„Individuelle Weiterentwicklung steht an erster Stelle“

Adelmann im Interview über die Vorbereitung und inhaltliche Ziele in der Oberliga-Saison

Am Samstag ist es so weit, unsere U23 ist nach einigen Jahren zurück in der Oberliga Niedersachsen. Geleitet wird die Mannschaft seit dieser Saison vom neuen Cheftrainer Fabian Adelmann. Der Fußballlehrer kam aus der U19 von Energie Cottbus mit welcher er vergangene Saison in der A-Junioren Bundesliga am Start war. Bei den Braunschweigern geht er mit seinem neuen Team in der anstehenden Spielzeit in der Herren-Oberliga an den Start. Wir haben uns mit Fabian getroffen und über die Vorbereitung, seine neue Mannschaft sowie inhaltliche Ziele für die Saison gesprochen.

Hallo Fabi, danke für deine Zeit. Seit nun zwei Monaten bist du bei den Löwen tätig. Wie waren deine ersten Wochen am NLZ und bei der Eintracht allgemein?
„Wie eigentlich jede Vorbereitung, waren auch diese Wochen entsprechend intensiv. In einem neuen Verein heißt es zunächst erstmal neue Menschen kennenzulernen. Da geht es nicht nur um die Jungs aus der Mannschaft, sondern auch den Staff sowie die Mitarbeiter und die anderen Jugendtrainer am NLZ. Zusätzlich zum Kennenlernen kommt dann auch noch der Trainingsumfang, der in einer Vorbereitung natürlich sehr hoch ist. Insgesamt hat man daher schon einige Stunden hier verbracht und ich muss aber auch dazu sagen, dass es für mich persönlich schöne erste Wochen waren, weil ich ein sehr gutes Gefühl habe, was die Mannschaft angeht. Das gibt allem erstmal einen positiven Touch. Auch von allen weiteren Personen hier im Verein bin ich sehr gut aufgenommen worden.“

Du sagtest es schon, viele neue Gesichter durftest du kennenlernen, am engsten arbeitest du aber natürlich mit deinen Jungs von der U23 zusammen. Wie hast du die Mannschaft kennen gelernt und in der Vorbereitung bisher wahrgenommen?
„Erstmal möchte ich sagen, dass dieser Kennlernprozess noch gar nicht abgeschlossen ist und es so früh auch noch gar nicht sein kann. Einige Jungs haben jetzt am vergangenen Wochenende das erste Mal  mit der neuen Mannschaft und unter mir Fußball gespielt, weil sie die bisherige Vorbereitung geschlossen bei der Profi-Mannschaft mitgespielt haben. Natürlich hat man mit ihnen gesprochen und sie persönlich kennengelernt, aber als Spieler kannte ich sie jetzt noch gar nicht. Mit den Jungs, die die gesamte Vorbereitung mitgemacht haben, sind wir natürlich ein ganzes Stück weiter. Für diese Jungs gilt, dass es überwiegend positive Eindrücke gab und ich sagen kann, dass es charakterlich eine tolle Mannschaft ist, mit der es Spaß macht zu arbeiten. Insgesamt möchte ich daher sagen, dass der Eindruck in allen Bereichen wirklich sehr positiv ist. Ich möchte an der Stelle besonders hervorheben, dass die Jungs, die von den Profis zurückkamen, sich bisher sehr bodenständig präsentiert und nahtlos in die Mannschaft eingefügt haben.“

Den Wolters-Cup in Rothemühle habe ihr erfolgreich bestritten und am Ende gewonnen, auch wenn der Weg dorthin mit zwei Spielabbrüchen etwas holprig verlaufen ist. Wie zufrieden bist du insgesamt mit der Vorbereitung und diesen letzten Testspielen beim Wolters-Cup?
„Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich gerne noch eine weitere Trainingswoche für die Vorbereitung gehabt. Das liegt einfach auch daran, dass jetzt durch den Wolters-Cup eine Woche nur gespielt wurde und quasi nicht trainiert werden konnte. Klar ist natürlich, dass man im Training gewisse Dinge besser einstudieren kann als das im Spiel der Fall ist. Trotzdem haben uns die Spiele auch auf eine gewisse Art und Weise weitergeholfen, weil wir dort einfach Dinge, die wir in anderer Form nur im Training trainiert hätten, einfach direkt versucht haben in die Spiele umzusetzen. Das hat nicht alles direkt funktioniert, aber man kann durch Videoanalysen trotzdem einige wertvolle Dinge herausarbeiten. Insgesamt muss man sagen, dass der Wolters-Cup für uns ein starkes Wechselbad der Gefühle war. Zweimal liegen wir 0:1 zur Halbzeit hinten, einmal sind wir die bessere Mannschaft und einmal machen wir ein wirklich sehr schlechtes Spiel, aber beide Male haben wir durch Spielabbrüche wegen Unwetter nicht die Möglichkeit bekommen das Spiel zu drehen. Anschließend war die Gefühlslage zum ersten Mal in dieser Vorbereitung bei allen von uns sehr durchwachsen. Durch den souveränen Sieg im letzten Spiel konnten wir trotzdem das Finale erreichen und dort auch ein sehr gutes Gesicht zeigen und einen weiteren Sieg einfahren. Untypisch war es natürlich, dass wir in einem Testspiel lange in Unterzahl spielen mussten, allerdings haben wir trotzdem das Beste daraus gemacht. Ich möchte das ganze allerdings nicht überbewerten, obwohl es natürlich schön ist, nach einer guten Vorbereitung dann auch einen kleinen Pokal in den Händen zu halten.“

Kommen wir zur anstehenden Spielzeit, deiner ersten als Löwen-Coach. Die U23 ist mit dem Aufstieg noch dichter an die Profi-Mannschaft gerückt. Was sind denn nach so einem Umbruch in der Mannschaft und zum Teil fehlenden Spielern, durch Abstellung zu den Profis, inhaltliche Ziele für die Oberliga Saison?
„Das oberste inhaltliche Ziel ist die Spielerentwicklung der einzelnen Jungs. Unser Kader ist mit 19,8 Jahren im Schnitt natürlich sehr Jung für den Herrenbereich. Wir versuchen daher beste Möglichkeiten zu bieten jedem einzelnen von ihnen den Schritt in den Profibereich zu ermöglichen, da durch dieses junge Alter auch noch dementsprechend viel Entwicklungspotential vorhanden ist. Wünschenswert wäre es natürlich, dass dieser Schritt hier bei uns in Braunschweig passiert. Mit 22 Spielern im Kader ist es aber natürlich klar, dass nicht alle bei Eintracht Braunschweig Profis werden können. Daher wollen wir den Jungs eine möglichst gute Ausbildung mit auf den Weg geben, dass sie so hoch und professionell wie möglich Fußball spielen können. Individuelle Weiterentwicklung steht damit erstmal an oberster Stelle. Dann wird es auch darum gehen, sich weiter zu finden, gerade mit den Jungs, die von oben wieder runterkamen. Die angestrebten Abläufe sollen weiter gefestigt werden und dann wollen wir inhaltlich in der Oberliga für einen intensiven und attraktiven Fußball stehen. Es soll guter Ballbesitz geboten werden, sodass es sich bei den Fans von der Eintracht eventuell rumspricht, dass bei der U23 wird auch super Fußball von jungen Talenten gespielt wird und wenn wir dann mal nicht mit den Profis gleichzeitig spielen, der ein oder andere Fan zu den Heimspielen kommt und sich die Profis von morgen anschaut.“

Du sprichst es gerade schon an, „die Profis von morgen“. Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Profis bisher aus und was erwartest du davon?
„Grundsätzlich war der Austausch mit dem Profi-Trainerteam sehr gut in den ersten fünf Wochen. In erster Linie spreche ich viel mit Marc, der dort als Ansprechpartner zu mir fungiert. Wir hatten aber auch schon einen Termin mit dem kompletten Staff von beiden Mannschaften zum Kennenlernen und Austausch wie die grundsätzlichen Vorstellungen sind. Daher muss ich sagen, dass die Zusammenarbeit bisher sehr positiv verlaufen ist. Ich bin selber gespannt, wie hoch die Qualität in der Oberliga ist, schätze sie hier in Niedersachsen allerdings als sehr gut ein. Wir werden sehen, wie wir uns mit der jungen Mannschaft etablieren können. Alle von uns und dem Umfeld müssen realistisch an die Herausforderung herangehen und sollten trotzdem langfristig das Ziel haben, in der Regionalliga zu starten. Der Schritt von der Oberliga in die 2. Bundesliga ist sehr schwer, aber machbar. Wichtig ist es für junge Spieler sich im Herrenbereich zu beweisen. Daher ist es ein durchaus positiver Ausblick auf die Saison, um zu sehen, welche Herausforderungen auf die Jungs zukommen werden, an denen sie dann auf einem hohen Niveau wachsen zu können.“

Danke für Deine Zeit und viel Erfolg für die Saison!