Ministerpräsident Stephan Weil zu Besuch
Gesprächsrunde zum Abschluss
Auf seiner jährlichen Sommerreise machte der Ministerpräsident Niedersachsens, Stephan Weil, auch im EINTRACHT-STADION halt. Nach einer Führung durch den blau-gelben Tempel fand zum Abschluss seines Besuches im Businessbereich der Haupttribüne eine Talkrunde statt.
Nach 2013, als die Eintracht gerade in die Bundesliga aufgestiegen war, ist es der zweite Besuch des Ministerpräsidenten im EINTRACHT-STADION an der Hamburger Straße. Zuerst stand eine Stadionführung auf der Tagesordnung der Delegation. Auf den Trainingsplätzen der Löwen sprachen Weil und die beiden Geschäftsführer des BTSV, Wolfram Benz und Peter Vollmann, über die Aufgaben in der Sommerpause vor der bevorstehenden Saison in der 3. Liga. Dabei berichtete Vollmann über die Schwierigkeit, neben stark reduzierten Fernsehgeldern die finanzielle Planung voranzutreiben, um einen schlagfertigen Kader auf die Beine zu stellen. "Wir zahlen zwar nicht die höchsten Gehälter. Dennoch ist die Eintracht immer noch ein extrem attraktiver Klub, auch in der 3. Liga. Mit 125 Jahren sind wir ein echter Traditionsverein und immer noch eine reizvolle Adresse für Spieler", erklärte Benz auf Nachfrage des Ministerpräsidenten. Nachdem Weil sich dann kurz mit dem neuen Chef-Trainer des BTSV, Michael Schiele, über geeignete Spielerprofile für den Deutschen Meister von 1967 unterhielt, ging der Tross zurück Richtung Rasen im blau-gelben Tempel. Dort angekommen, spielten sich der Ministerpräsident mit Yari Otto und Niko Kijewski einige Bälle zu, ehe sich alle zusammen für ein Gruppenbild auf der Tribüne bereitstellten. Kurze Zeit später kam es zum Abschluss des Besuches mit einer Talkrunde, die im Businessbereich der Haupttribüne stattfand.
Neben Stephan Weil nahmen Christoph Bratmann (Präsident BTSV Eintracht von 1895 e.V. und Aufsichtsratsvorsitzender der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA), Dr. Thorsten Kornblum (Stadtrat und Dezernent für Personal, Digitalisierung, Recht und Ordnung), Stephan Lemke (Geschäftsführer Stadthalle Braunschweig Betriebs GmbH), Bastian Böhm (Leiter Organisation Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA) und Erik Lieberknecht (Leiter Fanbetreuung Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA) rund um das Thema „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Profi-Fußball und Ausblick auf die Rückkehr der Zuschauer in die Stadien“, an dem Gespräch teil. Moderiert wurde die Runde von Eintrachts Pressesprecherin Denise Schäfer.
Die wichtigsten Aussagen in der Talkrunde
Stephan Weil:
"Heute fand die Konferenz der Chefs der Staatskanzlei statt, die den Auftrag bekommen haben, gemeinsame Richtlinien für Großveranstaltungen in den nächsten Monaten zu entwickeln. Die Gespräche sind schon relativ weit, allerdings sind noch nicht alle Fragen geklärt. Grundsätzlich kann man sagen, es wird wieder losgehen mit größeren Veranstaltungen. Allerdings unter Voraussetzungen, wie zum Beispiel aktuelle Negativtests, die man nachweisen oder Kapazitätsgrenzen, die man beachten muss. Es wird im EINTRACHT-STADION wesentlich mehr möglich sein als zu Beginn der abgelaufenen Saison. Wir hoffen, dass das auch über die ganze Spielzeit hinweg durchgehalten werden kann."
Christoph Bratmann:
"Unterm Strich ist der Fußball der gesellschaftlichen Verantwortung nachgekommen. Vor über einem Jahr standen wir vor der Frage, ob wir dem Spielbetrieb in der 3. Liga zustimmen und diesen wieder aufnehmen. Ein Aussetzen des Profifußballs hätte nicht funktioniert. Das hätte den Vereinen den gar aus gemacht und das System ins Wanken gebracht. Über die abgelaufene Saison war es schwierig, weil die Fans im Stadion gefehlt haben, bis auf wenige Ausnahmen zwischen August und Oktober. Es hat sich gezeigt, als die Mannschaft mitten im Abstiegskampf und immer knapp über oder unter dem Strich gesteckt hat, dass die Atmosphäre einfach gefehlt hat. Für die Fans war die abgelaufene Saison ebenfalls sehr schwierig. Fußball ist ein Ventil für viele Emotionen. Es ist gut, wenn man das rauslassen kann. Für den ganzen Verein war das Jahr sehr fordernd. In den restlichen 13 Sparten war ein Betrieb nahezu unmöglich."
Dr. Thorsten Kornblum:
"Wir haben immer sehr gut mit dem Verein zusammengearbeitet. Noch mal herzlichen Dank dafür. Man vergisst, dass die Pandemie viele Phasen hinter sich hatte, aber wir zu Beginn auf das Nötigste angewiesen waren und es noch gar nicht hatten, wie beispielsweise die Masken. Auch hier haben sich die Fans unter der Leitung von unter anderem Herrn Lieberknecht, unglaublich dafür eingesetzt, indem sie Masken für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung genäht haben. Auch das ist ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Verein und der Stadt Braunschweig. Der Großteil der Fans hat sich an die Vorgaben gehalten und dazu beigetragen, dass die Braunschweiger vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen sind. Es gab unrühmliche Ausnahmen, die wir aber mit dem Verein deutlich gemacht haben."
Stephan Lemke:
"Die größte Herausforderung war das Lesen der Verordnung, welche im Laufe der Zeit nicht einfacher geworden ist, weil es immer mehr Verweise gab. Ich würde mir wünschen, dass wir bundeseinheitliche Regelungen bekommen. Es ist wichtig, dass wir in Braunschweig die gleichen Regeln haben wie in Düsseldorf oder Magdeburg. Das gilt auch für andere Veranstaltungen und nicht nur für den Sport."
Bastian Böhm:
"Wir sind zu Beginn der Pandemie mit vielen Herausforderungen und Fragen konfrontiert worden, die dazu geführt haben, den Spieltag organisatorisch fast noch einmal neu zu erfinden. Wir haben neue Saalpläne eingerichtet und mussten Kapazitäten neu berechnen. Die Pandemie nimmt keine Rücksicht auf den Spielplan. Die neue Verordnung kommt drei Tage vor dem nächsten Heimspiel und kann die Planung komplett über den Haufen werfen. Natürlich mussten sich die Fans erst einmal auf die neue Situation einstellen. Wir mussten den Zuschauern sehr viel Flexibilität abfordern, weil die Ticketvergabe komplett neu gesteuert werden musste. Wir haben eine Verlosung gestartet und mussten 3.000 Leute in einer Nacht-und-Nebel-Aktion neue Sitzplätze zuweisen. Das waren viele Themen, die für uns als Verein sehr herausfordernd waren. Ich denke, dass wir in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ein sehr gutes Konzept umgesetzt haben. Wir hoffen, dass wir in der kommenden Spielzeit mit einer weitaus höheren Zahl an Zuschauern in die Saison starten können, auch wenn die Delta-Variante des Corona-Virus weiter auf dem Vormarsch ist. Wir wollen einen Schritt nach vorne machen und hoffen, dass wir die Pläne so beibehalten können und es keine Rückschritte gibt."
Erik Lieberknecht:
"Die Situation hat dazu geführt, dass eine gewisse Distanz zwischen Fans und Mannschaft entstanden ist, die niemand wollte. Die Spieler wollten gerne die Fans sehen, die Fans wollten ins Stadion. Das war nicht möglich. Wir haben uns bei der Eintracht auf eine Sache konzentriert, die überall in der Republik aufgetreten ist, nämlich die Hilfe für Schwächere und Bedürftige. So ist das Bündnis "Eintracht hilft" aus einer Fanorganisation und Eintracht Braunschweig entstanden. Es wurden unter anderem Masken für die Stadtverwaltung genäht und es wurde ein Einkaufservice für Bedürftige auf die Beine gestellt, der bis vor kurzem lief. Außerdem wurden Obdachlose versorgt, die Aktion findet immer noch statt. Des Weiteren haben wir den Sexarbeiterinnen in der Bruchstraße, die keinerlei Einkommen mehr hatten, mit anderen Hilfsorganisationen unter die Arme gegriffen. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten die sozialen Beziehungen unter den Fans, die zum Fußball dazu gehören, nicht stattfinden. Weil wahrscheinlich viele mit der Situation überfordert gewesen sind, hat sich diese Frustration in den sozialen Netzwerken geäußert, die unschön war. Ich habe die ganz große Hoffnung, dass diese Dinge der Vergangenenheit angehören und sich die Verhältnisse wieder normalisieren. Ich bin mir sicher, dass die Fans verantwortungsvoll mit der Situation umgehen werden, wenn sie wieder ins Stadion dürfen, was das Tragen von Masken und das Einhalten der Abstandsregelungen angeht."