
"Wollen eine entspanntere Spielzeit absolvieren"
Die U23 startet in das zweite Oberliga-Jahr – Chefcoach Fabian Adelmann im Interview
Die U23 von Eintracht Braunschweig befindet sich mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison in der Oberliga Niedersachsen. Nach dem erfolgreichen Klassenerhalt in der vergangenen Spielzeit hat Cheftrainer Fabian Adelmann, der seit mittlerweile einem Jahr an der Seitenlinie steht, mit seinem Team bereits mehrere Testspiele absolviert – zuletzt gab es am vergangenen Samstag eine knappe 1:2-Niederlage bei Regionalligist FC Rot-Weiß Erfurt. In der Sommerpause hat sich im Kader einiges getan: Einige Leistungsträger zog es in die Regionalliga, zugleich kamen zahlreiche Neuzugänge hinzu. Im Interview spricht Adelmann über den aktuellen Stand der Vorbereitung, die Entwicklung der Mannschaft und seine persönlichen Erwartungen an die kommende Spielzeit.
Hi Fabian, die Vorbereitung ist bei euch in vollem Gange. Mittlerweile habt ihr bereits vier Spiele absolviert. Das Jüngste davon am vergangenen Samstag gegen den FC Rot-Weiß Erfurt, welches ihr knapp verloren habt. Wie zufrieden bist Du mit der Vorbereitung bisher?
Fabian Adelmann: „Grundsätzlich bin ich zufrieden. Wir sind wieder in einem Findungsprozess. Über die Hälfte der Spieler sind Neuzugänge. Da fangen wir inhaltlich fast wieder von vorne an. Die Jungs ziehen aber komplett mit, sind sehr lernwillig und zeigen eine gute Einstellung. Wir trainieren fleißig, bisher gab es jede Woche nur einen Tag frei. Sie zeigen tolle Trainingseinheiten, das stimmt für mich absolut. In den Testspielen gegen Schöningen und Erfurt haben die Jungs so einen kleinen Maßstab aufgezeigt bekommen, was es bedeutet Regionalliga zu spielen. Gegen die Bezirksauswahl war die Leistung dafür beispielsweise nicht ganz so gut. Wir konnten aber trotzdem gewinnen, was ja dann auch für einen gewissen Prozess spricht, dass du vielleicht gar nicht so gut spielst, aber dann trotzdem als Sieger vom Platz gehen kannst. Und deswegen sind wir schon zufrieden, es gibt aber auch noch viel zu tun.“
Gab es bestimmte Schwerpunkte, auf die Du im Training diesen Sommer besonders gesetzt hast?
Adelmann: „Es ist schon der Teambuilding-Prozess, den wir immer wieder versuchen, in den Vordergrund zu schieben. Wir haben schon zwei, drei kleinere Aktionen umgesetzt und hatten auch ein gemeinsames Teamevent, bei dem wir erst Kanufahren und am Abend auf dem Soldekk waren. Damit stärken wir das Kennenlernen und das ist ein zentraler Baustein, damit wir als Team schnell zusammenwachsen. Inhaltlich gesehen lag der Fokus vor allem auf eigenem und gegnerischem Ballbesitz, also wie wir verteidigen und das Spiel eröffnen wollen. Es geht darum, dass wir uns als Mannschaft dort eine Basis, eine Herangehensweise und Abläufe schaffen, sodass jeder in seiner Position seine Aufgaben kennt. Wenn der Stamm der Mannschaft aus der vergangenen Saison geblieben wäre, dann wäre in dem Fall auch eine schnellere Detailarbeit möglich. Durch den Umbruch liegt hier aber die höchste Priorität.“
Im Kader hat sich einiges getan – wie habt ihr euch für die neue Saison verstärkt?
Adelmann: „Es ist ein großartiges Zeichen, dass uns gleich mehrere Spieler in Richtung Regionalliga verlassen haben. Das wirft ein positives Licht auf unsere Ausbildung im vergangenen Jahr. Obwohl wir nur Dreizehnter geworden sind, haben sich diese Akteure eben für höhere Aufgaben empfehlen können, was denke ich mal für unsere Arbeit und auch für die Entwicklung der Jungs spricht. Im nächsten Schritt ging es darum, diese Jungs auch wieder zu ersetzen. Da mussten wir in allen Mannschaftsteilen nachlegen, beim Torhüter angefangen bis zu den Stürmern. Wir haben auf allen Positionen Neuzugänge geholt. Als Ziel hatten wir dabei, charakterlich und menschlich die passenden Spieler zu finden, die Bock auf das Projekt Eintracht Braunschweig U23 haben. Diese sollten dann natürlich auch die sportliche Qualifikation mitbringen. Es ging um junge, entwicklungsfähige Spieler, die den nächsten Step gehen wollen.“
Wie liefen die ersten Wochen mit den Neuzugängen – hast Du das Gefühl, dass sie schon gut angekommen sind?
Adelmann: „In der Kabine und charakterlich habe ich ein sehr gutes Gefühl. Das ist auch die erste Rückmeldung von den Spielern selbst, dass jeder mit jedem ganz gut kann. Auf dem Platz müssen wir uns natürlich noch finden. Das wird jetzt auch nicht mit Ende der Vorbereitung abgeschlossen sein. Da werden wir noch ein bisschen länger brauchen, aber das ist ganz normal, wenn du so einen großen Umbruch erlebt hast. So etwas funktioniert nicht von heute auf morgen und auch nicht über sechs Wochen Vorbereitung. Deswegen werden wir da ein bisschen mehr Zeit auf dem Platz brauchen, in der Kabine ist es allerdings schon echt gut.“
Einige wichtige Spieler haben euch verlassen – wie schwer wiegen diese Abgänge aus Deiner Sicht?
Adelmann: „Klar ist, dass nun zu Saisonbeginn diese Spieler mit ihrem Leistungsniveau am Ende der vergangenen Spielzeit nicht eins zu eins zu ersetzen sind. Das ist aber auch gar nicht immer zwingend das Ziel, vor allem wenn ich an das vergangene Jahr und den damaligen Start zurückdenke. Da war weder Jona Borsum noch Phil Kunze auf dem Niveau, dass sie am Ende der Saison innehatten. Das muss nun auch wieder der Prozess sein. Wir haben auch wieder vielversprechende Jungs dabei, die sehr viel Potenzial und Talent mitbringen. Jetzt geht es für uns darum, dass sie eine ähnlich wichtige Rolle innerhalb der Saison übernehmen können, wie beispielsweise die beiden auch. Das ist der Weg einer U23. Sicherlich würden wir uns als Mannschaft freuen, wenn solche Leute auch bei uns bleiben. Im Endeffekt ist aber genau das unsere Aufgabe, die Jungs für den nächsten Schritt auszubilden. Da ist auch klar, dass sie diesen gehen wollen, wenn sich die Chance bietet.“
Du bist jetzt seit einem Jahr Cheftrainer der U23 – wie hat sich Deine Arbeit seither verändert oder entwickelt?
Adelmann: „Bei der Eintracht gab es lange keine U23. Natürlich gab es eine zweite Mannschaft, die lief ja aber eher als Amateurmannschaft und hatte wenig Anbindung an das Nachwuchsleistungszentrum. Wir arbeiten immer noch viel daran, Strukturen rund um diese Mannschaft zu schaffen, die dem Anspruch einer U23 gerecht werden. Da haben wir in der vergangenen Saison schon einen guten Weg eingeschlagen, trotzdem ist auch dieser längst nicht abgeschlossen. Auch da haben wir noch einiges an Arbeit vor uns, die wir in dieses Gerüst investieren müssen. Gerade im Hinblick auf die Entwicklung in der Abstimmung mit der Profimannschaft, diese Verflechtung muss erstmal wieder richtig aufgebaut werden. Neben der täglichen Arbeit ist es mir ein großes Anliegen, diesen Aufbau und die Professionalisierung weiter voranzutreiben.“
Was wäre für Dich ein „erfolgreiches“ Jahr – rein sportlich, aber auch was die Entwicklung der Spieler betrifft?
Adelmann: „Wenn wir es schaffen, einen Spieler zu den Profis zu bringen, der sich dann auch wirklich nachhaltig durchsetzen kann. Das ist das oberste Ziel für uns. Trotzdem bin ich realistisch und lange genug dabei, um zu wissen, dass nicht jeder der aktuell 22 Spieler im Kader am Ende bei den Profis landen wird. Das Bestreben von mir ist es aber, dass möglichst viele die nächste Entwicklungsstufe erreichen. Wenn nach der Saison wieder einige der Jungs einen Schritt in die Regionalliga machen, dann haben wir auch einen guten Job gemacht. Sportlich wollen wir eine entspanntere Spielzeit absolvieren, als es im vergangenen Jahr der Fall war. Der Klassenerhalt steht aber am Ende des Tages über allem.“
Gibt es für Dich persönlich ein Spiel in der kommenden Saison, auf das Du Dich besonders freust?
Adelmann: „Wahrscheinlich die Nachbarschaftsduelle mit dem MTV Wolfenbüttel. Das werden sicherlich zwei interessante Spiele. Da rechne ich mit einer schönen Zuschauerkulisse und viel Spannung in den beiden direkten Duellen.“
Danke für Deine Zeit und viel Erfolg für die neue Saison, Fabian!
Foto: Torsten Utta