Frischer Wind an der Seitenlinie

Der SV Darmstadt 98 in der Vorschau

Die Lilien sind nach dem bitteren Abstieg aus der Bundesliga zurück in Liga zwei! Der durchwachsene Saisonstart führte am Böllenfalltor jedoch schon zum ersten Trainerwechsel der Liga in der noch jungen Spielzeit. Ex-Löwe Torsten Lieberknecht ist nach drei Jahren nicht mehr Coach des SVD und verließ den Verein kurz vor dem Wiedersehen mit seiner alten Heimat aus Niedersachsen. Mit Florian Kohfeldt ist nun ein neuer Chef an der Seitenlinie zugegen, der gegen die Eintracht sein Auftaktspiel feiert und neue Impulse in die Mannschaft des Tabellensiebzehnten geben soll.

Matchfacts

• Beide Teams hatten zuletzt mit vielen Gegentoren zu kämpfen. Die Lilien und die Löwen sind die einzigen Mannschaften in Liga zwei, die bisher eine zweistellige Anzahl an Gegentreffern hinnehmen mussten. Dabei waren es bei beiden mehr als nötig, denn der Wahrscheinlichkeitswert der zu erwartenden Treffer war durchaus geringer als die Anzahl, die nun unter dem Strich steht.
• Auch offensiv war deutlich mehr drin! Beide Teams erzielten nämlich laut der Wahrscheinlichkeitsrechnung der DFL auch weniger Tore als eigentlich möglich gewesen wären. Beide hätten zum aktuellen Zeitpunkt bei einer Abschluss-Effizienz von -1,14 bei der Eintracht und -1,47 bei den Darmstädtern mehr als ein Tor mehr auf dem Konto haben können. Nur der SSV Ulm hat hier einen noch höheren Wert.
• Die Konter bleiben ein probates Mittel bei den Löwen. Bisher schloss kein Team nach diesen schnellen Gegenstößen in der laufenden Zweitligasaison mehr ab als die Mannschaft von Cheftrainer Daniel Scherning (8). Die Hausherren sind hingegen auf Standards fixiert. Kein Zweitligist holte bisher mehr Ecken heraus als der SV 98 (37). Ein Tor fiel danach für die Südhessen aber noch nicht.
• Auch mal von draußen probieren: Schon drei Distanzschüsse schlugen in der neuen Saison im Tor von Darmstadts Schlussmann Marcel Schuhen ein. Höchstwert der 2. Bundesliga. Die Eintracht ist in der Kategorie defensiv stabil. Mit nur sechs Versuchen des Gegners aus der Entfernung haben die Blau-Gelben die drittwenigsten Distanzschüsse zugelassen.
• Das Tempo nimmt die Eintracht mit. Sowohl in der Anzahl der Sprints in Spielrichtung als auch bei intensiven Läufen allgemein und in Spielrichtung finden sich die Braunschweiger unter den Top-5-Teams der Liga wieder. Zudem trifft am Samstag die Mannschaft mit den drittmeisten Fouls am Gegner (Darmstadt) auf das viertmeistgefoulte Team der Liga (Eintracht).

Unter Beobachtung

• Kai Klefisch
  Der Abräumer vor der Defensive sorgte nicht nur durch sein Traumtor in der 1. Runde des DFB-Pokals für Aufsehen. Klefisch agiert auf der Sechs als Support für die Defensive, hat derzeit mit über 90 Prozent die beste Passquote der Lilien und gewinnt 63 Prozent seiner Zweikämpfe. Im Sommer kam er von Ligakonkurrent SC Paderborn 07 und spielte sich unter Torsten Lieberknecht direkt in der Startelf fest.
• Fynn Lakenmacher
  Der Angreifer schmeißt sich bei den Darmstädtern nicht nur in die meisten Zweikämpfe (91), sondern sorgte auch für die meisten Torabschlüsse der Gastgeber (7). Sechs Mal probierte er davon sein Glück im Innern des gegnerischen Sechzehners. Bisher konnte er zudem auch eine Torvorlage beisteuern. Mit den drei Neuzugängen Isac Lidberg, Killian Corredor und Luca Marseiler schläft die Konkurrenz im Angriff allerdings nicht.
• Killian Corredor
  Der Offensivmann kam im Sommer aus der zweiten französischen Liga und soll durch seine Dribblings vor allem vor dem gegnerischen Gehäuse für Gefahr sorgen. Genau das stellte er bisher auch unter Beweis, keiner der Blau-Weißen ging mehr ins Dribbling als der 23-Jährige (8). Neben Lakenmacher wartet aber auch er nach bisher zwei Einsätzen noch auf seinen ersten Treffer für die Lilien.
• Fabian Nürnberger
  Der flinke und schnelle Außenbahnspieler schlägt beim SVD die meisten Flanken aus dem laufenden Spiel heraus, wird nur von Luca Marseiler teamintern beim Maximaltempo getoppt und ist nach Fynn Lakenmacher momentan mit sechs Torschüssen einer der Auffälligsten in der Offensive.

Die Lage
Die aktuelle Situation hätten sich die Verantwortlichen beim SV Darmstadt 98 sicherlich auch anders vorgestellt. Nach dem Bundesliga-Abstieg braucht die Mannschaft Zeit, um sich an die Liga zu akklimatisieren. Doch die deutliche 0:4-Niederlage beim SV Elversberg vor der Länderspielpause sorgte für deutlich mehr als nur Ernüchterung. Torsten Lieberknecht nahm seinen Hut und verließ die Darmstädter nach drei Jahren im Amt, ein Nachfolger musste her. Da kam die kurzzeitige Länderspielpause natürlich gerade gelegen. Florian Kohfeldt wurde gefunden und soll den aktuell noch sieglosen SVD wieder in die richtige Spur führen. Die Lilien sind seit acht Punktspielen ohne Sieg und finden sich zum Saisonstart auf dem vorletzten Rang wieder. Ein Punkt aus dem Duell in Nürnberg reicht derzeit, um noch vor der Eintracht zu stehen. Im direkten Duell soll aus Darmstädter Sicht nun die Wende eingeleitet werden. Drei Punkte im ersten Spiel unter dem neuen Chefcoach könnte wieder neue Kräfte freisetzen. Dabei spielt auch die Serie gegen die Löwen statistisch eine Randnotiz, denn seit sieben Zweitliga-Duellen konnte die Eintracht nicht mehr gegen die Südhessen gewinnen. 

Foto: DFL/Getty Images/Christian Kaspar-Bartke