"Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen Breiten- und Leistungssport verdichten"
Im Gespräch mit André Kucharski zu der Arbeit mit den jüngsten Löwen der U9 bis U11
Seit Juli übernimmt André Kucharski, zuvor bereits NLZ-Scout, Cheftrainer des blau-gelben Talentteams und Koordinator des Löwenrudels bei der Eintracht, die sportliche Leitung für den Bereich der U9 bis U11 im e.V. der Eintracht. Mit der neuen Aufgabe kommen auch neue Ideen und Ansätze für die Arbeit mit den jüngsten Löwen auf. Darüber haben wir mit ihm gesprochen und wollten wissen, was sich durch seine Position in Zukunft verändert.
Lieber André, die Nachwuchsarbeit beginnt bei der Eintracht schon lange vor dem Einstieg am Nachwuchsleistungszentrum. Der Altersbereich U9 bis U11 ist ab jetzt dein Zuständigkeitsgebiet. Welche Angebote hält der e.V. für die ganz jungen Spieler bereit und was soll sich da ab sofort verändern?
André Kucharski: „Momentan ist der Breitensport so organisiert, dass wir mit einer G-Jugend starten, dazu gibt es dann zwei F- und drei E-Jugendmannschaften. Darauf kann dann der Übergang in die U12 zum NLZ erfolgen. Den Sprung in den Leistungssport können nicht alle Kinder schaffen. Wir wollen, das habe ich mir zum Auftrag gemacht, den Übergang von der E- in die D- Jugend, sprich vom Breitensport in das NLZ, weicher machen. Ziel ist es, mehr Kids aus unserer U11 mitzunehmen und weiterentwickeln zu können. Außerdem möchten wir durch meine Funktion als sportlicher Leiter in dem Altersbereich die Zusammenarbeit zwischen dem Breiten- und dem Leistungssport verbessern und verdichten. Das NLZ muss und will die Kinder und Eltern besser kennenlernen. Auch die Trainingsarbeit der Coaches soll in den Fokus genommen und weiterentwickelt werden, um den Übergang für die Spieler zu erleichtern.“
Die Löwen-Werte sollen bei der Eintracht rundum vertreten werden, bei den Profis, in der Jugend und auch bei den Kleinsten. Was ist euch besonders wichtig, was gebt ihr euren Spielern und Trainern mit auf den Weg?
Kucharski: „Vor den Sommerferien habe ich mit den Trainern einen kleinen Workshop gemacht, da sollten sie unter anderem notieren, was ihre wichtigsten Werte in ihrem Leben und in der Trainingsarbeit sind. Die sich daraus ergebenen drei Werte fungieren als Orientierungspunkte und Leitplanken der zukünftigen Zusammenarbeit mit den Kids und Eltern, aber auch zwischen den Coaches und mir. Die drei Löwen-Werte orientieren sich an denen vom NLZ und den Profis. Diese sollen sich außerdem in unserer Spielvision, in den Trainingseinheiten und dem Coaching wiederfinden. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Coaches eine Bindung zu den Kids aufbauen, dass es ein Vertrauensverhältnis gibt und die Kinder sich in ihrem Lernumfeld wohlfühlen. Nur so ist eine gute Basis für erfolgreiches Lernen da. Der nächste Schritt ist es, dass es die Coaches schaffen, die Kids durch ein freudvolles und bewegungsreiches Training herauszufordern. Wir müssen dabei unbedingt die Bedürfnisse der Kinder in unsere Einheiten einfließen lassen. Sie lieben unter anderem das Wetteifern, das Ausprobieren und das freie Spiel. Zusammenfassend muss das Individuum, also das Kind beziehungsweise der Sportler im Mittelpunkt unseres Handelns stehen. Es muss ein Verständnis bei den Trainern, Eltern und dem gesamten Club für wahren Erfolg im Kinder- und Jugendfußball entwickelt werden. Es geht vielmehr um den Prozess der Weiterentwicklung des einzelnen Spielers und nicht nur um die Titel der Kreismeisterschaften. Es ist unabdingbar, dass die Kinder auch gewinnen wollen und sich als junge Löwen auf und neben dem Platz zeigen, aber für unsere Trainer soll es ein größerer Erfolg sein, wenn er gute Spieler und vor allem Persönlichkeiten durch seine Funktion hervorbringt, als dass er nur Titel sammelt. Schön wäre es, wenn beides gelingt, denn das eine schließt das andere nicht automatisch aus.“
Um gute Spieler auszubilden, braucht es immer gute Coaches. Wie fördert ihr eure Trainer und welchen Perspektiven haben sie im e.V.?
Kucharski: „Wir suchen immer auch talentierte Trainer. Diese wollen wir durch das "Coach-the-Coach" weiterentwickeln. Zudem sind sie der Schlüssel zu einer erfolgreichen Nachwuchsarbeit. Da möchten und müssen wir intensiv dran arbeiten, unter anderem durch Fortbildungen, Trainingsbeobachtungen und durch Feedbackgespräche. Ich schaue mir regelmäßig Trainingseinheiten an, filme Teile davon, bespreche und evaluiere die Einheiten im Anschluss mit den Trainern. Dabei sollen diese durch gute Arbeit und Lernbereitschaft auch die Perspektive aufgezeigt bekommen, sich in Richtung NLZ zu entwickeln, oder sich eben in einem starken e.V. zu etablieren.“
Um sich entwickeln zu können, müssen die Trainer natürlich auch entlastet werden. Wie geht ihr dieses Thema an und wie können die Kinder davon profitieren?
Kucharski: „Erstmal ist es natürlich so, dass unsere Trainer ihren Job ehrenamtlich machen und entsprechend in ihren Berufen und oft auch familiär gebunden sind. Dafür riesigen Respekt und vielen Dank. Umso wichtiger ist es, dass sie Unterstützung bekommen, ganz besonders bei der Trainingsvorbereitung. Es gibt eine Videoplattform, auf die sie zugreifen können, wo sie sich Spielformen anschauen können, speziell für den Altersbereich, den sie trainieren. In den kommenden Monaten möchten ich mit unseren Coaches eine Art Löwen- Playbook entwickeln. Dort sollen die Spielformen fixiert und benannt werden. Zukünftig soll sich dieses Vorgehen etablieren und außerdem zum Ansteigen der Trainingsqualität und der Nettotrainingszeit führen.“
Ganz wichtig für die Entlastung eurer Trainer ist natürlich auch die Elternarbeit. Davon fällt immer viel an, die Kommunikation zwischen Kindern, Trainern und Eltern soll fließen. Wie ist Deine Rolle dabei?
Kucharski: „Kinder, Trainer und Eltern, dass bildet immer ein Dreieck, was auch mal zu Spannungen führen kann. Ein ganz klassisches Beispiel wäre, dass ein Kind wenig in den Partien eingesetzt wird, worauf die Eltern reagieren könnten. Hier können Missverständnisse entstehen, unter der vor allem das Kind leidet, weil es zwischen den Stühlen steht. Das gilt es zu vermeiden, wenn man den Nachwuchsspieler doch eigentlich fördern möchte. Dafür bin ich da, ich stehe zwischen den Parteien und bin Ansprechpartner für beide Seiten, der objektiv vermitteln kann. Dazu gibt es zusätzlich Feedbackgespräche, eine Art Elternsprechtag. Hierbei kann es für die Eltern und Kinder greifbarer werden, weswegen welche Schritte gemacht oder eben auch nicht gemacht werden. Wir wollen da transparent sein, ohne die ehrenamtlichen Trainer zusätzlich einzuspannen. Das ganze Konzept wird Zeit, Geduld und Mitwirkung aller Beteiligten benötigen.“