Die zweite Luft

Der SSV Jahn Regensburg in der Vorschau

Aufstieg über die Relegation! Der Jubel in Regensburg war groß, als man sich Ende Mai gegen den SV Wehen Wiesbaden durchsetzen und nach nur einem Jahr die Rückkehr in die 2. Bundesliga feiern konnte. In der laufenden Saison wollte es bisher aber einfach noch nicht funktionieren, der Lauf des SSV ist ins Stottern geraten. Spätestens nach der spektakulären 3:8-Niederlage beim 1. FC Nürnberg war klar, dass es neue Impulse beim Tabellenschlusslicht brauchte. Coach Joe Enochs musste gehen, Andreas Patz übernahm zunächst interimsweise und wurde nun zum Cheftrainer befördert. Zeit für die zweite Luft?

Matchfacts

  • Der Jahn gewann bis dato nur 47,4 Prozent seiner Zweikämpfe. Keine Mannschaft aus der 2. Bundesliga weist derzeit in dieser Kategorie einen niederigen Wert auf. Die Löwen stehen ihrerseits mit 51,8 Prozent auf Rang drei im ligaweiten Vergleich.
  • Körperlich sind die Gäste aber trotzdem: 34 Gelbe Karten sind nach Hertha BSC (42) die zweitmeisten aller Zweitligisten. Die Eintracht folgt den Oberpfälzern auf Rang neun mit bisher 32 Verwarnungen durch den Schiedsrichter.
  • Nur Regensburg musste in dieser Saison noch mehr Gegentore hinnehmen (33) als die Löwen (27). Vor allem nach ruhenden Bällen ist der Jahn anfällig, bereits acht Gegentore nach Standards sind ligaweit die meisten. Die Eintracht hingegen steht bei ruhenden Bällen deutlich sicherer, es gab lediglich halb so viele Gegentore nach Standards (vier).
  • Anfällig ist vorallem die rechte Abwehrseite der Regensburger, denn fast 43 Prozent der gegnerischen Eintritte in die Hälfte des Jahn gelangen über diese Außenbahn und fast 39 Prozent aller ihrer Gegentreffer fanden dort ihren Ursprung. 
  • Im Durchschnitt fallen bei Heimduellen der Blau-Gelben gegen Regensburg 2,14 Tore pro Spiel. Der höchste Löwen-Sieg war derweil ein 2:0 im Februar 2021. Damals trafen Jannis Nikolaou und Stürmer Nick Proschwitz für die Braunschweiger und sorgten mit ihren beiden Kopfballtreffern letztendlich für drei Zähler.

Unter Beobachtung

  • Christian Viet
    Der Angreifer des SSV ist der größte Unruheherd. Zwei Torbeteiligungen, die meiste zurückgelegte Distanz und die meisten Großchancen lassen ihn bei den Regensburgern als zentrale Figur der Offensive erkennen. Doch noch wartet der 25-Jährige in seiner fünften Zweitligasaison auf sein zweites Tor.
  • Kai Pröger
    Der Stürmer wechselte im Sommer von der Kogge aus Rostock in die bayrische Oberpfalz und sprintete bisher in allen Saisonspielen für den Jahn über das Feld. Keiner tat dies beim kommenden Gegner der Eintacht mehr (326). Insgesamt 41 Torschussvorlagen und Torschüsse bringen ihn auf den Radar jeder Defensive. Aktuell steht er bei vier Gelben Karten, sodass ihm für den Fall einer erneuten Entgleisung ein Spiel Sperre droht.
  • Louis Breunig
    718 bisherige Ballbesitzphasen und 417 erfolgreiche Pässe aus dem Spiel machen Breunig in der Verteidigung als Startpunkt des Regensburger Aufbauspiels. Der Mann mit der Rückennummer 16 hat neben Schlussmann Felix Gebhardt als Einziger beim SSV die volle Einsatzzeit absolviert und fungiert bereits in seiner Debütsaison auf dem Liga-Niveau als Ballverteiler hinter dem Mittelfeld.

Die Lage

Es gibt einen neuen Hauptübungsleiter beim Jahn: Andreas Patz wurde nach seiner interimsweisen Übernahme des Traineramts in der vergangenen Woche zum Cheftrainer mit Vertrag bis 2026 befördert. Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer nannte den 41-Jährigen die „beste Lösung“ und attestierte ihm nicht nur einen guten Draht zum Team, sondern auch die Stabilisierung der Mannschaft nach turbulenten Wochen. Für ihn spricht auf jeden Fall auch das Erfolgserlebnis im DFB-Pokal, bei dem man durch einen Sieg gegen die SpVgg Greuther Fürth ins Achtelfinale einziehen konnte. Der Coach, der schon interimsweise in Belgien Cercle Brügge und als Chef an der Seitenlinie den FC Carl Zeiss Jena trainierte, soll nun das Ruder rumreißen und den Klassenerhalt wieder ins Visier nehmen. Andernfalls gäbe es zum dritten Mal in Folge einen Ligawechsel des SSV am Ende der Saison. Der Club aus der bayrischen Oberpfalz will sich nach zuvor sechs Spielzeiten am Stück bis zum Abstieg im vergangenen Jahr wieder in der 2. Bundesliga etablieren. Doch statistisch spricht zumindest im Moment vieles gegen den Jahn: Offensiv spielt sich der SSV die wenigsten Großchancen heraus, er gibt die wenigsten Torschüsse ab, spielt die wenigsten Pässe und aus dem Spiel heraus erzielte er bisher nur drei Treffer. Regensburgs Defensive leistet dafür Gegenwehr. Sie lassen die sechstwenigsten Flanken und die fünftwenigsten Distanzschüsse zu. Auch gegen Konterangriffe zeigte sich die Mannschaft zuletzt sicherer und machte die Schotten dicht. Die Hauptwaffe der Löwen muss sich also einer weiteren Prüfung unterziehen und der Jahn will den aktuell großen Abstand zum rettenden Ufer um jeden Preis verkürzen.

Foto: DFL/Getty Images/Reinaldo Coddou H.