
Spielstark und dominant, aber zuletzt mit einem Durchhänger
Hannover 96 in der Vorschau
Vor dem 183. Niedersachsenderby präsentiert sich Hannover 96 als Mannschaft mit vielen Gesichtern: statistisch stark, spielerisch dominant und zuletzt dennoch mit Problemen, ihre Leistung in Zählbares zu verwandeln. Mit vier Siegen zum Saisonstart untermauerte Hannover schon früh, dass sie zum Kreis der Aufstiegsanwärter gehören. Doch in den vergangenen Wochen geriet der Motor ins Stocken: Nur einen Dreier aus fünf Ligaspielen katapultierte die Titz-Mannschaft von Rang eins auf Platz sechs.
Wissenswertes:
- Treffsicher nur auf den ersten Blick: Die Roten erzielten in bisher neun Ligaspielen starke 15 Tore und liegen damit knapp über dem Liga-Durchschnitt (13 Tore). Nur Bielefeld, Kaiserslautern und Ligaprimus Elversberg trafen häufiger. Gemäß dem xGoal-Wert waren aber einige Treffer mehr drin, nämlich 20,2 Tore. Die Chancenverwertung brachte 96 teilweise um den eigenen Lohn.
- Titz bleibt Titz: Hannover hat in der 2. Bundesliga eine auffällig dominante Spielweise und die meisten Spielanteile. Erwartbar? Durchaus! Denn im Sommer verpflichteten die Verantwortlichen mit Christian Titz nicht nur einen sehr erfahrenen, sondern auch offensiv ausgerichteten Trainer. Der 54-Jährige bewies insbesondere in Magdeburg, dass er seine Mannschaften risikofreudig aufs Feld schickt.
- Robuste Leistung: Ein Derby wird auch in den direkten Duellen auf dem Platz entschieden. Wer sich in den direkten Duellen durchsetzt, hat Vorteile. Die Hannoveraner stellen in dieser Disziplin das stärkste Team der 2. Bundesliga. 52% gewonnene Zweikämpfe sind der Bestwert der Liga.
- Schadlos: Was in Braunschweig in dieser Saison schon häufiger Thema war, ist in Hannover bisher überhaupt keines. Platzverweise. Die Titz-Elf hielt sich schadlos, kein Spieler wurde bislang vorzeitig zum Duschen geschickt.
Unter Beobachtung:
- Benjamin Källman: Mit vier Saisontoren ist der 27-jährige aktuell Hannovers gefährlichster Angreifer. Der gebürtige Finne wechselte im Sommer vom polnischen Erstligisten KS Cracovia an die Leine und bringt internationale Erfahrung mit. Seine Spielweise ist dabei gleichzeitig abgeklärt und effizient. Er ist robust im Strafraum, stark im Abschluss und brandgefährlich aus der Distanz.
- Hayate Matsuda: Der 22-jährige Japaner hat in kurzer Zeit viele Sympathien in Hannover gewonnen. Ursprünglich über die U23 in den Profikader gerückt, wurde er im Sommer 2025 nach einer Leihe fest verpflichtet. Matsuda erzielte bisher drei Tore und überzeugt nicht nur durch seine Abschlussstärke, sondern auch durch seine Spielintelligenz und Flexibilität. Eigenschaften, die ihn trotz seines jungen Alters zu einem zentralen Bestandteil der Titz-Elf machen.
- Noel Aseko Nkili: Mit seinen 19 Jahren bringt der Mittelfeldspieler eine enorme Ruhe und Übersicht mit. Nachdem er im Februar 2025 auf Leihbasis von Bayern II zu 96 wechselte, brilliert er in dieser Saison: zwei Tore, sechs Torvorlagen, 266 Ballkontakte und eine Passquote von 82% sprechen für das junge Talent. Aseko agiert unaufgeregt, balanciert das Spiel klug und bringt durch sein junges Alter eine Unbeschwertheit ins Spiel.
Die Lage:
Hannover reist mit einer Mannschaft an, die sich im Sommer gänzlich neu aufgestellt hat. Cheftrainer Christian Titz kam vom 1. FC Magdeburg nach Hannover, damit einher ging auch ein Philosophiewechsel. Um den sehr auf Spielstärkte ausgerichteten Titz-Fußball gerecht zu werden, wurde nahezu der gesamte Kader ausgetauscht. 19 Zugänge standen bis Anfang September sage und schreibe 20 Abgänge gegenüber. Nun kommt Hannover, nach sehr starkem Saisonbeginn, als Tabellensechster in die Löwenstadt und gilt weiterhin als ein Aufstiegskandidat. Zuletzt kassierte die Mannschaft jedoch eine empfindliche 0:3-Niederlage im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 und droht nun, den Kontakt an die Spitzengruppe der Tabelle etwas aus den Augen zu verlieren.
Die Eintracht hingegen konnte am vergangenen Wochenende endlich mal wieder einen eigenen Sieg feiern und darf mit gesundem Selbstvertrauen und mit dem Wissen von bisher zehn eingespielten Punkten in die Partie gehen.
Das letzte Aufeinandertreffen:
In der Vergangenheit performten die Löwen in den Derbys sehr ordentlich, insbesondere im heimischen Stadion biss sich Hannover in den vergangenen Jahren die Zähne aus. Das Heimderby zu Corona-Zeiten im Jahr 2021 ausgenommen, in dem keine Zuschauer zugelassen waren.
Zuletzt fand das Derby in Hannover statt und die Eintracht war nah dran am dreifachen Punktgewinn an der Leine. Am 9. März brachte Lino Tempelmann mit einem sehr starken Distanzschuss Blau-Gelb in Front, ehe Josh Knight weit in der Nachspielzeit doch noch das 1:1 köpfte. In der Hinrunde der vergangenen Saison behielt die Eintracht dank der Treffer von Fabio Kaufmann und Rayan Philippe die Punkte dort, wo sie hingehören. Nämlich in Braunschweig.
Foto: Imago/ Marco Steinbrenner/ DeFodi Images