"Ich habe hart gearbeitet und will immer mehr"

Patrick Nkoa über seinen Weg vom Amateurfußball bis in die 2. Bundesliga

In der Verteidigung der Löwen taucht seit Wochen sein Name auf: Patrick Nkoa. Der Sommerneuzugang ist aktuell aus der Startelf nicht mehr wegzudenken, spielte sich gleich zwei Mal in die Kicker-Elf des Tages und krönte seine Entwicklung gestern Abend mit dem Siegtor in Dresden. Dabei war der kometenhafte Aufstieg Nkoas nicht vorherzusehen. Aufgewachsen in Kamerun fand der physisch starke Defensivmann seine Leidenschaft für das runde Leder beim Bolzen mit Freunden. Über die Bezirksliga, Nebenjobs und das Studium kämpfte er sich in Deutschland nach oben bis in die 2. Bundesliga. Im Interview spricht Patrick offen über seine Anfänge, Integration durch den Fußball, seinen besonderen Draht zu Trainer Heiner Backhaus und darüber, warum er sich bei Eintracht Braunschweig wohlfühlt.

Patrick, du hast einen langen Weg hinter dir. Geboren und aufgewachsen bist du in Kamerun. Was war deine erste Begegnung mit dem Fußball?
Patrick Nkoa: „In Kamerun habe ich nicht wirklich Fußball gespielt, zumindest nicht bei einem Verein. Ich habe mit Freunden immer am Wochenende nach der Schule gekickt. Es war allerdings nur zum Spaß. So habe ich Fußball angefangen. Da war ich ungefähr zehn oder elf Jahre alt.“

Welche Rolle spielt das runde Leder in deinem Heimatland?
Nkoa: „Bei uns Kamerun ist Fußball schon ein sehr wichtiger Faktor, weil viele Kameruner den Sport lieben. Unsere Nationalmannschaft hat – glaube ich – fünf Mal den Afrikacup gewonnen. Fußball ist wichtig für die Kameruner.“ 

Wie führte dein Weg nach Deutschland und wie hat sich diese Umstellung deiner Lebensrealität angefühlt?
Nkoa: „2017 oder 2018 habe ich mein Abitur bestanden. Da habe ich mit der deutschen Sprache angefangen. Außerdem habe ich ein Stipendium bekommen, dann bin ich nach Deutschland gekommen. Ursprünglich kam ich her, um zu studieren. Daneben habe ich Fußball gespielt. In Bochum habe ich bei einem kleinen Verein angefangen: Wattenscheid 08. Nicht zu verwechseln mit Wattenscheid 09 – die sind ein bisschen größer und bekannter in Deutschland. Wattenscheid 08 hingegen ist eine kleine Mannschaft und spielt in der Bezirksliga. Wir hatten immer abends Training. Tagsüber bin ich immer zur Uni gegangen und am Abend habe ich mit der Mannschaft trainiert. Ich glaube es war zwei- oder dreimal pro Woche und am Wochenende dann ein Spiel. So habe ich in Deutschland angefangen. Dort habe ich ein Jahr gespielt. Wir sind aufgestiegen in die Landesliga, anschließend bin ich zu Erfurt gewechselt. Da habe ich zwei Jahre in der Oberliga gespielt und bin dann mit der Mannschaft in die Regionalliga aufgestiegen. Mein Jahr in der Regionalliga war überragend. Von Erfurt bin ich nach Hansa Rostock in die zweite Liga gewechselt. Da war es leider nicht so einfach und ich habe nicht viel gespielt. Daher bin ich zu Alemannia Aachen gewechselt, zu meinem derzeitigen Trainer Heiner Backhaus. In Aachen haben wir eine gute Saison gespielt. Nun bin ich bei den Löwen.“

Du bist in ein fremdes Land gekommen. Musstest erst die Sprache lernen, dich in der Kultur und im Alltag zurechtfinden. Wie ist dir das gelungen und wie funktioniert das auch über den Sport? 
Nkoa: „Du musst kommunizieren mit Leuten. Fußball hat mir auch geholfen bei der Integration. Auf dem Platz musst du immer reden mit deinen Mitspielern, zum Beispiel darüber, was du besser machen kannst. Zudem habe ich auch immer Sprachunterricht gehabt. Ich habe auch viele deutsche Kollegen kennengelernt. Das hat sehr geholfen.“

2020 begann deine Karriere im deutschen Fußball bei Schwarzweiß Wattenstedt 08 - weit weg vom Profifußball. Wie hast du dich damals über Wasser gehalten? 
Nkoa: „Ich liebe Fußball und ich wusste, was ich kann. Ich habe an mich geglaubt. Ich muss sagen, ich war auch immer bei den richtigen Leuten. Ich habe viel Glück gehabt. Von der Bezirksliga in die 2. Bundesliga, das ist schon unfassbar. Aber es geht weiter. Ich will immer mehr.“

Wie hat das finanziell geklappt?
Nkoa: „Als ich in Wattenscheid war, haben wir fünfzig Euro pro Sieg erhalten. Zudem hat der Verein meine Wohnung bezahlt. Ich glaube, ich habe auch 300 Euro pro Monat fest verdient. Für mich war das okay, ich war Student. Nebenbei habe ich auch ab und zu gearbeitet, beispielsweise habe ich bei Umzügen geholfen. Und ich habe Bier im Stadion verkauft, in Düsseldorf, auf Schalke und in Bochum. Es war finanziell okay, ich hatte keine Probleme.“

Hattest du damals schon das Gefühl, dass du die Möglichkeit bekommen könntest, mehr als nur ein Hobby im Fußball zu finden?
Nkoa: „Es gibt viele Leute, die mit Fußball ihre Leben gemacht haben. Für mich ist Fußball auch eine normale Arbeit.“

Du bist mit deinem Coach Heiner Backhaus nach Braunschweig gekommen, einen Trainer, der dich seit deiner Zeit in Wattenscheid kennt, der dich auch zur Alemannia nach Aachen geholt hat und dich zum Profi geformt hat. Was bedeutet er dir als Mensch und Trainer? 
Nkoa: „Heiner ist für mich schon ein wichtiger Mensch, nicht nur sportlich. Er hat mir viel geholfen und an mich geglaubt. Ich habe Glück, dass er da ist. Vielleicht wäre ich ohne ihn nicht hier in Braunschweig. Deswegen kann ich mich nur bei ihm bedanken.“

Wie ist das Verhältnis zu ihm?
Nkoa: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Also er ist immer ein bisschen streng mit mir (lacht). Aber das ist normal. Wir wollen immer gewinnen, da muss er streng sein.“ 

Was geht dir durch den Kopf, wenn du auf deinen Lebensweg zurückblickst und mittlerweile die Schuhe in der zweiten Bundesliga schnüren darfst?
Nkoa: "Wow, Schwierige Frage. Ich kann nur stolz auf mich sein. Ich habe hart gearbeitet. Aber ich glaube, ich kann das noch viel besser machen.“

Das gesamte Interview gibt's auf Eintracht-TV.