Die Hauptstadt klettert weiter

Hertha BSC in der Vorschau

Das erste Mal seit der Bundesliga-Saison 2013/2014 erwarten die Löwen die Berliner mal wieder zu einem Liga-Heimspiel an der Hamburger Straße. Zuletzt gab es dieses Duell gleich drei Mal in der ersten Runde des DFB-Pokals in Braunschweig. Hier gibt es vor der Partie die wichtigsten Informationen zu den Herthanern im Überblick.

Die Matchfacts:

  • In den Saisonspielen des BSC fielen bisher stolze 78 Treffer, bei Partien der Braunschweiger nur 55. Dafür ist die Eintracht vor allem nach der Pause ein Bollwerk: Kein Team kassierte im zweiten Durchgang weniger Gegentreffer als die Blau-Gelben (Eintracht 11, Hertha 25). Übrigens: Zusammengerechnet fielen in den beiden vergangenenen DFB-Pokalspielen unfassbare 17 Tore. 
  • Die Löwen sind in diesem Jahr zuhause noch ohne Gegentor. Zwei Zu-Null-Spiele gegen den 1. FC Magdeburg und Karlsruher SC bringen die Eintracht auf einen guten Weg. Drei Heimspiele in Folge ohne Gegentor gab es zuletzt 2015, drei Heimsiege in Serie ohne Gegentor zuletzt 2012.
  • Die Hertha bringt den torgefährlichsten Angriff der 2. Bundesliga mit an die Oker. 33 Buden erzielte die vorderste Reihe bei der Hertha, hinzukommen noch 13 Vorlagen. Das ist der beste Scorerwert aller Offensiven im Unterhaus des deutschen Fußballs. 
  • Auch bei der Chancenverwertung beweisen die Hauptstädter Effizienz: Von 359 Schüssen landeten 42 im gegnerischen Gehäuse, das sind 11,7 Prozent. Es ist in der Kategorie die beste Quote von allen 18 Zweitligisten. Durschnittlich braucht die Hertha nur sieben Torschüsse für einen Treffer. Bei der Eintracht haperte es lange vor dem Tor, so gingen bei den Löwen nur 6,7 Prozent aller Abschlüsse über die Torlinie.
  • Nur der FC St. Pauli besitzt mehr Nationalspieler im eigenen Kader, als die Mannschaft vom Berliner Westend. Gleich vier Spieler streifen neben dem Hertha-Trikot auch das Shirt ihrer Nationalmannschaft über. Zusammen kommen sie auf 193 Einsätze für ihr Land. Peter Pekarik, Andreas Bouchalakis, Smail Prevljak und Haris Tabakovic sind aktuell noch dabei, vier weitere Akteure der Blau-Weißen haben bereits ehemalig die Schuhe für ihre Nation geschnürt.

Unter Beobachtung:

  • Fabian Reese
    Wen einer für Torgefahr sorgt, dann Reese: Der Sommer-Neuzugang aus Kiel war in bisher 23 Pflichtspielen an 23 Toren beteiligt und ist bisher in allen seiner sechs Pflichtspiele gegen die Eintracht in der 2. Bundesliga ungeschlagen. Auch am vergangenen Wochenende sorgte er mit einem Doppelpack gegen den 1. FC Magdeburg wieder dafür, dass seine Hertha auf die Siegerstraße einbog.
  • Haris Tabakovic
    Auch als Neuzugang im Sommer aus Österreich von Austria Wien gekommen, schlug der Stürmer mittlerweile im Westend voll ein. Bei der 0:3-Hinspielniederlage der Löwen im Olympiastadion konnte der 29-Jährige alle drei Treffer des Tages auf sich verbuchen. Allerdings ist der in der Schweiz geborene Tabakovic in der Fremde bisher nicht ganz so erfolgreich. In acht von neun Auswärtsspielen blieb er bisher torlos.
  • Marten Winkler
    Gekommen von Waldhof Mannheim ist der technisch versierte Youngster seit Sommer 2023 Teil der Profis. Zum aktuellen Zeitpunkt stehen drei Vorlagen und zwei Treffer auf seiner Habenseite und mit 36,2 Kilometern pro Stunde, ist er am Samstag von beiden Teams der schnellste Spieler auf dem Feld. Nur Teamkollege Tabakovic sprintet bei den Hauptstädtern mehr als Winkler, der gleichzeitig auch der meistgefoulte Akteur bei den Herthanern ist.
  • Toni Leistner
    Der Kapitän saß zwar gegen Magdeburg die vollen 90 Minuten auf der Bank und pausierte zuvor gegen Greuther Fürth wegen einer Gelbsperre, ist aber sonst kaum aus der Defensive der Hertha wegzudenken. Die beste Zweikampfquote bei den Berlinern kann der 33-Jährige aufbieten und sammelte während seiner Karriere schon Erfahrungen bei den Queens Park Rangers in England oder beim Stadtrivalen 1. FC Union Berlin, bei dem er vier Jahre kickte. 
  • Linus Gechter
    Der 19-jährige Verteidiger war in der vergangenen Saison an die Eintracht ausgeliehen und feierte mit den Löwen den Klassenerhalt in Liga zwei. In fünf Einsatzen konnte er eine Torvorlage beisteuern und kehrte im Sommer zurück in seine Geburtsstadt. Seitdem konnte er sich in acht Auftritten mit seinem ersten Zweitliga-Tor gegen die SV Elversberg belohnen.

Der Coach:
Pál Dárdai verkörpert die Hertha in Gänze. Der Chef-Trainer kickte von 1997 bis 2012 selbst für die Berliner, kam dabei auf 373 Spiele für die Blau-Weißen. Nun ist er der Coach für seinen Herzensklub und das nicht zum ersten Mal. Bereits im Februar 2015 war der heute 47-Jährige Chef an der Seitenlinie bei den Berlinern geworden und rettete den BSC damals vor dem Absturz in die 2. Bundesliga. In den Saisons darauf belegte er Platz sechs und sieben und spielte mit seinem Team sogar in der Saison 2017/2018 in der Gruppenphase der Europa League. Aus einem Absteigskandidaten hatte er eine Mannschaft für den europäischen Wettbewerb geformt. 2019 war dann nach Platz elf aber Schluss. Doch endgültig war diese Entscheidung natürlich nicht: Dárdai sprang auch in der Corona-Pandemie als Feuerwehrmann ein und rettete den Klub erneut vor dem Abstieg aus der Beletage des deutschen Fußballs. Nun ist er seit April 2023 zum dritten Mal im Amt und hat mittlerweile auch familiäre Unterstützung im Profifußball. Seine drei Söhne Márton, Palkó und Bence spielen alle drei unter ihrem Vater bei den Herthanern und stehen auch regelmäßig auf dem Feld. 

Die Lage:
Platz acht und sechs Punkte Rückstand auf den Tabellendritten Hamburger SV. Bleibt der BSC so konstant und geht den nächsten Schritt, könnte es für den Hauptstadt-Klub derzeit noch weiter nach oben gehen. Dabei erklärte Coach Dárdai vor kurzem erst noch, dass das Team das Ziel hat, „von Platz sechs bis zehn zu landen und so zu überleben, dass die jungen Spieler bei uns bleiben wollen und der Verein sich finanziell so stabilisiert, dass wir zur neuen Saison vielleicht positionsspezifisch etwas machen können.“ Einen möglichen direkten Wiederaufstieg bezeichnete er als „Wunder“ und legte dieses Szenario erst einmal ad acta. Grundsätzlich ist die Hertha nach dem Abstieg aus der Bundesliga und dem nachfolgenden schwierigem Saisonstart mittlerweile in der 2. Bundesliga angekommen. Nur drei Niederlagen aus den vergangenen 15 Pflichtspielen sprechen für sich. Zwar gab es vor Weihnachten eine kleine Phase von vier Spielen ohne einen Sieg, doch nach dem es vor zwei Wochen gegen Greuther Fürth Klick machte, konnte man auch das Heimspiel gegen den 1. FC Mageburg siegreich gestalten. Nun geht man mit dem Rückenwind aus zwei Siegen in Serie in das Spiel bei der Eintracht und könnte bei optimalem Verlauf des 23. Spieltags sogar auf Platz fünf klettern, es wäre die beste Platzierung der laufenden Spielzeit. 

Foto: DFL/Getty Images/Reinaldo Coddou H.