Jahresrückblick 2022 – Teil 1

Den Aufstieg im Blick – die Monate Januar bis April in der Rückschau

Der Abstieg in die Drittklassigkeit im Sommer 2021 hatte den Löwen ordentlich zugesetzt, doch nach der Verpflichtung von Chef-Trainer Michael Schiele vor der neuen Saison und einer daraufhin durchaus erfolgreichen Hinrunde in der 3. Liga stieg die Hoffnung auf eine am Ende erfolgreiche Spielzeit und eine positive, blau-gelbe Zukunft immer weiter an. Zu Beginn des Jahres konnte allerdings noch keiner ahnen, wo die Reise schlussendlich tatsächlich hingehen sollte: Zurück in die 2. Bundesliga.

Aber zunächst mal der Reihe nach. Das Jahr 2022 begann hoffnungsvoll, die Eintracht verpflichtete in der Winterpause Rechtsverteidiger Jan-Hendrik Marx für die vakante Position in der Defensive. Bis dato hatten die Löwen immer wieder rotieren müssen, so gaben neben Danilo Wiebe auch Brian Behrendt und Maurice Multhaup in der Hinrunde den Außenverteidiger auf der rechten Seite. Mit Marx sicherte sich der BTSV nun eine wichtige Stütze für die anstehenden Aufgaben in der 3. Liga. Tabellarisch stand die Eintracht zu diesem Zeitpunkt durchaus gut da. Rang zwei hinter den stark aufspielenden Magdeburgern und vor dem SV Meppen und Waldhof Mannheim zeugten von einem vortrefflichen Teamgefüge und einer sehr soliden Punkteausbeute. Doch Zurücklehnen kam für die Löwen definitiv nicht in Frage. „Es heißt ja immer: Zufriedenheit bedeutet Stagnation“, erklärte Robin Krauße während der Vorbereitung auf das erste Pflichtspiel des Jahres gegen Viktoria Berlin.

Mit ordentlich Selbstvertrauen sollte es also in die restlichen Partien der Rückrunde gehen, doch bevor es überhaupt richtig losging, wurde die blau-gelbe Vorfreude gebremst. Aufgrund von zu vielen Corona-Fällen bei den Berlinern wurde die Partie gegen die Viktoria vom DFB in den Februar verlegt. Das bedeutete also eine Woche länger Pause, bevor der BTSV nun mit einem Heimspiel gegen den Tabellenvierzehnten aus Halle zurück in den Liga-Alltag startete. Im Zuge der weiter wütenden Corona-Pandemie waren zum Heimspiel-Auftakt im neuen Jahr gerade einmal 500 Zuschauer zugelassen. Diese durften sich am Ende der 90 Minuten allerdings über einen Treffer von Luc Ihorst und weitere drei Punkte für die Eintracht freuen. Eine Woche darauf riss dann allerdings unglücklich die Serie von fünf ungeschlagenen Begegnungen in Folge beim FSV Zwickau. Die Schwäne aus Sachsen konnten die Löwen mit 1:0 besiegen, denen es in der GGZ Arena einfach an Effizienz im Abschluss mangelte. Doch die Jungs von der Oker hielten sich trotz dessen weiter auf dem zweiten Tabellenplatz. Es sollte zudem die letzte Niederlage bis Anfang März gewesen sein.

Die Eintracht durfte noch vor Ende des Transferfensters zwei weitere neue Gesichter an der Hamburger Straße begrüßen. Torhüter Julian Bauer kam unter anderem als Ersatz für den verletzten Lennart Schulze Kökelsum zwischen die Pfosten und Youngster Fabrice Hartmann wurde von RB Leipzig ausgeliehen. Mit Felix Stumpe verließ zudem auch noch ein Akteur den BTSV.

In der Folge blieb die Eintracht zwar in vier Spielen ungeschlagen, holte sowohl gegen den SC Verl, 1860 München und die Zweitvertretung des SC Freiburg einen Rückstand auf, musste sich am Ende aber trotz starker Moral gleich drei Mal in Folge mit einem Remis begnügen. Das Glück der Löwen: Bis auf Spitzenreiter 1. FC Magdeburg spielte die Konkurrenz für die Eintracht. So rutschten die Blau-Gelben auch nach diesen Duellen nicht aus den Aufstiegsrängen. Durch eine Entscheidung des Oberlandesgericht in Lüneburg durften bei den Heimspielen des BTSV nun auch endlich wieder mehr Zuschauer dabei sein. Bis zu 8.700 Fans ließ das neue Konzept zu.

Aus dem Staunen heraus kamen aber vor allem die mitgereisten Löwen-Fans nicht mehr, als sie im Nachholspiel gegen Viktoria Berlin gleich ein halbes Dutzend Tore der Schiele-Elf feiern durften. 6:0. Der höchste Saisonsieg und höchste Auswärtssieg des BTSV in seiner Drittliga-Geschichte. Dieser großartige Erfolg gab der Mannschaft noch einmal ordentlich Auftrieb. So musste man sich bis zum alles entscheidenden vorletzten Spieltag beim SV Meppen nur noch einmal dem 1. FC Saarbrücken geschlagen geben und einmal ein Remis bei den Lila-Weißen aus Osnabrück hinnehmen. Ansonsten marschierte das Löwenrudel durch die 3. Liga und feierte Sieg um Sieg. Auch mal in wirklich allerletzter Sekunde wie beim 3:2-Erfolg über den TSV Havelse, als Jan-Hendrik Marx noch in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte goldrichtig stand und das EINTRACHT-STADION zum explodieren brachte.

Doch Konkurrent 1. FC Kaiserslautern hatte ebenfalls mitgezogen und ließ im Verfolgerduell nicht locker. Mit einer brutalen Defensive, die bis zum 36. Spieltag gerade einmal 25 Gegentreffer kassierte, hatten sich die Roten Teufel im Laufe der Rückrunde an der Eintracht vorbeigeschoben. Ende April gerieten die Lauterer allerdings mitten im Schlussspurt ins Straucheln und ließen sowohl gegen Wehen Wiesbaden als auch gegen Borussia Dortmund II Federn. Die Eintracht aus Braunschweig waren dadurch und aufgrund der eigenen Konstanz auf dem Tableau wieder vor den FCK gerutscht. Mit dem Sieg über die bereits aufgestiegenen Magdeburger brachte man sich in eine fantastische Ausgangslage.

Drei Punkte am Samstag in Meppen konnten den Wiederaufstieg perfekt machen. Egal, wie das Ergebnis der Lauterer am Sonntag im Auswärtsspiel Viktoria Köln letztendlich lauten sollte. Die Löwen hatten kurz vor Saisonende also alles in der eigenen Hand. Der 5:0-Heimerfolg über die Emsländer in der Hinrunde war noch in den Köpfen. Es war alles für eine blau-gelbe Aufstiegsparty angerichtet.

Was war sonst noch los:

  • Im Alter von 85 Jahren verstarb der ehemalige blau-gelbe Mittelfeldakteur und Meisterspieler von 1967 Hans-Georg Dulz nach schwerer Krankheit im Februar 2022. Bis 1968 bestritt Dulz 120 Spiele im Löwen-Trikot und erzielte dabei 18 Tore. Beim Heimspiel gegen den MSV Duisburg gab es gemeinsam mit Wegbegleitern eine Schweigeminute. Ruhe in Frieden, Schorse!
  • Am 24. Februar startete der russische Überfall auf die Ukraine. Schockiert mussten wir feststellen, dass mitten in unserer europäischen Gemeinschaft ein Krieg ausgebrochen war. Auch zum aktuellen Zeitpunkt ist ein Ende der Kampfhandlungen nicht in Sicht. Direkt zu Beginn dieser schrecklichen Auseinandersetzung wurden rund um die Partien der Löwen zahlreiche Spenden gesammelt und ein Aktionsspieltag unter dem Motto „In den Farben vereint – Hilfe für die Ukraine“ ins Leben gerufen. Die Löwen spielten ihr Duell mit dem 1. FC Saarbrücken im Auswärtstrikot und symbolisierten damit durch die Farbkombination der ukrainischen Fahne ihre Solidarität mit den Opfern. Ende März konnte zudem dank des Aktionsbündnisses „Eintracht hilft“ ein LKW mit Hilfsgütern beladen werden, der sich mit einer großen Menge an Sachspenden vom FanHaus auf den Weg zur ukrainischen Grenze machen konnte. Im Laufe des Jahres sollte es immer wieder weitere Aktionen zur Hilfe für die Ukrainer und Ukrainerinnen geben.
  • Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung im März geschah dann etwas historisch Einzigartiges in der Geschichte des BTSV Eintracht von 1895 e.V.. Nicht nur konnten die Mitglieder bei der Wahl des Präsidiums zwischen jeweils zwei Kandidaten aus zwei zusammengestellten Teams wählen, am Ende setzte sich mit Nicole Kumpis auch das erste Mal eine Frau für das höchste Amt des Vereins gegen den ehemaligen Vizepräsidenten Axel Ditzinger durch. Damit ist sie aktuell ein Novum an der Spitze eines Klubs in den drei höchsten deutschen Ligen. Neben ihr wurden unter anderem auch Uwe Fritsch als Erster Vizepräsident, Rainer Cech als Vizepräsident Finanzen, Bettina Heinicke als Vizepräsidentin Abteilungen und Benjamin Kessel als Vizepräsident Fußball in ihre neue Rolle gewählt.
  • In der Folge bestimmten die Aufsichtsratsmitglieder der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA Jens-Uwe Freitag als neuen Vorsitzenden und Nicole Kumpis als seine Stellvertreterin. Als Präsidentin des Gesamtvereins ist sie automatisch Teil des Aufsichtsrats der Kapitalgesellschaft.
  • Im März wurde der Vertrag mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Wolfram Benz um drei weitere Jahre bis Sommer 2025 verlängert.
  • Vor dem Heimspiel gegen den TSV Havelse wurde die „Wall of Fans“ hinter der Südkurve enthüllt. Zum Start der Corona-Pandemie hatten Fanabteilung, Ultra-Szene und Fanprojekt die gemeinsame Idee, das Projekt „Ich pfeif‘ auf die Kohle, der Eintracht zum Wohle“ aus der Taufe zu heben, indem alle Dauerkarteninhaber, Fanclubs und Sponsorenpartner darum gebeten wurden, auf ihre Rückerstattungsansprüche für die nicht gesehenen Spiele zu verzichten. In Abstimmung mit der Eintracht wurde der Aufruf kommuniziert. Das Ergebnis war überwältigend. Als sichtbaren Ausdruck des Danks wurde nun die „Wall of Fans“ enthüllt, auf der sich alle Verzichter auf eigenen Wunsch verewigen lassen konnten.
  • Im April wurden sämtliche Beschränkungen für Großveranstaltungen außer Kraft gesetzt und das EINTRACHT-STADION konnte endlich wieder gefüllt werden. So kehrte auch die Ultrà-Szene – BTSV Eintracht 1895 zurück in die Südkurve und sorgte ab dem Aufeinandertreffen mit den Würzburger Kickers wieder für ordentlich Stimmung.

Morgen, am 28. Dezember, folgt dann schon der zweite Teil unseres blau-gelben Jahresrückblicks. Dort werfen wir einen genaueren Blick auf die Zeit von Mai bis August. 

Fotos: Eintracht, Agentur Hübner, imago images/Eibner, Matthias Koch, osnapix

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