Scherning: "Von Beginn an mutig auftreten"

Die Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Hamburg

Löwen-Coach Daniel Scherning trifft am Samstag mit seinem Team nicht nur auf den Hamburger SV, sondern auch auf einen alten Bekannten. Mit seinem Konterfeit bei den Rothosen, Steffen Baumgart, führte der 40-Jährige einst den SC Paderborn 07 in die Bundesliga. Jetzt treffen sie sich nach fast drei Jahren das erste Mal an der Seitenlinie wieder. Der Fokus liegt für Scherning aber auf dem Spiel und die Möglichkeit, mit seinem Team weitere drei Punkte für das gemeinsame Ziel zu sichern. Auf der heutigen Pressekonferenz vor dem Spiel sprach der Fußballlehrer über...

...den Gegner:
Daniel Scherning: 
„Der HSV wird anders spielen, als er im Moment betrachtet wird. Aus der Ferne ist mir die Berichterstattung sehr negativ, vor allem in die Richtung von Steffen Baumgart. Er ist kein Hexer, sondern Fußballtrainer und die benötigen Zeit. Gerade wenn sie erst innerhalb einer Saison zu einem Verein dazustoßen. Natürlich stehen sie nicht dort, wo sie stehen wollen und sind aktuell eher weiter davon entfernt, direkt aufzusteigen. Trotzdem geht es für sie um den Relegationsplatz. Wenn man sich die Spiele unter Steffen anschaut, betrachte ich das ein bisschen anders, als viele drumherum. Ich bereite meine Mannschaft auf einen Top-Gegner vor, der viel Qualität hat und alles daran setzen wird, an den vorderen drei Plätzen dranzubleiben.“

...die Situation des HSV gegen den spielerischen Ansatz der Löwen:
Scherning: „Es ist eine ähnliche Frage, wie vor der Partie in Osnabrück. Die mussten auch gewinnen, dort ist es uns sicherlich ein wenig entgegengekommen. Das frühe Tor hat den Gegner dazu gezwungen, aufzumachen und wir konnten dadurch zielstrebig kontern. Viel besser konnte man es beim 2:0 und 3:0 nicht spielen. Es kommt sicherlich auf den Verlauf der Begegnung und die Startphase an. Ich denke schon, dass es in dem Duell eine Rolle spielen kann, das Hamburg vielleicht muss. Weil sie müssen, rechne ich aber mit einer sehr motivierten und dementsprechend eingestellten Mannschaft, die von der ersten Minute an zeigen wird, dass sie das Spiel gewinnen will. Bei aller Qualität des Gegners ist es wichtig, dass wir unsere Ideen und Stärken in den Vordergrund stellen. Wir wissen, dass wir jedem Team in der Liga mit unserer Art und Weise Fußball zu spielen, weh tun können. Vor allem, wenn wir es intensiv umsetzen und in den Umschaltsituationen sehr klar und zielorientiert spielen. Den Fehler aus dem Hinspiel dürfen wir nicht machen und erst in der zweiten Hälfte am Spiel teilnehmen, wir müssen von Beginn an mutig auftreten.“

...das Personal:
Scherning: „Ich kann mich relativ kurz fassen: Wir haben alle Spieler auf dem Platz und auch unter der Woche keine Probleme bei den fitten Jungs gehabt. Hier und da haben wir die Belastung ein wenig gesteuert, gerade bei den Spielern, die zuletzt sehr viel gespielt haben. Robert Ivanov hat im Verlauf des Return-to-play-Protokolls der DFL keinen Rückschlag erlitten. Heute konnte er das komplette Training absolvieren und steht damit auch am Samstag zur Verfügung.“

...Jannis Nikolaou als Startelf-Kandidat für Robert Ivanov:
Scherning: „Es ist keine einfache Entscheidung. Robert hat es vorher sehr gut gemacht, die drei haben in dieser Konstellation sehr gut harmoniert. Das haben wir immer wieder gesehen, wenn sie mal auseinander gerissen wurden. Trotzdem haben wir zuletzt sehr stabil gespielt, auch mit Jannis Nikolaou in der Dreierkette. Beide sind eine Option und beides ist möglich. Ich werde morgen nochmal mit beiden sprechen und mich dann festlegen. Egal, wie wir hinten spielen werden, Bauchschmerzen werde ich nicht haben.“

...den Kontakt zu Steffen Baumgart:
Scherning: „Man hat nie vor einem Spiel Kontakt. Ob man sich weniger gut oder eben, wie Steffen und ich, sehr gut kennt. Jeder ist auf sein Team fokussiert, jeder hat ein klares Ziel mit seiner Mannschaft. Bei uns geht es noch um sehr viel, beim HSV ebenfalls. Da ist es verständlich, dass man nicht noch telefoniert oder sich über WhatsApp austauscht. Dass wir uns gut kennen, kann sowohl Vorteil als auch Nachteil sein. Ich weiß, wie Steffen denkt und wie er im Hinblick auf seine Prinzipien spielen lassen will. Wir haben es über viereinhalb Jahre in Paderborn zusammen entwickelt. Man sieht Dinge, die inhaltlich klar erkennbar sind und die wir damals schon so haben spielen lassen. Trotzdem hat sich auch etwas verändert. Wir haben unter der Woche in der Videoanalyse klar angesprochen, wo Ansätze für uns liegen.“

...den Unterschied zum Hinspiel:
Scherning: „Wir sind definitiv reifer, klarer und defensiv deutlich stabiler geworden. In der Rückrunde haben wir die wenigsten Gegentreffer der gesamten 2. Bundesliga bekommen. Insgesamt agieren wir über die 90 Minuten konstanter, als noch in der Phase im November. Wir haben aber auch gesehen, wie wichtig der Mut in so einer Partie ist. Wenn du Fußball spielst, musst du bereit dafür sein. Du darfst nicht zögerlich sein und dich verstecken, wenn du den Ball hast. Die direkten Zweikämpfe darfst du nicht in entscheidenen Räumen auf dem Feld verlieren. Wir haben damals eine sehr gute zweite Halbzeit gespielt und hätten uns den Punkt verdient gehabt. Das Ziel für Samstag ist logisch: Reifer spielen und punkten. Wir wollen einen weiteren Schritt zum Endziel gehen und dafür brauchen wir eine gute Leistung.“

Foto: Stephanie Zerbe