Meyer: "Wir wollen uns zuhause gut präsentieren"

Pressekonferenz vor der Partie gegen Holstein Kiel

Morgen steht für die Löwen das erste Heimspiel in der 2. Bundesliga nach zweijähriger Abstinenz auf dem Programm. Gegner ist Holstein Kiel. Auf der Pressekonferenz vor der Begegnung sprachen Chef-Trainer Daniel Meyer und Mittelfeldspieler Jannis Nikolaou über...

…das Personal:

Meyer: “Bis auf die Verletzung von Patrick Kammerbauer, der weiterhin seine Schiene tragen muss, sind alle Spieler einsatzbereit. Dementsprechend haben wir die Qual der Wahl.“

…die Rolle von Jannis Nikolaou und die Frage, nach seiner Position:

Nikolaou: “Das kann der Trainer besser beantworten. Ich kann beides spielen, sowohl im defensiven Mittelfeld als auch in der Innenverteidigung. Ich bin gut in der Mannschaft aufgenommen worden und fühle mich hier sehr wohl. Wo und ob ich spielen werde, entscheide letztendlich nicht ich.“

Meyer: “Jannis ist ein wichtiger Spieler in unserer Gesamtstatik, weil er Körperlichkeit und Zweikampfverhalten miteinander verbindet. Wir haben in den beiden Pflichtspielen gesehen, dass er viele Zweikämpfe gewinnt und - trotz überschaubarer Größe - ein gutes Kopfballspiel hat. Mit seiner Flexibilität - dass er zentral, links in der Dreierkette und auf der Sechs spielen kann – übernimmt er eine wichtige Rolle in unserem Spiel, um zum Beispiel mehr Sicherheit im Aufbau zu haben.“

…Felix Kroos fehlenden Spielrythmus:

Meyer: “Es ist nicht einfach für ihn, weil er viel später ins Training eingestiegen ist und auch in der vergangenen Saison wenig Einsatzzeiten hatte. Wir fahren zurzeit auf einem schmalen Grad, da wir Felix stärker belasten als die anderen Spieler, um seine Fitness herzustellen und auf der anderen Seite ihn nicht zu sehr überbeanspruchen dürfen, damit er die Frische behält. Er wird uns mit seiner Ruhe, seiner Erfahrung und seinem Passspiel helfen, aber jetzt müssen wir ihm helfen, fit zu werden. Da braucht es auch das Verständnis der Mannschaft, auch mal einen Weg auf dem Platz für ihn mitzugehen, alles mit dem klaren Ziel, ihn körperlich auf hundert Prozent zu bekommen. Dann wird er uns definitiv weiterhelfen.“

…die Niederlage in Heidenheim:

Meyer: “Wir wollen den Lernprozess weiter fortsetzen. Wir haben in Heidenheim ein ordentliches Spiel gemacht ohne zu punkten. Aber das Entscheidende ist, dass wir nichts Zählbares mitgenommen haben. Damit können wir nicht zufrieden sein. Dementsprechend müssen wir sehen, dass wir Selbstbewusstsein aus der Leistung mitnehmen, im Umkehrschluss aber auch selbstkritisch mit uns sind. Wir müssen zusehen, dass wir gegen Kiel etwas auf die Anzeigetafel bringen und auch aufs Punktekonto. In Heidenheim hatten wir sechs Debütanten und haben ein Stückweit auch Lehrgeld gezahlt. In der einen oder anderen Szene haben uns die Cleverness und die Durchschlagskraft gefehlt. Wir haben zu viele Fehler gemacht.“

…über die fehlende Durchschlagskraft:

Meyer: “Das ist eine ganz schwierige Geschichte. Wir hatten eine gewisse Überlegenheit und haben uns sehr souverän über klare Muster bis an den Sechzehner heran gespielt – und dann hat uns der letzte Zug und Radikalität, die wir gegen Hertha BSC hatten, gefehlt. Wir haben das thematisiert und trainiert. Wir brauchen eine andere Aggressivität - das ist aber nichts, was wir nicht haben, sondern etwas, das wir an diesem Tag nicht auf den Platz gebracht haben. Man muss aber auch sagen, dass wir einige gute Chancen hatten, die wir aber einfach nicht genutzt haben. Viel Aufwand, wenig Ertrag – das sollte uns nicht allzu oft in dieser Kombination passieren.“

…die steigende Zuschauerzahl:

Meyer: “Wir wollen uns zuhause gut präsentieren und haben eine gute Erinnerung an das letzte Pflichtspiel mit dem Erfolg gegen Hertha BSC im DFB-Pokal. Dieses positive Gefühl nehmen wir natürlich mit gegen Kiel. Es war schon eine schöne Momentaufnahme mit 500 Fans im Rücken zu spielen, wir freuen uns jetzt darüber, dass es gegen Kiel ein Vielfaches ist.“

Nikoalou: “Generell spielt jeder Fußballer Fußball, um vor Zuschauern zu spielen. Sehr lange konnten gar keine Fans ins Stadion kommen, gegen Hertha durften 500 wieder rein. Das bewirkt bereits ein ganz anderes Gefühl, weil die Resonanz von den Rängen wieder da ist. Selbst die 500 Fans haben uns schon einen Push gegeben. Deswegen freue ich mich, dass morgen gegen Kiel 3600 Fans im Stadion sind. Wir sind froh über jeden, der morgen dabei sein kann.“

…die bevorstehende Begegnung:

Meyer: “Es hat mal jemand gesagt, dass Ballbesitz die beste Verteidigung ist. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir eine Mannschaft sind, die in der Defensive so viel Erfahrung hat und so stabil ist, so kompakt ist und so viele Krieger hat, dass wir sagen: Sollen halt die Anderen angreifen, wir stellen uns hinten rein und versuchen irgendwann mal einen Konter zu fahren. Das ist nicht unser Gefühl, wir haben andere Qualitäten. Wir können diesen Mangel an Erfahrung wettmachen, indem wir sehr gute Ideen im Ballbesitz haben, ein gutes Positionsspiel und gute Muster.“

Nikolaou: “Es wird eine sehr spannende Begegnung, weil Kiel eine Mannschaft ist, die Ballbesitzfußball spielen will und eine klare Idee hat und diese auch unter Druck umsetzen kann. Das haben sie gegen das intensive Pressing von Paderborn gezeigt. Da müssen wir sehr wach sein und dürfen nicht viel anbieten, wenn wir die entscheidenden Dinge verhindern wollen. Wir sind optimistisch, dass wir ihnen Schwierigkeiten bereiten können.“

…die gegnerische Mannschaft:

Meyer: “Die Achse in Kiel spielt über Jahre hinweg zusammen. Sie spielen ein klares System und haben klare Abläufe. Holstein hat mit Fin Bartels jemand dazu geholt, der über Erstligaerfahrung verfügt und sich relativ schnell einfügen kann.

Nikolaou: “Kiel ist eine eingespielte Truppe, die über Jahre hinweg ein gewisses System samt Personal eingespielt hat. Spielerisch sind sie sehr stark, was es für uns nicht einfach macht. Wir haben in den vergangenen Spielen gezeigt, welchen Fußball wir spielen wollen. Das kriegen wir immer besser auf den Platz. Wir wollen mit Ball eine gewisse Dominanz ausstrahlen.“

…Kiels Qualitäten im Angriffsspiel:

Meyer: “Leider lohnt es sich gegen Kiel nicht, sich auf einzelne Leute zu konzentrieren. Die Qualität im Kader ist enorm hoch und das ist selbst für die 2. Bundesliga ein starkes Mittelfeld, ein starker Sturm. Es geht eher darum, wie man die Angriffe lenken kann, damit man kompakt steht und Angriffsmuster unterbrechen kann. Unser Fokus liegt nicht auf einzelnen Spielern, weil man sonst Gefahr läuft, andere Spieler zu vernachlässigen. Uns ist allen bewusst, dass Kiel eine sehr, sehr gute Mannschaft ist und aus meiner Sicht auch ein Favorit für ganz oben. Wir haben in unserem ersten Heimspiel eine Spitzenmannschaft zu Gast haben, aber wir werden uns mit allem, was wir zur Verfügung haben, wehren und wollen trotzdem gewinnen.“

Fanfragen:

Kevin K. fragt Daniel Meyer: Auf welchen Positionen wird es eine feste Besetzung geben, und auf welchen Positionen können wir mit einer regelmäßigen Rotation rechnen?

Meyer: “Das kann man pauschal nicht beantworten. Im Moment tut es der Mannschaft gut, nicht so viele Veränderungen zu haben, damit die Jungs, die jetzt Verantwortung tragen auch wissen, dass sie mal einen Fehler machen können, unser Vertrauen haben und Erfahrung mit dem Neben-, Vorder- oder Hintermann sammeln können. Je nach taktischer Variation macht es Sinn, auch mal einen anderen Spieler spielen zu lassen, oder Spielern, die im Training gute Leistungen gebracht haben, eine Chance zu geben.“

Annorib fragt Daniel Meyer: Wie ist der Stand bei Niko Klaß?

Meyer: “Er hat eine gute Vorbereitung gemacht. Er ist einer der jungen Spieler aus der Regionalliga und deshalb braucht er ein Stück weit diesen Anpassungsprozess. Niko macht das sehr gut, er wurde jedoch auch durch eine kleine Verletzung zurückgeworfen und das hat ihm am Anfang den Kaderplatz gekostet. Er ist jetzt wieder voll da und eine Option für die nächsten Wochen.“

Kevin K. Fragt Jannis Nikolaou: Wie hat sich das Kennenlernen eines neuen Vereins durch Corona verändert?

Nikolaou: "Das Einleben in der Mannschaft war eigentlich normal, da wir auch ins Trainingslager gefahren sind, normal trainiert haben und viele weitere neue Spieler haben. Mit dem Umfeld ist es natürlich was anderes. Normalerweise hat man bei Testspielen, bei Autogrammstunden oder der Saisoneröffnung die Möglichkeit, sich mit Fans zu unterhalten, all das findet nun anders statt. Das ist natürlich Schade, aber trotzdem wird man in der Stadt mal angesprochen oder lernt im privaten Umfeld den ein oder anderen Fan kennen.“​