Wiedergutmachung beim Club

Der 1. FC Nürnberg in der Vorschau

Am morgigen Samstag kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen den Deutschen Meistern von 1967 und 1968, wenn die Löwen zum Club aus Franken fahren. Der FCN steckt nach dem Bundesliga-Abstieg 2019 in seiner nun fünften Zweitliga-Saison in Serie. Nach der Niederlage im Frankenderby gegen Greuther Fürth am vergangenen Wochenende sind die Hausherren auf Wiedergutmachung aus.

Die Matchfacts:

  • Seit 1979 haben die Blau-Gelben nicht mehr am Valznerweiher gewonnen. Damals siegte die Eintracht glatt mit 3:0 im heutigen Max-Morlock-Stadion. Danach folgten allerdings gleich sieben Niederlagen und drei Remis. In den vergangenen drei Spielen fehlte beim Club auch ein Torerfolg für die Löwen (0:2, 0:0, 0:2).
  • Beide Teams kassierten am vergangenen Wochenende den fünften Platzverweis der Saison (FCN: Castrop mit Gelb-Rot, Eintracht: Kuruçay mit Rot). In Unterzahl  haben beide Mannschaften in dieser Saison trotzdem schon gewonnen: Blau-Gelb einmal, der Club sogar schon zweimal.
  • Sowohl die Eintracht als auch Nürnberg sicherten sich bereits elf Zähler nach Rückstand. Während die Löwen von 18 Rückständen fünf in Punkte umwandeln konnten und drei Siege einfuhren, sind die Franken bei sieben von 16 Führungen mit etwas Zählbarem nach Hause gegangen und drehten noch zweimal eine Partie. 
  • Nur der Karlsruher SC (21) und der FC Schalke 04 (21) kassierten mehr Gegentore in der ersten Hälfte als die Blau-Gelben (20) und Nürnberg (19). Allein in der Schlussviertelstunde des ersten Durchgangs mussten bei beiden Teams zusammengerechnet schon 15-mal das Leder aus dem eigenen Netz fischen. 
  • Der FCN wartet seit fünf Partien auf einen Sieg, hat aber derweil auch aktuell eine Gemeinsamkeit mit der Eintracht. Im laufenden Kalenderjahr kassierten die Franken vor heimischem Publikum noch keine Niederlage.

Unter Beobachtung:

  • Can Uzun
    Der Youngster ist eines der deutschen Top-Talente. Mit 18 Jahren ist der gebürtige Regensburger Stammspieler beim Club, sorgte mit elf Buden und dabei drei Doppelpacks für die meisten Treffer aller Spieler beim FCN (der zweitplatzierte Kanji Okunuki folgt mit nur drei (!) Toren). In 2024 traf der Offensivakteur in jedem Heimspiel.
  • Finn Jeltsch
    Das nächste Talent aus der FCN-Schmiede. Der 17-Jährige schaffte den Sprung aus der Jugend zu den Profis und zeigte im Frankenderby gegen Fürth direkt mal seine Klasse. Er legte die beste Zweikampfquote der Nürnberger bei seinem ersten Startelf-Einsatz hin. Seit seinem Debüt gegen Kaiserslautern ist er der jüngste Zweitligaspieler der Saison.
  • Jannes Horn
    Geboren in Braunschweig kickte der Linksverteidiger in der Jugend unter anderem beim VfB Rot-Weiß. Sein Bruder, Florian Horn, ist langjähriger Physiotherapeut bei der Eintracht. Mittlerweile kann Jannes auf 66 Bundesliga und 66 Zweitliga-Spiele zurückblicken. Für die Nürnberger steuerte er in diesem Jahr eine Vorlage bei.
  • Enrico Valentini
    Der Kapitän der Franken schnürt seit 2017 erneut die Schuhe für den Club und ist der dienstälteste Nürnberger im Kader. Mit 35 Jahren ist der Rechtsverteidiger auch gliechzeitig der älteste Akteur beim FCN. Nach Wadenproblemen kehrte er gegen Greuther Fürth zurück in die Startelf und zog direkt wieder 90 Minuten durch.
  • Kanji Okunuki
    Keiner läuft bei den Clubberern mehr als der Japaner. Mit 187,1 abgerissenen Kilometern führt der Angreifer die interne Distanz-Tabelle der Nürnberger an. Bis auf beim Spiel gegen Wehen Wiesbaden, wo er aufgrund einer Erkältung fehlte, stand er bei jedem Pflichtspiel der Zweitliga-Saison auf dem Feld. Mit 1581 Minuten spulte er daher auch die meiste Spielzeit ab. Nach einer zwischenzeitlichen Leihe zum polnischen Erstligisten Gornik Zabrze ist der FCN seine zweite Station der Karriere außerhalb Japans.

Der Coach:
Ex-Profi und ab auf die Trainerbank: Auch Cristian Fiél schaffte diesen Sprung sehr schnell. Der ehemalige Bundesliga-Kicker, der unter anderem Mitte der 2000er für Alemannia Aachen im Oberhaus des deutschen Fußballs kickte, steht seit Sommer 2023 als Chef-Trainer an der Seitenlinie des Clubs. 2015 hing er bei seiner letzten Station, Dynamo Dresden, die Schuhe an den Nagel. Bei den Sachsen übernahm er nach dem Karriereende die U17 für zweieinhalb Jahre, eher er im August 2018 für ein Spiel erstmalig interimsweise die Profis betreute. Im Februar 2019 folgte dann die Übernahme als Chef-Coach. Doch nachdem er mit dem Team zuerst auf Platz 12 die Saison abschloss, war im November 2019 nach nur einem Sieg aus neun Spielen Schluss in Elbflorenz. Mittlerweile ist er der Nachfolger von Sport-Vorstand Dieter Hecking beim Club, der in der vergangenen Saison auf Rang 14 den Klassenerhalt schaffte und nun in seine alte Funktion zurückgekehrt ist. Die aktuelle Serie von fünf Spielen ohne Sieg ist die längste Durststrecke des Coaches an seiner momentanen Wirkungsstätte.

Die Lage:
Die sonst durch Ballbesitz-Fußball bestechenden Clubberer machen aktuell eine schwierige Phase durch. Fünf Partien ohne Sieg sind die aktuell längste Serie ohne Erfolgserlebnis. Hinzu kommt auch noch die unschöne Derby-Niederlage bei Greuther Fürth am vergangenen Wochenende, als man 1:2 im Sportpark Ronhof verlor. "Zu viele Fehler, kommen nicht vom Gegner weg, trauen uns nicht, den Ball in Räumen zu fordern, wo du ihn fordern musst", so lautete die Analyse von FCN-Coach Fiél auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Eintracht. Zwar verlor man aufgrund eines Platzverweises dezimiert beim Kleeblatt, doch dass die Rückrunde noch nicht so lief, wie erhofft, machten die Akteure nach der Partie klar. Acht Punkte dank des Polsters aus der Hinrunde stehen noch als Vorsprung auf den Relegationsplatz zu Buche. Doch diese können bei den nun anstehenden Duellen mit der Eintracht, Magdeburg, St. Pauli und Hertha BSC schnell schrumpfen. Die Nürnberger bauen dabei vor allem auf die Youngster Can Uzun und Finn Jeltsch, die zuletzt trotz der sieglosen Zeit starke Leistungen abriefen. Seit dem 14. Spieltag gelangen den Franken nur zwei Siege. Das Mittelfeld der 2. Bundesliga ist nach zuletzt turbulenten Jahren sicher ein beruhigendes Fahrwasser, doch mit einem Erfolg gegen die Löwen will man die Fans im Max-Morlock-Stadion wenigstens für die Derby-Niederlage entschädigen. Der FCN ist auf Wiedergutmachung aus.

Foto: DFL/GettyImages/Christian Kaspar-Bartke