Eintracht schlägt Hertha im Elfmeterschießen

Henning entscheidet wilde Achterbahnfahrt vom Punkt

Die Löwen besiegen Bundesligist Hertha BSC in einem unfassbaren Spektakel mit 10:9 nach Elfmeterschießen. Vier Treffer in der regulären Spielzeit, vier Treffer in der Verlängerung und 14 Elfmeter brachten am Ende die Entscheidung. Bryan Henning behielt vom Punkt die Nerven und schoss den BTSV in die zweite Pokalrunde.

Ausgangslage:
Es war wieder Zeit für den DFB-Pokal. Alles auf null, alles auf Anfang. Die Eintracht konnte den Druck der 2. Bundesliga vorerst einmal hinter sich lassen und gegen den Bundesligisten aus der Hauptstadt befreit aufspielen. Für die Berliner Gäste und ihren neuen Trainer Sandro Schwarz war das Duell mit dem BTSV der Pflichtspielauftakt in die neue Spielzeit und nach drei Testspielniederlagen im Trainingslager die erste echte Standortbestimmung vor dem Start in die Bundesliga am kommenden Wochenende.

Aufstellung:
Im Vergleich zum Liga-Alltag wechselte Chef-Trainer Michael Schiele etwas durch. Nach seiner Corona-Infektion kehrte Jasmin Fejzic zurück zwischen die Pfosten, Ron-Thorben Hoffmann nahm auf der Reservebank Platz. Zu ihrem Startelfdebüt in der neuen Saison kamen auch Danilo Wiebe, der als Rechtsverteidiger Jan-Hendrik Marx ersetzte, zudem auch Angreifer Luc Ihorst, der für Lion Lauberbach stürmte. Ebenfalls neu in der Anfangsformation begannen Keita Endo und Bryan Henning, für die im 4-2-3-1-System der Löwen Philipp Strompf und Robin Krauße rausrotierten.

Die Partie:
Die Fans im EINTRACHT-STADION sahen einen rasanten Beginn der beiden Teams. Nach einem Steckpass von Dodi Lukebakio auf Myziane Maolida schloß die Nummer elf der Berliner aus kurzer Distanz ab. Sein Versuch ging dann jedoch deutlich über den Kasten von Jasmin Fejzic (4‘). Direkt im Gegenzug hatte Immanuel Pherai die Führung für den BTSV auf dem Fuß. Ein langer Ball von Brian Behrendt fand den Weg zum Niederländer, der allein auf Keeper Oliver Christensen zulief. Er umkurvte den Torhüter der Herthaner sogar, doch sein Schuss auf das verwaiste Tor der Gäste wurde im letzten Moment am Fünfmeterraum von Dedryck Boyata geblockt (5‘). Die Anfangsphase war von drückenden Berlinern geprägt, die die Eintracht zunächst in die Defensive drängten. In der zehnten Minute ging es dann etwas zu schnell für die Blau-Gelben. Marvin Plattenhardt wurde auf der linken Seite freigespielt und flankte in den Strafraum der Löwen, wo Stürmer Davie Selke höher als Saulo Decarli stieg und an Fejzic vorbei ins Tor köpfte (10‘). Ein bitterer Start für die Blau-Gelben, die nun früh einem Rückstand hinterherliefen. In der Folge des Gegentreffers ließen es die Hauptstädter ein wenig ruhiger angehen, die Eintracht spielte weiter nach vorne, kam aber gegen die stabil stehende Abwehr der Hertha noch nicht zu allzu zwingenden Aktionen. Insgesamt wehrten sich die Löwen sehr und kamen kurz vor der Pause durch Geburtstagskind Jannis Nikolaou doch noch zu einer guten Möglichkeit. Der Mittelfeldmann des BTSV setzte zum Schuss an, als ein Kijewski-Einwurf aus dem Sechzehner geköpft wurde und das Spielgerät direkt vor ihm landete. Der stramme Abschluss rauschte nur knapp am Pfosten vorbei (36‘). Die Berliner schalteten danach schnell um und kamen ihrerseits zu einer großen Chance auf das 2:0, doch den Versuch von Maolida pariert Fejzic erst stark und rettet das Leder dann davor, über die Torlinie zu rollen (37‘). Beide Mannschaften probierten nun noch kurz vor dem Halbzeitpfiff einen Nadelstich zu setzen. Das gelang dann unglücklicherweise der Mannschaft von Sandro Schwarz, die in der 42. Minute durch Maolida erhöhen konnte. Lukebakio stieg auf der rechten Kijewski aus konnte sich auch gegen Decarli durchsetzen, Fejzic konnte den druckvollen Schuss des Belgiers zwar noch abwehren, doch Maolida sicherte den Abpraller und vollstreckte aus zwei Metern Entfernung (42‘). Die Hertha-Führung zur Halbzeit war verdient.

Zur Pause tauschte Schiele dann dreifach in seiner Abwehrkette. Mit Anton Donkor, Jan-Hendrik Marx, und Michael Schultz wurden gleich drei defensive Akteure eingewechselt. Zudem schien Schiele seine Jungs so richtig heiß gemacht zu haben, die nun deutlich mutiger aus den Katakomben kamen. So kam Immanuel Pherai nach so einer direkten Balleroberung im Berliner Aufbauspiel und einer kurzen Passstafette im Strafraum an das Leder, sein Versuch rauschte knapp am Pfosten und Torhüter Christensen vorbei (52‘). Die Eintracht spielte weiter erfrischend offensiv und erarbeitete sich immer wieder gute Situationen, in denen der Anschlusstreffer durchaus möglich gewesen wäre. Doch auch die Gäste blieben keineswegs ungefährlich. In der 59. Minute konnte Fejzic die Löwen vor einem weiteren Gegentreffer retten, als Boyata nach einem Freistoß völlig allein im Strafraum zum Kopfball kam (59‘). Nur zwei Minuten später war Boyata dann im eigenen Sechzehner der Pechvogel und ging gegen Pherai zu ungestüm zu Werke. Schiedsrichter Tobias Stieler entschied auf Strafstoß. Behrendt trat an und knallte den Ball wuchtig in die Maschen (63‘). Nun witterte die Eintracht ihre Chance, den Weg zurück in diese Partie zu finden und schlug prompt erneut zu. Marx wurde auf der rechten Seite geschickt und legte das Spielgerät in den Rücken der Berliner Abwehr, der heranrutschende Lauberbach spitzelte die Kugel ins kurze Eck und ließ Christensen keine Chance (66‘). Nach dem blau-gelben Doppelschlag war die Partie wieder völlig offen. Die nächste dicke Möglichkeit auf eine kleine Vorentscheidung hatten aber wieder die Gäste. Der eingewechselte Chidera Ejuke dribbelte bis an die Kante des Strafraums und prüfte Fejzic erneut aus der Halbdistanz. Doch wieder blieb der Löwen-Keeper der Sieger des Duells (72‘). Bis zu den Schlussminuten blieb die Partie dann weiter ausgeglichen. Ein entscheidender Treffer wollte aber auf beiden Seiten nicht mehr fallen.

Durch ihren couragierten Auftritt hatten sich die Blau-Gelben die Verlängerung redlich verdient. Kurz nachdem Schiedsrichter Stieler die Begegnung wieder freigegeben hatte, klingelte es schon im Hertha-Kasten, weil die Löwen einen Angriff blitzsauber ausspielten. Herthas Marc-Oliver Kempf verschätzte sich im Laufduell mit Lauberbach, der die Übersicht behielt und auf den mitgelaufenen Pherai querlegte. Die Nummer zehn des BTSV blieb cool und schob ein (91‘)! Die Blau-Gelben gingen in dieser Partie doch tatsächlich in Führung. Doch wie sollte es in diesem wilden Spiel auch anders sein: Die Berliner kamen nochmal zurück. Ein abgefälschter Schuss von Lucas Tousart stellte auf ein 3:3-Unentschieden an der Hamburger Straße. Fejzic ohne Chance (103‘). Leider kam es nur kurz nach dem Beginn der zweiten Hälfte der Verlängerung noch dicker für den BTSV. Stefan Jovetic setzte Lukebakio im Sechzehner in Szene, der 24-Jährige behielt vor Fejzic die Ruhe und überlupfte den Braunschweiger Schlussmann, Behrendt konnte auf der Linie nicht mehr entscheidend klären. Das 3:4 aus Löwen-Sicht (106‘). Doch noch war Zeit auf der Uhr für das Team von Schiele. Als hätte der Wahnsinn noch kein Ende gefunden, traf Henning zum 4:4! Der Mittelfeldmotor fasste sich ein Herz und zimmerte das Leder im Sechzehner in die linke Ecke (118‘). Die Achterbahnfahrt sollte ihren absoluten Höhepunkt also im Elfmeterschießen finden.

Da gibt es dann auch gar nicht mehr viel zu beschreiben. Die Elfmeter 13 und 14 sollten die Entscheidung bringen. Kempf probierte es mit kurzem Anlauf und knallte das Leder über den Querbalken. Henning hatte so die Entscheidung auf dem Fuß. Nach seinem Ausgleich blieb er auch im Elfmeterschießen eiskalt und schoss die Blau-Gelben in die zweite Runde des DFB-Pokals.

Eine Achterbahnfahrt vor einer stimmungsvollen Kulisse mit einem fantastischen Ende für die Löwen. Die zweite Runde ist erreicht! Vor diesem Vortrag kann nur der Hut vor den Löwen gezogen werden.

Das Spiel im Stenogramm:

Eintracht
Fejzic – Decarli (Schultz, 46‘), Nikolaou, Henning, Pherai, Ihorst (Lauberbach, 61‘), Endo (Krauße, 100‘), Wiebe (Marx, 46‘), Kijewski (Donkor, 46‘), Behrendt, Kaufmann

Berlin
Christensen – Boyata, Selke (Jovetic, 83‘), Serdar (Darida, 72‘), Maolida (Ejuke, 72‘), Lukebakio (Zeefuik, 114‘), Kenny, Kempf, Plattenhardt, Boateng (Tousart, 64‘), Sunjic

Tore:
0:1 Selke (10‘)
0:2 Maolida (42‘)
1:2 Behrendt (63‘/Foulelfmeter)
2:2 Lauberbach (66‘)
3:2 Pherai (91‘)
3:3 Tousart (103‘)
3:4 Lukebakio (105‘)
4:4 Henning (118‘)

Elfmeterschießen:
4:5
Darida trifft
5:5 Pherai trifft
5:6 Kenny trifft
6:6 Marx trifft
6:6 Plattenhardt vergibt
7:6 Nikolaou trifft
7:7 Jovetic trifft
7:7 Donkor vergibt
7:8 Ejuke trifft
8:8 Behrendt trifft
8:9 Sunjic trifft
9:9 Krauße trifft
9:9 Kempf vergibt
10:9 Henning trifft

Zuschauer:
14.126

Fotos: imago images/Eibner, Joachim Sielski, Matthias Koch, Jan Huebner, regios24

Eintracht - Hertha BSC