Jahresrückblick 2022 – Teil 2

Zurück im Unterhaus – die Monate Mai bis August in der Rückschau

Die Löwen sind wieder zurück in der 2. Bundesliga! Der direkte Wiederaufstieg ist geschafft. Eine starke Saison hat ein großartiges Ende gefunden. Es galt, sich nun auf die Herausforderungen in der neuen Spielzeit vorzubereiten. Neben einigen Neuzugängen stand unter anderem auch eine Begegnung mit einem alten Bekannten im DFB-Pokal an. Der Start in die 2. Bundesliga verlief dann allerdings weniger nach Plan.

Spulen wir vorher aber nochmal zurück auf das erste Wochenende im Mai. Nachdem der 1. FC Kaiserslautern auch das zweite Spiel in Folge gegen die Zweitvertretung des BVB verloren hatte, war für die Löwen beim letzten Auswärtsspiel der Saison in Meppen alles möglich. Ein Sieg bei den Emsländern trennte die Eintracht von der Rückkehr ins Unterhaus des deutschen Fußballs. Doch es kam anders. Vor knapp 10.000 Zuschauern und einem pickepackevollen Gästeblock in der Hänsch-Arena gerieten die Blau-Gelben früh mit 0:2 in Rückstand. Gegen mutige Meppener fand die Schiele-Elf zunächst einfach keine Lösungen. Nach einer halben Stunde markierte Lion Lauberbach den Anschlusstreffer, aber bis zur Pause blieb es bei der Führung der Gastgeber. In der 68. Minute glich die Schiele-Elf dann tatsächlich noch aus. Die Hoffnung bei den Anhängern war wieder da. Sollte es hier heute doch noch den Aufstieg zu feiern geben? Die Antwort darauf lieferten die mittlerweile aufgrund eines Platzverweises in Unterzahl agierenden Emsländer in der Schlussphase, als René Guder nach einem Konter alle blau-gelben Träume zerstörte. Sehr deprimiert und mit einer Niederlage im Gepäck ging es zurück an die Hamburger Straße. Der Fokus galt nun dem Saisonfinale gegen Viktoria Köln. Dass der anstehende Gegner die Löwen am nächsten Tag bei einem Heimsieg im Duell mit den Lauterern auch zum Aufstieg schießen könnte, daran wollte nach dem gebrauchten Tag so recht niemand glauben.

Trotzdem hingen sowohl die Mannschaft als auch Mitarbeiter der Geschäftsstelle am Muttertag vor den Fernsehern im EINTRACHT-STADION, um zu verfolgen, was sich da so am Kölner Höhenberg abspielte. Alle, die es mit der Eintracht hielten, trauten ihren Augen kaum. Die abstiegsbedrohten Domstädter führten gegen den 1. FC Kaiserslautern kurz vor der Pause mit 2:0. Bis zum Ende wurde gezittert, in dieser verrückten 3. Liga war schließlich alles möglich. Doch es sollte dabei bleiben. Die Viktoria siegte, sicherte sich den Klassenerhalt und die Löwen stiegen auf dem Sofa auf. Es war vollbracht. Die Eintracht war uneinholbar auf dem zweiten Tabellenplatz und ersparte sich eine nervenaufreibende Relegation gegen Dynamo Dresden. Spontan pilgerten zahlreiche Fans zum EINTRACHT-STADION, um mit der Mannschaft zu feiern, die das Duell  gemeinsamen im Presseraum gesehen hatte. Zusammen wurde dann nicht nur im Innenraum unseres Wohnzimmers gefeiert, auch in den Abendstunden wurde in der Stadt noch das eine oder andere Wolters auf diese sensationelle Saison getrunken. So richtig realisieren, konnte es an diesem Sonntag im Mai aber noch keiner, dass es nach dem traurigen Rückschlag im vergangenen Sommer nun schon direkt wieder eine Liga höher ging.

Am letzten Spieltag wurde in Braunschweig dann ein absolutes Fußballfest gefeiert. Die Viktoria, die die Löwen am vorigen Wochenende noch zum Aufstieg geschossen hatte, war nun an der Oker zu Gast. Beim Einlaufen wurden beide Teams beklatscht und vor der Partie schallte „Kölsche Jung“ von Brings aus den Lautsprechern des Tempels. Gemeinsam ließ man die Saison ausklingen. Dass am Ende der Partie ein 0:1 auf der Anzeigetafel stand, interessierte nach dem Schlusspfiff wirklich keinen mehr. Der Rasen war gefüllt mit Fans, die sich in den Armen lagen und auch dem Chef-Trainer Michael Schiele lauschten, der sich von der Haupttribüne aus nicht nur bei seinen Spielern und dem Trainer-Team bedankte, sondern auch das eine oder andere Liedchen schmetterte. 2. Liga, wir kommen! Die Braunschweiger sind wieder da!

Neben all der Freude musste sich die Eintracht auch von sieben Akteuren verabschieden, die den Verein nach dem Wiederaufstieg verließen. Lasse Schlüter, Martin Kobylanski, Sebastian Müller, Jomaine Consbruch, Fabrice Hartmann, Julian Bauer und Iba May wurden im Rahmen des letzten Heimspiels verabschiedet. Auch an dieser Stelle nochmal vielen Dank für Euren Einsatz, Männer! Bevor sie allerdings ihre neuen Herausforderungen angingen, durften sich das gesamte Team noch in das Goldene Buch der Stadt Braunschweig eintragen.

Im Sommer waren dann die Planungen für den Saisonstart bereits im vollen Gange. Schon Mitte Juli sollte die neue Spielzeit beginnen und das gleich mit einem Duell gegen den Hamburger SV. Linksverteidiger Niko Kijewski verlängerte seinen Vertrag und mit Saulo Decarli wurde nicht nur die Defensive verstärkt, sondern auch ein alter Bekannter zurück an der Hamburger Straße begrüßt. Apropos alte Bekannte, so einen bekamen die Löwen auch in der ersten Runde des DFB-Pokals zugelost: Hertha BSC. Schon das dritte Mal in sechs Jahren sollte das Aufeinandertreffen in diesem Wettbewerb und im EINTRACHT-STADION stattfinden. Ebenfalls verlängerten in der Sommerpause sowohl Philipp Strompf als auch Michael Schultz ihre Verträge und die Löwen durften mit Anton Donkor einen weiteren defensiven Neuzugang bejubeln. Luc Ihorst blieb nach seiner Leihe von Werder Bremen fest bei der Eintracht und auch Maurice Multhaup entschied sich nach dem Aufstieg für einen längerfristigen Aufenthalt an der Oker.

Abgeschlossen war die Kaderplanung damit allerdings noch nicht. So verpflichteten die Löwen neben Torhüter Ron-Thorben Hoffmann von Bayern München auch Mittelfeldmotor Immanuel Pherai aus Dortmund, liehen Mehmet Ibrahimi von RB Leipzig aus und sicherten sich die Dienste von Rückkehrer Fabio Kaufmann, der vom Karlsruher SC seinen Weg zurück zum BTSV fand. Die ersten regionalen Testspiele gegen den FC Wenden, den Polizei SV Braunschweig und den MTV Groß Denkte konnten dann auch allesamt mehr als deutlich gewonnen werden. Auch das Testspiel gegen Oberligist Freie Turner entschieden die Löwen mit 5:0 für sich. Die Stimmung und Euphorie waren gut und mit jeder Menge Motivation und Elan sollte die Mission Klassenerhalt starten.

Ende Juli stand dann der Saisonauftakt vor der Tür. Vor einem fast ausverkauften Haus mussten sich die Löwen an diesem Nachmittag nur eines ankreiden lassen: die Chancenverwertung. So galt der altbekannte Spruch: Machst du die Dinger vorne nicht, bekommst du sie hinten rein. Stark aufspielende Löwen unterlagen trotz großen Kampfes am Ende mit 0:2 gegen effiziente Hamburger. Und auch am zweiten Spieltag in Heidenheim gab es trotz weiterer Neuverpflichtungen, um den von Union Berlin ausgeliehenen Japaner Keita Endo, für den Aufsteiger nichts zu holen.

Damit gingen die Blau-Gelben mit zwei Niederlagen im Rücken in das Aufeinandertreffen mit Hertha BSC. Die Schiele-Elf wollte diese zwei Rückschläge vergessen machen und das Duell mit dem Bundesligisten ohne Druck angehen. Dass an diesem Sonntagabend aber ein wahres Feuerwerk an der Hamburger Straße abgebrannt werden sollte, dass hatte keiner auf der Rechnung. Die Blau-Gelben holten in der zweiten Hälfte innerhalb von drei Minuten einen 0:2-Rückstand gegen die Hauptstädter auf und brachten das Duell in die Verlängerung. Dort überschlugen sich die Ereignisse dann endgültig. Auf Immanuel Pherais Führungstor kurz nach Wiederanpfiff konterte die alte Dame durch einen abgefälschten Schuss von Lucas Tousart. Als Dodi Lukebakio dann zwischenzeitlich auf 4:3 für die Berliner stellte, bangten die rund 14.000 Fans im Tempel mit. Zwei Minuten vor Schluss erlöste Bryan Henning dann alle Anwesenden und erzielte doch tatsächlich noch das 4:4. Es war unfassbar! Zum allerersten Mal in der Geschichte des EINTRACHT-STADIONs sollte es hier also ein Elfmeterschießen geben und das hätte spannender nicht sein können. Als Marc-Oliver Kempf das Leder vom Punkt in den Braunschweiger Abendhimmel jagte, war allen klar, dass jetzt nur noch ein Treffer fehlte. Henning behielt die Nerven und schoss die Löwen eiskalt in die zweite Runde. Eines der spektakulärsten Spiele in der Historie von Eintracht Braunschweig hatte ein glückliches Ende gefunden. Nach dem 5:4 vor zwei Jahren hätte man von so einem unglaublichen Spielverlauf eigentlich auch ausgehen können. Damit lässt sich festhalten, dass Eintracht gegen Hertha BSC im DFB-Pokal Spektakel bedeutet.

Der harte Aufschlag im Liga-Alltag folgte allerdings zugleich. Zwar konnten die Löwen mit Anthony Ujah einen weiteren Stürmer verpflichten, doch ihm fehlte trotz seiner Erfahrung nach langer Verletzungspause noch die Fitness, um richtig eingreifen zu können. So konnte auch er die beiden Niederlagen gegen den SV Darmstadt 98 und Holstein Kiel nicht verhindern. Zwar feierte die Eintracht gegen Fortuna Düsseldorf den ersten Punktgewinn, scheiterte aber nur einer Woche darauf an der Arminia aus Bielefeld.

Ein Zähler aus sechs Partien, 15 Gegentreffer und Tabellenletzter. Trotz des starken Auftritts im DFB-Pokal konnte die Euphorie aus dieser Begegnung nicht mit in die folgenden Duelle genommen werden. Wie konnte man jetzt das Ruder rumreißen? Was sollte den Turnaround bringen? Der letzte Tag des Transferfensters sollte auch bei den Löwen Klarheit bringen.

Das war sonst noch los:

  • Seit 2008 trägt die Heimspielstätte von Eintracht Braunschweig und das Wohnzimmer unzähliger Löwen-Fans wieder den Namen EINTRACHT-STADION. Um dies auch langfristig zu sichern, gründete sich im Februar 2022 unter dem Motto „EINTRACHT-STADION • JETZT UND IMMER“ ein Aktionsbündnis, dem neben hauptamtlichen Mitarbeitern der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA auch Fans, Partner und Mitglieder von Fanorganisationen und der aktiven Fanszene angehören. Ziel der gemeinsamen Zusammenarbeit ist es, mithilfe einer Crowdfunding-Aktion die Namensrechte am „EINTRACHT-STADION“ selbst zu erwerben und so auch in Zukunft zu erhalten. Im Mai wurde das Projekt nach langer Vorbereitung gemeinsam an den Start gebracht.
  • Blindenreporter Paul Bessler beendete nach der Drittliga-Saison seine über 18-jährige ehrenamtliche Tätigkeit bei den Heimspielen des BTSV. Mit seinem Schaffen und seiner besonderen Beobachtungsgabe hat er viele unserer sehbehinderten Löwinnen und Löwen lange begleitet. Danke für Deinen Einsatz, Paul!
  • Anfang Juli präsentierte die Eintracht einen neuen Hauptsponsor: Mit dem Braunschweiger IT-Unternehmen Kosatec Computer einigte man sich auf eine mehrjährige Zusammenarbeit. Dabei übernimmt das in der Region gegründete Unternehmen nicht nur den Platz als Sponsor auf dem neuen Trikot der Blau-Gelben, sondern findet sein Logo seither auch auf den Trainings- und Ausgehbekleidung der Zweitligamannschaft und auf TV-relevanten Werbeflächen wieder. Die Kooperation ist ligaunabhängig auf mehrere Jahre ausgelegt.
  • Seit Juli haben die Eintracht-Profis auch einen neuen Leiter der Physiotherapie an ihrer Seite. Christian Degenhardt wechselte stadtintern nach sechs Jahren von den Basketball Löwen Braunschweig an die Hamburger Straße.
  • Zudem kehrte Jonas Stephan zurück zu den Löwen. Der ehemalige Co-Trainer absolviert derzeit die Ausbildung zum Fußballlehrer und unterschrieb einen zweijährigen Vertrag als neuer sportlicher Leiter am blau-gelben Nachwuchsleistungszentrum. Zur neuen Saison wurde der sportliche Bereich damit neu ausgerichtet. Während Stephan für die sportliche Ausbildung und Weiterentwicklung der Spieler und Trainer und zuständig ist, bilden weiterhin Jesper Schwarz (Leiter Performance, Gesundheit und Entwicklung) und Slavomir Lukac (organisatorischer Leiter) die operative Leitung im Sportpark Kennel.
  • Am 10. Juli feierte der BTSV mit all seinen Abteilungen und nach mehrjähriger Pause endlich wieder den „Tag der Eintracht“. Rund um das EINTRACHT-STADION konnten sich Groß und Klein bei bestem Wetter an vielen Stationen spielerisch ausprobieren und feierten ein gelungenes Comeback. Rund 10.000 Besucher waren vor Ort, lernten die verschiedenen Sportarten kennen und verbrachten den Tag in einträchtlicher Stimmung.
  • Im Juli wurde zudem bekannt, dass Eintracht Braunschweig als einer von insgesamt vier Pilotvereinen an dem DFB-Projekt „Fußball Verein(t) Gegen Rassismus“ teilnimmt. Bis nach der Europameisterschaft 2024 sollen im Rahmen des Projektes wirksame Netzwerke zur Bekämpfung von Rassismus im Fußball aufgebaut werden. Gemeinsam mit dem NFV nehmen die Blau-Gelben dabei eine integrale Rolle ein.

Der letzte Teil des Jahresrückblicks mit einem genauen Blick auf die Zeit von September bis Dezember erscheint dann übermorgen, am 30. Dezember.

Fotos: Eintracht, Agentur Hübner, DFL/Getty Images/Coddou H., imago images/Jan Huebner, Eibner, regios24

Jahresrückblick 2022 - Teil 2