Hamburger Grüße von ganz oben

Der FC St. Pauli in der Vorschau

Die Eintracht reist am morgigen Sonntag wieder einmal ans Millerntor. Die Gastgeber blicken aktuell als Tabellenführer ambitioniert in die Zukunft und schielen vorsichtig auf den nächsten Bundesliga-Aufstieg seit 2010. Hier gibt es die wichtigsten Informationen zu den Braun-Weißen im Überblick.

Die Matchfacts:

  • Wenn, dann der BTSV: Die bislang letzte Heimniederlage von St. Pauli in der 2. Bundesliga stammt aus der vergangenen Saison. Verursacht haben sie die Löwen mit einem 2:1-Sieg am Millerntor.
  • Seit dem Amtsantritt von Chef-Coach Daniel Scherning holte die Eintracht mehr Zähler als St. Pauli. 18 Punkte aus neun Spielen sind zwei mehr als die Braun-Weißen sichern konnten. Erstmals stehen die Blau-Gelben in dieser Saison auf einem Nicht-Abstiegsplatz.
  • Bei der Eintracht trifft die Abwehr, bei St. Pauli das Mittelfeld. Bei keinem Team der 2. Bundesliga erzielten die Defensivakteure weniger Tore als bei den Boys in brown (ein Treffer). Dafür sticht das Mittelfeld, denn dort traf kein Team mehr (18 Buden). Die Abwehr der Löwen wird aber auch für St. Pauli eine Herausforderung. Mit nur zwei Gegentoren ist sie in der Rückrunde die beste der 2. Bundesliga.
  • Die Gastgeber probieren ihr Glück auch mal von weit draußen. Sie geben ligaweit die meisten Schüsse vom außerhalb des Sechzehners ab (145 Versuche).
  • Fair vom Ball trennen, können beide Teams: Mit nur 206 Fouls bei der Eintracht und gerade einmal 197 beim FCSP gehören beide in dieser Kategorie zu den Top-3 der fairsten Mannschaften. Einzig der Karlsruher SC ist mit 182 Fouls noch davor.

Unter Beobachtung:

  • Marcel Hartel
    Der Mittelfeldakteur ist der absolute Top-Scorer bei den Kiezkickern. 11 Vorlagen und acht eigene Treffer machen den 28-Jährigen sogar zum besten Scorer der 2. Bundesliga. Diesen Platz teilt er sich nur mit Robert Glatzel und Laszlo Benes vom HSV. Zudem verpasste Hartel in dieser Saison noch keine Minute, wurde nicht einmal ausgewechselt und übernahm in Abwesenheit von Jackson Irvine die Kapitänsbinde. Aus Elfmetern kann er ebenfalls vollstrecken, drei von drei Strafstößen landeten im Netz.
  • Jackson Irvine
    Der designierte Kapitän des FCSP und australische Nationalspieler kommt bereits auf 55 Länderspiele für sein Heimatland, doch auch bei St. Pauli ist Irvine wichtig. Er gibt den Mittelfeldmotor, der darüber hinaus auch torgefährlich sein kann. Acht Buden im vergangenen Jahr, bereits drei in der laufenden Spielzeit. 
  • Elias Saad
    Der Stürmer kickte vor etwas mehr als einem Jahr noch bei Eintracht Norderstedt in der Regionalliga Nord. Nun ist der flinke Offensivmann kaum aus der Startelf wegzudenken, im September des vergangenen Jahres wurde er erstmals für die tunesische Nationalmannschaft nominiert. Ein unglaublicher Aufstieg!
  • Hauke Wahl
    Nur 19 Gegentore für den FCSP bilden den Bestwert in Liga zwei. Großen Anteil an dieser Leistung hat auch der Sommer-Neuzgang von St. Pauli. Nur Marcel Hartel riss bei den Gastgebern mehr Kilometer ab, als Wahl. Zudem hat er die meisten Ballbesitzphasen und die zweitbeste Zweikamfquote bei den Boys in brown.
  • Johannes Eggestein
    Der 25-Jährige wartet nun seit neun Spielen auf ein Tor. Doch er bleibt trotz der Durststrecke vor dem Kasten ein ständiger Unruheherd. Die zweitmeisten Torschüsse des FCSP und ein furioser Lauf von sechs Toren in fünf Spielen zwischen dem 8. und 12. Spieltag belegen die Qualität des Stürmers.

Der Coach:
Fabian Hürzeler ist der jüngste Profi-Trainer im deutschen Fußball. Mit gerade einmal 30 Jahren ist der Chef-Trainer damit beispielsweise jünger als sein eigener Torwart Sascha Burchert (34). Und doch ist er in den vergangenen knapp eineinhalb Jahren der wohl mit Abstand erfolgreichste Coach in den ersten beiden Ligen gewesen. Seit dem 22. Dezember 2022 ist er im Amt, seit diesem Stichtag gab es für den FCSP unter dem in den USA geborenen Hürzeler nur vier Niederlagen zu verzeichnen. Unglaubliche Serien von zehn Siegen in Folge in seinen ersten zehn Pflichtspielen oder 27 Begegnungen in Serie ohne eine Pleite prägen sein Bild am Millerntor. Bemerkenswerte Statistiken, dabei kam er als Aktiver nie höher als in der Regionalliga zum Einsatz. Zwar gab es vor kurzem das Gerücht, dass der VfL Wolfsburg den jungen Chef an der Seitenlinie für sich gewinnen will, doch Hürzeler machte kurzen Prozess und bekannte sich auch für die Zukunft zu den Hamburgern: "Ich sage es jetzt noch mal: Ich habe den Verantwortlichen des Vereins klar mitgeteilt, dass ich hier bei St. Pauli bleiben will." Damit sollten auch alle weiteren Fragen über den Weg des Coaches geklärt sein.

Die Lage:
Seit April 2023 und den zwei Niederlagen gegen die Eintracht und im Stadtderby gegen den Hamburger SV waren die Kiezkicker ohne Niederlage in der 2. Bundesliga geblieben. Doch alle Serien finden einmal ihr Ende, so auch diese. Am vergangenen Wochenende war es soweit: Beim 1. FC Magdeburg unterlag der FCSP mit 0:1 und musste die drei Punkte in Sachsen-Anhalt lassen. Für die Akteure aus St. Pauli war es nach dem Spiel zwar ein "typisches Unentschieden-Spiel", dass man durch individuelle Fehler hergeschenkt hat. Doch wichtig war dem Chef-Trainer nach der Partie auch, dass "wir daraus lernen." Unter der Woche ging es für den Tabellenführer aufgrund der schwierigen Platzverhältnisse an der heimischen Kollaustraße für einen Kurztrip nach Mallorca, wo man dieses Duell aufarbeitete und sich mit Fokus auf das Aufeinandertreffen mit den Löwen vorbereitete. Behandelt wurde das Ganze wie eine normale Trainingswoche, ein zusätzliches Trainingslager sollte der Aufenthalt auf dem Trainingsgelände von RCD Mallorca nicht sein. Wieder mit dabei ist nach seiner Reise zum Asien-Cup auch Kapitän Jackson Irvine, für den das Spiel in Magdeburg noch zu früh kam. Anders als Etienne Amenyido, der mit Rückenproblemen in Hamburg blieb, und der zuletzt angeschlagene Simon Zoller könnte der Australier gegen die Eintracht schon wieder ein Startelf-Kandidat sein. Bestenfalls soll er dann mitwirken und auch dafür sorgen, dass die Gastgeber den Vorsprung auf den drittplatzierten Stadtrivalen ausbauen oder zumindest gleich halten können.

Foto: DFL/Getty Images/Alexander Scheuber