Alles kann, nichts muss

Der SC Paderborn 07 im Fokus

Der SC Paderborn ist zum 28. Mal seit 1994 an der Hamburger Straße zu Gast - und dieses Mal mit ordentlich Rückenwind. Zwar unterlagen die Ostwestfalen am vergangenen Wochenende erstmals seit sechs Spielen wieder einem Zweitliga-Konkurrenten, doch weiterhin halten die Blau-Schwarzen ganz oben mit den Teams auf den Aufstiegsrängen mit. Reicht es beim SCP in diesem Jahr für die dritte Rückkehr ins Oberhaus des deutschen Fußballs in der Vereinsgeschichte?

Matchfacts:

  • Vor allem zum Schluss hellwach: Der SCP erzielte mehr als die Hälfte seiner bisherigen 45 Tore im zweiten Durchgang (27). Satte 17 Treffer vielen dabei in der Schlussviertelstunde inklusive Nachspielzeit. Kein Zweitligist hat in dieser Zeitspanne häufiger eingenetzt.
  • Fit ohne Ende: Die Elf von Chefcoach Lukas Kwasniok hat mit die besten Laufwerte der 2. Bundesliga. Die Ostwestfalen vereinen die meiste Gesamtlaufdistanz und die meisten Tempo- und Intensiv-Läufe auf sich, einzig bei den Sprints belegen sie nur Platz vier.
  • Defensiv wird geblockt: Nur der 1. FC Nürnberg (22) ließ weniger Großchancen zu als der Sportclub (23). Generell schmeißt sich das Abwehrbollwerk in viele Bälle und Zweikämpfe, denn zurzeit stehen für die heutigen Gäste auch die drittwenigsten zugelassenen Torschüsse des Gegners zu Buche.
  • Das goldene Händchen: Cheftrainer Kwasniok hat das beste Händchen aller Zweitligatrainer, was seine Veränderungen im Spiel betrifft. Ganze 20 Torbeteiligungen wechselte der 43-Jährige in der aktuellen Saison ein, zwölfmal sprang ein Jokertor dabei heraus. Die beste Quote aller Coaches.
  • Jung und frisch: Die Paderborner vertrauen bei ihren Ligaspielen im Kader zumeist auf die "jungen Wilden". Mit 24,9 Jahren bildet der SCP den zweitjüngsten Altersdurchschnitt pro Partie der 2. Bundesliga. Nur der 1. FC Nürnberg setzte im Durchschnitt noch jüngere Akteure ein (23,9). Die Eintracht dokumentiert mit 26,5 Jahren in der Kategorie den dritthöchsten Durchschnitt.

Unter Beobachtung:

  • Aaron Zehnter
    Der Schienenspieler spielt sich durch seine flinke Spielweise immer wieder in den Fokus. Kein Spieler in der 2. Bundesliga schlug so viele Flanken aus dem Spiel heraus wie der 20-Jährige (127). Durch die Orientierung nach vorne kamen in der laufenden Spielzeit schon acht Torvorlagen für Zehnter zusammen.
  • Filip Bilbija
    Der gebürtige Berliner ist bei den Ostwestfalen der Mann mit dem besten Zielwasser. Er führt die interne Scorerliste an (13) und gab bis dato mit Abstand die meisten Torschüsse ab (50). Schon sechs Mal trat er in seiner Karriere gegen den BTSV an, beim vergangenen Auftritt in Braunschweig steuerte er bereits für Paderborn einen Treffer bei.
  • Felix Götze
    Der kleine Bruder von Weltmeister Mario ist der Motor in der Defensive. Der Innenverteidiger spielte beim Sportclub aus dem Spiel heraus fast 400 erfolgreiche Pässe mehr als Kapitän Raphael Obermair (der Zweitplatzierte in der Kategorie) und verzeichnet trotz seiner bisher bestrittenen “nur” 24 Saisonspiele die meisten Ballbesitzphasen der Gäste. 

Die Lage:
Ganze sechs Spiele in Folge war der SCP ungeschlagen, viermal blieb man seit dem 21. Spieltag dabei sogar ganz ohne Gegentreffer. Nun ist die Serie gerissen – gegen den Tabellenführer 1. FC Köln gab es zuhause eine knappe 1:2-Niederlage. Ein kleiner Rückschlag für das Team von Chefcoach Lukas Kwasniok, das eigentlich seit Saisonbeginn oben mitspielt und spätestens seit Herbst des vergangenen Jahres von einigen Experten als Geheimfavorit für den Aufstieg gehandelt wird. Vor allem auswärts sind die Ostwestfalen dabei brandgefährlich, in bisher 14 Auftritten auf fremdem Geläuf inklusive des DFB-Pokals haben sie nur ein einziges Mal beim 0:3 in Kaiserslautern am 9. Spieltag zurückstecken müssen. Während es zum Start des Kalenderjahres noch Niederlagen gegen Hertha BSC und die SpVgg Greuther Fürth gegeben hatte, konterte man diese mit starken Leistungen gegen die Konkurrenz im Aufstiegskampf und fügte unteranderem dem Hamburger SV die erste Niederlage nach zwölf Zweitligaspielen bei. Als derzeitiger Tabellenvierter darf der Blick bei den Gästen aus Ostwestfalen also weiterhin nach oben gehen. Frei nach dem Motto: Alles kann, nichts muss.

Foto: DFL/Getty Images/Lukas Schulze