Schiele: "Voll Bock auf Eintracht"

Der neue Löwen-Coach stellt sich vor

Am heutigen Donnerstag stellte sich der neue Chef-Trainer der Blau-Gelben, Michael Schiele, im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Geschäftsführer Sport Peter Vollmann den Eintracht-Fans und den Medienvertretern vor. Dabei sprachen die beiden Löwen über...

…die Entscheidung für Michael Schiele:
Vollmann:
“Wir haben natürlich in den vergangenen 14 Tagen viele Gespräche geführt. In der Kommission waren ja ebenfalls Dennis Kruppke und Wolfram Benz, die beide mit involviert waren. Bei Michael Schiele haben wir den Eindruck gewonnen, dass die meisten Übereinstimmungen mit dem da sind, was wir uns auf die Fahnen geschrieben haben. Die Philosophien der neuen Trainergeneration sind bei vielen jungen Trainern identisch. Wir haben gemerkt, dass bei identischen Ansätzen der Mensch den Ausschlag gibt und wie er seine Philosophie auf nahezu allen Ebenen vermittelt. Vor allem in der Ansprache, Mannschaftsführung und bei der Kommunikation auf dem Platz.“

…die ersten Tage an der Hamburger Straße:
Schiele:
“Die ersten Tage waren anstrengend. Es ist nach so einer Zeit aber auch normal. Ich bin in der Geschäftsstelle auf sehr offene Menschen getroffen. Wir haben natürlich auch schon eine Vorstellungsrunde über Themen gemacht, wo ich mich auch den Mitarbeitern im Home-Office vorstellen durfte. Die Eintracht ist ein sehr großer Verein mit viel Personal. Für mich ist es wichtig, dass man von oben angefangen jeden mit ins Boot holt und einen Teamgedanken vorlebt, sodass jeder die Schritte mitgeht.“

...die blau-gelbe Tradition:
Schiele: "Eintracht ist ein großes Schiff mit einer großen Fan-Base dahinter, sie peitschen einen nach vorne und da habe ich voll Bock drauf. Es war schon ein Kriterium in meiner Analyse. In meinem Werdegang war eine ganz große Adresse auch Eintracht Braunschweig und ich bin froh, dass das jetzt geklappt hat."

…den Respekt vor der Aufgabe:
Schiele:
“Respekt gehört immer mit dazu. Ob es nun die Vergangenheit oder die Zukunft betrifft. Klar hat man die Gesamtsituation wahrgenommen. Ich denke aber, dass man auch nicht zu viel nach hinten schauen soll. Respekt muss da sein. Er hat mich aber nicht abgeschreckt diese Aufgabe zu übernehmen, weil ich von der Stadt und dem Verein überzeugt bin. Wenn man als gegnerischer Trainer oder Spieler hier beim Stadion und der Tankstelle um die Ecke gefahren ist, da hat man Angst bekommen. Da müssen wir wieder hinkommen. Das wir das alles wieder so leben, wie es die Fans und die Stadt das tun. Das wird dann irgendwann bei den Spielern in Fleisch und Blut übergehen und das werden wir für die Zukunft auch brauchen.“

…Wünsche für das Trainer-Team:
Schiele:
“Ich habe noch nicht das ganze Funktionsteam kennengelernt, das werden wir dann in der kommenden Woche in Angriff nehmen. Im Trainer-Team sieht es so aus, dass ich meinen Co-Trainer mit hierherholen werde. In dem Fall habe ich dann eine Person hier, mit der ich bereits zusammengearbeitet habe. Es wird sich auch so noch etwas im Verein tun. Wir sind in positiven Gesprächen. Vielleicht ist dann auch jemand mit Stallgeruch dabei. Ich bin sehr optimistisch, dass das bis Anfang nächster Woche alles erledigt ist.“

…die Philosophie des Trainers:
Schiele:
“Ich denke, dass ich nicht allzu viel von meiner Philosophie in Würzburg abweichen werde. Wir wollen schon eine intensive Spielweise und eine große Balance im Spiel haben. Es ist aber auch so, dass das ein ständiger Prozess ist. Es kommt ein neuer Trainer mit neuen Ideen. Man muss viel arbeiten. Wir haben nur fünf Wochen Zeit, um uns richtig vorzubereiten. Es wird nicht alles von Beginn an klingen. Wichtig ist, dass sich die Jungs mit der Aufgabe vereinen und dass sie wissen was wir wollen. Am Ende sollen sie den Weg, den die Stadt und der Verein vorleben, mitgehen. Die Erwartungshaltung in Braunschweig ist hoch. Wir werden es auf uns zukommen lassen. Es muss Step-by-Step angegangen werden und man darf am Anfang nicht zu viel erwarten. Es werden einige neue Spieler kommen und man braucht ein gutes Grundkonstrukt. Man darf nicht nur Häuptlinge haben, man braucht auch Indianer. Es liegt an uns das positiv zu moderieren.“

…ein bevorzugtes System:
Schiele:
“Mit Ball ist das oft verschieden. Es gibt Leitplanken, die wir vorgeben und wir im Spiel sehen wollen. Das wird mit dem Neuanfang auch seine Zeit brauchen. Auf bestimmte Formationen will ich mich nicht festlegen.“

…die Kaderplanung:
Schiele:
“Die vergangenen Tage waren top. Wir hatten viele gute Gespräche und haben positives Feedback erhalten. Wir haben natürlich auch abgesteckt, welche Spielertypen wir bevorzugen und wie wir spielen möchten. Ich denke, dass wir die nächsten Tage hoffentlich auch Vollzug melden können. Fabio Kaufmann war ein Garant für den Aufstieg in Würzburg und hat sich stark entwickelt. Er wäre ein Spieler für uns gewesen, allerdings hat er klar gesagt, dass er bei einer sich bietenden Chance gerne 2. Bundesliga spielen möchte. Ich will mich aber auch nicht unbedingt auf Spieler festlegen. Wir haben klare Vorstellungen und mit den Spielern ist man in Kontakt. Es gibt keine Deadline für einen vollständigen Kader. Man möchte schon mit einem gewissen Konstrukt das erste Spiel bestreiten, sodass die Automatismen und die Abläufe dann bei jedem Einzelnen drin sind. Bei den Neuverpflichtungen achten wir auf Persönlichkeiten, die auch schon was mitgemacht haben. Diese müssen aber nicht unbedingt 30 Jahre alt sein, sondern sie müssen sich komplett der Aufgabe hier widmen und wissen, um was es geht. Die DNA, die der Verein vorlebt und was ich in meinem Spiel sehen möchte, das sollten die Spieler auch leben und dabei spielt das Alter keine Rolle. Wichtig ist, dass sie ins Teamgefüge passen.“

Vollmann: "Intern ist schon mehr passiert, als nach draußen gedrungen ist. Ich denke, dass wir zwischen 75 % und 80 % des Kaders komplett haben. Wenn wir die Spieler zu früh an die Öffentlichkeit geben, schaden wir uns eventuell selber. Deshalb haben wir uns bis jetzt zurückgehalten. In manchen Situationen verpflichtest du Spieler neu, die Positionen von Spielern besetzen könnten, mit denen du noch in Gesprächen bist, das ist dann kontraproduktiv. Ich gehe aber von einer baldigen Veröffentlichung aus. Es ist nicht so, wie manche denken, dass wir die vergangenen 14 Tage im Bett gelegen haben. Wir waren die vergangenen zwei Wochen jeden Tag 16 Stunden unterwegs, sonst wären wir nicht so weit."

...die Saisonvorbereitung und das Training:
Vollmann: "Ein Trainingslager ist nicht geplant. Da es der Wunsch von Michael war, könnte ein Kurztrainingslager aber durchaus noch kommen. Wir haben hervorragende Bedingungen für ein Trainingslager. Unter anderem viele neue Spieler, die sich noch nicht abgeschliffen haben. Gleichzeitig werden wir auch versuchen, mit möglichst vielen Spielern in den Trainingsauftakt zu gehen. Ich bin auch optimistisch, dass wir in der ersten Trainingswoche noch zwei oder drei Neuzugänge haben, mit denen wir momentan noch in Gesprächen sind. Ein Großteil des Kaders wird aber beim Trainingsauftakt am 20. Juni dabei sein.“

...die Ziele in der kommenden Saison:
Vollmann: “Wir haben es wirtschaftlich und sportlich auf zwei Jahre abgestimmt. Wir haben versucht die nächsten zwei Jahre durch zu finanzieren. Das ist für uns eine wichtige Grundlage um ein gewisses Kaderbudget zu haben, das wir nutzen können. Die sportliche Zielsetzung ist, dass wir möglichst weit oben dran bleiben wollen. Wir wollen die ersten acht Plätze ins Auge fassen. Nach dem zweiten Jahr setzen wir unsere Ziele sicherlich höher an. Wir wissen natürlich jetzt noch nicht, wie die Mannschaft sofort funktioniert, aber wer die dritte Liga kennt, weiß dass man mit drei Punkten Unterschied nach ganz oben noch sechster oder siebter werden kann. Ein Aufstieg ist nicht Pflicht, das Saisonziel ist für mich größer.“

...die Stimmung:
Schiele: “Wir haben noch sechs Wochen bis zum ersten Spieltag und brauchen jetzt eine gute Vorbereitung mit guten Ergebnissen. Das ist wichtig für das Selbstvertrauen jedes Einzelnen. Die Fans und der Verein sollen sehen können, was sich entwickeln lässt. Es gibt viele Punkte die man in den 90 Minuten abrufen will. Darauf arbeitet man in der Woche dann hin. Wenn die Umsetzung dieser Punkte auf dem Platz klappt, hat man auch Chancen die drei Punkte zu holen. Wenn das nicht klappt, muss man sich Gedanken machen und eventuell an einigen Stellschrauben drehen. Gute Resultate sind wichtig, um eine positive Grundstimmung zu erreichen. Ich selber bin ein positiver Mensch und bin hier bisher nur auf positive Menschen getroffen. So schwer wie es auch war in den letzten Wochen, man muss nach vorne schauen und das tun wir hier.

...die Arbeit miteinander und mit Dennis Kruppke:
Schiele: "Momentan sind die Aufgaben schwimmend. Man führt viele Gespräche, holt sich von den anderen noch zusätzliche Informationen, wägt einige Entscheidungen gemeinsam ab. Jeder gibt Vollgas, was auch wichtig ist. Die Zusammenarbeit ist zielführend und das ist das Entscheidende.“

Vollmann: “Einen Spieler zu verpflichten ist eine zeitintensive Situation und auch ein Kraftakt. Am Ende hat man es ja mit einem Berater und einem Spieler zu tun. Bei den Gesprächen mit den Beratern geht es letztendlich natürlich um Geld. Deshalb müssen wir schauen, dass wir uns an Regalen bedienen, die wir uns auch leisten können. Nach der eigentlichen Transferzeit wird es dann so sein, dass jeder seine Arbeit übernimmt. Michael hat dann seine Traineraufgaben. Dennis möchte auch die Scouting-Abteilung weiter aufbauen und wird daran arbeiten. Ich habe dann meine Tätigkeiten als Geschäftsführer Sport vor mir.“

...die Stadt Braunschweig:
Schiele: “Bis jetzt bin ich erst durch Braunschweig durchgefahren und habe noch nicht viel gesehen. Ich lasse es auf mich zukommen und mache dann das worauf ich Bock habe, vielleicht schön essen gehen. Viel ist aufgrund der aktuellen Situation und der wenigen Zeit noch nicht möglich gewesen. Ansonsten mache ich immer wieder mal Sport. Es ist auch wichtig den Kopf abschalten zu können. Ich habe mir vorgenommen, vielleicht öfter mal ein Buch zu lesen."

…die Trennung von der Familie:
Schiele:
 "Ich spreche natürlich auch zuhause mit meiner Familie. Meine zwei Kinder sind sicher nicht so froh, dass ich so schnell wieder weg bin. Wenn man den Job macht, dann weiß man aber auch, dass es weitergeht. Es waren bisher glückliche Umstände, dass ich immer im Süden tätig war. Es sind aber auch Vorteile dabei. Ich kann mich voll und ganz auf die Eintracht und das Projekt konzentrieren. Es gibt ja auch Ferien, in denen die Familie vorbeikommen kann. Ich sehe das problemlos."

Die komplette Pressekonferenz findet Ihr im Re-Live hier!