
Mutig, strukturiert, emotional und mit klarer Ansprache
"Groundhopper" Heiner Backhaus im Porträt
Heiner Backhaus übernimmt die sportliche Leitung an der Seitenlinie von Eintracht Braunschweig. Der 43-Jährige bringt nicht nur umfassende internationale Erfahrung als Spieler und Trainer mit, sondern steht für eine klare Spielidee, eine kompromisslose Arbeitseinstellung und eine starke emotionale Verbindung zu seinen Teams. Seine Vita ist so außergewöhnlich wie sein Fußballverständnis – und damit eine spannende Perspektive für die Zukunft der Löwen.
Geboren am 4. Februar 1982 in Witten, wurde Heiner Backhaus schon früh vom Fußballvirus infiziert. Seine ersten Schritte im Leistungsbereich machte er in den Jugendabteilungen des FC Schalke 04 und von Werder Bremen. Der Durchbruch ins Profilager gelang ihm schließlich in der niedersächsischen Landeshauptstadt, wo er 2001 sein Debüt in der 2. Bundesliga feierte. Was danach folgte, ist ein Karriereweg, wie man ihn im modernen Fußball nur selten findet. Als Spieler entwickelte sich Backhaus zu einem echten Weltreisenden – einem "Groundhopper", wie er selbst einmal im Gespräch mit dem Magazin 11Freunde sagte. Neben Stationen beim 1. FC Union Berlin, Rot-Weiss Essen, Borussia Mönchengladbach II, Kickers Offenbach und FC Sachsen Leipzig führte ihn sein Weg auch weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Ob bei AEK Larnaka und Olympiakos Nikosia auf Zypern, bei Kitchee SC in Hongkong, in der maltesischen Premier League bei Valletta FC und Rabat Ajax oder sogar in Syrien, Saudi-Arabien und dem Libanon – Backhaus sammelte weltweit bei über 20 Klubs in acht Ländern Eindrücke, Erfahrungen und Perspektiven, die ihn später als Trainer maßgeblich prägen sollten. “Bei all meinen Stationen ging es professionell zu. Körperliche Fitness und ein gesunder Lebenswandel waren stets die Grundvoraussetzungen. Ich war immer ein absoluter Vollprofi”, sagte Backhaus einst. Höhepunkt dieser Phase war der Gewinn der maltesischen Meisterschaft 2007/08 mit dem Traditionsklub aus Valletta, bei dem er sogar in die “Mannschaft des Jahrhunderts” gewählt wurde. Bei seinem langen Weg pflegte er stets eine Devise: “Ich habe Fußball nie als Geschäft verstanden. Ich bin nicht wegen des Geldes nach Saudi-Arabien gegangen. Ich war ein Reisender in der Welt des Fußballs.” Abgestiegen ist er übrigens mit keinem seiner vielen Klubs.
Perspektivwechsel an der Seitenlinie
2014 beendete er seine aktive Laufbahn und wechselte auf die Trainerbank – ein neuer Schritt für den Fußballer, der das Spiel immer auch als strategische Aufgabe verstanden hatte. Seine erste Station als Cheftrainer war Inter Leipzig, ein ambitionierter Klub im Aufbau. Unter Backhaus nahm der Verein zur Saison 2014/15 seinen Spielbetrieb in der Sachsenliga auf. Dort formte er ein spielstarkes Team, das in der ersten Saison den Aufstieg in die Oberliga schaffte und auch in den Folgejahren mit attraktivem Fußball auf sich aufmerksam machte. In Leipzig entwickelte Backhaus seinen Stil: mutig, strukturiert, emotional und klar in der Ansprache. Nach sechs Jahren verließ er dann die einwohnerreichste Stadt Sachsens. “Ich hatte in Leipzig eine tolle Zeit, konnte einen ganz neuen Fußballverein mitgründen und seine Entwicklung vor allem im sportlichen Bereich prägen”, sagte Backhaus rückblickend. Trotzdem war es ihm wichtig, persönlich den nächsten Schritt zu machen, neue Impulse zu erhalten und sich so auch als Trainer weiterzuentwickeln. Es folgten Stationen beim BSV Schwarz-Weiß Rehden, wo er die erfolgreichste Hinrunde der Vereinsgeschichte coachte, bei der SG Sonnenhof Großaspach und bei Rot-Weiß Koblenz. Seine Reputation wuchs – als akribischer Arbeiter mit Leidenschaft, taktischem Tiefgang und einem feinem Gespür für Mannschaftsdynamik.
Mit Aachen zurück in den Profifußball
2022 übernahm er den BFC Dynamo in der Regionalliga Nordost, bevor ihn Alemannia Aachen im Herbst 2023 verpflichtete – und es wurde seine bisher erfolgreichste Station als Trainer. In nur wenigen Monaten formte Backhaus aus der Traditionsmannschaft ein Spitzenteam, das sich souverän die Meisterschaft in der Regionalliga West sicherte und den Aufstieg in die 3. Liga perfekt machte. In dieser Zeit blieben die Schwarz-Gelben von November 2023 bis Ende April 2024 ganze zwanzig Partien am Stück ohne Niederlage. Zudem holte er mit der Alemannia den Mittelrheinpokal und sorgte so für die Qualifikation für die erste Runde des DFB-Pokals. In der vergangenen Saison schaffte er darüber hinaus den verdienten Klassenerhalt in der dritthöchsten Spielklasse und scheiterte mit seiner Mannschaft nur denkbar knapp vorbei am erneuten Gewinn des Mittelrheinpokals. Im Finale unterlagen sie dem FC Viktoria Köln mit 2:3. Mit einer starken Punkteausbeute, klarer Kommunikation und konsequenter Spielweise hinterließ er in seiner Zeit in der Aachener Pfalz bleibenden Eindruck und zog mit Transparenz vor allem auch die Fans am Tivoli auf seine Seite.
Herzlich willkommen in Braunschweig, Heiner!