Fokus auf die Serie
Der Karlsruher SC in der Vorschau
Nach dem 2:2 gegen Aufsteiger Wehen Wiesbaden am vergangenen Wochenende wirkte Chef-Coach Christian Eichner etwas bedrückt: „Ich hatte nicht den Eindruck, dass wir sieben Mal nicht verloren und davon vier Mal gewonnen hatten.“ Und doch steht der KSC mittlerwiele besser da, als man Mitte der Hinrunde gedacht hätte. Eine Serie ohne Niederlage half den Badenern, sich tabellarisch aus der Gefahrenzone zu katapultieren.
Die Matchfacts:
- Auf Wiedersehen: Fabio Kaufmann trifft zum zweiten Mal auf seine Ex-Kollegen. Von der Eintracht ging es nach dem Abstieg 2021 zum KSC, dort verweilte der Deutsch-Italiener aber nur ein Jahr, ehe es ihn zurück an die Oker zog. In dieser Saison stellte er mit seinen bisher fünf Toren seinen bisherigen persönlichen Zweitliga-Rekord ein.
- Beide Teams sind absolute Lauf-Monster, aber auf unterschiedliche Weise. Während die Löwen zu den Top-3 der 2. Bundesliga bei den Sprints gehören (im Schnitt 223 pro Spiel), reißt der KSC die Kilometer ab (im Schnitt 120 Kilometer pro Spiel) und belegt in dieser Kategorie Rang drei.
- Die Partie ist ein Spitzenduell in der Formtabelle. Die Löwen belegen trotz der Niederlage auf Schalke mit zwölf Punkten weiter Platz eins und sind immer noch das beste Team der vergangenen fünf Spieltage. Die Karlsruher folgen aber auf Platz drei mit elf Zählern.
- Geht man in Front, ist das für die Badener bisher keine Sicherheit. Bei 15 Führungen in der Saison musste man am Ende fünfmal die Zähler teilen und dreimal sogar noch eine Niederlage einstecken. Bei den Blau-Gelben sieht das anders aus. Sieben Führungen bedeuteten bisher sechs Siege und ein Remis.
- Ist ein Unentschieden vorprogrammiert? Immerhin endeten sechs der vergangenen zehn Aufeinandertreffen mit einem Gleichstand. Verloren haben die Braunschweiger aber nur eines der vergangenen fünf Heimspiele gegen die Blau-Weißen.
Unter Beobachtung:
- Igor Matanovic
Der Shootingstar der Karlsruher steht vorne im Angriff. Wenn der KSC im Moment ein Tor erzielt, dann führt meistens der Weg über den 20-Jährigen. Seit Anfang Dezember war die Leihgabe von Eintracht Frankfurt in jedem der sechs Pflichtspiele an einem Treffer beteiligt. - Budu Zivzivadze
Der Sturmpartner von Matanovic ist dabei geanuso torgefährlich wie der Youngster. Gemeinsam teilen sie sich derzeit die interne Torjägerkrone beim KSC. Der Georgier kam vor fast einem Jahr in der Winterpause aus Ungarn und schaffte es beim Heimspiel gegen Nürnberg in dieser Spielzeit sogar in den verbleibenden neun Minuten nach seiner Einwechslung einen Doppelpack hinzulegen. - Marvin Wanitzek
Am 1. Juli 2017 begann der Vertrag des damals 24-Jährigen, mittlerweile ist er über 30 und immer noch beim KSC. Keiner seiner Teamkollegen toppt diesen Zeitraum. Bis auf in seiner Debüt-Saison beim KSC erzielte er immer mindestes fünf Treffer pro Spielzeit und steuerte seit seiner Unterschrift schon satte 62 Vorlagen bei. Keiner schießt bei den Badenern so häufig auf das gegnerische Tor wie er (41-mal). - Robin Bormuth
Gegen Wiesbaden stand der Verteidiger zwar nicht auf dem Feld, doch gibt es an dem quirligen Ex-Düsseldorfer sonst kaum ein Vorbeikommen. Von allen Akteuren der Eintracht und des KSC hat er die beste Zweikampfquote. 233 direkte Duelle, 68,2 Prozent wurden davon gewonnen.
Der Coach:
Christian Eichner personifiziert den KSC wie kein Zweiter. Geboren wurde er in Sinsheim, knappe 40 Kilometer von seinem aktuellen Arbeitgeber weg. Schon als Junior schnürte er die Schuhe für die Badener und ging den Weg über die Zweitvertretung, ehe ihm 2005 der Profivertrag angeboten wurde. Vier Jahre blieb er beim KSC, als Linksverteidiger kam er in dieser Zeit auf mehr als 130 Partien und konnte drei Treffer und sieben Vorlagen beisteuern. Als Spieler spielte er sowohl für Karlsruhe als auch später den 1. FC Köln gegen die Löwen. Nach einem Kurzaufenthalt beim MSV Duisburg folgte 2015 das Karriereende als Aktiver, doch Eichner blieb am Ball. Erst als Co-Trainer, dann Interimstrainer und seit Februar 2020 nun auch als Chef-Trainer beim Traditionsclub. 143 Spiele später ist er immer noch da und darf wohl in dieser Saison noch sein Jubiläum zur 150. Begegnung auf der Trainerbank feiern.
Die Lage:
Wie sehr eine Serie die Stimmungslage verändern kann, sieht man am KSC. 12. Spieltag, 0:3-Heimpleite gegen Paderborn, Tabellensechzehnter - das waren die Fakten, die weh taten. Nur drei Siege durfte man bis zu diesem Zeitpunkt feiern. Alles lief anders, als erhofft. Doch der KSC schaffte den Turnaround, den Sprung raus aus dem Abstiegskampf. Seit diesem Sonntagnachmittag hat es bei der Eichner-Elf Klick gemacht. Keine Niederlage in acht Spielen, in der Tabelle kletterte man auf einen einstelligen Rang und die Offensive ist nun voll da. Klar musste man man in jeder Begegnung seit dem Stichtag immer mindestens einen Gegentreffer hinnehmen, aber so lange der Lauf der Angreifer genauso anhält, wäre mit einem Sieg an der Oker der Relegationsplatz zur 1. Bundesliga theoretisch nur noch fünf Zähler entfernt. Die längste Ungeschlagen-Serie der Liga soll trotz des 2:2 gegen Wehen Wiesbaden am vergangenen Wochenende weiter der Rückenwind für die Blau-Weißen sein.
Foto: imago images/Eibner