Marjan Petkovic: "Die Verbundenheit ist immer geblieben"

Der Ex-Löwen-Keeper im Interview

Ganze 21 Mal zu Null, die Saison der Löwen 2010/2011 war für Torhüter Marjan Petkovic eine ganz besondere. Am Ende der Spielzeit stand nicht nur eine fantastische Saisonleistung des Mannes zwischen den Pfosten zur Buche, sondern auch der Aufstieg der Mannschaft in die 2. Bundesliga. Zwei Jahre später folgte dann sogar noch mit der blau-gelben Rückkehr in die Bundesliga das i-Tüpfelchen. Eine sehr erfolgreiche Zeit, die 2015 nach sechs Jahren, 94 Spielen und 8.445 Minuten auf dem Rasen für die Eintracht ihr Ende fand. Mittlerweile ist der heute 42-Jährige als Torwarttrainer aktiv und ist beim kommenden Löwen-Gegner SV Wehen Wiesbaden für die Arbeit mit den Keepern zuständig. Wir haben vor der Partie am Wochenende mal mit Petko gesprochen und einen kleinen Rückblick auf seine Zeit an der Hamburger Straße, aber auch die vergangenen Jahre seiner Trainerlaufbahn geworfen.

Moin Petko, sieben Jahre ist jetzt schon her, dass Deine Zeit bei der Eintracht zu Ende ging. Seitdem ist viel passiert. Zuletzt hast Du sogar nochmal kirchlich geheiratet. Wie geht es Dir heute?
Marjan Petkovic: “Ja genau, standesamtlich bin ich mit meiner Frau schon länger verheiratet. Die kirchliche Trauung hat noch gefehlt und das haben wir jetzt nochmal nachgeholt. Nach der Zeit in Braunschweig habe ich erstmal Zeit mit meiner Familie verbracht und habe dann bei der TSG in Hoffenheim meine ersten Schritte als Torwarttrainer gestartet. In der Zeit habe ich viel hospitiert und Lehrgänge mitgenommen, um mich im Torwartspiel noch weiterzuentwickeln. 2019 ging es dann als Coach nach Wiesbaden zum SV Wehen in die 2. Bundesliga.“

Von 2009 bis 2015 hast Du bei der Eintracht einiges mitgenommen. Gleich zweimal durftest Du in sechs Jahren gemeinsam mit den Fans einen Aufstieg bejubeln und auch in der Bundesliga standest Du für die Löwen auf dem Rasen. Was ist Dir von der Zeit an der Oker am meisten in Erinnerung geblieben?
Petkovic: “Sehr viele Dinge sind hängengeblieben. Ich erinnere mich immer gerne an die Zeit in Braunschweig, die mit den zwei Aufstiegen schon etwas besonderes war. Trotzdem hat man natürlich auch ein privates Leben und in dem haben wir uns als Familie in der Stadt sehr wohl gefühlt. Wir haben immer noch viele Freunde hier und meine zweite Tochter ist ja auch in Braunschweig geboren. Da ist diese Verbundenheit immer geblieben. Wie das Leben so spielt, waren aber auch Rückschläge dabei, die man verkraften musste. Meine Verletzungen zählen zum Beispiel dazu. Insgesamt war es eine sehr lehrreiche Zeit mit tollen Momenten, allerdings nicht nur. Es war für mich damals der richtige Schritt und als Familie profitieren wir immer noch aus der Zeit bei der Eintracht.“

Wenn Du einen Moment bei den Blau-Gelben nochmal genießen könntest, welcher wäre das?
Petkovic: “Die Aufstiegsfeiern würde ich glatt nochmal mitnehmen. Ich weiß nur nicht, ob ich das noch so lange aushalten würde, wie zu der Zeit (lacht). Da bin ich auch ganz ehrlich, da waren schon grandiose Momente dabei, ohne da jetzt ins Detail zu gehen.“

Wie steht denn der Kontakt zu den alten Braunschweiger Teamkameraden? Befindest Du Dich da noch im regelmäßigen Austausch?
Petkovic: “Natürlich ist es weniger geworden. Damals haben wir aufeinander gehockt und haben uns jeden Tag gesehen, teilweise öfter als die eigene Familie. Der Austausch ist jetzt nicht mehr so wie früher, trotzdem habe ich mit einigen Jungs, die damals dabei waren, noch regelmäßig Kontakt. Das geht über Deniz Dogan, Domi Kumbela oder auch Steffen Bohl. Ich freue mich persönlich sehr darüber, weil die Zeit uns sehr verbunden hat und damals bei uns auch einiges zusammengewachsen ist. Das bleibt auch weiterhin bestehen.“

Von 2016 bis 2019 bist Du nach Deiner Karriere zurück an eine alte Wirkungsstätte und warst bei der TSG Hoffenheim tätig. Dort hast Du im Jugendbereich am Nachwuchsleistungszentrum als Torwarttrainer gearbeitet. Was hast Du aus dieser Zeit mitgenommen?
Petkovic: “Für mich war es ein bewusster Schritt, meine ersten Aktionen im Trainerbereich im Nachwuchs anzugehen. Ich wollte einfach dieses Torwartspiel und die Methodik in den verschiedenen Jahrgängen von Grund auf neu erlernen, um diese Entwicklungsschritte verstehen zu können. Als Profi bist du eher Konsumierer und lieferst ab, als Trainer hast du einen anderen Blickwinkel, einen anderen Umfang und auch eine andere Organisation, was die Planung betrifft. Zusammen mit den Trainerlizenzen, die ich in der Phase absolviert habe, wollte ich mich da nochmal neu weiterbilden. Da ging es auch darum, mich breiter aufzustellen und nicht direkt in der 3. Liga bei den Profis zu starten.“

Wie schwer fiel es Dir damals von den Aktiven auf dem Feld an die Seitenlinie zu wechseln? Hast Du es sehr vermisst, selbst zwischen den Pfosten zu stehen?
Petkovic: “Die ersten Monate hat man schon etwas vermisst, vor allem das Zusammensein mit den Mitspielern und das tägliche Training. Diese Ausbelastung hat schon erstmal gefehlt. Auch vom Kopf her war es nicht einfach, an einem bestimmten Punkt loszulassen. Das Positive war, dass ich mich mit der Tätigkeit in Hoffenheim als Trainer verwirklichen konnte und wieder täglich auf dem Platz stand, sodass man körperlich dann wieder mehr Belastung gespürt hat und trotzdem dem Fußball treu geblieben ist. Danach ging es relativ schnell, weil man sehen konnte, dass sich die Arbeit lohnt und die Jungs sich weiterentwickeln. Diese Bestätigung macht einfach Spaß und da muss man auch nicht immer selbst im Tor stehen.“

Du kannst auf eine über 20-jährige Karriere im Fußball zurückblicken. Was gibst Du als Trainer Deinen Torhütern mit auf den Weg?
Petkovic: “Mein Werdegang ist da natürlich nicht zwangsläufig vergleichbar. Ich habe sehr spät im Profibereich angefangen. Das ist nicht der Maßstab, aber es zeigt auch, dass es nie zu spät ist zu kämpfen und jeden Tag zu versuchen, alles rauszuholen. Im Endeffekt wird diese Arbeit auch belohnt. Aus meinen Erfahrungen kann ich berichten, dass es sich lohnt, immer ans Maximum zu gehen, um das Bestmögliche zu erreichen.“

Für Dich ging es dann 2019 in die hessische Landeshauptstadt zum SV Wehen. Was hat Dich nach Deiner Jugendarbeit damals dazu bewogen, nochmal einen Angriff als Coach bei den Profis zu wagen?
Petkovic: “In erster Linie waren es die Gespräche, die ich mit dem damaligen Trainer Rüdiger Rehm geführt habe, der mich überzeugt hat. Ich hätte mir zum damaligen Zeitpunkt auch einen Verbleib in Hoffenheim vorstellen können, die mich auch gerne gehalten hätten. Die Gespräche sind aber gut gelaufen und mir wurde gezeigt, dass ich gebraucht werde und ich mir dort etwas aufbauen kann. Im Rückblick war es richtig, diesen Weg zu gehen. Ich bin aber auch der TSG Hoffenheim dankbar, dass sie mich kurzfristig aus meinem Vertrag gelassen haben, was auch nicht immer selbstverständlich ist.“

Im Hinspiel konntest Du mit Deinen Wiesbadenern frisch nach einem Trainerwechsel an der Hamburger Straße einen 2:1-Auswärtssieg feiern. Was war das für ein Gefühl nach so langer Zeit mal wieder ins EINTRACHT-STADION zurückzukehren?
Petkovic: “Das war die erste sportliche Rückkehr nach Braunschweig, auch wenn ich natürlich vorher schon einige Male wieder da gewesen bin. Als ich ins Stadion kam, war das für mich schon ein besonderer Moment. Die Anspannung vor dem Spiel war hoch, mit der Trainerentlassung ein paar Tage vorher hatten wir als Trainer-Team die Verantwortung dafür, die Mannschaft auf dieses Duell vorzubereiten. Zudem sind bei uns ja auch zwei Torhüter ausgefallen und ich saß als Ersatz noch auf der Bank. Da war vieles geboten und es waren eine Menge Emotionen drin. Die Vorfreude davor war schon groß. Nach dem Spiel durfte ich in Braunschweig dann sogar noch einen schönen Abend mit unseren Freunden verbringen.“

Am Samstag trifft Dein SVWW dann wieder auf die Löwen. Rein theoretisch habt auch Ihr ja noch Chancen, im Kampf um die vorderen Plätze mitzumischen. Was erwartest Du für eine Partie in der Brita-Arena?
Petkovic: “Ich glaube schon, dass wir in der Außenseiterrolle sind, was die Aufstiegsränge angeht. Wir gehen jetzt aber mit einem positiven Trend in die Partie gegen die Eintracht und wissen, dass wir punkten müssen, wenn wir nochmal rankommen wollen. Der Abstand beträgt nun schon einige Zähler, die man aufholen muss. Da ist Braunschweig auf jeden Fall im Vorteil. Wir haben uns vorgenommen, von Woche zu Woche zu denken, uns auf jeden Gegner so gut wie möglich vorzubereiten und wollen das Maximale rausholen.“

Vielen Dank, Petko!

Fotos: Agentur Hübner, Nina Stiller