
Spatzen brauchen schnellen Aufwind
Der SSV Ulm 1846 im Fokus
Das letzte und bisher einzige Mal, dass der SSV Ulm im EINTRACHT-STADION spielte, geht auf den 8. November 1986 zurück. Nun kommt es am Samstag zum insgesamt erst vierten Duell zwischen den Spatzen und den Löwen. Gegen den direkten Konkurrenten in Blau-Gelb will Ulm neben der defensiven Stabilität auch endlich wieder eigene Torgefahr auf den Rasen bekommen und wichtige Zähler im Abstiegskampf sammeln.
Matchfacts:
- Die momentanen Sorgen des SSV Ulm stammen vor allem von ihren Problemen in der Offensive. Die Spatzen durften erst 24 Tore bejubeln, nur die Eintracht und Regensburg waren noch seltener erfolgreich. Ähnlich wie die Löwen waren auch die Ulmer hier häufig abhängig von einem Mann: Semir Telalovic erzielte neun der 24 Ulmer Saisontore.
- In der Defensive stehen die Ulmer dagegen sehr stabil: 30 Gegentore sind nur eins mehr, als die Aufstiegsfavoriten aus Hamburg und Köln hinnehmen mussten. 21 dieser fielen dabei aus dem Spiel heraus – der zweitbeste Wert aller Zweitligisten. Hier bringen sie ihre Gegner regelmäßig zur Verzweiflung, denn diese erzielten fast acht Tore weniger, als es der xGoal-Wert aussagt.
- Der Abstiegskampf wurde angenommen! Eintracht Braunschweig und der SSV Ulm sind die Mannschaften mit den zweit- und drittmeisten Gelben Karten in dieser Saison (64 und 60). Zudem kassierten beide zusätzlich jeweils vier Platzverweise. Gut möglich, dass sich auch am Samstag eine hitzige Partie entwickelt.
- Lieber auf dem Boden als in der Luft: Die Mannschaft von Thomas Wörle bestritt bisher 4.981 Zweikämpfe und gewann 2.090 von diesen (jeweils drittbester Wert), doch bei Luftzweikämpfen sind sie das Schlusslicht der Liga. Nur 44,6 Prozent der Luftduelle konnten sie für sich entscheiden.
- Laufen anstatt passen: Die Ulmer gehören zu den laufstärksten Mannschaften der Liga mit durchschnittlich 117,02 Kilometern Gesamtlaufdistanz pro Spiel. Da sie jedoch dadurch häufiger den Gegner das Spiel gestalten lassen, belegen sie in den Kategorien Pässe aus dem Spiel (7618) und Passquote (80,5 Prozent) die unteren Plätze.
Unter Beobachtung:
- Semir Telalovic
Telalovic ist der Toptorschütze der Ulmer. Neunmal war die Nummer 29 der Ulmer bereits erfolgreich und erzielte damit 38 Prozent aller Tore der Spatzen. Damit weist er hinter Eintrachts Rayan Philippe den zweithöchsten Anteil in der 2. Liga auf. Besonders in Erinnerung bleibt dabei sein furioser Viererpack beim 5:1-Sieg gegen den Jahn Regensburg. Seit diesem Spiel im Januar wartet der 25-Jährige allerdings auf einen weiteren Treffer. - Max Brandt
Der gebürtige Braunschweiger kam zu Beginn der vergangenen Saison nach Ulm. Seitdem hat sich der 23-Jährige zu einem wichtigen Bestandteil der Mannschaft der Spatzen entwickelt und zeigt sich dort als durchgehend lauffreudig und passsicher. Für die Rückkehr in seine Heimatstadt bringt er vor Familie und Freunden besondere Motivation mit in die Partie. - Philipp Strompf und Niklas Kolbe
Die defensive Stabilität der Ulmer geht vor allem auf die Leistungen ihres Innenverteidiger-Duos zurück. Niklas Kolbe liegt im Ranking der zweikampfstärksten Spieler der 2. Bundesliga auf Rang Zwei, Philipp Strompf auf Platz Fünf. Beide spielen zudem die meisten Pässe bei den Ulmern und sind somit maßgeblich in den Spielaufbau eingebunden. Strompf kennt die Eintracht außerdem gut aus den zwei Jahren, in denen er in Blau-Gelb unterwegs war. Er
Die Lage:
Nach über 38 Jahren ist es nun also wieder so weit: Blau-Gelb empfängt im EINTRACHT-STADION den SSV Ulm. Die Spatzen haben dabei durchaus gute Erinnerungen an die Braunschweiger. In den drei bisherigen Partien holten die Ulmer zwei Siege und ein Unentschieden. Verloren haben sie dementsprechend noch nie gegen die Eintracht. Sicherlich eine Statistik, die der Verein aus Baden-Württemberg gerne fortsetzen würde, für beide Mannschaften zählt im Tabellenkeller schließlich nur ein Sieg. Dem SSV Ulm gelang erst in der vergangenen Saison der Durchmarsch von der Regionalliga direkt in die 2. Bundesliga. Nun wird alles darangesetzt, dass sie dort auch bleiben können. Zuletzt waren sie allerdings wieder auf einen direkten Abstiegsplatz gerutscht, denn nach dem Dreier aus dem Spiel gegen die Eintracht in der Hinrunde gelang ihnen nur noch ein weiterer Sieg. Ansonsten mussten sie seitdem acht Unentschieden und sieben Niederlagen hinnehmen, sodass sie mittlerweile fünf Zähler Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz haben. Doch viele der vergangenen Spiele fielen knapper aus, als es die Punkteausbeute am Ende vermuten mag. Auch nach der Partie gegen die SV Elversberg am vergangenen Wochenende beklagten gleich mehrere Spieler und Verantwortliche, dass die Ulmer zwar eine überzeugende Leistung geliefert hatten, ihnen jedoch einfach Glück in den entscheidenden Momenten gefehlt hat. Cheftrainer Thomas Wörle schlussfolgerte: „Ich habe eine unglaublich willensstarke, couragierte Mannschaft von uns gesehen, die heute wieder eigentlich relativ viel gebracht hat, um sich gegen eine starke Elversberger Mannschaft, dann ganz knapp durchzusetzen und drei Punkte zu holen. Leider hat es dafür nicht gereicht.“ Besonders in der Offensive hatten die Ulmer größere Schwierigkeiten. Sowohl bei den Niederlagen gegen Fortuna Düsseldorf und den 1. FC Nürnberg als auch beim Unentschieden gegen die SV Elversberg gelang den Spatzen zuletzt kein eigener Treffer mehr. Mittelfeldspieler Max Brandt fand jedoch trotzdem Lob für seine Mitspieler: „Auf jeden Fall ein großes Kompliment an die Mannschaft, wir marschieren unter der Woche, am Wochenende, es ist egal, ob wir zurückliegen, ob wir führen, wir geben immer Gas und wollen auch den Fans etwas zurückgeben“. Auch wenn es in diesem Jahr bisher noch nicht mit einem Auswärtspunkt funktionieren sollte, fahren die Ulmer nun in die Löwenstadt, um endlich wieder etwas Zählbares zurück nach Baden-Württemberg zu nehmen. Für beide Mannschaften wäre ein Sieg im Duell der direkten Konkurrenten schließlich ein sehr wichtiger Schritt in Richtung Klassenerhalt.