Krüger: "Die Nummer 10 ist mehr ein Symbol"

Der Offensivakteur im Interview

Kurz vor Ende der Transferperiode konnten die Löwen mit Florian Krüger einen weiteren Offensivakteur leihweise verpflichten, zuvor lief der gebürtige Staßfurter für den holländischen Verein FC Groningen auf. Dass er offensiv eine echte Verstärkung ist, zeigte der Angreifer am Samstag gegen den 1. FC Nürnberg, als er den 2:2-Ausgleich vorbereitete. Nach nun knappen vier Wochen an der Oker hat sich eintracht.com mit dem Angreifer getroffen und unter anderem auch nachgefragt, wie der Stürmer und ehemalige U21-Europameister in Braunschweig angekommen ist.

Moin Flo. Du hast am Samstag bereits Dein drittes Spiel für die Löwen gemacht und dabei bisher immer in der Startelf gestanden. Wie hast Du Dich in Braunschweig und im Team einleben können?

Florian Krüger: „Super, ich wurde von Anfang an sehr gut in der Mannschaft aufgenommen. Sie haben es mir sehr leicht gemacht. In der Rückbetrachtung waren es am Wochenende zwei Punkte zu wenig, gegen St. Pauli war der Zähler bei meinem Debüt für die Eintracht in Ordnung. Ich bin mit dem Start erstmal zufrieden, bin gut reingekommen und hoffe auf weitere positive Ergebnisse.“

Am Samstag kam die erste Vorlage hinzu, als Du den Ausgleich von Tony Ujah vorbereitet hast. Wie wichtig war es für Euch im Heimspiel wieder ohne Niederlage geblieben zu sein?

Krüger: „Ich habe das vor einigen Tagen schon mit Freunden von mir besprochen. Damals in Aue haben wir eine Spielzeit lang von knapp 40 Punkten mehr als 30 Zähler auf heimischen Platz geholt. Wenn man sich eine Heimstärke aufbaut, macht das etwas mit einem. Natürlich sollten wir auch auswärts regelmäßig Zählbares einfahren, aber insbesondere zuhause bei einem vollen Stadion ist es wichtig, das positive Gefühl mitzunehmen. Das macht es für den Gegner schwierig, wenn er weiß, dass wir zuhause lange nicht verloren haben. Deswegen sollten wir versuchen, das aufrecht zu erhalten und sogar probieren, eine Heimmacht zu werden.“

Das war auch erst insgesamt Dein dritter Auftritt an der Hamburger Straße. Als Gegner hast Du nur in Corona-Zeiten hier gespielt. Wie hast Du bisher die Fans und die Stimmung wahrgenommen?

Krüger: „Großartig. Sehr positiv. Es war beeindruckend, wie viele Leute mit nach Berlin gekommen sind. Es wird immer nachgesagt, dass bei einem Stadion mit Tartanbahn so ein wenig die Stimmung verloren geht, aber das ist hier in Braunschweig definitiv nicht so. Es ist stark zu sehen, wie die Hamburger Straße einfach zu einem Hexenkessel werden kann.“

Jetzt fällt Tony Ujah mit einer Schultereckgelenkssprengung aus. Ihr seid in der Offensive aber breit aufgestellt und habt einige variable Spieler im Kader. Wie läuft das Zusammenspiel auf dem Feld mit Deinen Angriffspartnern und wie wollt Ihr gemeinsam die Lücke schließen?

Krüger: „Der Ausfall tut uns allen weh, das ist klar. Gerade seine zwei Tore am Wochenende haben wieder gezeigt, wieviel Qualität er mitbringt. Natürlich müssen wir das jetzt auffangen. Das Zusammenspiel entwickelt sich stetig weiter. Egal in welcher Konstellation wir nun vorne agieren, muss sich das schnell finden. Die Qualität bringen wir im Kollektiv mit, um Tonys Verletzung zu kompensieren und eine gemeinsame Lösung zu finden.“

Was hast Du Dir für Deine Zeit bei der Eintracht vorgenommen?

Krüger: „Über allem steht das Ziel, in der 2. Bundesliga zu bleiben. Ich habe das schon drei Jahre mit Erzgebirge Aue geschafft und weiß, wie das funktioniert. Diesem Ziel ordnen wir alles unter. Ich bin der festen Überzeugung, dass es mit dem Team funktionieren kann. Die Teamchemie und der Zusammenhalt untereinander unterstützen diesen Gedanken.“

Du läufst hier in Braunschweig das erste Mal in Deiner Karriere mit der Nummer 10 auf. Im Fußball hat diese Rückennummer ja oftmals eine besondere Bedeutung. Ist das auch für Dich etwas Spezielles, mit der 10 auf dem Trikot aufzulaufen?

Krüger: „Ich hatte die 10 eine Zeitlang schon in der Jugend auf dem Rücken und habe sie auch gerne getragen. Es ist eine besondere Nummer. Ich als Spieler sehe aber natürlich nicht, was hinten auf meinem Trikot steht. Es ist mehr ein Symbol. Sie war bei der Eintracht frei und ich konnte damit etwas aus meiner Jugend verbinden. Es ist für mich persönlich aber nicht so wichtig, welche Nummer auf meinem Rücken zu sehen ist. Das ist für andere wahrscheinlich spannender als für einen selbst.“

Du bist aktuell vom FC Groningen ausgeliehen, zu denen Du im Sommer vergangenen Jahres aus Bielefeld gewechselt bist. Was hat Dich damals davon überzeugt, Deinen Weg das erste Mal im Ausland weiterzugehen?

Krüger: „Da gab es viele Gründe. Der FC Groningen ist einer der größeren Vereine in den Niederlanden. Sie haben auch in den Jahren zuvor viele große Spieler hervorgebracht und auch jungen Akteuren die Chance gegeben, sich auf der Plattform Eredivisie zu präsentieren. Diese Situation in Kombination mit dem damaligen Trainer Frank Wormuth und dem Technischen Direktor Mark-Jan Fledderus hat sich gut ergeben. Wir haben das als Chance gesehen und als gute Möglichkeit, dass es für uns alle positiv sein könnte. Leider lief die Saison dann für den ganzen Verein nicht so wie geplant.“

Du bist 2021 U-21 Europameister mit Deutschland geworden. Was hat Dir das Turnier, der Erfolg und die Zeit damals für Deine Karriere mitgegeben?

Krüger: „Durch die Corona-Pandemie war das Turnier damals leider in zwei Runden aufgeteilt. Die Vorrunde wurde im März gespielt, die K.o.-Spiele dann erst nach der Saison. Im März war ich noch mit dabei und habe auch einen Einsatz verbuchen können. Es ist ein tolles Gefühl, wenn du vor der Partie die Hymne mitsingen kannst. Dann habe ich mir im letzten Saisonspiel einen Bänderriss zugezogen und bin leider ausgefallen, deswegen verpasste ich den finalen Teil. Ich musste diesen dann mit gemischten Gefühlen zuhause auf der Couch verfolgen. Natürlich freut man sich für die Jungs und ich habe mich auch als Teil des Teams gefühlt. Es ist dennoch schade, diese Momente nicht mitnehmen zu können. Trotzdem habe ich im Nachgang auch eine Medaille bekommen. Die werde ich mir zusammen mit dem Trikot auch immer irgendwo hinhängen. Ich bin stolz auf diesen Erfolg und dass er in meiner Vita steht.“

Am Samstag wartet nun Hansa Rostock im Liga-Alltag auf Euch. Gegen die Kogge geht es dann im stimmungsvollen Ostseestadion zur Sache. Was erwartest Du von dem Duell?

Krüger: „Einen richtigen Fight. Hansa kommt mit drei Niederlagen aus den vergangenen Spielen in die Partie. Sie werden alles versuchen und kommen dabei vor allem über den Kampf und die Zweikampfhärte. So wollen sie die Begegnung auf ihre Seite ziehen, dass hat sie immer ausgezeichnet. Vor heimischer Kulisse wollen sie die Stimmung sicherlich nutzen. So etwas kann aber auch schnell kippen. Wir sollten diese Fakten aber ausblenden und uns nur auf unser Spiel konzentrieren. Wenn wir unsere Leistung bringen und alles reinhauen, dann haben wir am Samstag eine gute Chance das Duell für uns zu entscheiden.“

Danke für Deine Zeit, Flo!