Meyer: "Wir wissen, dass wir eine schwere Aufgabe vor der Brust haben"

Die Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Aue

Am Sonntag um 13.30 Uhr geht es für die Eintracht nach der kurzen Weihnachtspause in Aue wieder um drei Punkte (live verfolgbar über Live-Ticker und Fanradio). Gegner ist mit dem FC Erzgebirge der Tabellensechste und Ex-Club unseres Chef-Trainers Daniel Meyer. Dieser spricht zusammen mit Offensivakteur Yari Otto in der Pressekonferenz vor dem Spiel über…

…die kurze Pflichtspielpause:
Meyer: "Wir konnten uns die Zeit nehmen, ein, zwei Dinge einzuordnen und über das ein oder andere auch intensiver zu sprechen. Durch das enge Programm vor Weihnachten mit den vier Spielen in zehn Tagen war dafür nicht viel Luft. Unser Dauerthema bleibt das Defensivverhalten und die Kompaktheit gegen den Ball. Wir haben eine gute Tendenz gezeigt, auch wenn es sich nicht in Punkten niedergeschlagen hat. Wir haben auch Dinge thematisiert, die sich aus den nackten Zahlen ergeben. Trotz der Personalprobleme müssen wir das wieder auf die Platte kriegen. Wir haben versucht, den Fokus auf die wesentlichen Dinge zu legen und die Spannung wieder hochzufahren. Das Programm im Januar ist knackig und deshalb sind wir voll in der Vorbereitung darauf."

Otto: "Für mich persönlich ist es super, wir hatten zwar nur vier Tage frei, aber dafür keine lange Vorbereitung mit Trainingslager. Ich finde es überragend, dass wir jetzt schnell wieder spielen können."

...über Neuzugang Brian Behrendt:
Meyer: "Brian ist nach Weihnachten mit ins Training eingestiegen. Da möchte ich mich auch bei Arminia Bielefeld bedanken, dass der frühere Trainingsstart möglich gemacht wurde, obwohl er offiziell erst ab heute unter Vertrag steht. Das macht es für uns einfacher und gibt ihm die Chance, hier anzukommen. Er ist erst im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf spielberechtigt, wodurch er zwei Wochen zur Eingewöhnung hat. Brian ist im vollen Trainingsrhythmus, die Spielpraxis muss er sich über die Pflichtspiele holen. Der erste Eindruck ist beidseitig sehr positiv. Er hat mir gestern gesagt, dass er super von der Mannschaft aufgenommen wurde und sich sehr wohl fühlt."

..die bevorstehende Begegnung gegen den FC Erzgebirge Aue:
Meyer: "Unabhängig von meiner Vergangenheit ist es für alle nicht der liebste Termin, im Januar nach Aue zu fahren. Jeder weiß, dass es sehr unangenehm ist, in Aue zu spielen, weil die Mannschaft sehr heimstark ist und über viel Erfahrung verfügt. Aue ist seit einigen Jahren am Stück in der 2. Bundesliga präsent und hat sich festgebissen. Sie haben im letzten Jahr gezeigt, dass sie nicht mehr der klassische Abstiegskandidat sind und wissen, in den entscheidenden Situationen die Punkte zu holen. Es ist klar, dass ich durch meine Zeit dort drei, vier Dinge mehr weiß und es ist eine Mannschaft, die man manchmal unterschätzt und gutes spielerisches Potential hat. Mit Martin Männel haben sie zusätzlich den besten Torwart der Liga mit dem Ball am Fuß. Außerdem haben sie mit Krüger, Zolinski und Testroet auch eine offensive Qualität, die man erstmal stoppen muss. Wir wissen, dass wir eine schwere Aufgabe vor der Brust haben."

Otto: "Ich war bisher noch nie in Aue, habe aber aus Erzählungen gehört, dass es eine sehr eklige Mannschaft sein kann, die offensiv gute Jungs hat. Trotzdem glaube ich, dass wir dort definitiv bestehen und auch gewinnen können."

...den Aue-Fußball unter Dirk Schuster:
Meyer:
 "Jeder Trainer hat seinen eigenen Stil, muss aber auch die DNA der Mannschaft respektieren. Man erkennt mittlerweile seine Handschrift und dass er einen anderen Ansatz verfolgt. Die Mannschaft ist trotzdem geprägt von den Vorgängern wie Hannes Drews, Domenico Tedesco, die den spielerischen Ansatz verfolgen. Dirk Schuster legt viel Wert auf Kompaktheit und Zweikampfverhalten und damit hat er vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle den Schwerpunkt verschoben, doch man erkennt immer noch die Haltepunkte dieser Mannschaft."

…die Bedingungen in Aue:
Meyer: "Ich hatte das Glück, dass ich in dem Sommer dort Trainer wurde, als das Stadion eröffnet wurde. Es ist ein toller Trakt, an dem das Trainingsgelände angebaut ist, ähnlich wie hier in Braunschweig. Wenn wir da hinkommen, haben wir Top-Bedingungen. Trotzdem kann dir Region auch in kürzester Zeit sehr viel Schnee fallen und das kann zu schwierigen Platzbedingungen führen."

…die personelle Situation der Löwen:
Meyer: "Verletzungsbedingt werden Benjamin Kessel, Niko Kijewski und Felix Burmeister fehlen. Bei Leon Bürger wird es eng, er ist zwar wieder voll im Mannschaftstraining dabei, aber das Spiel in Aue wird zu früh kommen. Bei Danilo Wiebe müssen wir nach seinen muskulären Problemen aus dem Dortmund-Spiel abwägen, wie viel Risiko wir eingehen, oder ob wir ihm bis zum Düsseldorf-Spiel geben, um dann hundertprozentig sicher zu sein, dass es funktioniert."

…einen möglichen Startelf-Einsatz:
Otto: "Kein Fußballer spielt, um von der Bank zu kommen und auch ich möchte so viele Minuten wie möglich bekommen. Wenn ich ein Kandidat für die Startelf bin, stehe ich bereit."

…weitere defensive Neuzugänge:
Meyer: "Wir haben im Sommer eine Analyse gemacht und haben versucht, Perspektiven zu erstellen. Wir respektieren die Verträge der Spieler, zudem ist der Transfermarkt ähnlich wie im Sommer überschaubar, genauso wie unsere finanziellen Mittel nach den zwei Jahren in der dritten Liga und wir können den Kader nicht unendlich aufblähen. Wir haben uns in der Hinrunde ein bisschen Luft im Etat gelassen, da wir in den ersten 13 Spielen schauen wollten, wie gut sich die Spieler, die aus unterklassigen Teams zu uns kamen, etablieren können. Wenn einer unserer Spieler eine Option findet, die für ihn persönlich Sinn macht, dann würde es unseren Spielraum natürlich erweitern. Trotzdem ist der zweite Innenverteidiger auch noch ohne Abgänge drin."

...die starke 2. Bundesliga:
Meyer: "Ich habe schon den Eindruck, dass die Schere zwischen der zweiten und dritten Liga deutlich auseinandergeht, was mit den Fernsehgeldern und generellen Möglichkeiten zu tun hat. Wenn man sich in der 2. Liga festgebissen hat, ist man in der Lage, seinen Kader anders zusammenzustellen. Die Zeiten, in denen man gesagt hat, dass Geld keine Tore schießt, sind vorbei. In den letzten Jahren hatte fast jeder Aufsteiger mit Ausnahme Paderborn riesige Probleme. Das erste Jahr ist unheimlich schwierig. Das musst du überstehen, Spieler auf dem Niveau etablieren und gegen die gestandenen Truppen der anderen Mannschaften, die seit Jahren dabei sind, bestehen. Diese Mannschaften sind nach einigen Jahren in der zweiten Liga in der Lage, den Abstand zu den vermeintlichen Topteams verringern. Diese sind meistens die Absteiger aus der Bundesliga, die sich auch erstmal neu sortieren müssen und deshalb häufig nicht so souverän sind."

…welche Erkenntnisse aus dem Spiel gegen den BVB in Aue wichtig sind:
Meyer:
 "Wir haben das im Spiel gegen den Ball unter der Berücksichtigung der Gesamtumstände gegen Dortmund sehr ordentlich gemacht. Wir haben sehr leidenschaftlich und intensiv verteidigt. Das war eine Fortsetzung aus dem Fürth-Spiel, wo wir das auch lange Zeit gegen eine Spitzenmannschaft der 2. Bundesliga ordentlich gemacht haben. Normalerweise ist das aber die Basis und muss zur Selbstverständlichkeit werden. Wir waren in der Hinrunde viele Spiele nicht konzentriert und klar genug. Das hat uns viele Punkte gekostet und wir müssen das am besten gestern abstellen. Gegen den BVB war es ein Schritt in die richtige Richtung, aber wir müssen das in jedem Spiel zeigen, nicht nur gegen einen Champions League-Teilnehmer."

…den Umgang mit den frühen Gegentoren:
Meyer:
 "Es gab unterschiedliche Phasen über abtun, thematisieren der Probleme und auch Sarkasmus, weil wir gezeigt haben, dass wir trotzdem punkten können. Es war der Wahnsinn, wie diese Tore zustande gekommen sind. Unberechtigte Elfmeter, individuelle Fehler und fast nicht zu verhindernde Tore, wie gegen St. Pauli. Das hat uns natürlich beschäftigt. Wir haben unterschiedliche Ansatzpunkte gewählt und sind im Fürth-Spiel ohne große Wackler in die Halbzeit gekommen und haben das nun abschütteln können. Gegen Dortmund haben wir nach einer Standardsituation den Gegentreffer bekommen, das kann eben mal passieren. Sollte es nochmal passieren, wissen wir damit umzugehen, denn es gibt leider kaum jemanden in der Liga, der darin mehr Erfahrung hat, als wir."

Foto: Nina Stiller