Eintracht Braunschweig nimmt Stellung zur Gästefanreduzierung beim Niedersachsenderby

Entscheidung wurde zuletzt vielfach diskutiert

Rund um die Maßnahmen zum kommenden Heimderby, vor allem um die Reduzierung des Gastfankontingents um 40 Prozent, ist in den vergangenen Wochen eine rege Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Maßnahme entstanden. Die Entscheidung veranlasste die aktiven Fanszenen beider Vereine, am heutigen Donnerstag für volle Gästekontingente und eine freie Fankultur zu protestieren. Beide im Vorfeld angemeldeten und genehmigten Versammlungen, sowohl in Braunschweig als auch in Hannover, verliefen vollkommen friedlich. Kurz vor dem Duell äußern wir uns nun zu dieser Entscheidung.

Seit dem vergangenen Heimderby im April 2024 standen wir mit dem Innenministerium für Inneres und Sport, auf Initiative von Innenministerin Behrens, sowie mit Hannover 96 in einem intensiven Diskurs über die zukünftige Durchführung der Niedersachsenderbys. Ganz konkret drohte, aufgrund verschiedener strafbarer Handlungen einzelner Fans und Fangruppen, jeweils ein 100-prozentiger Gästefanausschluss bei beiden Derbys in der Spielzeit 2024/2025. Frühzeitig haben wir es uns in diesem Prozess zum Ziel gesetzt, dieses Szenario mit allen uns zur Verfügung stehenden Ressourcen abwenden zu wollen. Ein leerer Gästeblock entspricht nicht unseren Vorstellungen einer lebendigen Fankultur, darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass Kollektivbestrafungen, und dazu gehören Gästefanausschlüsse und Kontingentreduzierungen, nicht die geeignete Reaktion auf das Fehlverhalten einzelner Fans oder Fangruppen sind. Unabhängig davon haben wir eine Verantwortung gegenüber allen Zuschauern, die unser EINTRACHT-STADION an Spieltagen besuchen, dies gilt im besonderen Maße auch beim Niedersachsenderby. Die Sicherheit der Menschen im Stadion steht über allem und ihre Sicherstellung ist als Veranstalter unsere Pflicht. 

Bereits nach den ersten Gesprächsrunden, sowohl mit der PD Braunschweig als zuständige Behörde als auch mit dem Innenministerium, haben wir frühzeitig ein aus unserer Sicht tragfähiges Sicherheitskonzept vorgelegt, welches eine Vollauslastung der Gästeblöcke vorsah.

Da uns die notwendigen Freigaben der Behörden verwehrt wurden, mussten wir in den vergangenen Monaten dieses Konzept insgesamt drei Mal nachjustieren, um unser Ziel, den kompletten Gästefanausschluss abzuwenden, erreichen zu können. Am Ende dieses Prozesses konstatieren wir, dieses Vorhaben zwar erreicht zu haben, wenngleich die Reduzierung um 40 Prozent im Gästebereich auch uns nicht zufriedenstellen kann. Die Art und Weise des Umgangs und der zeitliche Druck, den wir im Laufe dieses Prozesses erleben mussten, waren auch für uns neu. Wir erwarten in Zukunft eine deutlich andere, konstruktivere Kommunikationskultur und halten zukünftig eine Einbeziehung in die Gesprächsprozesse von Fanorganisationen- bzw. deren Vertreterinnen und Vertretern für absolut wünschenswert, denn am Ende sind Fans genauso Betroffene wie die Vereine.

Wir haben genau wahrgenommen, dass wir für unsere Entscheidung Kritik einstecken mussten, erfuhren für diese aber auch Zustimmung. Wir möchten betonen, dass diese Regelung aus unserer Sicht lediglich für den kommenden Sonntag für den Standort EINTRACHT-STADION gelten kann. Jedes Niedersachsenderby steht unter anderen Vorzeichen und jedes Stadion hat seine eigenen infrastrukturellen Voraussetzungen. Aus diesen Gründen bedarf es hierbei stets einer individuellen Betrachtung. Außer Frage steht für uns zudem, dass wir uns weiterhin dafür einsetzen werden, im Rahmen eines ganzheitlichen Sicherheitskonzeptes den Gästeblock zukünftig wieder vollauslasten zu dürfen.

Dennoch gehört es für uns auch zur abschließenden Wahrheit, dass es in der jüngeren Vergangenheit teils gravierende Verfehlungen bei Derbys gab, aufgrund dessen wir uns überhaupt erst mit dem Thema Sicherheit beim Niedersachsenderby auf politischer Ebene beschäftigen mussten. Die Verursacher dieser Ausschreitungen schaden dem Ruf beider Vereine und insgesamt dem Bild des deutschen Fußballs in der öffentlichen Wahrnehmung enorm. Sie müssen ihr Verhalten reflektieren und auch von innen heraus ändern, um das Engagement all derer zu schützen, die sich für eine lebendige und friedliche Fankultur in Deutschland einsetzen. Die heutigen Proteste haben eindrucksvoll gezeigt, dass dies ohne Zweifel möglich ist.

Wir möchten dieses Thema nun abschließen und uns wieder vollkommen auf die Partie am Sonntag fokussieren.

Foto: Hendrik Meier