
Darmstädter Déjà-vu
Der SV Darmstadt 98 im Fokus
Den Auftakt in die Rückrunde werden sie sich beim SV Darmstadt 98 sicherlich anders vorgestellt haben. Nur ein Punkt aus vier Partien bedeutet den letzten Platz in der Rückrunden-Tabelle. Doch neu ist diese Situation für die Lilien nicht. Der Anfang dieser Saison lief identisch ab, auch da sammelten die Lilien lediglich einen Zähler aus vier Duellen. Florian Kohfeldt, der gegen die Eintracht in der Hinrunde das erste Mal an der Seitenlinie der Darmstädter stand, hat nun also die Aufgabe, erneut das richtige Rezept für eine Wende zu finden.
Matchfacts
- Torgefahr abhandengekommen: 32 Treffer aus dem Spiel heraus waren zum Ende der Rückrunde noch zweitbester Wert in der 2. Bundesliga. Vier Spieltage nach Rückrundenstart steht der SV Darmstadt allerdings immer noch bei derselben Anzahl. In den vergangenen vier Partien führten nur zwei Standardsituationen zum Erfolg, aus dem Spiel heraus blieben sie 2025 bisher glücklos.
- Die vielen Tore in der Hinrunde waren aber kein Zufall, denn die Lilien geben nach dem 1. FC Köln die meisten Torschüsse (316) ab und auch die zweitmeisten Abschlüsse aus Kopfbällen (62) kommen von den Darmstädtern.
- Kopfballstark: Die Mannschaft von Florian Kohfeldt gewinnt 55,1 Prozent ihrer Kopfbälle, das ist der höchste Wert unter allen Zweitligisten. So ist es nicht verwunderlich, dass sie auch nach gegnerischen Standardsituationen besonders sicher stehen. Nur 16,7 Prozent ihrer Gegentore fielen nach ruhenden Bällen.
- Jedoch ist der SV Darmstadt anfällig bei Schüssen aus der Distanz – bereits siebenmal mussten sie nach Abschlüssen von außerhalb des Strafraums den Ball aus dem Netz holen – nur die Hertha wurde auf die Weise noch häufiger überwunden. Zudem waren die Gegner gegen keine Mannschaft so häufig mit Flanken aus dem Spiel erfolgreich wie gegen die Hessen (7).
- Effiziente Kontrahenten: Gegen die Lilien kommen die Gegner zwar nur auf den drittniedrigsten Expected-Goals-Wert (27,81), doch eine besonders hohe Abschluss-Effizienz von +8,29 sorgt insgesamt doch für 36 Gegentore bei den Darmstädtern.
Unter Beobachtung
- Isac Lidberg
Der Topscorer der Lilien! Zwölfmal war der Schwede direkt an einem Treffer seiner Mannschaft beteiligt. Zuletzt musste der 26-Jährige allerdings mit einer Muskelverletzung aussetzen, seine Abwesenheit machte sich schnell bemerkbar. In den fünf Partien, in denen Lidberg nicht in der Startelf stand, gelangen den Darmstädtern nur drei Treffer. Immerhin konnte er in der vergangenen Woche sein Comeback feiern und steht auch in der Löwenstadt zur Verfügung. - Killian Corredor
Zwei Tore schoss der SV Darmstadt in diesem Kalenderjahr, beide davon gingen auf das Konto von Killian Corredor. Im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf war er vom Punkt und nach einer Ecke erfolgreich. Der Franzose zeigt auch sonst großen Fleiß in der Offensive: Er ist der Darmstädter mit den meisten Torschüssen (51) und den meiste Dribblings (43). - Jean-Paul Boetius
Die wahrscheinlich schönste Geschichte beim SV Darmstadt in diesem Jahr! Aufgrund seiner Krebserkrankung absolvierte Jean-Paul Boetius seit Mai 2023 kein Pflichtspiel mehr, doch er besiegte die Krankheit und schloss sich im Winter den Lilien an, zuvor war der Bundesligaerfahrene Akteur verreinslos. Gegen den SC Paderborn folgte dann seine Rückkehr auf den Rasen. Dort kann er den Darmstädter mit seiner Erfahrung von 143 Bundesliga-Einsätze helfen und insbesondere das Fußballspielen wieder genießen.
Die Lage
So mancher Fan des SV Darmstadt 98 mag sich denken: „Nicht schon wieder“. Die Rückrunde startete für sie auffällig ähnlich wie die Hinrunde und somit nicht besonders punktereich. Erst einen Punkt konnte sich der Sportverein aus dem Süden Hessens erkämpfen und musste zuletzt gleich drei Niederlagen einstecke. Nach vier Spielen im Jahr 2025 sind die Lilien somit die schwächste Rückrunden-Mannschaft. Nach dem Sieg der Eintracht gegen den Karlsruher SC in der vergangenen Woche ist der SV Darmstadt nun außerdem die Mannschaft, die am längsten auf einen Sieg wartet. Seit fünf Partien konnte kein Dreier mehr gefeiert werden und seit 288 Minuten warten sie auf einen Torerfolg. Angekündigt hatte sich dieser Einbruch nicht. Schließlich waren die Lilien vor der Winterpause gleich neun Spiele unbesiegt geblieben und wiesen die zweitbeste Offensive der Liga auf. Allerdings weiß der SV Darmstadt auch, wie schnell sich das Blatt wieder wenden kann. In der Hinrunde standen sie vor dem Duell gegen die Eintracht am 5. Spieltag ebenso mit nur einem Punkt und zwei geschossenen Toren auf dem 17. Platz. Mit dem Trainerwechsel zu Florian Kohfeldt schafften sie jedoch schnell die Wende und schlossen die erste Hälfte der Saison als Tabellenzehnter ab. Folgt gegen die Eintracht jetzt die Fortsetzung des Déjà-vus und die Trendwende beginnt wie schon im September mit der Partie gegen Blau-Gelb? Mit Isac Lidberg kehrte zuletzt zumindest ein großer Hoffnungsträger in das Aufgebot von Florian Kohfeldt zurück. Ansonsten plagen den Gästen jedoch große Personalprobleme, unter anderem fallen etatmäßige Stammspieler wie Fabian Holland, Fabian Nürnberger und Fraser Hornby aus. Doch die Bilanz gegen die Braunschweiger Darmstadt Mut machen: In den vergangenen acht Begegnungen mit den Löwen holten sie vier Siege und vier Unentschieden. So sieht Florian Kohfeldt seine Mannschaft trotz der Umstände gut vorbereitet für die Partie am Samstag: “Wir haben als Mannschaft einen Willen entwickelt, dank dem wir die absolute Bereitschaft haben, an die Grenzen zu gehen. Das sind gute Voraussetzungen, um Spiele zu gewinnen.”
Foto: DFL/Getty Images/Christian Kaspar-Bartke