Das heiß erwartete Duell

Das Derby in der Vorschau

Es ist wieder soweit! Im traditionsreichen Duell der beiden niedersächsischen Nachbarstädte geht es in eine neue Runde. An der Hamburger Straße erwarten die Löwen die Roten aus Hannover, die als Tabellenfünfter in das heiß erwartete Aufeinanderteffen gehen. Hier gibt es das Spiel in der Vorschau: 

Matchfacts:

  • Zum 180. Mal kommt es am Sonntag zum Duell der beiden Traditionsklubs. Mit der erstmaligen Austragung um 1900 ist es damit eines der ältesten Fußballderbys in Deutschland. Nur 55 Kilometer trennt die beiden Stadtgebiete voneinander.
  • Standardsituationen bilden bei den Gästen zumeist das Mittel zum Torerfolg. Kein Team in der 2. Bundesliga erzielte in der laufenden Saison mehr Treffer. Die Löwen schraubten zwar vor allem im Heimspiel gegen Elversberg an dieser Statistik, kamen bislang aber erst auf acht Tore in dieser Rubrik. Das bedeutet ligaweit Platz 8 für die Scherning-Elf. Auf einen Treffer nach einem Freistoß wartet die Eintracht in dieser Saison noch.
  • Sowohl die Eintracht als auch Hannover haben weniger Tore kassiert, als der Durchschnitt der 2. Bundesliga. Die Braunschweiger blicken auf 41 Gegentreffer und stellten zuletzt die beste Defensive der Rückrunde. Die Roten erhielten sogar insgesamt die drittwenigsten Gegentore im Unterhaus des deutschen Fußballs.
  • Die Roten sind aktuell die Remis-Könige der Liga. Hannover verlor in dieser Zweitliga-Saison erst sechsmal. Nur Tabellenführer St. Pauli gelang das noch seltener. Doch sie spielten aber auch von allen Teams mit Abstand am häufigsten unentschieden (elfmal).
  • Eintrachts Fabio Kaufmann hat in der laufenden Saison einen überragenden Expected-Goals-Wert. Während die Wahrscheinlichkeit ihm nur drei seiner Treffer als aus der jeweiligen Situation als sehr wahrscheinlich zusprach, knipste Kaufi gleich sechs Mal für die Löwen. Kein anderer Spieler der beiden Vereine hat mehr aus seinen Chancen gemacht.

Unter Beobachtung:

  • Cedric Teuchert
    Durch den Ausfall von Sommerneuzugang Andreas Voglsammer rückt der Angreifer wieder in den Fokus. Zuletzt hat der Top-Torschütze der Roten nach seiner Oberschenkelverletzung Ende 2023 eher als Einwechselspieler fungiert, getroffen hat der Elf-Tore-Mann aber weiterhin. Gegen Schalke legte er am vergangenen Spieltag den 1:1-Ausgleich durch ein Eigentor auf. Zudem hatte er bisher die meisten Großchancen der Hannoveraner auf dem Fuß.
  • Havard Nielsen
    Hinter dem Ex-Braunschweiger steht für das Derby verletzungsbedingt noch ein Fragezeichen. Wird er rechtzeitig fit, ist der Norweger mit seinen sieben Tore ein wichtiger Teil der Offensive von Stefan Leitls Team. 2013 stürmte er in der Bundesliga-Saison noch für die Löwen und traf beim 3:0-Sieg in der Rückrunde sogar noch zum 2:0 für die Eintracht.
  • Phil Neumann
    Die Abwehrstütze bei den Hannoveranern. Der Defensivmann hat mit Abstand die meisten Zweikämpfe bestritten (467) und reißt auch auf dem Feld die meiste Distanz ab. 290 Kilometer hat der 26-Jährige in dieser Saison auf dem Konto, das sind als Innenverteidiger satte elf Kilometer mehr als Braunschweigs Dauerläufer Anton Donkor (279). Zudem konnte er auch schon zwei Tore verzeichnen.
  • Marcel Halstenberg
    Der ehemalige deutsche Nationalspieler hat seine Jugend bei Hannover verbracht und kehrte im Sommer nach acht Jahren bei RB Leipzig zu seinem Ausbildungsverein zurück. In der laufenden Spielzeit kommt der heute 32-Jährige auf 26 von 28 möglichen Einsätzen und hat aktuell die beste Zweikampfquote des Klubs aus der Landeshauptstadt (71,7 Prozent gewonnene Zweikämpfe).

Der Coach:
Geboren in München war Stefan Leitl eigentlich in seiner Jugend auf dem Platz immer in Bayern gefordert, so war die erste Profistation des 46-Jährigen nicht weit weg von zuhause, trug er doch von 1996 bis 1998 das Trikot des FC Bayern München. 2013 erlebte der Trainer den Aufstieg der Löwen in Ingolstadt hautnah mit, stand er doch beim FCI damals 88 Minuten auf dem Feld und verpasste so den Freistoß von Damir Vrancic in der Nachspielzeit nur um Minuten. Sein heutiger Co-Trainer Andre Mijatovic beging übrigens das Foul an Pierre Merkel, das zu diesem Freistoß führte. So übernahm Leitl nach seinem Karriereende in genau demselben Sommer 2013 die U17 in Inigolstadt und stieg in der Jugend der Bayern weiter auf. Von 2017 bis 2018 wurde er Chef-Trainer, ehe es für ihn zur SpVgg Greuther Fürth, die er 2021 zu ihrem zweiten Jahr in der Bundesliga führte. Nach dem direkten Abstieg mit dem Kleeblatt zog es ihn im Juli 2022 an die Leine, wo er bisher in 65 Partien einen Schnitt von 1,4 Punkten pro Partie aufweisen kann.

Die Lage:
Der Blick ging in Hannover ganz lange nach oben. Doch das 1:1 gegen Schalke 04 dämpfte die Euphorie in der Landeshauptstadt. Der Abstand auf den Relegationsplatz zum Aufstieg in die Bundesliga wuchs dadurch auf fünf Zähler an. Nun geht es für die Gäste an der Oker darum, die Chance auf ganz oben zu wahren. Vollkommene Zufriedenheit mit dem gewonnenen Zähler herrschte nach dem vergangenen Spieltag nicht. „Ich glaube, unterm Strich war unsere Leistung heute einfach nicht gut genug, um die drei Punkte zu holen, das müssen wir uns selbst ankreiden“, erläuterte Mittfeldspieler Enzo Leopold nach der Partie. Zudem sind die Roten im Moment vom Verletzungspech geplagt. Verzichten müssen die Gäste im Spiel am Sonntag in jedem Fall auf Angreifer Andreas Voglsammer. Der Sommerneuzugang stand gegen Schalke in der Startelf, musste aber nach 40 Minuten seinen Platz schon wieder räumen, als er sich nach einem Sprint an den Oberschenkel fasste. Der Top-Joker der 2. Bundesliga mit fünf Treffern und zwei Vorlagen nach Einwechslungen verpasst damit das Derby. Ebenso stehen noch Fragezeichen hinter Havard Nielsen (muskuläre Probleme) und Enzo Leopold (Kapsel-Band-Verletzung). Ganz muss Stefan Leitl übrigens auf Julian Börner, Sebastian Ernst, Brooklyn Ezeh und Antonio Foti verzichten. "Insgesamt glaube ich, dass wir die Ausfälle als Team auffangen und kompensieren können", erklärte Leitl auf der Pressekonferenz vor dem Duell.

Foto: Stephanie Zerbe