
Weiter mutig, weiter angriffslustig
Der SC Preußen Münster in der Vorschau
Die zweite Saison ist immer die Schwerste, so sagt es zumindest eine alte Fußballweisheit. Doch der letztjährige Aufsteiger aus der 3. Liga zeigt sich nach dem Klassenerhalt weiter mutig und macht auch unter einem neuen Chef an der Seitenlinie weiter Werbung für den eigenen offensiven Spielstil. Nach zuletzt zwei Niederlagen hintereinander soll nun zuhause an der Hammer Straße wieder ein Erfolgserlebnis her. Ein Faktor soll wieder in den Fokus rücken: Das Kombinationsspiel.
Wissenswertes:
- Der Ball rotiert: Kein Team der 2. Bundesliga spielte bisher mehr Pässe als die Münsteraner. 3907 Mal wechselte das Leder bei den Gastgebern bereits auf dem Feld den Besitzer, das sind 979 (!) Pässe mehr als der zweitplatzierte Klub aus der niedersächsischen Landeshauptstadt bis dato spielte (2928). Mit 89,1 Prozent halten die Adler darüber hinaus auch die beste Passquote aller Zweitligisten inne.
- Auch im direkten Duell versiert: Preußen kann sich zudem auf die individuellen Fähigkeiten seiner Akteure auf dem Platz verlassen. 72,4 Prozent ihre eingegangenen Dribblings gewinnen sie - Bestwert aller Zweitligaklubs.
- Kopfball(nicht ganz)geheuer: Die Münsteraner und die Blau-Gelben stehen beide derzeit bei vier Torschüssen aus Kopfbällen. Für beide scheint es keine bevorzugte Waffe zu sein, denn das sind ligaweit die wenigsten. Am vergangenen Spieltag traf Erencan Yardimci für die Löwen jedoch per Kopf und hübschte die Statistik so deutlich auf.
- Mit Wucht: Niemand toppt die Westfalen in Sachen Zweikampfstärke. Sie führen insgesamt die meisten direkten Duelle mit dem Gegner und gewinnen auch ligaweit die meisten dieser Zweikämpfe (52,2 Prozent). Einen auffälligen Unterschied gibt es aber: Was am Boden gut gelingt (53,2 Prozent gewonnen), wird in der Luft schwieriger (45,4 Prozent gewonnen).
Unter Beobachtung:
- Paul Jaeckel
Wiedersehen mit “Paule”: In der Vorsaison bestritt er als Leihgabe vom 1. FC Union Berlin 23 Spiele für die Eintracht. In dieser Spielzeit stand der Innenverteidiger an den ersten sechs Spieltagen jeweils über 90 Minuten auf dem Platz und gewann dabei 58 Prozent seiner Zweikämpfe. Im vergangenen Heimspiel der Preußen gegen Düsseldorf stellte er mit 181 Ballaktionen sogar einen ligaweiten Bestwert auf – kein anderer Spieler kam bislang auf mehr als 137. - Oliver Batista Meier
26 Torschusskationen hat der Sommerneuzugang der Münsteraner bereits auf dem Konto. 14 Mal probierte er es selbst, zwölfmal legte er für seine Teamkollegen auf. Keiner bei beiden Teams sorgte offensiv für mehr Gefahr. Zudem schlägt er bei den Hausherren auch die meisten Flanken aus dem Spiel und konnte schon drei Scorerpunkte beisteuern. - Jorrit Hendrix
Der Niederländer führt mit Abstand die meisten Zweikämpfe bei den Gastgebern (147) und gewinnt fast 66 Prozent seiner Luftduelle mit dem Gegner. Dabei scheut er auch nicht vor körperlicher Härte: Elfmal foulte er bereits. Mit 72 gelaufenen Kilometern ist er zudem insgesamt bei beiden Teams mit der höchsten Laufdistanz.
Die Lage:
„Wir wollen für eine Identität und Attraktivität stehen“, sagt Trainer Alexander Ende, der Münster in kürzester Zeit eine deutlich veränderte Spielweise verpasst hat. Der Coach wechselte im Sommer auf den Cheftrainerposten bei Preußen und verfeinerte in seiner bisherigen Amtszeit den ohnehin schon mutigen Offensivfußball immer weiter. Dabei sticht vor allem das Kombinationsspiel und der Ballbesitzfußball heraus: Im vergangenen Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf mangelte es Münster jedoch an Durchschlagskraft, obwohl sie dem Gegner während des gesamten Spiels nur 27 Prozent Ballbesitz gestatteten. So verlor man am Ende zuhause knapp mit 1:2. Auch auswärts in Kaiserslautern gab es nichts zu holen. Am vergangenen Freitagabend unterlag man den Roten Teufeln glatt mit 1:4. Gegen das intensive Pressing der Pfälzer fand man wenig Ideen und verhielt sich laut des Cheftrainers fast “behäbig mit Ball”. Auf zwei Siege gegen Nürnberg und Bochum folgten nun also zwei Niederlagen. Gegen die Eintracht soll nun eine Rückkehr zu den alten Tugenden gefunden werden. „Braunschweig wird's am nächsten Sonntag genau so [wie Kaiserslautern] versuchen. Jetzt ist es an uns, neue Lösungen zu finden. Ich bin überzeugt, dass uns das gelingen wird.“ Punktgleich mit dem einen Tor besseren Torverhältnis steht der Sportclub aktuell auf Platz elf, einen Rang vor den Löwen.
Das letzte Aufeinandertreffen:
Im bislang letzten Duell mit Preußen Münster im März der vergangenen Saison erwischten die Löwen einen perfekten Start: Keine zehn Sekunden waren gespielt, da schob Richmond Tachie nach einer sehenswerten Kombination zur frühen Führung ein. Münster antwortete jedoch prompt per Elfmeter zum 1:1. In der Folge entwickelte sich eine intensive Partie, in der die Hausherren mit einem Lattentreffer gefährlich wurden, während die Eintracht immer wieder Nadelstiche setzte. Nach der Pause hatten die Löwen die klareren Chancen: Erst scheiterte Johan Gómez am Block, dann köpfte Kapitän Nikolaou nach einer Ecke gleich doppelt ans Aluminium. Münster kam in dieser Phase kaum noch gefährlich vor das Tor. In einer turbulenten Schlussphase verteidigte die Eintracht leidenschaftlich und nahm am Ende verdient einen Zähler für den Kampf um den Klassenerhalt aus dem Preußenstadion mit.
Foto: DFL/Getty Images/Lukas Schulze