Trainieren wie die Löwen

Im Gespräch mit Jesper Schwarz und Jonas Stephan zur Trainingsphilosophie am blau-gelben NLZ

Das Nachwuchsleistungszentrum der Eintracht hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Talente im Fußball individuell zu fördern, echte Löwen auszubilden und im besten Fall auch immer wieder Spieler hervorzubringen, die schlussendlich als Profis im Stadion für die Eintracht auflaufen. Ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses ist das alltägliche Training des Nachwuchses. Um die Abläufe kennenzulernen und zu verstehen, was das Trainingskonzept am Nachwuchsleistungszentrum so besonders macht, sprachen wir mit Jonas Stephan, Chef-Trainer der blau-gelben U19, und Jesper Schwarz, dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums für Gesundheits-, Leistungs-, Trainings- und Entwicklungsmanagement.

Hey Jesper. Nach welchen Kriterien wählt ihr Eure Trainingsmethoden aus?
JesperSchwarz: „Im Fußball ist der Wunsch nach Zugehörigkeit und Akzeptanz weit verbreitet, was dazu führt, dass sich Spieler und Trainer bereitwillig mit der Mehrheit identifizieren. Das geht sogar so weit, dass sich mit dem Verhalten der Mehrheit identifiziert wird, auch wenn diese nachweislich falsch liegt. Im Fußballtraining drückt sich dieses Prinzip gerne in traditionell geprägten Trainingsansätzen aus, die mit den aktuellen Erkenntnissen der Sportwissenschaft, speziell der Trainingswissenschaft, nicht mehr vereinbar sind. Das soll aber auf keinen Fall heißen, das traditionelles Training immer der falsche Weg ist und keine Daseinsberechtigung hat, ganz im Gegenteil: Viele Wege führen nach oben und mit den unterschiedlichsten Trainingsmethoden wurden schon Wettbewerbe gewonnen. Wir wollen diese Umstände wahrnehmen und haben uns auf der Grundlage dieses Wissens für einen individuellen Weg entschieden.“

Wie sieht dieser Weg in Eurem Fall aus, für welches Trainingskonzept habt ihr euch entschieden?
Schwarz: „Für das Nachwuchsleistungszentrum haben wir das Game Model nach Vitór Frade und Dr. Fergus Connolly, beziehungsweise dessen Modifikation nach Raymond Verheijen gewählt. Wir haben es mit Hilfe grundlegender sportwissenschaftlicher Trainingsprinzipien sowie eigener Erfahrungswerte individuell auf uns angepasst, damit ist unsere Trainings- und Spielphilosophie genau so einzigartig wie unser Verein und ein echtes Alleinstellungsmerkmal.“

Was spricht Euch an diesem Modell an und warum passt es zu der Eintracht?
Schwarz: „Wir brauchen einen Trainingsansatz und ein Trainingsprogramm, welches den individuellen Spielern die größtmögliche Wahrscheinlichkeit auf Erfolg bei gleichzeitig geringstem Risiko für Verletzungen ermöglicht. Außerdem muss das Ganze natürlich unsere Werte abseits des Platzes, unsere Löwen-DNA, widerspiegeln.“

Wie sieht denn das Training nach dieser Methodik konkret aus, wie kann man sich die Arbeit auf dem Platz vorstellen?
Schwarz: „Zu den konkreten Inhalten gehört zum Beispiel 'Fußball durch Fußball', 'induktives Lernen' und 'Fußball-Fitness'. Der Trainingserfolg soll auch mit Spaß verbunden sein, was vor allem auch bedeutet, dass tatsächlich viel gespielt wird. Aber auch das Bio-Banding gehört dazu, also Spieler nach ihren körperlichem Entwicklungsstand, nicht rein nach dem biologischen Alter zu fördern. Dazu findet sich auf dem YouTube-Kanal der Eintracht bereits ein ausführliches Interview, in dem das Thema nochmal genauer erklärt wird. Der Workload der Spieler soll insgesamt Woche für Woche gesteigert werden.“

Individuelle Förderung jedes Spielers bei möglichst geringem Verletzungsrisiko habt Ihr bereits als Euer Ziel genannt, was wollt Ihr noch mit eurem Trainingskonzept erreichen?
Stephan: „Wir wollen nicht nur gut ausgebildete und leistungsfähige Spieler auf den Platz bringen, sondern auch die Mentalität, die wir lehren und die Werte, die wir vertreten möchten. Dazu haben wir gemeinsam mit unseren Trainern Prinzipien entwickelt, um den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaften zu fördern sowie Leidenschaft für und in unserem Verein zu zeigen.“

In welchem Alter fängt für Euch die Talentförderung oder Sportförderung im Allgemeinen an?
Stephan: „Ich glaube, dass auch der Altersbereich unter der U12 wichtig ist, weil dass auch sehr sensible Jahre sind, in denen Sportler sich gut weiterentwickeln können. Es reicht nicht, in der Zeit vielleicht einmal in der Woche Sport zu machen und willkürlich irgendwelche Bewegung anzubieten. Da braucht es einen Schlüssel. Wir wollen Kinder dazu animieren, in die Sporthallen und auf die Sportplätze zu gehen. Dafür müssen natürlich auch entsprechende Förderstrukturen vorhanden sein, dazu entwickeln wir aktuell weitere Pläne. Das wird ein entscheidender Faktor für uns sein, da wir insbesondere auf regionale Talentförderung bedacht sind.“