Mit Anfang zum großen Wurf

Der 1. FC Kaiserslautern in der Vorschau

Lange musste “uff'm Betze” auf eine Erfolgsgeschichte gewartet werden. Doch Cheftrainer Markus Anfang formte aus dem Team, das im vergangenen Jahr noch gemeinsam mit der Eintracht knapp den Klassenerhalt in der zweiten Liga sicherte, eine Mannschaft mit viel Ambitionen. Auch fünf Spieltage vor Schluss wahren die Roten Teufel die Chance auf eine Bundesliga-Rückkehr nach über einem Jahrzehnt. Zuletzt wackelte der Glauben nach zwei Niederlagen ein klein wenig, doch der Endspurt könnte für den FCK ein besonderer werden. 

Matchfacts:

  • Und ab geht die wilde Fahrt: Einzig der FC Schalke 04 nutzte einen Ballverlust häufiger aus, als der FCK. Schon elfmal klingelte es im Gehäuse nachdem der Gegner das Spielgerät herschenkte. Die drittmeisten Treffer nach einem Gegenstoß (sechs) gehen ebenfalls auf das Konto der Lauterer, die als einzige Mannschaft mehr Kontertorschüsse abgaben (41) als die Löwen (39).
  • Vorsicht in der Defensive: Während die Zweitligisten im Durchschnitt nur 40 Großchancen ihrer Gegner zuließen, steht Kaiserslautern in dieser Rubrik am Tabellenende. 66-mal verzeichneten die Pfälzer eine Top-Chance des Gegners. Aber bemessen am xGoals-Wert der erwarteten Gegentore (53,2), hat das Team von Markus Anfang deutlich weniger Treffer hinnehmen müssen (45).
  • Hochhinein bringt Gefahr: Der FCK ist derzeit das Team mit den meisten Gegentreffern nach einer Flanke aus dem Spiel heraus (10). Vorletzter in der Kategorie ist übrigens im Moment die Eintracht mit neun Gegentoren nach einer Hereingabe. Dafür sind vor allem Standards in der Lauterer Offensive ertragreich, denn die viertmeisten Tore der 2. Bundesliga nach ruhenden Bällen fielen bei den Gästen (15).
  • Konsequent vollendet: Die Löwen und die Lauterer werden in der 2. Bundesliga nur von der SV Elversberg getoppt, wenn es um die Verwertung der Großchancen geht. 59,1 Prozent ihrer dicken Möglichkeiten konnten die Blau-Gelben nutzen, die Roten Teufel sogar ganze 64,1 Prozent.
  • Distanz ist keine Hürde: Die Gegner der Anfang-Elf müssen sich nicht nur im Strafraum defensiv beweisen. Nur zwei Teams trafen öfter durch einen Torschuss aus der Entfernung als der DFB-Pokalfinalist des vergangenen Jahres (acht Weitschuss-Tore). Hinzu gesellen sich die drittmeisten Versuche aller Zweitligisten von außerhalb des Sechzehners (156).

Unter Beobachtung:

  • Marlon Ritter
    Mit sechs Buden nach der Winterpause ist der 30-Jährige der aktuell torgefährlichste Mittelfeldakteur der 2. Bundesliga seit dem Rückrundenstart. 47 Torschussvorlagen legte der gebürtige Essener auf - keiner tat dies beim FCK häufiger. Nur Daisuke Yokota hat bei den Lauterern auf dem Platz mehr Drucksituationen erfolgreich gelöst als Ritter.
  • Ragnar Ache
    Der wuchtige Top-Stürmer des FCK ist einfach immer für einen Treffer gut. Derzeit belegt der 26-Jährige mit seinen 16 Buden den geteilten dritten Platz in der Torjägerliste der 2. Bundesliga. Hinzu kommen die meisten Torschüsse, die meisten Großchancen und die meisten erwarteten Tore bei den Roten Teufeln. Ache ist der Zielspieler im Angriff der Gäste.
  • Luca Sirch
    Der Sommerneuzugang von Lok Leipzig schlug bei seinem neuen Verein direkt ein. Nicht nur die zweitmeisten Ballaktionen und die zweitbeste Passquote gehören dem Defensivakteur. Mit vier eigenen Treffern weiß er darüber hinaus auch, wo der Kasten steht und bringt sich mit seinen 24 Torschussvorlagen ebenso regelmäßig in der Offensive ein. 

Die Lage:
Zu Beginn des Jahres hätte die Welt auf und rund um den Betzenberg nicht rosiger sein können. Vier Siege in Folge katapultierten den FCK von Platz 9 auf den Relegationsrang. Doch Mitte Februar begann dann das Stottern des Motors. Seitdem gab es nur noch zwei Siege für die Fans zu bejubeln, trotzdem blieben die Lauterer immer weiter oben dran. Nur ein Zähler trennt die Roten Teufel im Moment von Platz drei. Es wäre am Saisonende der ganz große Wurf für die Elf von Cheftrainer Markus Anfang, auf den man bei dem Traditionsklub schon über ein Jahrzehnt wartet. Denn seitdem Bundesliga-Abstieg 2012 konnte man in der Pfalz nicht mehr in die Beletage des deutschen Fußballs zurückkehren. Bei aller Hoffnung gab es jedoch zuletzt erneut zwei Rückschläge: Auf eine 0:2-Niederlage in Magdeburg folgten zahlreiche ungenutzte Chancen gegen den 1. FC Nürnberg, die eine 1:2-Niederlage zur Folge hatten und wichtige Zähler für die Plätze ganz vorne kosteten. Dabei zeigte die Mannschaft durchaus eine gute Leistung. Mit 27 Torschüssen und einem xGoals-Wert von 4,2 stellten die Pfälzer sogar neue Saisonbestmarken auf, trafen jedoch lediglich einmal per Elfmeter. Zwei Pleiten in Serie gab es für den FCK zuletzt am 4. und 5. Spieltag. Dreimal in Folge hat Kaiserslautern seit Anfang 2024 nicht mehr verloren, gegen die Eintracht will die Mannschaft also die Erfolgsspur wiederfinden. Im Hinblick darauf könnte vor allem Coach Anfang eine wichtige Rolle spielen. Mit dem FCK, dem SV Darmstadt 98 und Holstein Kiel hat der Fußballlehrer in sechs Partien noch nie gegen die Löwen verloren.

Foto: DFL/Getty Images/Alexander Scheuber