschaft, die an jedem Spieltag ums Überleben kämpft. Wo es entscheidend ist, dass alle elf Spieler, die auf dem Platz stehen in einer absoluten körperlichen Topverfassung sind. Du kannst es dir in der zweiten Liga nicht leisten auch nur einen Sprint nicht zu machen und auch nur einen Zweikampf herzugeben, weil du die Kraft nicht hast oder die Intensität nicht gehen kannst. Wir haben mit ihm gesprochen und ihm klar aufgezeigt, was die Thematiken sind. Er weiß, was unsere Erwartungshaltung ist. Sicherlich gibt es auch noch ein paar Nachwirkungen von seiner Verletzung und ein paar andere Themen, dementsprechend helfen wir ihm. Wir sind auch der Überzeugung, dass wir jetzt in der Schlussphase der Saison vielleicht auch noch das eine oder andere wichtige Kobylanski-Tor gebrauchen können. Stand heute sind aber andere einfach vor ihm.“

…Suleiman Abdullahi:
Meyer:
“Bei ihm ist es eine Mischung aus unterschiedlichen Faktoren. Er bringt ein paar persönliche Eigenheiten mit. Manni hat eine vorherige Schädigung im Knie und im Hinspiel bei Hannover 96 mussten wir dann auch noch eine neuerliche Verletzung hinnehmen. Er ist dann auch eine ganze Weile ausgefallen und es wurde lange diskutiert, inwiefern man das behandelt. Man hat sich am Ende für die konservative Behandlung entschieden. Aktuell ist er in einer Phase, wo es ein schmaler Grat ist, wie stark man ihn und sein Knie im Training belasten kann. Eigentlich ist er der Unterschiedsspieler, den wir eigentlich über die Saison fest eingeplant hatten. Dass wir im Angriff Probleme haben, liegt vor allem auch daran, dass seine Tore fehlen. Wir arbeiten alle zusammen daran und auch die Mannschaft versucht ihn immer wieder zu motivieren, sodass er den Fitnesszustand erreicht, indem er uns ohne Schwierigkeiten helfen kann. Das ist aber einwöchentlicher Balanceakt und das richtige Maß haben wir leider offensichtlich noch nicht gefunden. Wir sind aber total hinterher und wollen ihn unterstützen, in der Hoffnung, dass der Tag kommt, an dem er zurückzahlen kann.“

Fanfragen:

Tobi möchte gerne von Jasmin Fejzic wissen, wie viele Jahre er noch aktiv als Keeper auf dem Platz stehen kann oder ob er sich ein Alter gesetzt hat, mit dem er irgendwann aufhören möchte?

Fejzic: “Ich habe ja Gianluigi Buffon als Vorbild. Das wären natürlich noch acht Jahre, das schaffe ich wahrscheinlich nicht (lacht). So viele Jahre, wie möglich auf jeden Fall. Ich fühle mich noch gut und versuche auf dem Rasen immer alles rauszuhauen. So lange das noch geht, so lange will ich auch noch Fußball spielen. Ich bin jetzt 34. Man sagt ja auch, dass Torhüter immer länger spielen können, aber wenn ich mich in ein oder zwei Jahren noch gut fühle, muss man einfach von Saison zu Saison schauen.“

Foto: Agentur Hübner