In Eintracht für Eintracht?
Stellungnahme zum Flyer der Ultra-Szene
An unsere Ultra-Szene: Nachdem Ihr Euch die Arbeit gemacht habt, einen Flyer großflächig innerhalb Braunschweigs zu verteilen und an die Sponsoren von Eintracht Braunschweig zu verschicken, haben wir uns entschlossen, Euch ebenfalls sowohl öffentlich als auch sehr offen im Einzelnen darauf zu antworten.
Ihr bezeichnet die Leistung der Spieler als desolat. Mal davon abgesehen, dass in unserer Wahrnehmung die Leistungskurve nach oben zeigt: Wir spielen gegen den Abstieg und müssen zusammenhalten. Glaubt Ihr allen Ernstes, dass diese Art der Kritik unserer Mannschaft, die in jedem Spiel versucht, alles zu geben, den Rücken stärkt?
Findet Ihr es tatsächlich suspekt, mit der – das sei nebenbei erwähnt – zweijährigen Verlängerung des Vertrags mit unserem Geschäftsführer Sport Planungssicherheit herzustellen und nach dem Hin und Her der vergangenen Jahre ein Zeichen für Kontinuität zu setzen?
Das Aufstiegstrikot „Am Ende kackt die Ente“ und das Mother City T-Shirt haben sich extrem gut verkauft, die Käufer waren anscheinend nicht peinlich berührt. Wann seid Ihr bereit, zu akzeptieren, dass es in Eintracht Braunschweigs Fangemeinschaft unterschiedliche Geschmäcker gibt und Ihr den anderen nicht vorschreiben könnt, was sie gut zu finden haben?
Wir äußern uns sehr wohl zu Fanthemen, dies sind aber nun mal nicht ausschließlich Ultra-Themen. Wir rühmen uns auch nicht mit dem ehrenamtlichen Engagement von Fans, indem wir es uns zu eigen machen. Wir haben uns aber sehr über den Zusammenschluss unserer Fanbetreuung mit verschiedenen Fanorganisationen zu „Eintracht hilft“ gefreut und sind immer gern dem Wunsch des Aktionsbündnisses nachgekommen, über unsere Kanäle von den verschiedenen Aktivitäten zu berichten. Findet Ihr diese Wertschätzung unzureichend?
Ihr schmäht unseren Präsidenten, den viele von Euch noch vor drei Monaten als Mitglieder der Fanabteilung des Vereins gewählt haben, als uneinträchtigen und schwach auftretenden Übergangspräsidenten. Und warum? Nur weil dieser sich nicht bedingungslos in der Öffentlichkeit vor Euch gestellt hat, als Ihr es mit dem völlig aus dem Ruder gelaufenen Motivations-Trainingsbesuch geschafft habt, mit 150 Mann gegen die Corona-Regeln zu verstoßen, Hass-Parolen skandiert habt und ein Mitarbeiter des Fanprojekts, der sich dazu hat hinreißen lassen, Euch verbotenerweise den Stadionzugang zu ermöglichen, von seinem Arbeitgeber freigestellt worden ist? Sehr viele Fans und Mitglieder unserer Eintracht sind mit diesem Verhalten und dem daraus in der Öffentlichkeit entstandenen Bild in keiner Weise einverstanden. Seid Ihr Euch wirklich nicht im Klaren darüber, dass sich ein Präsident als offizieller Vertreter von Eintracht Braunschweig nicht einfach hinstellen kann und diese Vorfälle verniedlicht oder gar gutheißt?
Wir sind unseren Fans und Partnern ungemein dankbar für ihren Verzicht auf Rückerstattung ihrer Dauerkarten in der vergangenen Saison und den Kauf speziell von Soli-Dauerkarten in dieser Saison. Dieser Akt von Solidarität und Verzichtsbereitschaft hat es uns ermöglicht, finanziell handlungsfähig zu bleiben und die Herausforderung 2. Bundesliga anzunehmen. Sobald sich die Lage dahingehend entspannt hat, dass wieder mehr als nur ein paar Prozent Zuschauer ins Stadion dürfen, freuen wir uns darauf, die „Wall of Fans“ als sichtbares Zeichen der Verbundenheit im Beisein unserer Fans zu enthüllen.
Anders als von Euch behauptet, haben wir ein großes Interesse daran, trotz der momentan eingeschränkten Möglichkeiten mit unseren Fans im Dialog zu sein. Das ist uns für die breite Masse unserer Fans in dieser Saison nicht so gelungen, wie wir es uns selbst vorgenommen hatten. Auf der JHV vor drei Monaten haben wir angekündigt, eine digitale Fanversammlung durchführen zu wollen, in der Woche nach dem Heimspiel gegen Sandhausen werden wir mit einem digitalen Format des sportlichen Bereichs den Anfang machen. Darüber hinaus hat es seit Beginn der Corona-Krise vor elf Monaten diverse Dialogtreffen von Verantwortlichen aus Präsidium, Geschäftsführung und Aufsichtsrat mit Vertretern der Fanabteilung, der Initiative Eintracht, dem FanRat e.V. auch mit Beteiligung der Ultra-Szene gegeben. Die Initiative dazu ging sowohl von Fanvertretern als auch von Verantwortlichen bei Eintracht aus. Wir sind nicht großkotzig, wie Ihr schreibt, dafür aber für jeden sachlichen Dialog offen. Wenn Ihr Redebedarf habt, warum kommt Ihr nicht einfach auf uns zu?
Leider können unsere Fans aktuell nicht im Stadion dabei sein, wenn unsere Mannschaft zuhause oder auswärts aufläuft. Wir alle leiden gemeinsam unter dieser Situation, für die wir nichts können. Allein schon durch die besonderen Einschränkungen der Corona-Pandemie ist es wichtiger denn je, zusammenzustehen und der Mannschaft so gut es geht den Eindruck zu vermitteln, dass die ganze Stadt, die ganze Region hinter ihr und der Mission Klassenerhalt steht.
Bitte überlegt Euch als Ultras, wie Ihr in dieser Situation konstruktiv dazu beitragen könnt. Und überlegt Euch mal grundsätzlich, wie Ihr gesehen werden wollt: Eher als schwarzgekleideter Mob, der seine eigenen Regeln und Rechte macht und den Verein ab und zu durch Abbrand von Pyrotechnik viel Geld kostet und billigend gesundheitliche Beeinträchtigungen anderer Stadionbesucher in Kauf nimmt? Oder eher als Speerspitze einer positiven blau-gelben Fankultur, die sich durch gute Stimmung und großartige Choreografien sowie soziales Engagement auszeichnet. Ihr seid ein Teil der aktiven Fanszene innerhalb der Eintracht-Fangemeinschaft, wo jeder Fan gleich viel wert ist. Es gibt keine Fans, die wichtiger sind als andere und somit kann es auch für niemanden einen Elitebonus geben. Verein und Profifußball-Bereich stehen für einen sachlichen und offenen Dialog immer zur Verfügung. Wir stehen aber auch in Verantwortung gegenüber unserem Verein, unseren Fans, unseren Sponsoren und auch der Öffentlichkeit. Daher haben wir eine klare Haltung zur Verletzung von Regeln und Grenzen und werden diese im Falle eines Falles auch klar kommunizieren.
In der Hoffnung, dass wir in Zukunft wieder mehr in Eintracht für Eintracht leben. Denn niemand ist größer als der Verein.
Mit blau-gelben Grüßen
Das komplette Präsidium des BTSV Eintracht von 1895 e.V.
Der komplette Aufsichtsrat der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA
Die Geschäftsführung der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA