„Der Tag der Legenden war einfach der Wahnsinn“

Im Gespräch mit Marketingleiter Dennis Opel

Als Dennis Opel im Jahr 2009 zur Eintracht kam, starteten die erfolgreichen blau-gelben Karrieren von Spielern wie Deniz Dogan, Mirko Boland und Dennis Kruppke erst so richtig. 15 Jahre später ist er es, der den Stein des Anstoßes zum „Tag der Legenden“ gibt und damit vielen ehemaligen und verdienten Spielern den Abschied ermöglicht, der ihnen so lange verwehrt blieb. Wir sprachen mit dem heutigen Marketingleiter von Eintracht Braunschweig zu den Hintergründen, Ideen und zum Fazit dieses einmaligen Tags.

Als Dennis Opel im Juli 2009 seine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann startete, rechnete auch er nicht unbedingt damit, dass die Stadt Braunschweig seine dauerhafte Heimat werden wird. „Ich bin für die Eintracht aus meiner Heimat Bayreuth weggezogen und habe Braunschweig und die Menschen schnell zu schätzen gelernt. Es ist eine Stadt zum Bleiben“, sagt Opel heute. Schnell fasste der zweifache Familienvater auch beruflich Fuß in Niedersachsen, denn noch in der Ausbildung begann er, den Kids-Club der Eintracht zu gründen. Noch heute gibt es diesen mit ganz verschiedenen Formaten für die kleinsten und kleine Löwen, mittlerweile als ein Teil von Eintracht4Kids. Eine Aufgabe, die ihm viel Spaß gemacht hat, und 2019 doch sein Ende fand. „Aufgrund der sportlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen musste ich mich beruflich umorientieren. Knapp drei Jahre war ich anschließend beim MTV Braunschweig, ein weiteres beim FC St. Pauli, ehe ich zur Eintracht als Verantwortlicher für den Bereich Marketing zurückgekehrt bin“, blickt Opel zurück.

Das Marketing im blau-gelben Kosmos stärken
Auf Initiative von Geschäftsführer Wolfram Benz kehrte Opel im April 2023 zu seiner ehemaligen Ausbildungsstätte in einem neuen Tätigkeitsfeld zurück. Denn seither versucht er mit seinem Team, mehr Struktur in sämtliche Marketingaktivitäten der Löwen zu integrieren. „Bislang hat jede Abteilung intuitiv und nach bestem Wissen ihr eigenes Marketing gemacht, ohne eine übergeordnete Strategie zu verfolgen. Wir wollen mehr System und Wiedererkennung in unseren Aktivitäten schaffen, um das Bild der Eintracht für unser Umfeld einheitlicher werden zu lassen“, sagt Opel. Dazu gehört auch eine enge inhaltliche Verzahnung mit der Medien- und Kommunikationsabteilung.

Als Leiter Marketing kam Opel im vergangenen Sommer mit dem 100-jährigen Jubiläum des EINTRACHT-STADIONs in Kontakt. Es sollte die Initialzündung für den Tag der Legenden sein. Denn nachdem feststand, dass Jasmin Fejzic seine Karriere beendet, wollte dieser beim kurz darauf stattfindenden Stadionfest Teil des Traditionsduells sein, um sich von den Fans auf dem Rasen verabschieden zu können. „Wir haben dazu mit Jasi gesprochen und ihm aufgezeigt, dass wir für seine Verabschiedung einen anderen, wertschätzenden Weg finden wollen. Ein klassisches Abschiedsspiel konnte ich in meiner Zeit beim FC St. Pauli erleben, als Jan-Philipp Kalla, ein beim FCSP ähnlich anerkannter Spieler wie unsere acht Protagonisten, am Millerntor verabschiedet wurde. Ich habe diesen Tag für mich als gute Lösung bewertet, wie man verdiente Spieler verabschieden kann. Wir wollten aber von Anfang an unseren eigenen Weg gehen“, erzählt Opel. Mit diesem Erfahrungswert und dem Wunsch, Fejzic einen würdigen Abschied zu ermöglichen, kreierte er, gemeinsam mit seinem Team und den Kollegen in der Geschäftsstelle, das Konzept zum Tag der Legenden.

Kontaktaufnahmen, Kadernominierungen, Plakatierungen und der Abend selbst
Und so verging kaum Zeit, ehe klar war, dass es sich an diesem Abend im Wesentlichen um Jasmin Fejzic, Deniz Dogan, Ken Reichel, Benjamin Kessel, Mirko Boland, Marc Pfitzner, Dennis Kruppke und Domi Kumbela drehen wird. „Am Ende hätten wir sicher noch mehr Spieler mit auf die Liste nehmen können, allen voran natürlich Torsten Lieberknecht. Wir waren uns jedoch bewusst, dass Teile derer noch aktiv im Profifußball sind“, sagt der gebürtige Bayreuther heute. Eine Hürde, die die Organisation erschwer hätte, weshalb eine Alternative schnell gefunden wurde. „Jeder der acht Legenden durfte eine Handvoll ehemaliger Eintracht-Mitstreiter einladen, weil uns klar war, dass wir so zwei fantastische Mannschaften vor Ort haben werden. Wir mussten die Aktion auch visuell darstellen können, auch deshalb haben wir eine Obergrenze definieren müssen.“

Visuell ist dabei ein gutes Stichwort, denn schon weit vor dem 30. April startete die Eintracht eine Out-of-Home-Kampagne mit verschiedenen Plakatierungen im Braunschweiger Land. „Wir hatten die Möglichkeit, ein längeres Zeitfenster für die Plakatierungen zu blocken. Wir fanden es nicht sinnvoll, nur mit einem Plakat zu arbeiten. Wir wollten eine Geschichte daraus machen, einen richtigen Spin erstellen, der die Leute abholt, aber auch zum Nachdenken anregt“, so Opel. Herausgekommen sind insgesamt drei Motive. Neben dem Foul, welcher zum Freistoß und letztlich zum goldenen Tor von Damir Vrancic in Ingolstadt führte, waren in der darauffolgenden Woche die Namen der Jungs zu lesen, die bereits zum Tag der Legenden zugesagt hatten. „Anschließend haben wir den Spieltermin kommuniziert, sowohl auf unseren verschiedenen Kanälen als auch im Stadtbild selbst. Wir wollten mit dieser Art der Kommunikation in erster Linie zum Nachdenken anregen und Emotionen wecken.“

Über 14.000 Fans machten den Abend zu einem ganz speziellen
Eine Idee, die aufging. Denn mit Beginn des Vorverkaufs war klar: Mit dem Tag der Legenden ist ein Nerv getroffen. „Wir hatten von Anfang an ein gutes Gefühl, dass es ein Erfolg werden kann, gleichzeitig aber auch keinerlei Erfahrungs- und Vergleichswerte. In dem Wissen, dass es für unsere Fans und für uns als Verein eine ganz, ganz prägende Zeit war, hatten wir den Optimismus, dass viele Fans an diesem Abend ins Stadion pilgern“, gibt Opel an. Der 30. April wurde dann auch eine richtige Feier, mit handgezählten 14.067 Fans im Stadion und vielen ehemaligen Gesichtern auf dem grünen Rasen. „Der Tag der Legenden hat uns als Verein weitergebracht und auch das Band mit unserem Umfeld nochmal enger werden lassen. Der Tag war einfach Wahnsinn. Vom Wetter, der Stimmung und Emotionen im Stadion bis hin zum Feedback der Spieler, Trainer und Fans. Alles hat gepasst, der Aufwand hat sich sehr gelohnt“, zieht der 36-Jährige ein glückliches Fazit. Aus der Vergangenheit lernen und es in Zukunft anders und besser machen, auch dazu soll der Tag der Legenden beitragen. „Ich bin überzeugt davon, dass wir ein internes und externes Bewusstsein dafür geschaffen haben, dass Verabschiedungen von sehr verdienten Spielern anders ablaufen können als in der Vergangenheit. In ähnlicher Form kann es sowas sicherlich nochmal geben, allerdings eher nicht auf absehbare Zeit“, blickt Opel voraus.

Wer den Abend nochmal vor Augen haben möchte, kann sich den Tag der Legenden nochmals in unserer kurzen Rückschau ansehen. Hier geht es zu unserem Recap.

Fotos: Agentur Hübner, Stephanie Zerbe, Kai Falk

Tag der Legenden am 30. April