„Die Vorfreude ist sehr groß“
Im Gespräch mit Ex-Löwe Gerrit Holtmann
Gerrit Holtmann wechselte im Sommer 2014 zur Eintracht aus Braunschweig und schaffte in der Löwenstadt den Sprung in den Profifußball. Zwei Jahre später verließ er Niedersachsen, um in der Bundesliga anzugreifen – seitdem ist in seiner Karriere viel passiert. Grund genug, um mit dem heutigen Spieler des VfL Bochum ins Gespräch zu kommen.
Vor neun Jahren verabschiedete sich der gebürtige Bremerhavener mit der Visitenkarte einer starken Zweitliga-Saison aus Braunschweig, bevor Mainz 05 im Sommer 2016 zuschlug. „Ich war jung und wollte unbedingt in die Bundesliga, deswegen bin ich gegangen“, sagt der mittlerweile 30-Jährige rückblickend. Zuvor gelangen ihm im blau-gelben Trikot vier Tore und fünf Vorlagen. Drei Jahre blieb er anschließend in Mainz, ehe er nach einer Leihe zum SC Paderborn schließlich beim VfL Bochum landete.
„Die Menschen im Ruhrpott sind etwas anders, daran musste ich mich erst gewöhnen. Wenn man in Bochum nach einer Niederlage einkaufen geht, wird man gefragt, warum man nicht auf dem Trainingsplatz steht (lacht). Die Menschen sind direkter und lieben den Fußball und ihren Verein. Wenn du aus Bochum kommst, bist du VfL-Fan“, erzählt Holtmann.
Auslandserfahrung: wertvoll, aber schwierig
Die Verbundenheit zum VfL ist im Gespräch deutlich spürbar, die Bedeutung des Vereins für seine Karriere groß. „Der VfL ist mit der Eintracht, bei der ich Profi wurde, definitiv die prägendste Station in meiner Karriere“, sagt Holtmann. Die ersten Jahre in Bochum liefen optimal – besonders der Klassenerhalt 2023 bleibt für ihn eine „geile Erfahrung“.
Dennoch zog es ihn in der Saison 2023/2024 leihweise in die Türkei zu Antalyaspor. „Die Zeit war sehr intensiv. Ich habe damals beim VfL nicht die große sportliche Rolle gespielt und habe dann gesagt, dass ich den Schritt wagen möchte. Antalya war für mich wichtig, weil ich wissen wollte, wie es ist, mal in einer anderen Kultur zu leben und bei einem Verein zu spielen, bei dem kein Deutsch gesprochen wird. Ich habe mich aber leider nicht so wohlgefühlt und war oft verletzt. Es ergab so für mich keinen Sinn. Vielleicht ist es nicht mein Ding, im Ausland zu spielen“, bilanziert Holtmann.
Nach seiner Rückkehr folgte eine weitere Leihstation beim SV Darmstadt 98 – nochmal Bundesliga, nochmal unter seinem ehemaligen Trainer Torsten Lieberknecht. Doch auch dieses Kapitel endete nach einem halben Jahr. Seit Sommer 2024 ist Holtmann wieder fest beim VfL Bochum unter Vertrag.
Schwieriger Saisonstart, doch der Trend zeigt nach oben
Eine weitere Bundesliga-Saison konnte Holtmann mit Bochum zwar spielen, den Abstieg im vergangenen Sommer jedoch nicht verhindern. „Für uns alle war es sehr enttäuschend, dass wir den Gang in die 2. Bundesliga antreten mussten. Es hat auch eine Weile gedauert, das zu verarbeiten.“
Und auch der Start in die aktuelle Spielzeit verlief holprig: Nur zwei Siege bei vier Niederlagen – eine ernüchternde Bilanz, die personelle Konsequenzen hatte. Cheftrainer Dieter Hecking und Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner mussten gehen, es folgten aber zunächst drei weitere Niederlagen. Seit vier Spielen steht nun Uwe Rösler an der Seitenlinie – mit Erfolg. „Wir hatten zu Saisonbeginn wirklich eine schwierige Phase. Wir brauchten einen Ruck, da war Uwe Rösler mit seiner Art und Weise unfassbar wichtig. Er ist sehr kommunikativ und reißt uns und die Fans mit. Er geht emotional voran“, erklärt der Flügelspieler.
Und tatsächlich: Drei Siege, ein Remis, darunter das Weiterkommen im DFB-Pokal – die Bilanz unter dem neuen Coach kann sich sehen lassen. Zehn Punkte stehen aktuell auf dem Konto der Bochumer – genauso viele wie bei der Eintracht. „Ich weiß, was in Braunschweig entfesselt werden kann. Es ist ein geiles Stadion mit geilen Fans und toller Atmosphäre. Es wird kein einfaches Spiel für uns“, ist sich Holtmann sicher. Seine Verbundenheit mit der Eintracht ist dabei nach wie vor spürbar: „Es ist der Ort und Verein, wo für mich alles mal angefangen hat. Ich gucke jedes Spiel der Eintracht und vergesse nicht, dass mir in Braunschweig die Tür in den Profifußball geöffnet wurde. Ich verfolge den Verein wirklich.“
Holtmann trifft auf alte Bekannte
Für Holtmann wird die Rückkehr an die Hamburger Straße zudem eine kleine Premiere: Zwar stand er bereits einmal als Gegner im EINTRACHT-STADION auf dem Platz – doch damals unter Corona-Bedingungen und vor weniger als 5.000 Zuschauern. In den Genuss von mehr als 20.000 Zuschauern an der Hamburger Straße kommt er neun Jahre nach seinem Abgang also nun zum ersten Mal.
„Ich kenne noch einige Personen bei der Eintracht. Holm, Bussi, Berti und Flo Horn. Die Jungs, mit denen ich damals zusammengespielt habe, zum Beispiel Pfitze, Ken Reichel, Benny Kessel, sind ja alle keine Spieler mehr und haben im Verein nun andere Aufgaben. Sebastian Polter nicht zu vergessen, mit ihm habe ich in Bochum und Darmstadt zusammen gespielt. Und Kurvenmutti Christel kenne ich natürlich auch noch. Das Spiel in Braunschweig wird für mich definitiv was Besonderes sein, die Vorfreude ist sehr groß.“
Foto: DFL / Getty Images / Oliver Hardt