Der FC St. Pauli im Fokus

Das große Tabellenklettern auf dem Kiez

Als der FC St. Pauli im Dezember vergangenen Jahres mit 1:2 im EINTRACHT-STADION an der Hamburger Straße verlor, standen die Kiezkicker mit gerade einmal sieben Punkten auf dem siebzehnten Tabellenplatz und hatten acht Spiele in Folge nicht mehr gewonnen. Fünf weitere sieglose Spiele sollten danach noch folgen. Doch seit dem hat sich am Millerntor viel verändert. In der Mannschaft von Chef-Trainer Timo Schultz hat es Klick gemacht. Der FCSP befindet sich auf einer Auftriebswelle, die auch gegen die Löwen fortgesetzt werden soll.

Für die Hamburger lief es zuletzt rund. Nur bei einem der vergangenen acht Spiele mussten die "Boys in brown" eine Niederlage einstecken. Großen Anteil an dem aktuell starken Lauf hat vor allem die Offensive um die drei Akteure Omar Marmoush, Daniel-Kofi Kyereh und Guido Burgstaller. Besonders der junge Ägypter Marmoush blüht beim FCSP auf. Der 22-Jährige wechselte im Winter vom VfL Wolfsburg per Leihe ans Millerntor und ist seit dem fester Bestandteil der Startelf von Timo Schultz. In aktuell zwölf Spielen von Beginn an erzielte Marmoush fünf Treffer und gab seinen Teamkollegen zwei Vorlagen. Hinzu kommt, dass St. Pauli mit ihm auf dem Platz 27 Punkte aus 13 Spielen holen konnte. Neben ihm stürmt der routinierte Guido Burgstaller. Der Ex-Schalker verpasste in der Hinrunde aufgrund von Nierenproblemen satte acht Partien. Doch mittlerweile trifft der Österreicher für die Kiezkicker sehr zuverlässlich. Von Ende Januar bis Ende Februar schoss Burgstaller Tore in sieben Begegnungen am Stück und beendete die Serie mit einem Doppelpack gegen den SV Darmstadt 98. Im Kalenderjahr 2021 hat kein Zweitligaspieler häufiger den Ball in den Maschen versenkt als er. 

Ein Braunschweiger Junge

Ein besonderes Aufeinandertreffen erwartet den dritten im Bunde. Daniel-Kofi Kyereh ist in Braunschweig aufgewachsen und hat selber sogar für die Jugendmannschaften des BTSV auf dem Rasen gestanden. Der 25-Jährige erzielte vier Treffer in den vergangenen neun Spielen und ist auf Platz drei aller Vorlagengeber in der 2. Bundesliga. Neun Mal konnte Kyereh schon einen Treffer für St. Pauli auflegen und war bisher an beeindruckenden 112 Torschüssen des FCSP beteiligt. Seine Stärken stellte er auch vor der Länderspielpause unter Beweis, als die Hamburger mit 2:1 bei einem Abstiegskonkurrenten der Eintracht, dem VfL Osnabrück, gewinnen konnten. Als Nachwuchsspieler bei den Blau-Gelben war er übrigens häufiger Balljunge und lief mal an der Hand von Ex-Löwe Deniz Dogan ins EINTRACHT-STADION ein. 

Unteranderem mit der Hilfe dieser drei Akteure hat sich der FC St. Pauli mittlerweile auf Platz elf vorgeschoben und den Klassenerhalt fest im Blick. Die 39 erzielten Treffer der "Boys in brown" zeigen, dass die Löwen eine starke Offensive erwartet, die das Herzstück des aktuellen Erfolges der Kiezkicker bildet. Auch wenn es nach dem Derbysieg gegen den HSV ein torloses Unentschieden gegen den Karlsruher SC und eine Heimniederlage gegen Steffen Baumgart und seinen SC Paderborn 07 setzte, konnte der Auswärtssieg bei Osnabrück die Zweifel am starken Lauf des FCSP wieder beseitigen.

Heimvorteil Millerntor

In Auswärtspartien bei den Braun-Weißen haben sich die Löwen mit Siegen bisher schwer getan. Von 18 Gastspielen ergaben fünf Partien eine Punkteteilung und drei Mal feierten die Blau-Gelben auf dem Heimweg nach Braunschweig. Zuletzt jubelten die Gästefans der Löwen im August 2018 über die volle Punktzahl bei einem Spiel am Millerntor. Durch die Tore von Stürmer Domi Kumbela und Mittelfeldspieler Julius Biada, der übrigens damals in der 67. Minute einnetzte, konnte der BTSV einen 2:0-Auswärtssieg in Hamburg verbuchen. Den bislang letzten Erfolg erspielte sich die Mannschaft von Chef-Trainer Daniel Meyer aber in der Hinrunde. Beim 2:1-Heimsieg im EINTRACHT-STADION traf der am Montag fehlende Fabio Kaufmann acht Minuten vor Ende der regulären Spielzeit zur Führung für die Löwen. In der Retrospektive erläuterte St. Pauli-Coach Timo Schultz auf der vereinseigenen Pressekonferenz das Hinspiel so: "Die Braunschweiger haben es geschafft, uns ihren Stempel aufzudrücken. Dann haben wir das Spiel völlig verdient verloren, vielleicht war das auch der letzte Schuss vor den Bug, den wir gebraucht haben."

Auch an diesem Wochenende wollen die Blau-Gelben den Hamburgern wieder ein Bein stellen und ihnen die zweite Heimspielniederlage in Folge bescheren. Mit einem Punktgewinn im Norden könnte der BTSV die Kiezkicker noch ein wenig länger vom Klassenerhalt abhalten. Auf geht's, Eintracht!

Foto: Agentur Hübner