U23-Trainer Kitar im Interview über seine Zeit bei der Eintracht

52-Jährige feiert mit seinem Team den Aufstieg in die Oberliga

Ridha Kitar wird als Trainer nach elf Jahren im NLZ im Anschluss an diese Saison ausscheiden und seine Tätigkeiten bei der Eintracht beenden. Er ist der Meistertrainer unserer U23 und führte diese auch zum Wolters-Flutlichtpokalsieg. Vorher war Kitar in verschiedenen Positionen, allerdings vorranging als Co-Trainer für die Nachwuchslöwen, verantwortlich. Zum Abschluss seiner Zeit bei der Eintracht haben wir ihm ein paar Fragen zu der aktuellen Saison, aber auch zu seiner gesamten Zeit bei der Eintracht gestellt.

Hi Ridha, wie sahen bei Euch die Feierlichkeiten nach dem Doppelerfolg von Pokalsieg und Aufstieg in einer Woche aus, darfst Du darüber reden?
Ridha Kitar: „Es war tatsächlich eine super Woche und zum Abschluss wurden wir noch von den Profis eingeladen und konnten deren Klassenerhalt sowie unseren Aufstieg gemeinsam feiern. Für meine Jungs war das sicherlich sehr cool und ich bin Wolfram Benz sehr dankbar für die Geste, uns dort mit hinzunehmen. Das ist für mich typisch Eintracht und es freut mich, dass die Jungs diese Wertschätzung direkt zu spüren bekommen haben. Das war sehr gut und sollte meiner Meinung nach auch im Nachhinein Erwähnung finden.“

Nach 11 Jahren bei der Eintracht hast Du einiges erlebt und mitgemacht. Würdest Du diesen Aufstieg mit der U23 zum Ende dieser Zeit als größten Erfolg werten?
Kitar: „Ja, das kann man schon so einordnen. Da ich über die Jahre hinweg hauptsächlich als Co-Trainer beschäftigt war, ist es definitiv anders zu bewerten. Als Co-Trainer bin ich letztes Jahr auch mit der U19 in die Junioren-Bundesliga aufgestiegen, das war schon sehr cool und richtig gut. Jedoch dieses Jahr über den Co-Trainer Posten zum Cheftrainer ernannt zu werden und dann auch noch Meister zu werden, war nochmal etwas ganz anderes. Im vegangenen Jahr hatten wir dazu noch die Relegation mit zwei extra Spielen am Ende einer langen Saison. Deshalb würde ich dieses Jahr schon höher hängen, obwohl Aufstiege immer geil sind!“

Durch den eben schon erwähnten Wandel im Trainerteam und den Abgang von Marc Pfitzner hat sich auch Deine Rolle ein wenig verändert. Du warst jahrelang als Co-Trainer in verschiedenen Teams des NLZ tätig, aber nur eine halbe Saison als Chef-Trainer der U16. Wie war der Umbruch für Dich persönlich auf einmal als Hauptverantwortlicher bei einer Herrenmannschaft an der Seitenlinie zu stehen?
Kitar: „Ich muss sagen, dass sich dann doch einiges verändert hat. Für mich persönlich habe ich das Ganze als eine weitere Entwicklung in meiner Trainerlaufbahn gesehen. Auch für einen Trainer ist es immer wichtig nicht stehen zu bleiben, sodass man selbst nicht einrostet mit Dingen, die man vielleicht nur aus der Routine gemacht hat. Als Trainer hauptverantwortlich zu sein und die direkte Matchvorbereitung inklusive Ansprachen zu machen, ist natürlich nochmal etwas ganz anderes und hat mir einfach nochmal eine andere Perspektive gegeben. Gerade die letzten Entscheidungen zu treffen, wer spielen darf und wer auf der Bank sitzen wird, muss man begründen können und auch gut kommunizieren. Das habe ich immer versucht verantwortungsvoll zu machen und denke, dass ich für die Jungs eine gute Balance gefunden habe, auch was das Thema Belastungssteuerung angeht. Oftmals konnten alle meine Entscheidungen nachvollziehen, so ist zumindest mein Eindruck gewesen.“

Um mal ein wenig von der jetzigen Saison weg zu kommen und Deine gesamte Zeit bei der Eintracht und im NLZ zu betrachten, was würdest Du sagen, was macht die Eintracht für Dich aus und was verbindest Du ganz besonders mit dem Verein?
Kitar: „Da ich selbst schon als Jugendspieler aktiv bei Eintracht Braunschweig gespielt habe, ist das nach so einer langen Zeit gar nicht so einfach zu sagen. Ich denke es ist definitiv etwas Besonderes, dass ich schon als Jugendspieler ein Teil der Löwen war und dann nach einiger Zeit als Jugendtrainer ins NLZ zurückgekommen bin. Daher war das Trainerdasein auch immer ein bisschen mehr als nur ein Job. Für mich ging es nie um Geld oder ähnliches, sondern es war mehr dass Gefühl etwas zurück geben zu können, da man jetzt in anderer Funktion wieder gebraucht wurde. Alle Veränderungen hier am Stadion und auch am NLZ kennt man und ich weiß noch genau, wie es hier mal ausgesehen hat.  An diese ehemaligen Zeiten denke ich dann natürlich auch gerne und regelmäßig zurück. Es ist immer schön alte Erinnerungen wieder zu bekommen und zu sehen, dass ich auch mal dort gesessen habe, wo die Jungs sitzen, für die ich heute die Verantwortung trage.“

Wenn Du jetzt von den beiden vergangenen Jahren mit den Aufstiegen absehen würdest, was waren Deine drei schönsten Momente während Deiner gesamten Zeit bei der Eintracht?
Kitar: „Das ist nach all der Zeit gar nicht so einfach zu beantworten. Inzwischen kann ich natürlich sagen, dass es auch Momente sind, wenn du Spieler trainierst oder selbst mit ihnen zusammengespielt hast und die es dann in den professionellen Fußball schaffen. Das sind immer Momente, in denen ich mir sage:‘ Ey Klasse, mit dem habe ich zusammengespielt und der ist Profi geworden. Oder, den habe ich trainiert und er hat sich wirklich so entwickelt, dass er sich durchgesetzt hat.‘ Die Jungs, mit denen sich meine Wege gekreuzt haben und die sich dann wirklich ihren Traum verwirklichen konnten, das sind Momente, in denen ich mich freue und wo die Freude auch geteilt werden kann. Ich mag es nicht, drei besondere Momente auf mich zu beziehen, daher würde ich diese Aspekte über die gesamte Zeit bei der Eintracht hervorheben. Außerdem sind natürlich Menschen und Freunde, die man hier kennen gelernt hat, nicht zu ersetzen. Das sind dann keine einzelnen Momente, beschreibt aber eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die einem inzwischen sehr wichtig geworden sind.“

Abschließend noch eine etwas privatere Frage. Wie geht es denn für Dich persönlich weiter nach dem Ausscheiden im NLZ?
Kitar: „Ich werde jetzt erstmal einige vom DFB angebotene Fortbildungen machen und nebenbei ein paar Dinge tun, zu denen ich sonst durch meine Tätigkeit bei der Eintracht nicht gekommen bin. Erstmal muss ich jetzt aber mal den Sommer genießen ohne Testspiele zu planen und durchführen zu müssen. Nach elf Jahren möchte ich das jetzt erstmal ein wenig sacken lassen und die Zeit genießen. Aus meiner Familie wurde mir schon zugetragen, dass ich es mit der freien Zeit nicht lange durchhalte. Mal schauen, wer da am Ende recht behält.“

Vielen Dank für alles, Ridha! Wir wünschen Dir für Deine berufliche und private Zukunft alles erdenklich Gute. Einmal Löwe, immer Löwe!